Hallo zusammen,

ich hatte gerade eine Idee, von der ich gerne wissen würde, wie realistisch sie ist. In meiner Wohnung habe ich eigentlich keinen Platz mehr für eine weitere Kolonie, aber ich habe noch 2 Balkone...

Ihr merkt schon, worauf es hinaus läuft, oder?

Bislang hatte ich vor allem wegen der Winterruhe keine Lust, einheimische Arten zu halten. Ich frage mich immer noch, wie man das bei einer großen Kolonie (im großen Becken) überhaupt umsetzen kann, aber egal, darum soll es hier nicht gehen. Aber der Balkon müsste für eine einheimische Art doch eigentlich gut geeignet sein, oder? Sie haben dort immer natürliche Temperaturen und auch die Luftfeuchtigkeit wäre die selbe wie für Kolonien in Freiheit. Ich habe einen Ost- und einen Westbalkon, da könnte ich also auch unterschiedliche Habitate anbieten. Der Westbalkon bekommt natürlich viel mehr Sonne und ist auch größer. Außerdem liegt er direkt vor dem Wohnzimmer, wäre also mein Favorit. Im Sommer kann es dort schon mal richtig warm werden, aber zumindest vor direktem Sonnenlicht könnte ich schon einen Schutz bauen, Sonnenschirme stehen dort sowieso. Im Winter wird es dort natürlich auch frieren, im 4. Stock aber nicht so schlimm wie am Boden. Somit wäre auch die Winterruhe nicht mit Umständen für mich verbunden. Sie würden einfach das ganze Jahr draußen bleiben und müssten sich mit den Bedingungen arrangieren. Eine Art, die mit diesen Bedingungen zurecht kommt, gibt es doch bestimmt. Bei einer polymorphen Art könnte ich mir sogar Freigang für die kleinen Arbeiterinnen vorstellen (die Idee habe ich von einem anderen User hier aus dem Forum).

Hat irgendjemand Erfahrungen mit einer solchen Haltung? Habe ich bei meinen (ersten) Ãœberlegungen etwas Wichtiges vergessen? Geht das?

Grüße vom Pinco

Du solltest die Anlage so bauen dass Du sie Ende Herbst mit Styroporplatten oder andere Wärmedämmplatten einfach (auf allen Seiten, auch unten) abdecken kannst! So könntest Du wahrscheinlich verhindern, dass es darin gefriert! Du kannst dann in der Anlage einen Temperaturfühler anbringen!

Welche Art, vielleicht Camponotus ligniperda!

Gruss

Du musst bedenken, dass der Boden draußen ziemlich gut isoliert und selbst wenn die Temperatur im Winter deutlich unter den
Gefrierpunkt sinkt, bleibt es in einem Erdnest für die Ameisen erträglich. Bei einem Becken auf dem Balkon ist diese natürliche Isolation
nicht gegeben und du wirst das ganze irgendwie selbst isolieren müssen, was sich bei einem entsprechend großen Becken schwierig gestalten
könnte (Gewicht, passende Isobox).

Was Arten angeht, kommen mir bei der Vorstellung eines solchen Projekts vor allem solche in den Sinn, die sowieso gerne an und in Häusern
leben, vor allem Vertreter der Gattung Camponotus. Da wäre die Gefahr, dass sie im Falle eines Ausbruchs dein Haus zerstören auch
nicht ganz so hoch, wie bei Lasius brunneus. Temnothorax sp. wären auch eine Idee; minimaler Platzbedarf und sehr frostresistent,
aber die wären wahrscheinlich eine Nummer zu klein oder?

Wäre auf jeden Fall super, wenn es dazu auch einen Bericht gibt. Gutes Gelingen!

Heyhey,

Mit dem Gedanken habe ich auch schon gespielt. Das Problem ist das Nest. Die meisten Nester sind ja in der Regel im Boden (tief) wodurch im Sommer es nicht so heiß und im Winter nicht extrem kalt wird.

Man müsste das mit einer Art machen die Temperaturschwankungen auch im Nest gut ab kann. Und wie du sagts, keine direkte Sonne aufs Nest.

Meine Idee war bisher einen recht große Arena vielleicht 30x30 mit Substrat füllen. Das Als Nest verwenden oder aus Kostengründen vielleicht einen großen Blumenkübel. In der Mitte sollten die Temperaturschwankungen vielleicht nicht so extrem sein. Könnte man vielleicht mit einem Messfühler mal über mehrere Wochen nachmessen.

Ich lasse dir da gerne den Vortritt 😅

Grüße Wolfi

Hiho,

Du könntest die komplette Anlage direkt auf einen Deckel einer passenden Styropor Kiste stellen. Dann stülpst du im Herbst einfach die Kistee über das Formicrium.

LG Christian

Hallo zusammen

und danke für eure Anregungen. Aber wie gesagt, es war erstmal nur so eine Idee. Dieses Jahr werde ich bestimmt noch nicht an die Umsetzung gehen. Im Moment sehe ich noch zu viele Probleme, vor allem die Sonne auf meinem Westbalkon. Die dürfte wohl zu hohen Temperaturen im Nest führen. Mein Balkon ist auch nicht riesig und in letzter Zeit besuchen mich auch häufiger Eichhönchen und manchmal leider auch Mäuse.

Tja, es wird wohl bei der Idee bleiben.

Grüße vom Pinco

Die Sonne, bzw. zu hohe Temperaturen sind sicherlich das hauptsächliche Problem.
Auch der Frost im Winter wird nicht von allen einheimischen Arten vertragen, selbst weiter über dem Boden (4 Stock) könnte das problematisch werden.
In der Natur können im Boden lebendende Arten sich tiefer in die Erde zurückziehen, das sowohl bei Wärme wie bei Frost.

Selber halte ich, seit ein paar Jahren, Camponotus ligniperda ganzjährig draußen.
Die kommen gut mit Frost zurecht, diesen Winter hatten sie -20°C.
Selbst 38°C im Sommer gingen klar.
Es stellt sich ein Problem ein, auf das man sicherlich nicht gleich kommt, letztes Jahr haben sie es gerade so geschafft vorm Winter die letzten Puppen durch zu bringen.
Ursache dafür, ein verspäteter Start im Frühjahr.
Durch längere Zeit tiefere Nachttemperaturen, kam das Brutgeschäft erst späte in Gange.
Da hilft es auch nicht, dass es am Tage schon gut warm wird.
Rückzugsmöglichkeiten für die Nacht in tiefere, wärmere Bodenschichten sind ja auch nicht gegeben.

Bei einer polymorphen Art könnte ich mir sogar Freigang für die kleinen Arbeiterinnen vorstellen.
Ja/nein, alles was sie an kleinerer Brut durch die Ausgangsöffnung bekommen, könnte bei geeigneter Umgebung ausgelagert werden.
Auch beobachtet, die Königin durch ein zu kleines Loch zu zerren.
Ameisen können, wenn es nicht will ziemlich rabiat werden, nicht jede Königin überlebt das.

Wie auch immer, eingesperrte Haltung in der Natur, das hat was.
Grüße Wolfgang