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Raubzüge der Amazonen

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Hoffer
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#33 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Hoffer » 7. August 2012, 16:31

Hallo Boro!
Tolle Bilder! Zu deiner Frage vom 3.7., ich sehe immer wieder dunkelbraune Amazonen (so wie auf deinen Bildern), aber schwarze, bzw. fast schwarze sind mir noch keine untergekommen. Was mir aber gerade aufgefallen ist, dass die dünkler gefärbten Tiere etwas kleiner sind, oder täusche ich mich..., denn das würde meine Theorie, dass die dünkler gefärbten Amazonen schon älter sind, verwerfen.

LG Hoffer.


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Boro
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#34 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Boro » 7. August 2012, 22:21

Hallo NuEM!
Deine Empfindungen sind mir nicht fremd, man darf aber nicht vergessen, dass dieses System Parasit - Wirt einen langen evolutionären Weg hinter sich hat. Die eine Art kann nur mehr auf diese Weise existieren, die andere(n) Art(en) hat (haben) dadurch keinen nachhaltigen Schaden erlitten. Die Wirtsameisen müssen ungleich häufiger als der Sozialparasit sein und so ist es auch. Noch dazu wird in diesem Fall in erster Linie die Brut geraubt, die von mir beschriebenen kriegerischen Auseinandersetzungen sind nicht die Regel. Die Königinnen der Wirtsnester werden so gut wie nie getötet, sodass das Leben dort weitergeht.
Außerdem zeigt gerade dieses Beispiel, dass sich die Opfer nicht immer kampflos in ihr "Schicksal" fügen, sie haben im Laufe dieser Evolution Gegenstrategien entwickelt: Nestverlagerung, versteckte Nesteingänge, vermehrte Wachposten oder eben Widerstand, der in wenigen Fällen bis zur gänzlichen Abwehr der Invasion reichen kann.
Eine andere Strategie verfolgt z. B. Formica sanguinea, sie gründet nicht nur sozialparasitisch, sondern raubt später regelmäßig Nester v. Serviformica spp. aus, wobei zusätzlich alle erreichbaren Verteidiger (incl. Königin) getötet werden, was zu einem streckenweisen Aussterben dieser Arten führen kann.


Hallo Hoffer!
Mir ist auch schon aufgefallen, dass einige dieser dunklen Exemplare mitunter kleiner sind. Man könnte jetzt vermuten, dass es sich um Pygmäen u. damit um meist ältere Individuen handelt. Das würde aber die Meinung nahelegen, dass ältere Tiere stets dunkler sind bzw. noch weiter nachdunkeln. Nach der "normalen" Ausfärbung der Cuticula scheint ein weiteres Nachdunkeln eher unwahrscheinlich.
Andererseits ist gerade Polyergus r. ein Beispiel für eine Veränderung der Färbung bei adulten Exemplaren weiblicher Kasten im Zuge der Aktivierung der Eierstöcke:
Gynen wechseln v. dunkelrot, rotbraun, braun immer zu grellrot/orange-rot
In weisellosen Nestern machen eierlegende Arbeiterinnen den exakt gleichen Farbwechel durch (bisher nur 1 Beob.). In der Fachliteratur wird dieses Phänomen mit keinem Wort erwähnt. Vielleicht ist das nur eine geogr. begrenzte Erscheinung, das kann ich infolge fehlener Vergleiche nicht ausschließen.
L.G.Boro



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#35 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Hoffer » 8. August 2012, 11:37

Hallo Boro, danke für die Antwort!
Ich glaube aber auch nicht, dass es sich um Pygmäen handelt, da die beobachteten Nester von mir doch schone älter sind und ich nicht glaube, dass noch Pygmäen von der "Gründungsphase" vorhanden sind. Aber fürs erste habe ich auch keine Erklärung parat. ich werde auf jeden Fall weiter beobachten.

LG Hoffer.


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#36 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Boro » 11. August 2012, 14:42

Hallo Hoffer!
Gestern gelang es mir doch tatsächlich 2 dunkle Exemplare während eines Ausmarsches einzufangen. In der Natur wirken die Kleinen schwärzlich gefärbt und unterscheiden sich deutlich von der Masse. Die Vergrößerung am PC zeigt aber, dass die Exemplare doch dunkelrot-braun-schwärzlich sind und demnach noch in die Variationsbreite der Färbung bei Polyergus passen könnten (siehe die braunen Gynen!). Mir kommt aber vor, ich hätte bereits noch dunklere Individuen gesehen.
Es stimmt, die 2 sind Zwerge, nur 6 mm lang und von zarter Statur. Man kann sich kaum vorstellen, dass sie einer größeren Serviformica gefährlich werden können. Ein Exemplar habe ich (leider) in Alkohol aufbewahrt, das 2 Tier habe ich heute zum Nest zurückgebracht. Es wirkte schon geschwächt, die Überlebenschance einer Arbeiterin in "Einzelhaft" dürfte nur ca. 1 Tag dauern. Ich habe persönlich dafür gesorgt, dass sie von ihrer "Familie" wieder aufgenommen wurde.
Die Größe der Exemplare kann ich mir nicht erklären. Es handelt sich hier um mein Polyergus X F. fusca X F. cunicularia-Nest, es ist jenes, das ich am längsten zurückverfolgen kann (über 10 Jahre). Die Existenz v. Pygmäen müsste man eigentlich ausschließen.
Ich hänge ein paar Bilder an:
Nr. 1:Bild

Bild

Nr. 2: Bild

L.G.Boro



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#37 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Hoffer » 13. August 2012, 10:30

bitte löschen, danke.


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#38 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Hoffer » 13. August 2012, 10:37

Hallo Boro, danke für die schönen Bilder. Bei der geringen Größe könnte man ja schon fast von leichtem "Polymorphismus" sprechen. Warum sind diese Amazonen so dunkel und kleiner als ihre Schwestern? Vielleicht erfüllen sie eine spezielle Aufgabe (Scouts,...). Aber wie entwickeln sie sich, denn die Versorgung der Larven übernehmen die Serviformicas, das könnte bedeuten, dass vielleicht die Gyne Einfluss auf die Entwicklung der kleinen Amazonen hat? Ich finde das Ganze recht interessant. Mal sehen ob wir eine Erklärung finden.

LG Hoffer.


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#39 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Ameisenfanatiker » 13. August 2012, 11:16

Super tolle Berichte! Wirklich sehr spannend! Weiter so!



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#40 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Boro » 13. August 2012, 15:03

Hallo Hoffer!
Nun, Polymorphismus ist es nicht, weil die Kleinen den völlig gleichen Habitus der normalen Amazonen haben, eher sieht es nach Pymgäen aus. Ein Beleg wurde heute an einen Experten geschickt, das Insekt wird auf Parasiten etc. untersucht.
Vor einigen Jahren entdeckte ich ein noch junges Polyergus X F. cunicularia-Nest und da waren alle Amazonen recht klein und rotbraun gefärbt. Ich dachte damals an mangelnde Nahrungszufuhr infolge eines kleinen Wirtsnestes. Schließlich müssen die Hilfsameisen allein die ganze Brut, die Königin u. alle adulten Amazonen aufziehen u. ernähren, bis später die Zahl d. Hilfsameisen durch Raubzüge aufgestockt wird. Das Verhältnis Hilfsameisen zu Amazonen muss mindestens 3:1 betragen, sonst gibts Probleme mit der Ernährung. Wenn Krankheiten ausgeschlossen werden, erscheint mir die Ansicht, dass es sich um Pygmäen handelt, am wahrscheinlichsten. Nebenbei sind diese Kleinen genauso agil und aggressiv wie die "Großen".
Die Frage, warum manchmal nicht gründende Gynen recht dunkel gefärbt sind, ist bis heute nicht untersucht worden bzw. wird in der Literatur nicht gestellt.
Ich habe hier noch Bilder v. dunklen Gynen zusammengestellt:

1. Hier sehen wir eine dunkleres Exemplar (Vergl. zu oben u. hier:http://www.ameisenforum.de/beobachtungen-im-freiland/48070-schw-rmen-bei-polyergus-rufescens.html Ich halte dieses Exemplar auch infolge der Beobachtung des Verhaltens für gesund und fablich noch in die Varationsbreite passend:
Bild

2. Diese Gyne (vor der Gründung, hier mit F. cunicularia) ist schon "verdächtig" dunkel u. entspricht in der Färbung etwa den oben gezeigten kleinen Arbeiterinnen.
Bild

3. Diese Gyne wartet auf einem Grashalm über einem Polyergus-Nest auf den beginnenden Raubzug, um sich diesem zwecks Nestgründung anzuschließen. Seitl. am Thorax, auch auf dem Mesonotum deutlich mehr dunkle Pigmente.
Bild

4. Hier eine alte Aufnahme einer Gyne nach der Überwinterung. Sie war jetzt "plötzlich" vollk. schwarz, deshalb u. auf Grund des sehr auffälligen Verhaltens im Nachhinein eindeutig als "krank" zu bezeichnen.
Bild
L.G.Boro



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