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"Raubtierfütterung" bei Camponotus spp. - Fotos

Fotos von einheimischen und europäischen Ameisenarten.
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Boro
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#9 AW: "Raubtierfütterung" bei Camponotus spp.

Beitrag von Boro » 28. August 2012, 13:18

Die werden ganz schwarz. Ich bekomme nur den Eindruck, dass das Ausfärben bei dieser Art länger dauert. Um das zu beweisen, müsste ich ein paar Tiere "markieren", aber diese Arbeiterinnen sind nicht nur sehr klein (4 - 5 mm), sondern ungemein "ängstlich": Die geringste Gefahr u. sie sind schon weg. Sogar das Füttern ist schwierig, man darf das nicht einfach vor ihre "Nase" hängen, da muss man sehr vorsichtig ans Werk gehen. Ich kann das Futter auch nicht in Nestnähe deponieren, da sind Lasius od. Serviformica dreimal schneller dabei!
L.G.Boro



Mitsch
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#10 AW: "Raubtierfütterung" bei Camponotus spp.

Beitrag von Mitsch » 28. August 2012, 19:49

hallo Boro,
leider habe ich einen Beobachtungsbericht unter völlig falschem Titel "veröffentlicht", Statt einen eigenen Thread zu nutzen, steht er nun unter "Futtertiere werden schwarz" und da hat er wirklich nichts zu suchen.
Seit 36 Stunden lebt das "umgestzte" Solenopsis fugax-Völkchen nun schon ohne Königin, die, ich berichtete darüber, soeben vom Aufgefressenwerden durch die eigenen Kinder, gerettet werden konnte. So langsam scheint sie sich davon zu erholen, jedenfalls sind ataktische Bewegungsabläufe, wie sie noch bis gegen Mittag des zweiten(heutigen) Tages zu beobachten waren, nicht mehr wahrzunehmen. Ein Tropfen Honig, feuchter Sand und Dunkelheit ... mehr kann ich ihr aktuell nicht bieten. Sie nochmals in die Arena zu setzen, wage ich derzeit nicht. Offensichtlich kann ein Queenless Volk, dies mein Eindruck weiter sehr geregelt seiner Tätigkeit nachgehen. Heute morgen ... keine Ameise war zu sehen, auch in den seitlich sichtbaren Gängen tat sich nichts, glaubte ich schon, ... das wars dann wohl. Gegen Mittag war wieder die mich bereits am Vortag stutzig machende sehr gelassene Beschäftigung zu registrieren. Ich kann mir das nur so schlüssig erklären, dass, da Solenopsis fugax polygyn sind, sich in der Lehmkugel wenigstens eine weitere sehr junge Gyne noch im Madenstatus befand. Wie dann allerdings die Befehlsstrukktur funktioniert ..... ???
Sollte die soziale Strukktur doch im Laufe der nächsten Tage zusammen brechen, habe ich vor, die mittlerweile gesunde Königin in ihrem Gefäß mit Wandungsdurchbrüchen, die ein Eindringen von Cäsarinnenmördern zwar unmöglich machen, mögliche Botschaften aber zulassen, in die Arena zu stellen.
Schönen Abend noch Mitsch



Mitsch
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#11 AW: "Raubtierfütterung" bei Camponotus spp.

Beitrag von Mitsch » 28. August 2012, 20:12

hallo Boro
zum "schwarz werden" zwei Mitteilungen/Fragen. Innerhalb welchen Zeitraumes werden die jetzt noch hellen Tiere schwarz ... und zu dem Thema "Futtertiere werden schwarz" Bei Lasius niger habe ich den Eindruck, dass selbst Dattelstücken,
also keine eiweißhaltigen Gewebe/Stoffe mit einem schwarzen schmierigen (Schutz?)Belag quasi überzogen werden. Bei kleineren an den Stacheln des Zitronenbäumchen angebotenen Stücken "Hühnchen" entstand diese Belag binnen Stundenfrist. Hungrige Wespen die ähnliches Interesse an diesen aufgepickten Fasern hatten/haben, zeigten bei Berührung dieses Belags mit den Fühlern sofort Desinteresse. Mir scheint, dass nicht nur Solenopsis fugax (Diebesameise) fremde Brut besprühen und sie somit für den eigentlichen Besitzer geruchlich abstossend zu machen .... auch um in Ruhe unbehelligt fressen zu können ... sondern diese Fähigkeit vielleicht auch bei weiteren Völkern zu beobachten sein wird. Wundern würde es mich nicht wenn dieses doch erfolgreiche Modell bei weitere Stämme zu finden wäre/sein wird.. ...aber was wundert bei Ameisen schon? Mitsch



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Boro
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#12 AW: "Raubtierfütterung" bei Camponotus spp.

Beitrag von Boro » 28. August 2012, 21:09

Hallo Mitsch:
1. Das Ausfärben der Jungtiere dauert sicher ein paar Wochen.

2. Die "schwarzen" Futtertiere sind vergammelt u. sicher von einem Schimmelpilz überzogen. Daher lehnen Wespen diese Nahrung ab.
Das rasche Verderben der Futtertiere wird wohl etwas mit den herrschenden hohen Temperaturen in Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit zu tun haben.
Bei mir gibts nur frisch-tote Insekten, die sofort verzehrt werden. Wenn du weniger Futter anbietest, haben die Tierchen Hunger und nehmen die Beute sofort an.....
L.G.Boro



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AntYoda
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#13 AW: "Raubtierfütterung" bei Camponotus spp.

Beitrag von AntYoda » 29. August 2012, 00:22

Hallo Boro,
wie alle Deine Berichte immer sehr informativ und mit tollen Bildern unterlegt. Meine Frage: sind alle Kolonien in Deinem Steingarten selbst eingezogen oder hast Du auch selbst welche dort angesiedelt?

LG
AntYoda



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#14 AW: "Raubtierfütterung" bei Camponotus spp.

Beitrag von Boro » 29. August 2012, 08:55

Hallo AntYoda!
Die hier genannten 2 Arten wurden von mir in meinem Steingarten angesiedelt, damit ich mich jederzeit mit ihnen beschäftigen kann. Die Arten sind in Mitteleuropa wenig bekannt und über ihre Biologie weiß man auch wenig.
C. lateralis: http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/43188-experiment-mit-camponotus-lateralis-fotobericht.html
C. piceus: wurde mit einer unweit gefundenen dealaten Gyne aufgezogen, dann hier freigesetzt u. jetzt gibt es 2 Nester: Vor einigen Jahren habe ich die Nestteilung einschl. abgewanderter Königin selbst gesehen. Wo die 2 Königin herkam, bleibt ein Rätsel. Anschließend gab es noch 2 Jahre über die Arbeiterinnen Kontakt und "Brutaustausch" (Brut wurde hin und her getragen??). Nun sind sie getrennt u. da beide weibliche Kasten produzieren, muss es auch 2 reproduktive Königinnen geben.
L.G.Boro



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Boro
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#15 AW: "Raubtierfütterung" bei Camponotus spp.

Beitrag von Boro » 30. August 2012, 18:46

Heute habe ich ein kleines Experiment mit C. piceus (Nest I., letztes Mal Nest II) gemacht: Ich wollte die Fertigkeit des Aufspürens einer Nahrung und die darauf folgende Rekrutierfähigkeit testen.
Vorgangsweise:
1. Auslegen einer Beute in der Nähe einer furagierenden piceus-Arbeiterin, aber 1,4 m von ihremNest entfernt.
2. Messen der Zeit bis zur Auffindung der Beute
3. Feststellung des Zeitablaufes bei der Rekrutierung weiterer Arbeiterinnen
4. Beobachtung der Verwertung bzw. des Abtransports der Nahrung

zu 2: Nach 3 Minuten hatte die Arbeiterin die Beute entdeckt und begann sofort mit der Nahrungsaufnahme. Nach weiteren 5 Min. eilte sie in ihr Nest. Entgegen der sonst üblichen gleichmäßigen Laufgeschwindigkeit bewegte sie sich diesmal etwas stockend vorwärts,woraus ich auf das wiederholte Absetzen eines Spurpheromons schließe.
zu 3: Die Arbeiterin kam nach etwa 4 Min. allein zu ihrer Beute zurück. Es dauerte weitere 7 Min. (!!) bis ein weiteres Tier - die ausgelegte Spur nützend - eintraf. In weiteren 6 Minuten (also insges. 17 Min.) waren 5 Individuen vor Ort. In insges. 40 Min. waren max. 10 Arbeiterinnen vorhanden.
zu 4: C. piceus transportiert große Nahrungsstücke nie in ihr Nest, auch nicht in Teamarbeit. Die Verwertung erfolgt nach und nach vor Ort. Entweder wird flüssige Nahrung aufgenommen od. kleine Partikel werden abtransportiert. 2 Stunden nach dem Auslegen des Heimchens, ist dieses kaum "kleiner", die kleinen Ameisen nagen noch immer drauf herum.
Ergebnis u. Schlussfolgerung:
a) C. piceus ist beim Furagieren in einem gleichmäßigen Tempo unterwegs, nur bei Gefahr kann sie blitzschnell reagieren. Sie versucht den festen Boden stets zu meiden und bewegt sich vorwiegend über Gräser/Blätter vorwärts. Das Auslegen einer Pheromonspur erfolgt offenbar (wegen der komplizierten Wegwahl?) nicht durchgehend, daraus folgt, dass nachfolgende Ameisen wiederholt Gräser auf und ablaufen, zwischendurch die falsche Richtung einschlagen usw. Ein enormer Zeitverlust, der sich bei vorhandener Konkurrenz negativ auswirkt.
b) Das Rekrutieren geschieht nicht schlagartig wie bei anderen Arten, sondern einzelne Tiere bewegen sich auf der oben geschilderten Spur nach und nach vorwärts.
c) Die Art hinterlässt einen ungewöhnlich "ängstlichen" und immer fluchtbereiten Eindruck. Auch im Bereich der Beute sind häufig einzelne Exemplare unterwegs, um die nahe Umgebung nach möglichen Konkurrenten abzusuchen.
d) Die Minor-Arbeiterinnen sind klein (ca. 4 mm), die selten auftauchenden Major-Arbeiterinnen messen höchstens 7 mm, also etwa so viel wie eine Serviformica-Arbeiterin. Das Nest ist volkarm, ich schätze zw. 50 u. 100 Individuen.
e) Das gänzlich andere Verhalten von konkurrierenden Arten konnte ich bei der Gelegenheit wieder beobachten: Eine F. fusca vermied zwar den Kontakt mit anwesenden piceus-Arbeiterinnen, versuchte aber durch blitzschnelles Zugreifen die Beute zu stehlen und wegzuziehen.
Eine Lasius niger (hier nur kleine 2 mm-Tierchen) musste ich fangen u. an einem anderen Ort absetzen: Sie wollte allein (!) mehrere piceus-Arbeiterinnen attackieren und hätte bestimmt in kürzester Zeit eine ganze Meute rekrutiert.
Noch schnell ein Foto: Auch bei diesem Nest ist der Anteil furagierender Jungtiere hoch (hier 3 Exemplare):
Bild



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Boro
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#16 AW: "Raubtierfütterung" bei Camponotus spp.

Beitrag von Boro » 21. September 2012, 20:31

Erfolgreiche Haltung motiviert zu weiteren Aktionen....
Eigentlich passt mein heutiges Thema nicht unbedingt zum Titel dieses Threads, obwohl ich auch hier reichlich vom eigentlichen Thema abgeschweift bin. Es hätte auch hierhin gepasst: http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/47419-steingartenbewohner-teil-5-a.html
Es geht wieder um die Haltung einer Art im Freien. Wenn man einen Garten hat, ist dies möglich und man kann eine Menge in der natürlichen Umgebung beobachten. Außerdem erspart man sich die meist etwas komplizierte Überwinterung und dann die ständige Fütterung, das Überwachen d. Feuchtigkeit usw.
Nun, ich habe 2 Nester v. Camponotus piceus im Steingarten, wie aus mehreren Beiträgen ersichtlich wird und zwar schon seit 2007. Aus Nest I ist damals eine Gyne mit einem Teil der Arbeiter abgewandert und hat Nest II gegründet. Beide Nester produzieren seither Arbeiterinnen u. mehr od. einmal weniger Geschlechtstiere (http://www.ameisenforum.de/beobachtungen-im-freiland/47135-fast-synchrones-schw-rmen-bei-c-lateralis-u-c-piceus.html).
In den 6 Jahren hatten die beiden Nester hin und wieder durch einzelne Arbeiterinnen Kontakt, es gab auch zwei Mal einen eigenartigen "Brutaustausch", d. h. Brut wurde über Stunden hin und hergetragen. Den Sinn dieses Ereignisses konnte ich nicht finden.

Kurz und gut: Gestern nachmittag, bei guter Besonnung und nur 15° bemerkte ich zu meiner Überraschung, dass zw. beiden Nestern (inzw. etwa 3 m Abstand) eine dicht belaufene Ameisenstraße bestand. Sofort kam Freude auf, weil sich hier sicher ein paar Hundert Ameisen bewegten und ich dachte immer, beide Nester bestünden aus 50 bis bestenfalls 100 Tieren. Und es gab jede Menge Jungtiere, grob geschätzt würde ich sagen, fast die Hälfte! Das spricht für meine Obhut, die zwischenzeitige Vertreibung gefährlicher Gegner (Lasius niger, L. emarginatus u. Solenopsis fugax) und meine Fütterungsmethoden (hin u. wieder Ahornsirup, 1 Heimchen), womit wir wieder beim Titel dieses Threads angelangt wären.
Auffallend war aber die geringe Zahl an Majoren, insgesamt waren viell. 1 bis 2 Dutzend zu sehen. Aber die eigentliche Überraschung kommt noch: Die Gyne von Nest II wanderte in dieser Straße zu Nest I und verschwand in diesem! Jene 2 Nestpopulationen, die sich 2007 getrennt haben, sind wieder vereint!

Nun stellt sich die Frage: Was veranlasste beide Völker beinahe zu Saisonende zur neuerlichen Vereinigung?
1. Ist es die etwas bessere Besonnung von Nest I gerade jetzt im Herbst, wonach sich eine so thermophile Art sehnt?
2. Ist womöglich die Königin in Nest I verstorben u. wird dort duch die Gyne aus Nest II ersetzt?
3. Oder gibt es jetzt zwei reproduktive Königinnen im Nest, dann besteht Polygynie und nicht Oligogynie!
4. Warum wurde überhaupt keine Brut transportiert. Da gibts ein Problem, ich dachte Camponotus überwintert mit Larven u. teilw. adulten Geschlechtstieren, die dann bereits im Mai schwärmen?! Ich habe anlässlich des Umzuges kein einziges Ei, keine Larve, keine Puppe u. kein adultes Geschlechtstier gesehen. Lt. SEIFERT (2007) überwintern die Geschlechtstiere aller heim. Camponotus-Arten zweimal im Mutternest, einmal als Larve u. einmal als Imago), Dies wurde inzwischen für C. aethiops widerlegt, deren Geschlechtstiere schwärmen noch im Jahre des Schlüpfens und zwar erst im Hochsommer! [Zormann E & G. Heller (2010): Neue Beobachtungen zur Biologie von Camponotus aethiops (Latreille, 1798) (Hymenoptera, Formicidae). - Ameisenschutz aktuell. 1/10: 1 - 8.]
Wie ist es bei C. piceus? Ich werde dieser Frage nachgehen u. überprüfen, ob im Mai Geschlechtstiere schwärmen! Ich halte es aber für unmöglich, dass diese aus Eiern stammen könnten, die im März gelegt werden.
1. Hier kommt Ihre Hoheit, fast immer über Gräser u. Blätter gehend. Die Fortbewegung geschieht langsam, die Arbeiterinnen sind reichlich "nervös"!
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2.Hier u. auf den restlichen Bildern ist die Königin umringt von den Bewachern zu sehen. Die heller gefärbten Ameisen sind Jungtiere aus diesem Jahr!
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3. Die Königin wird nicht wie bei anderen Arten getragen (das wäre wegen des Größenunterschiedes hier nicht möglich) od. gezogen. Sie marschiert selbständig, der Weg über Gräser ist durch Spurpheromone gekennzeichnet.
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4. Die Wanderung über den Boden erscheint dieser vorsichtigen Art zu gefährlich, dieser Weg wird nur bei Fehlen entsprechender Vegetation gewählt.
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