Hallo Sobek!
Die parasitären Fliegen (und Wespen) gibt es auch bei uns und noch dazu garnicht selten!
http://www.ameisenforum.de/andere-insek ... 29449.html
L.G.Boro

Ich hab vor kurzer Zeit mal ein Video auf youtube gefunden. In dem Video wird gezeigt, wie Feuerameisen von Fliegen getötet werden. Hier ist das Video. Das meiste hat ja schon Sobek erzählt. http://www.youtube.com/watch?v=kpSv-7Ysn60

Ich will jetzt aber nicht dazu veranlassen, dass hier vom Thema abgekommen wird.

Ich kann mir dieses Verhalten auch nicht erklären.


MfG Valeroni

So, ich entschuldige mich denn auch ausdrücklich hier so viel Platz eingenommen zu haben mit Spekulationen zu meiner Erinnerung Corsair, aber ich habe gestern Nacht endlich eine Beschreibung des gemeinten Verhaltens bei einer völlig anderen Ameisenart gefunden:

Auf besonders parallele Art, benutzen Arbeiterinnen der myrmicinen Sklavenhalterin Harpagoxenus sublaevis Propaganda-Substanzen der Dufour-Drüse um Arbeiterinnen der Ziel-Kolonien Leptothorax acervorum zu überwältigen.
Eine oder mehrere Komponenten verursachen, dass die Leptothorax ihre eigenen Nestgenossinnen angreifen, was die Kolonie noch mehr verwirrt und sie
angreifbarer für die Raubzüge der Harpagoxenus macht. Ein identischer Effekt wird von den Dufour-Drüsen der Königin von Leptothorax kutteri, ein arbeiterinnenloser sozialer Parasit von Leptothorax acervorum (Allies et al., 1986), and Königinnen der Sklaven raubenden Polyergus breviceps (Topoff et al., 1988) hervorgerufen.

(Hölldobler/Wilson, "The Ants", Kapitel Communication/Propaganda, p265, eigene Übersetzung)

So, ich bin jetzt froh endlich gefunden zu haben, wo nach ich gesucht habe. Genau dieses Verhalten hatte ich mal in einem Experiment mit Solenopsis invicta gesehen, wo das Einsprühen eines Pheromons zunächst zu Kopflosigkeit und dann zum gegenseitigen Angreifen führte (mit der häufigen Folge: Kopf-losigkeit - ein Massaker!). Wobei ich hier nur belegen wollte, dass es Pheromone gibt, die ein ähnliches Verhalten auslösen wie das besagte Silikon!

Ich hoffe ernsthaft, dass ich Dir nicht auf die Nerven gehe hier, aber ich find's einfach sehr spannend mit Deinem Silikon!

Hab nun am Wochenende mehrmals versucht die Aggressivität wieder auszulösen mit einem kleinem Silikonteil.

Doch dabei maximal nur festhalten bewirkt. Auch mit frischem Silikon der gleichen Art versucht die Aggressivität hervorzurufen - doch vom frischen Silikon nehmen sie meistens einen Sicherheitsabstand ein da dieser viel zu stark riecht und die Aggressivität gegeneinander kam auch nicht ins rollen.


Heute am 9. Jänner 2011 wieder einen Test mit dem YTONG-Teil gemacht von dem ich ausgehe, dass es durch diesen auch zur Tötung der beiden Soldaten damals kam. Ist nämlich dort viel mehr Silikon vorhanden.


Das ganze passierte wie folgt:

16.40 Uhr: Silikonierter YTONG eingesetzt.

16.42 Uhr: 1. Arbeiterin hat Geruch erspürt und läuft aufgeregt umher mit offenen Mandibeln.

16.45 Uhr: Erstmals verbeisst sich eine Arbeiterin für mehrere Sekunden lang in den Fühler einer anderen und dies in noch ca. 80mm Entfernung zu dem Silikon-YTONG.

16.50 Uhr: 2 Arbeiter halten gemeinsam eine andere Arbeiterin fest. Lassen sie aber gleich darauf wieder frei ziehen.

16.51 Uhr: Erster Alarmzustand tritt auf. Um die 25 Arbeiter erscheinen in einem Schwarm.

16.54 Uhr: Ãœber 50 Arbeiter und 4 Soldaten im Gebiet. Ein Soldat wird auch schon kurz festgehalten.
Bis jetzt wurden alle Arbeiter wieder freigelassen die festgehalten wurden oder einige Zentimeter weit gezogen und dann wieder frei gelassen.

17.04 Uhr: Nachdem die Zahl der Soldaten und Arbeiter auf 20 Arbeiter und 2 Soldaten gesunken ist - sind nun wieder 4 Soldaten und über 50 Arbeiter anwesend.

17.18 Uhr: Ein Soldat wird öfters und härter als normal attackiert und verliert dabei die hälfte seines rechten Hinterbeines durch einen Arbeiter.

17.22 Uhr: Es eskaliert. Verletzter und durch die Attacken immer aggressiver werdender Soldat wird weiter attackiert und wehrt sich daraufhin in Notwehr. Er amputiert einer Arbeiterin am Petiolus den Hinterleib.

17.25 Uhr: Soldat amputiert einem weiteren Arbeiter den Hinterleib in Notwehr. Überall verbeissen sich auch Arbeiter in andere Arbeiter - jedoch nicht tödlich ernst. Auch andere Soldate werden attackiert. Die Ereignisse überschlagen sich unübersichtlich.

17.35 Uhr: Soldat wird fixiert und anderer Soldat erscheint um wohl das Todesurteil für den verletzten SOldaten zu vollstrecken. Brach den Versuch ab indem ich den Silikon-YTONG entfernte und Wassertropfen auf den Soldaten goss.

17.50 Uhr: Erst nach 2. Wassertropfen scheint dieser nicht mehr permanent attackiert zu werden und verschwindet in einem Nesteingang.
Trotz schon um 17.35 Uhr entfertem Silikon-YTONG herrscht immer noch Aggression in der näheren Umgebung des einstmaligen Standortes vor.

Der Versuch endete insgesamt mit 3 toten oder sterbenden Arbeiterinnen die alle von sich wehrenden Soldaten getötet wurden - sowie der Soldatin die am Fühler verletzt wurde und ein Bein verlor.

Resultat des Versuche: Die kleinen Stücke steigern die Aggressivität und es kommt zu kurzem festhalten. Die erhöhte Silikonkonzentration aber führt mit der Zeit zu Tötungen.

Hier jetzt anbei 19 Fotos von dem ganzen.

Auch 3 Videos wurden ganz ok für diese kleine Art. Wer will kann die per E-mail von mir erhalten. Leider sind die Videos nur mit Digicam gemacht. Hätte wohl eher mir selbst die HD-Cam zu Weihnachten schenken sollen als meinen Bruder *G*. Auch hat meine Freundin einmal mit Teller und einmal mit Wasser etwas den Sound beeinträchtigt - also den gleich besser abdrehen und Stumm ansehen.

LG Corsair

Weitere Fotos vom Experiment.

Wirklich sehr interessant!

Da zeigt sich mal wieder was wir mit noch so kleinen chemischen Zusammensetzungen alles in der Natur anrichten können, und uns wird z.B. weisgemacht das Öl-Desaster hätte keinerlei nachhaltigen Auswirkungen...
Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Mich würde interessieren, ob die in "Konflikte" verwickelten Individuen Kontakt mit dem Silikon hatten, oder nicht.
Beginnen die Ameisen nämlich in Ferne mit ihren Taten, und können das Stück nur "errochen" haben, dann muss das ganze per Pheromon/Duftstoff gesteuert werden.

Mich würde interessiren wie das Verhalten ist, wenn die Ameisen daran gehindert werden das Silikonstück zu erklimmen, und im Gegensatz dazu das beschriebene Verhalten.
Die Ameisen, die das Stück erklommen haben könnten eventuell anhaftenden Duftstoff haben, auf die die Kumpanen entsprechend reagieren würden.
Es wäre interessant zu wissen, wie sich diese verhlten, bzw. wie mit diesen umgegangen wird, und ob sie mit ihrem Verhalten, bzw. mit dem Umgang mit ihnen von denen die das Stück nicht berührt haben unterscheidet, oder nicht.

Nochmals vielen Dank dafür, dass du diese tolle Beobachtung mit uns teilst.

Gruss
Ant

Hallo TheAnt:

Bei meiner damaligen genauen Beobachtung hatte zB die erste Arbeiterin Kontakt mit dem Silikon - aber das dort noch Ausdünstungen vorhanden sind die wo haften bleiben halte ich für ausgeschlossen.

Eine Arbeiterin die von dem Silikon aggressiv zurück kam griff gleich eine Arbeiterin an die noch keinen Kontakt hatte und frisch aus dem Eingang heraus kam. Die angegriffene/festgehaltene Arbeiterin fängt daraufhin an:

mit dem Hinterleib schnell nach oben und unten zu vibrieren - wehrt sich aber nicht. Dann wird sie auch bald darauf losgelassen.

Nur die Soldaten fallen nachdem sie wohl zu irritiert sind durch stärkere Angriffe der Arbeiter (vielleicht wird ihnen mehr Aggressivität entgegen gebracht wegen ihrer Größe) in einem Art Amoklauf indem sie sich mit tödlichen bissen wehren und dann aber wirklich als Bedrohung angesehen werden und so gezielt so lange fixiert werden bis sie getötet sind.

In der Nähe des Silikons werden nach meinen Beobachtungen nur die Arbeiter wirklich irritiert - die Soldaten bleiben eher ruhig und erkunden das Gebiet (ohne geöffnete Mandibel) - erst nachdem sie oft von den Arbeitern attackiert werden, sind sie besonders aggressiv - und dies vor allem wenn sie bereits durch Arbeiter ernsthaft verletzt worden sind.



LG Corsair