Nr. 4: 01.09.2024
Neue Kolonie - 24.08.2024
Im letzten Post habe ich erwähnt, dass der Versand der Kolonie nicht möglich war, aufgrund der Temperaturen und ich die Kolonie dann selbst abgeholt habe; Zu erwähnen ist noch, dass ich sie von einem anderen Händler abgeholt habe, die Bestellung beim ursprünglichen Händler hab ich storniert.
Tja das mit dem stornieren scheint dann doch nicht so geklappt zu haben, da die ursprüngliche Kolonie ebenfalls angekommen ist.
Also hatte ich nun zwei Ameisenkolonien. Wunderbar, hätte mich sehr gefreut, aber es ist zwei mal die gleiche Art, weshalb ich sie schon zurückschicken wollte.
Meine Freundin meinte jedoch
"die müssen doch bestimmt Hunger haben, können wir denen nichts geben?" Und so hab ich ihnen im RG einen kleinen tropfen Honig angeboten, woraufhin mehrere Arbeiterinnen angestürmt kamen um vom Honig zu trinken. Ein wirklich rührender und schöner Anblick, vor allem da wir das bei Kolonie 1 nie so richtig beobachten konnten.
Meine Freundin hatte die Kolonie 2 ins Herz geschlossen (und ich natürlich auch) weshalb wir beschlossen haben, beide zu behalten.
Kolonie 2 alias "MasterClass" (Name ist von meiner Freundin, welche die "Patenschaft" für diese Kolonie übernommen hat)
Nach dem Honig folgte noch eine Spinne, welche hier im RG zu sehen ist.
Es sind neben der
Gyne noch 6 Arbeiterinnen +
Brut. Alle wohlauf.
Ich werde mich bei dem Haltungsbericht hauptsächlich auf Kolonie 1 (alias "Jimmies" - ja ich weiß, dass es aktuell nur Weibchen sind, aber ich mag einfach den Klang
) konzentrieren. Dennoch will ich ein paar Erfahrungen mit der neuen Kolonie nicht vorenthalten.
Neues Setup - 26.08.2024
Es sollte ein neues Setup her und im Gegensatz zu den "Jimmies" wollte ich der "MasterClass" etwas selber bauen. Glücklicherweise hatte ich noch ein altes Aquarium, welches vorerst als Arena dienen kann. Ich musste lediglich einen Deckel anfertigen und die Silikonfugen etwas bereinigen (zumindest hab ich es versucht... Das macht echt keinen spaß
).
Für die Belüftung durch den Deckel hatte ich noch ein Mesh aus einem anderen Projekt übrig, ich wusste nur nicht ob es auch "Camponotus-Sicher" ist. So kam ich dazu prompt einen kleinen Versuch zu starten:
Ich habe das Mesh vor den Nesteingang der "Jimmies" platziert um zu sehen, ob sie da durch kommen oder nicht.
Siehe da, nach einer kurzen Untersuchung wurde ein Ausbruchversuch mit knabbern und kopfdurchstecken unternommen, ohne Erfolg. Das Mesh war also Ausbruchsicher und konnte für den Arenadeckel der "MasterClass" eingesetzt werden.
Bei dem Versuch habe ich übrigens eine sehr interessante Beobachtung machen dürfen:
Bei Ersteinrichtung der Arena haben die "Jimmies" den zweiten (mit feinem Mesh verschlossenen) Arena Zugang (nennen wir ihn Ausgang B) nur kurz registriert und dann nie weiter beachtet. Nach meinem Versuch, also der Vorstellung eines Meshs als Hindernis vor dem Nesteingang, bei dem eine Arbeiterin einen Ausbruchsversuch gestartet hat, hatte ich den Nesteingang wieder frei geräumt. Das interessante dabei ist, dass am selben Abend, zwei Arbeiterinnen einen Ausbruchversuch an Ausgang B gestartet haben. Sie haben versucht das feine Mesh an verschiedenen Stellen durchzubeißen. Und das über mehrere Minuten.
Was könnte man daraus schließen?
1. Die Ameisen scheinen die Struktur oder das Material des Meshs als temporäres Hindernis registriert zu haben.
2. Entweder haben sie sich das Layout der Arena abgespeichert und wussten um Lage und Beschaffenheit (Material) von Ausgang B, oder die Ameise aus dem Versuch ist zufällig auf Ausgang B gestoßen und hat das Material erkannt.
3. Da bei meinem Versuch nur eine Arbeiterin mit dem Mesh interagiert hat, beim Ausbruchsversuch aus Ausgang B jedoch zwei Arbeiterinnen involviert waren, muss eine Art Rekrutierung erfolgt sein, entweder durch Pheromone oder durch anderweitige Kommunikation. Da der Lernprozess nur durch eine Ameise stattgefunden hat, muss das mittel zur Rekrutierung überzeugender sein als die Auffassung der zweiten Arbeiterin, welche bisher nicht wusste, dass das Mesh ein temporäres Hindernis sein kann.
4. (Dieser Punkt ist weniger allgemein interessant; mehr für meine Haltung) Da der Ausbruchsversuch an Ausgang B über mehrere Minuten hinweg und mit zwei Arbeiterinnen erfolgt ist, was Zeit und Energie kostet, könnte man daraus schließen, dass ein räumlicher Bedarf besteht. Welcher Bedarf es genau ist, lässt sich ohne weiteres nicht sagen, aber es könnte entweder ein optimaleres Nest sein, oder eine größere Arena.
Zurück zum neuen Setup: Bei der Anfertigung des Deckels ist mir erstmal wieder klar geworden, warum ich die Arena von Kolonie 1 nicht selber machen wollte: Es sieht einfach nicht gut aus. Es wird seinen Zweck erfüllen, aber optisch sicher kein Highlight sein.
Hier ein Bild vom fertigen Setup:
Eingerichtet von meiner Freundin
.
Futter - 24.08.2024
Als Futter habe ich bisher immer auf Haushaltsbeiprodukte wie Spinnen oder Silberfischchen gesetzt. Um ein wenig Abwechslung in die Ernährung der Kolonie reinzubringen habe ich das ganze jetzt durch Heimchen und Fruchtfliegen aus der Zoohandlung ergänzt.
Die Milbenpräventivmaßnahmen sehen dabei so aus, dass ich die Heimchen eingefroren habe. Bei den Fruchtfliegen habe ich die Hoffnung, dass die parasitären Arten sich nicht auf Ameisen übertragen, aufgrund der starken Unterschiede zwischen Ameise und Fruchtfliege was Körperbau angeht. Phorentische Milben, welche die Fruchtfliegen nur als Transportmittel nutzen, sollten auch für die Ameisen kein Problem sein. Bei den Heimchen könnte das Risiko höher sein, deshalb die Präventivmaßnahme.
Vor dem Einfrieren habe ich die Heimchen noch etwas angefüttert. Als Futter gab es ein paar Gurkenscheiben:
Nach dem Einfrieren habe ich die Tiere aus der Transportbox in eine kleine Dose umgeräumt, um eine spätere Fütterung komfortabler zu machen:
Auf der Box steht übrigens was von 120 Heimchen. Gezählt habe ich 80, also nur 2/3 der Angegebenen Menge. Ich frage mich ob das eine Ausnahme oder die Regel ist.
Bestand 28.08.2024
So sieht es aktuell bei den "Jimmies" aus. Ich konnte mir für das Bild leider nicht so viel Zeit nehmen. Eigentlich hatte ich gar nicht vor Nest zu stören, aber wie das nun mal so ist wenn man Besuch hat und die Frage aufkommt "Ja wo sind denn die Tiere nun?", da ist man schon mal gewillt die Abdeckung kurz runterzunehmen. Die Gelegenheit habe ich dann genutzt um direkt einen Schnappschuss zu machen.
Wider meiner Erwartung wurde noch keine Arbeiterin entsorgt. Es sieht so aus, als wenn es allen gut geht. Heute hat eine Arbeiterin mit einem verkrüppelten Bein die Kundschaft übernommen. Womöglich hat es sich dabei um das Tier gehandelt, welches ich in Bericht Nr. 3 als "wankend" bezeichnet habe.
Den Nesteingang wurde jetzt ein wenig mit Kies verschlossen (etwa 20-30%). Ich kann nur Vermutungen anstellen, weshalb das so verzögert an kam. Entweder es handelt sich um eine Klimaregulierung, oder um Nestschutz. Die Anpassung erfolgte nach der ersten Fruchtfliegen-Lebendfütterung. Womöglich wird die zuvor "sichere" Umgebung jetzt etwas risikoreicher eingestuft, nachdem lebende Fruchtfliegen erspäht und erlegt wurden, oder der Vorrat an Proteinen ist so weit gestillt, dass ein schnelles rein und rauskommen weniger wichtig ist, als ein geschützter Eingang. Oder aber die Deckung mit Proteinen hat die Kundschafter dazu veranlasst, weniger zu Kundschaften und sich mehr mit dem Nestbau zu beschäftigen.
Was als nächstes?
Als nächstes folgt wohl die
Winterruhe. Die
Larven scheinen sich noch im selben Stadium wie zu meinem letzten Bericht zu befinden, oder wenn überhaupt ein Stadium weiter. Ich hatte noch gehofft, dass die Entwicklung der
Brut vor der
Winterruhe abgeschlossen sein könnte, jedoch sieht es aktuell so aus, als wenn mit den
Larven überwintert wird. Ich werde die Fütterung im September verringern und bis Mitte September vollkommen einstellen, um ein verpuppen zu verhindern, wenn die Ameisen das nicht selbst schon so geplant haben.
Aktivität ist zu diesem Zeitpunkt schon eingeschränkt, aber noch leicht vorhanden.