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Odontomachus sp. und Camponotus sp. - Haltungserfahrungen

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Odontomachus
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Joachim

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#1 Odontomachus sp. und Camponotus sp. - Haltungserfahrungen

Beitrag von Joachim » 2. Februar 2003, 19:58

Die kalte Jahreszeit lässt die Odontomachus und afrikanischen Camponotus ja eher unberührt. Trotzdem entwickeln sie sich lange nicht so gut wie im Sommer. Vielleicht weil das Zimmer kälter geworden ist, oder aber weil ich ihnen nur noch einseitige Nahrung bieten kann (Grillen).

Bei den Camponotus hat wie auch im November 2001 auch im November 2002 eine Brutpause eingesetzt, diesmal aber deutlich früher als 2001. Diese Brutpause ist letzte Woche zu Ende gegangen, es sind wieder Eier und Puppen im Nest, die Kolonie ist seitdem auch merklich aktiver geworden. Spinnen und andere "freie" Tiere sind hier im Zimmer dadurch zu einer echten Seltenheit geworden, was mich aber nicht unbedingt unglücklich macht ;)
Die Kolonie hat, wie auch beim letzten Ytong Nest, unter dem Ytong Stein ein zweites Nest angelegt. Die Königin bleibt aber im der Scheibe zugewandten Teil des Nestes. Sichtbar sind etwa 200-250 Ameisen, die Ameisen unterhalb des Nestes schätze ich anhand der im September geschlüpften Puppen auf etwa 200 Arbeiter, sie werden da unten sicher wie beim letzten Mal auch viel Brut haben. Aber solange Königin und ein Teil der Kolonie noch im eigentlichen Ytong Nest bleibt, solls mir recht sein ;)

Die Odontomachus werden schneller größer, als ich zuerst erwartet habe. So große Kolonien wie diese konnte ich in der Waldregion am Strand in der dominikanischen Republik nur selten ausmachen. Dazu ist noch zu sagen, dass alle frei lebenden Kolonien die ich fand nur eine Königin hatten, während die Kolonie in meinem Zimmer nun schon etwa 30-40 Königinnen hat. Trotzdem kann nur eine davon die befruchtete sein, die Eier legt, und es wird immer unmöglicher herauszufinden welche das genau ist.
Da die Ameisen sich als sehr geschickte Nestbauer herausgestellt haben, kann ich ihre genaue Anzahl nicht bestimmen. Inzwischen jagen sie auch nicht mehr alleine und nehmen die Beute auch nicht mehr mit ins Nest. Wenn ein Arbeiter eine Grille entdeckt, lähmt er sie zwar alleine mit seinem Stachel, läuft dann aber wieder zum Nest zurück. Einige Minuten später ist dann eine Kolonne von 30-40 Arbeitern und Königinnen bei der Grille und zerstückelt sie noch am Fundort. Die nicht essbaren Teile bleiben dann einfach liegen. Diese Änderung im Verhalten muss gar nichts größeres bedeuten. Die Kolonie ist inzwischen aus dem Ytong Nest herausgewachsen und hat anscheinend im gesamten Boden der mittleren Insel neue Nestkammern angelegt. Also wenn die Grille schon über einem Teil des Nestes liegt, brauchen sie sie ja nicht mehr großartig zu tragen. Die Kolonne ist auch sehr flexibel. Ständig gehen Arbeiter und Königinnen weg, während neue hinzukommen und weiter fressen. Vielleicht tun sie es so, da sie anscheinend keinen Futteraustausch betreiben, und jede so das Optimum an Fressen abbekommt. Zuckerkörner nehmen sie auch nach wie vor mit Begeisterung entgegen. Diese werden Stück für Stück ins Nest transportiert, wo sie verzehrt werden.
Ich konnte nach wie vor noch nie einen Futteraustausch (Trophallaxis) beobachten. Gespannt bin ich aber bei der weiteren Entwicklung, ob im September wieder Geschlechtstiere ausgebildet werden. Am 18.9.2002 hab ich das erste Mal bei der Kolonie die Geschlechtstiere bemerkt, ein paar Wochen danach sind sie ausgeflogen.


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#2

Beitrag von Joachim » 4. Februar 2003, 04:11

Uff, um 3:19 Uhr morgens, am 4.2.2003, haben die Odos einen Massenumzug gestartet. Was für ein Anblick, bin ich froh dass ich schon um 1:30 nach Mitternacht aufgestanden bin! Ich habe keine Ahnung was der Auslöser war, die Lichtverhältnisse sind wie jede Nacht konstant, und ich saß schon 2h am PC und habe gearbeitet. Nur zwischendurch habe ich den Graben aufgefüllt, aber der Umzug kam erst 30 Minuten danach.
Alle Ameisen aus dem Ytong Nest (rechte insel) sind jetzt in das Erdnest in der mittleren Insel geströmt. Der Umzug ging sofort vonstatten, durch die riesige schwarze Masse anfangs bin ich sofort aufmerksam geworden. Der Umzug dauerte exakt 41 Minuten, dann hatte die letzte Ameise das Nest nach mehrmaligen Durchsuchen nach Brut verlassen. Mit der Königinzahl lag ich in etwa richtig, es sind 34 aus dem Ytong Eingang gekommen. Es dürften schon etwa 10 im Nest in der Mittelinsel gelebt haben, also sind es 45-50 Königinnen. Aber wie gesagt, es dürfte nur eine davon befruchtete Eier legen können. Arbeiter sind etwa 300 aus dem Nest getrömt. Die Arbeiter in den "hängenden Gärten" und im schon vorher bestandenen Mittelnest schätze ich auf etwa die Hälfte. Also dürfte die Kolonie jetzt 450-500 Arbeiter haben. Puh, da stehe ich doch glatt jeden Tag um 1:30 auf!!!


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#3

Beitrag von Joachim » 4. Februar 2003, 15:24

Hmm...Jetzt wo ich aus der Schule komme, sitzt der Großteil der Ameisen wieder brav im Ytong Nest...das Nest auf der mittleren Insel war wohl doch zu klein. Nicht das es mich stören würde, aber was sollte der ganze Umzug dann? Naja wenigstens konnte ich die Königinnen zählen und die Arbeiter schätzen, zudem hab ich jetzt einen Überblick über die Brut. Mal sehen wie die Entwicklung im Frühjahr weitergeht.


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#4

Beitrag von Joachim » 13. Februar 2003, 21:40

Bei den Camponotus ist eine Grille in den Nesteingang gelaufen. Das hat sie so in Panik versetzt, dass nun über 75% der Kolonie in den Kammern unter dem Ytong Nest sind. Königin und ein Viertel der Bevölkerung sind noch im Ytong selbst. Zudem haben sie den Nesteingang sowohl zum Ytong als auch zum Nest unter dem Ytong fast komplett mit Erdmaterial abgedichtet.

Die Odontomachus sind inzwischen wieder ins Mittelnest gezogen, eine Stunde später wieder zurück ins Ytong. Die Ursache der Umzüge ist für mich jetzt ersichtlich: Wenn ich den Wassergraben auffülle, wird ihr Nest schnell feuchter. Als Vorsorge für eine Überflutung bringen sie die Brut kurzzeitig ins Erdnest auf der mittleren Insel.


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#5 Wüstenameisen melken Läuse??

Beitrag von Joachim » 5. Juni 2003, 15:08

Also ich wollte bei den afrikanischen Camponotus schon immer mal probieren, wie sie auf deutsche Läuse reagieren. In Tunesien konnte ich sie nie beim Laushalten beobachten, habe die Idee also mit dem Vorurteil verworfen, die Läuse wären nur gutes Futter. Wieder einmal habe ich mich geirrt...

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Ich bitte das Verwackeln zu entschuldigen, aber meine Hand war so zittrig als ich das heute früh entdeckt habe...

Ich stand um 6 Uhr auf, da sind die Camponotus meist noch aktiv. Auch dieses Mal war das der Fall, viele Aufklärer waren im Zimmer unterwegs. Wie ich bereits erwähnte, kennen sie inzwischen das Zimmer in und auswendig. Sobald sie Stellen oder Dinge entdecken, die vorher anders waren oder die vorher nicht dort standen, wird es rege untersucht.

Für die neue Lasius fuliginosus Kolonie habe ich mir ein paar Lauspflanzen angesetzt. Diese habe ich ausgegraben, und wollte mit dem Verbinden warten, bis die Pflanzen sich erholt haben. Doch die Camponotus waren wohl wieder schneller: Durch ein abgeknicktes Blatt fanden sie den Weg auf eine Lauspflanze, heute morgen war schon eine rege Straße dorthin unterwegs. Selbst die großen Majors kletterten an den dünnen Trieben empor, um schließlich geradezu "profihaft" den Honigtau der Läuse zu ergattern, wie man es schon von einheimischen Arten gewohnt ist.

Hat schon jemand in ihrem natürlichen Umfeld je Lauskolonien beobachtet und gesehen, dass die Camponotus diese besucht haben?


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#6

Beitrag von Joachim » 16. August 2003, 00:38

Nach dem Urlaub ist das Odontomachus Volk ziemlich zusammengebrochen, da sie keinen Futteraustausch betreiben und auch nicht viel im Kropf speichern können, es sind jetzt noch etwa 150 Arbeiterinnen. Inzwischen hat die Kolonie die ersten Geschlechtstiere, frisch geschlüpfte, noch orange gefärbte Männchen. Diese sind leichter zu unterscheiden als ich dachte, denn sie besitzen im Gegensatz zu den Weibchen keine Schnappkiefern. Mal sehen ob Mitte September sich wieder die ersten geflügelten Königinnen zeigen.

Die Camponotus haben sich den Urlaub durch nicht beirren lassen, das Volk hat über 1000 Arbeiter und weiterhin gewaltige Reserven. Vor dem Urlaub wollte ich durch eine gezielte Abnahme des Lebendfutters auch die Brutproduktion ein wenig bremsen, doch sie verwerten selbst den kleinsten "Müll" (ich nenns mal so) den sie in den vier Wassergräben um den Tisch finden, um es dann sofort in neue Ameisen umzusetzen. Ab jetzt füttere ich sie wieder normal, bisher erfolgt keine Reaktion auf zusätzlich angebotene Nester. Spätestens jetzt denke ich, es war eine sehr gute Entscheidung der Kolonie den gesamten Tisch zur Verfügung zu stellen, wenn das so weitergeht, kann ich das ganze Terrarium selbst als Nest für das Volk verwenden...


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#7

Beitrag von Joachim » 16. August 2003, 00:55

Naja, ich habe unter jedes Tischbein eine Insel gebaut. Manchmal schwimmen ein paar rüber, die sterben dann halt beim Rückweg, da sie den Weg über den Wassergraben nicht mehr finden, aber das Volk produziert hundertmal mehr, und die Pheidole mögen die großen Camponotus Leichen sehr gerne.

Außenaktivität richtet sich bei ihnen eigentlich nicht nach Zeit, sondern rein nach Dunkelheit. Wenn das Licht ausgeht, und mans 15 Minuten später wieder anmacht, gehen einem oft die Augen über wie viele Ameisen dann draußen sind, aber die verschwinden dann schnell wieder im Nest. Ein großer Vorteil, denn durch ständige Beleuchtung kann man einen Ausbruch so sehr gut verhindern. Bei Nahrung im Terrarium werden eben viele Arbeiter auch bei Licht rekrutiert, das macht wenig Probleme, nur sind bei Licht eben nur 5-10 Arbeiter draußen beim fouragieren, viel beobachten lässt sich also ohne Futterzugabe bei Licht nicht.


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#8

Beitrag von Joachim » 10. September 2003, 14:30

Ich habe gerade das Odontomachus Volk isoliert (im Waschbecken geht das nach wie vor prima mit ihnen), die Nestkönigin ist leider, wie schon vermutet, wohl nicht mehr zum Brüten imstande. Ich habe sie in der Tic Tac Schachtel gefunden, zusammen mit den meisten Arbeitern, aber sie konnte schon kaum mehr laufen. Gestern ist sie im Beobachtungsnest gestorben ;(

Die Arbeiter legten auch diese Nacht wieder ein neues Batzen Eier, Puppen sind jedoch keine mehr da. Die Kolonie hatte, trotz Flügen von einigen Männchen jede Nacht, noch 17 Männchen in der Kolonie. Es macht wohl nicht viel Sinn, sie noch im Beobachtungsnest zu halten, es ist auch keine unbegattete Königin mehr da, die hatte die Kolonie im Frühjahr "aussortiert".

Es sieht also wirklich danach aus, als ob Königinnen von Odontomachus nur einige Jahre alt werden, in "The Ants" findet sich ja auch die Altersangabe von 4 Jahren. Die Kolonie hat jetzt 2 Jahre in Haltung gelebt, wie alt sie im Freiland war, kann ich nicht sagen, aber das Volk dort war schon relativ groß, sie dürfte also auch schon wenige Jahre auf dem Buckel gehabt haben.

Der 2 wöchtige Urlaub in Kenia wird sicher auch seinen Teil zum Tod der Königin beigetragen haben, denn da sind über 60% der Arbeiter gestorben.


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