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Raubzüge der Amazonen

Berichte, Erfahrungen, Beobachtungen aus der Natur
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Boro
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#49 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Boro » 24. August 2012, 16:02

Danke für den Link an Merkur! Ich habe im DASW auch meine restlichen Seiten eingestellt, weil es hier um ausführliche Beschreibungen geht.
Die Anzahl der in einem Nest vorhandenen Amazonen würde ich mit der Angabe im SEIFERT (S. 331: bis 1500) gleichsetzen. Das Zählen/Abschätzen der "Kriegsteilnehmer" ist schwierig, die meisten Nester beherbergen ein paar Hundert Amazonen. Je länger ein Nest von intraspezifischen Heimsuchungen verschont bleibt und je höher die Zahl der Wirtsnester ist, desto größer wird die Zahl der Amazonen.
Ich erinnere mich sehr gerne an jenes Nest zurück, von welchem vor kurzem Merkur einen Beleg auf Befall mit Myrmicinosporidium untersucht hat: Es war an anderer Stelle das größte je gesichtete Polyergus-Nest: Beherrschend auf einer Kuppe gelegen, rundherum Ruderalflächen und mindestens3 Dutzend Serviformica-Nester (am Waldrand nur F. fusca, im Trockenrasen nur F. cunicularia und F. rufibarbis) im "Einzugsbereich" der Amazonen. Vor etwa 10 Jahren hatte ich mir die Mühe gemacht und eine möglichst genaue Zählung vorgenommen: Ich kam auf knapp 2000 Tiere. Sicher, so eine Zählung kann nie genau sein, aber etliche Amazonen bleiben auch bei Raubzügen immer im Nest, z. B. die geschlüpften Jungtiere. Man kann also sagen: Gut 2000 Amazonen waren in diesem Nest, der oberflächliche Erdauswurf des Nestes betrug 1 m², es gab mehrere Eingänge, das Gras war in diesem Bereich völlig entfernt.
Jetzt ergibt sich ein Problem: In diesem Nest müssen dann mindestens 6000 Hilfsameisen gewesen sein, das wäre gigantisch u. würde alle Dimensionen von Serviformica-Nestern sprengen. Trotzdem halte ich das für möglich! Die Raubzüge waren ein Traum für jeden Beobachter, häufig wurden hintereinander mindestens 2 Rauzüge pro Tag durchgeführt, einige Male konnte ich gleichzeitig 2 Züge gegen verschiedene Wirtsnester feststellen.
Nun, dann kamen die "Schicksalsschläge": Zuerst wurde das Nest von Rebhühnern ausgiebig zerstört, im getrockneten Kot der Vögel waren fast nur Reste v. Polyergus zu finden. Das Riesennest war nach einer Standortverlagerung nur mehr ein "Nestchen" . Inzwischen musste die Amazonenarmee 2 totale Niederlagen geg. "rabiate" F. rufibarbis durchmachen (Berichte im AF) u. im vorigen Jahr wurde noch ein intraspezifischer Überfall eines bisher unbekannten Nestes (!) mit Mühe abgewehrt. Das ist aber nur das, was ich feststellen konnte, wer weiß, was noch alles in meiner Abwesenheit passiert ist.
Anlässlich des Schwärmens 2012 (Bericht im AF) kamen nur ein paar Männchen zum Vorschein (Bericht AF). Inzwischen gibt es in der Gegend ein anderes, relativ starkes Nest mit fast 1000 Amazonen, von dem der heute folgende Bericht stammt! Noch dazu handelt es sich um ein von mir aufgezogenes und freigesetztes Nest u. das erfüllt mich schon mit ein wenig Stolz!
Noch ein Punkt: Interessanterweise hatte das oben beschriebene Nest damals und es hat heute noch als Hilfsameisen einen Mix aus F. fusca u. F. cunicularia, dieser ungewöhnlichen Kombination! Und das, obwohl immer wieder und wiederholt Nester v. F. rufibaribis ausgeraubt werden. Hier wird die These, dass F. cunicularia wohl mit F. rufibarbis, aber nicht mit F. fusca zu kombinieren wäre, auf den Kopf gestellt. Übrigens gab es ein zweites Nest mit dieser seltenen Kombination v. Hilfsameisen etwa 200m entfernt; es wurde schon vor Jahren intraspezifisch zerstört (Bericht im AF). Was mit den eingetragenen rufibarbis-Puppen passiert, weiß ich nicht. Aus meinen vielen Nestgründungen mit Polyergus ist mir bekannt, dass sich während der Aufzucht F. rufibarbis mit F. cunicularia nicht vertragen. Die jeweils zuerst dominante Art hat jeweils die geschlüpften Tiere der anderen Art aus dem Nest expediert, nicht getötet. Die "nestlosen" Jungameisen sterben dann.
In der Natur muss diese Kombination aber funktionieren.

Gestern hatte ich wieder ein interessantes Erlebnis: Das eben genannte, vor ein paar Jahren v. mir freigesetzte Nest liegt auf einem Rain, der sehr gut besonnt, aber ab 16:00 abgeschattet ist. Daher beginnen dort die Raubzüge immer früher: Um diese Zeit muss man spätestens vor Ort sein. Tatsächlich um 16:15 ging es recht überraschend los und zwar über 70 m (76 große Schritte) auf der vegetationslosen Fahrspur eines Feldweges. Zwischen beiden Fahrspuren wurde ein F. cunicularia-Nest überfallen. Der Raubzug dauerte insgesamt 60 Min. und war zur Gänze wegen des fast durchwegs fehlenden Bewuchses sehr gut zu verfolgen.
1. Die Kolonne bestand aus über 900 Amazonen und war fast 5 m lang. Ein Bildausschnitt aus der rasch marschierenden Kolonne:
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2. Einmal musste die Grasnarbe zw. den Fahrstreifen überquert werden. Das bremst die Geschwindigkeit etwas ein:
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3.Stockungen im Vormarsch kann man immer wieder beobachten: Plötzlich scheint die Orientierung verloren zu gehen, die Ameisen laufen auseinander, es kommt zu einem Stau, die dahinter ankommenden Tiere müssen warten. Das lässt mich an der Theorie mit der Orientierung über Polarisationsmuster des Himmelslichtes zweifeln. Diese vorübergehende Orientierungslosigkeit ist bei fast jedem längeren Ausmarsch mindestens einmal zu beobachten. Nach kurzer Zeit ordnet sich die Marschkolonne neu und strebt dem Ziel entgegen.
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4. Das Wirtsnest lag versteckt unter der Grasnarbe. Erst der Ansturm der Amazonen hat die wahren Dimensionen eines volksstarken cunicularia-Nestes zu Tage gebracht. Rasch erschienen hunderte Verteidiger auf der Nestoberfläche, der Großteil versuchte mit der Brut zu flüchten, langsam regte sich auch Widerstand gegen die Eindringlinge. Auf einem m² um das Nest "lebte" die Erde: Ein unbeschreibliches Chaos war ausgebrochen, die Flüchtlinge liefen zahlreich mit Brut auf meinen Beinen herum. Hier ein kleiner Ausschnitt, wegen der unterschiedlichen Objektentfernungen sehr schwierig gut hinzubekommen!
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5. Die Amazonen machten reiche Beute: Der Rückmarsch erfolgt in lockerer Marschformation auf dem Anmarschweg.
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#50 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Boro » 26. August 2012, 15:33

Das Töten der Gegner!
In diesem Thread habe ich schon wiederholt die intraspezifischen Kämpfe v. Polyergus angesprochen: Sie sind an Brutalität kaum zu überbieten, hier geht es nur um die Ausschaltung der Konkurrenz durch das Töten des Gegners. Einen modus vivendi gibt es nicht! Die Bilder hat mein Sohn gemacht, mit einer Canon 60 D, aber in der Hektik leider ohne Stativ!
1. Es ist nicht feststellbar, welche Amazone aus dem überfallenen Nest stammt und welche der Aggressor ist. Die Kampftaktik ist gut zu erkennen: Hier gelten empfindliche Körperpartien, wie Nacken ("Nackenbiss") u. der Biss zw. Petiolus u. Gaster als bevorzugte Angriffsziele.
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2. Hier noch einmal die gleiche Szene etwas später: Da kann man 3 Hilfsameisen erkennen: Eine Tote, eine F. fusca (links oben im Eck) und eine F. cunicularia [Kombination der Hilfsameisen siehe oben!]. Beide gehören zum Nest und greifen teilweise in die Kämpfe ein.
Bild

3. Und das ist der in Fachkreisen bekannte Biss in die Kopfkapsel des Gegners, der das Zentralnervensystem zerstört und zur sofortigen Kampfunfähigkeit führt. Polyergus wendet ihn bei eventuellen Kämfen anlässlich der Überfälle auf Wirtsnester gegen Serviformica spp. an. Polyergus dürfte eine etwas härtere (viell. auch nur breitere) Kopfkapsel haben, die Wirkung ließ auf sich warten:
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#51 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Hoffer » 26. August 2012, 18:46

Hallo Boro!
Echt tolle Bilder!


"Denen, die der Ruhe pflegen, kommen manche ungelegen." - Wilhelm Busch

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#52 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Boro » 12. September 2012, 16:31

Abschlussbericht 2012
Gestern zw. 17:30 und 18:00 konnte ich den letzten Raubzug beobachten und zwar bei jenem Nest, das von meinen 5 Beobachtungsnestern in einem Revier als einziges weibliche Geschlechtstiere hervorbrachte [[url]http://www.ameisenforum.de/beobachtungen-im-freiland/48070-schw-rmen-bei-polyergus-rufescens.html][/url]. Für heute ist eine Kaltfront angekündigt und die soll dem "Altweiber-Sommer" einen Schlusspunkt setzen.
Trotzdem geht der 11. 9. bei mir in die Annalen ein, so spät konnte ich noch nie ein derartiges Ereignis feststellen. Bisher galt bei uns der 6. 9. als letzter Termin. Von den oben angesprochenen 5 Standorten war bei den restlichen 4 Nestern bereits Ende August Schluss. So unterschiedlich reagieren die Tiere, obwohl die Nester alle innerhalb einer Distanz von ein paar 100 m liegen und vom Habitat her vergleichbar sind.
Möglicherweise hängt die unterschiedliche Aktivität mit dem Alter der Königin zusammen, ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass die Amazonen junger Nester eine längere Aktivitätsphase aufweisen und sogar bei grenzwertigen Witterungsbedingungen noch eher ausrücken.
Nun aber zu entscheidenden Frage: Welche Reize veranlassen die Amazonen ihre Raubzüge zu beginnen bzw. zu beenden?
Meines Wissens fehlt hiezu eine schlüssige Aussage von Seiten der Wissenschaft.
Man kann aber davon ausgehen, dass
1. klimatische Bedingungen eine Rolles spielen, die Raubzüge sind von der Außentemperatur abhängig. Die Höhenlage der Nester ist von Bedeutung, in 170 m Seehöhe (z. B. Wien) herrschen andere Bedingungen als in 800 m Höhe in Kärnten.
2. ... die Bodentemperatur von Bedeutung ist: In manchen Jahren gab es hier in den ersten Septembertagen nach einem Kaltlufteinbruch und klarer Nacht 5° am Morgen. In Verbindung mit den länger werdenden Nächten kühlt der Boden ab und die Amazonen ziehen sich zunehmend in die Tiefe des Nestes zurück, auch wenn später wieder passende Temperaturen auftreten sollten.
3. ... die Raubsaison v. Polyergus mit dem Vorhandensein von Arbeiterinnenpuppen in den Serviformica-Nestern zusammenfällt kein Zufall sein kann. SEIFERT nennt als Zeitrahmen für Raubzüge M5 - M9. Bei uns beginnt die Saison immer erst Mitte Juni, was auch "sinnvoll" erscheint, denn M5 habe ich hier bei Serviformica spp. noch nie Arbeiterinnenpuppen od. große Larven gesehen. Was sollten die Amazonen also rauben??
Im Mittelmmeerraum kann ich mir das vorstellen od. viell. in klimatisch sehr günstigen Lagen Mitteleuropas (Oberrheingraben, Pannonischer Raum).
Würde mich sehr freuen, wenn unsere Polyergus-Fans dazu Stellung nehmen könnten.

Nun der langen Rede kurzer Sinn: Ich habe die (vage) Vermutung, dass als Schlüsselreiz vor allem für den Beginn der Raubsaison der Entwicklungsstand der eigenen Polyergus-Brut anzusehen ist. Das Ende der Raubphase könnten die Amazonen am Schlüpfen der eigenen Brut festmachen od. einfach (auch temperaturunabhängig) durch wiederholten Misserfolg infolge kaum vorhandener Brut in den Wirtsnestern. In diesem Fall müsste man den Amazonen "Lernfähigkeit" zubilligen: Aufwand und Gefahr der Ausmärsche stehen im Missverhältnis zu geringem od. gar keinem Ertrag (an vorhandener Brut).
Schlusswort: Ohne eine generelle Aussage tätigen zu können (hier fehlt der Überblick), war für die vom Aussterben bedrohte Art das Jahr 2012 eines der schlechtesten für die Erhaltung/Verbreitung. So wenig weibliche Geschlechtstiere habe ich schon etliche Jahre nicht mehr festgestellt. Eine Begründung dafür kann ich leider nicht angeben. Die Witterungsverhältnisse können keine Schuld haben, die waren eigentlich hervorragend (hohe Temperaturen seit dem Frühjahr, keine Dürrezeit usw.).
L.G.Boro



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#53 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Gast » 12. September 2012, 18:40

[font=Times New Roman]Hallo lieber Boro,[/font]

[font=Times New Roman]Wieder einmal möchte ich mich herzlich bedanken für diesen (und die anderen) Berichte.Das alles schreit eigentlich danach, mal publiziert zu werden. Dem Umfang nach sollte das sogar ein Buch werden können! Es sind einfach derart viele Beobachtungen, die nicht ganz mit der „Lehrbuchmeinung“ übereinstimmen, dass es schade wäre, würden alle diese Informationen eventuell bei einer Schließung des Forums verloren gehen (ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber man hat schon mehr Foren verschwinden sehen).[/font]

[font=Times New Roman]Zum letzten Beitrag: Ich habe mich in den Anfängen meiner Arbeiten an Harpagoxenus ebenfalls mit der Frage beschäftigt, welches Signal den Sklavenräubern zeigt, dass sie auf Raubzug gehen sollten. Kurz gesagt: Ich kam ebenso auf die Hypothese, dass der Zustand der eigenen Brut den Tieren sagt, dass es in Wirtsnestern auch Puppen zum Plündern gibt![/font]
[font=Times New Roman]Schon damals hatte ich Leptothorax-Völker in künstlichen Jahreszyklen, so dass ich Harpagoxenus-Völker noch ohne Brut mit Leptothorax-Völkern konfrontieren konnte, in denen reichlich Puppen waren. Aber kein Scout verließ sein Nest (so „wussten“ sie natürlich auch nicht, dass es in den Wirtsvölkern etwas zu holen gäbe!). Umgekehrt haben Völker mit eigenen Puppen auch versucht, Raubzüge auf herbstliche L. acervorum-Völker zu machen, in denen keine Puppen mehr waren. – Damals war es eher Spielerei; aber man könnte so etwas durchaus ganz gezielt untersuchen, unter kontrollierten Bedingungen. Harpagoxenus und seine Wirtsarten lassen sich mit geeigneten Brutschränken „leicht“ halten, und Raubzüge kann man „auf dem Schreibtisch“ laufen lassen![/font]

[font=Times New Roman]Viele Grüße,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]



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#54 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Boro » 13. September 2012, 11:49

Dank an Merkur für die Stellungnahme!
In den letzten Jahren habe ich mich bemüht, Teilbereiche meiner Beobachtungen zu publizieren:
Borovsky V. & G. Heller (2010): Interaktionen mit Hilfsameisen der Untergattung Serviformica im Rahmen der Raubzüge von Polyergus rufescens (Hymenoptera,
Formicidae). - Carinthia II/2. Teil: 419-432.
Borovsky V. (2011): Intermorphe Weibchen bei Polyergus rufescens (Latreille, 1798) (Hymenoptera, Formicidae). - Carinthia II/2. Teil: 471-480.
Borovsky V. (2011): Gynomorphe und intermorphe Weibchen bei Polyergus rufescens (Latreille, 1798). - Ameisenschutz aktuell, 2/11.

Vermutlich noch zum Jahreswechsel 2012/2013 erscheint ein Sonderband der Carinthia II zur Ameisenfauna in Kärnten mit Mag. H.C. Wagner als Autor. Auch dort gibt es einen kurzen Bericht von Subautor Boro, vermutlich mit dem Titel: "Aus dem Leben von Sklavenjägern - die Amazonenameise Polyergus rufescens in Kärnten".

Für das Jahr 2012 hatte aber meine Arbeit zu Camponotus vagus vs. Callilepis sp. (siehe Bericht im AF) Vorrang, die zum Jahreswechsel 2012/2013 ebenfalls in der Car. II erscheinen wird:
"Beobachtungen zur Räuber-Beute-Beziehung zwischen Callilepis spp. (Araneae: Gnaphosidae) und Camponotus vagus (Hymenoptera: Formicidae)"
L.G.Boro



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#55 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Hoffer » 14. September 2012, 10:08

Hallo Boro, Hut ab vor deinen Arbeiten und Projekten!

Bezüglich Beginn und Ende der Raubsaison der Amazonen bin ich auch nicht schlüssig. Die Saison ist in Wien auch schon seit 3 Wochen vorbei. Ich konnte zwar noch vereinzelte P.r. beim Nest sehen, allerdings fanden keine Raubzüge mehr statt, obwohl von den äusseren Bedingungen ideale Verhältnisse geherrscht haben (am Nachmittag 30-32 °C). Das würde die Theorie mit der eigenen Brut (keine mehr vorhanden) bekräftigen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich nicht weiss ob P.r. zu diesem Zeitpunkt noch Brut hatte oder nicht. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann, dass die Raubzüge gegen Ende nicht sehr erfolgreich waren- es gab kaum noch Brut die man rauben konnte. Nach den Überfällen konnte man nur sehr wenig bis keine Amazone mit einer Puppe oder Larve zum eigenen Nest zurückkehren sehen. Daraus könnte man auch schließen, dass die These mit der Lernfähigkeit von P.r. zutreffen könnte. Man weiss nie, diese Tiere haben mich schon so oft überrascht, dass ich es ihnen zutraue, dass sie lernfähig sind.
Bezüglich der Geschlechtstiere kann ich erfreulicherweise genau das Gegenteil berichten. So viele weibliche Geschlechtstiere konnte ich bei meinen Nestern (3 Stück) noch nie beobachten.

LG Hoffer.


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#56 AW: Raubzüge der Amazonen

Beitrag von Boro » 15. September 2012, 14:21

Deine Meldung freut mich Hoffer, ich kann auch nur etwa für den Bezirk Klagenfurt-Land sprechen. Wenn man von der Theorie des trophogenen Polymorphismus ausgeht, ist im befruchteten Ei noch nicht entschieden, ob es zur Arbeiterin od. Königin wird. Die Entscheidung hängt dann von äußeren Faktoren ab, vor allem auf dem Ernährungssektor, vermutlich auch von Witterungsfaktoren in der entscheidenden Entwicklungsphase der Larve. Männchen gab es ja genug, nur es fehlte an den Gynen.
In dem Zusammenhang ist auch interessant, dass wir in Kärnten heuer fast keine Wespen u. Hornissen haben! Ist doch der Winter am Ausfall der Gynen schuld? Lt. Statistik bewegte er sich im normalen Bereich, nur die 14 Tage Anfang Februar gab es den Dauerfrost; so viel ich mich erinnern kann aber in ganz Österreich. Zu dieser Vermutung stünde im Widerspruch, dass die Bestände an Feldwespen (Polistinae) als normal einzustufen sind, diese überwintern aber mitunter am alten Nest (z. B. auf Dachböden) u. sind damit der Witterung unmittelbarer ausgesetzt.
L.G.Boro



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