Temnothorax cf. nylanderi

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#33 AW: Temnothorax cf. nylanderi

Beitrag von Gast » 22. Januar 2012, 09:53

@ all:
Es tut mir Leid, der Post von Imago ist fehlerhaft! Lasst Euch nicht in die Irre führen!

Thize empfiehlt ein Loch von mindestens 4-6 mm Durchmesser.
Eine Temnothorax nylanderi-Königin mit einem Gasterdurchmesser von 4-6 oder mehr mm muss mir erst mal jemand vorzeigen. Ich kenne nur solche mit ca 1 mm Durchmesser.

„Immer diese unkultivierte Art dem Anderen gegenüber“
Lieber „unkultiviert“ als falsch.

„Nicht der Kopf ist entscheidend, sondern die Gaster. Diese ist bei der Gyne weitaus größer, als der Kopf“
Falsch. Die Gaster ist flexibel, kann etwas gedrückt werden. Der Kopf ist starr. Allenfalls kommt es noch auf den vielleicht etwas dickeren und ebenfalls starren Thorax an.

„Und es ist auch nicht egal, wenn das Loch zu klein ist.“ Und folgender Text.
Es geht hier nicht um grabende Ameisen, sondern um Temnothorax nylanderi, die in hohlen Eicheln bzw. Haselnüssen oder Totholz leben.

„Nach dem Schwarmflug ist es die Gyne, die den Anfang macht, die erste Kammer gräbt oder das Loch in die Eichel nagt oder dieses vergößert, wenn nicht schon eines vorhanden ist, es sind nun einmal nicht die noch nicht vorhandenen Arbeiterinnen.“
Falsch! Die Tiere machen sich die Eingangslöcher nicht selbst, sondern beziehen Eicheln/Haselnüsse, aus denen eine Rüsselkäferlarve geschlüpft ist. Deren Größe gibt den Durchmesser der Öffnung vor, und wenn die Jungkönigin nicht durchpasst, sucht sie nach einer anderen Eichel.
Hier ist ein netter Bildbericht über die Lebensweise des Haselnussbohrers: http://www.arthropods.de/insecta/coleoptera/curculionidae/curculioNucum01.htm
(durchklicken!)
Arbeiterinnen verengen den Eingang regelmäßig noch ein wenig, vielleicht von 0.6 auf 0.5 mm, mit einem feinen „Kragen“ aus Detritus. T. unifasciatus können für denselben Zweck sogar Spinnenfäden mit verwenden. Diese Verengung ist rasch wieder abgetragen, wenn geflügelte Gynen das Nest verlassen müssen, oder für einen Umzug der mit der Königin.

Ameisenarten, die im Boden leben, öffnen ganz allgemein die Ein- und Ausgänge, wenn der Schwarmflug größerer Gynen bevorsteht. Auch bei einem Umzug geschieht dies, wenn die Königin irgendwo nicht durchpasst.

Probleme wie von Imago geschildert, treten dann auf, wenn man versucht, die große Königin durch Sperren aus Plastik oder Drahtgaze o.dgl. im Nest zu halten und die Arbeiterinnen einen Umzug anstreben. Solche Materialien können sie nicht bearbeiten. (Imago: Resultat: Die Gyne steckt irgendwo bis zum Hals drin aber die Gaster schaut noch raus. An der Gyne wird gezerrt und gezogen. Die Brut und die anderen Arbeiterinnen sind längst im neuen Nest. Die Gyne wandert dann meist hin und her, zwischen dem alten Nest und der Blockade. Das Gynen selbst weitergraben oder die Gänge erweitern konnte ich noch nicht beobachten.)

Leider ist es so, dass in einem Forum jeder das ausbreiten kann, was er versteht und für richtig hält. Manche fühlen sich berufen, irgend etwas zu posten, sind aber dann nicht bereit, nachgewiesene Fehler zu korrigieren, sei es aus mangelndem Verständnis oder aus Sturheit. Deshalb muss man leider immer mal wieder deutlich darauf hinweisen und vor den Äußerungen mancher User warnen, wenn sie hier Falschinformationen verkündigen.
Sorry.
Merkur

PS: Auf eine weitere Debatte mit Imago lasse ich mich aufgrund meiner Erfahrungen mit diesem User nicht ein. Wer Fragen zu meinem Text hat, möge diese per PN stellen.



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#34 AW: Temnothorax cf. nylanderi

Beitrag von Isi » 22. Januar 2012, 11:17

Friede,

nach dem Lesen von Imagos Post, habe ich aus dem Becken von Temnothorax cf. nylanderi eine verstorbene Königin (hatte ich noch ganz leise in Erinnerung, dort eine gesehen zu haben) herausgesucht und fotografiert.
Um die Fotos der vertrockneten Königin hochzuladen, fehlt mir leider im Augenblick die Zeit (muss gleich zum Dienst).
Es werden dann auch Bilder der Königin im Vergleich zu einer Arbeiterin von Myrmica rubra (frischgetötet) und einem 0,8 mm Bohrloch dabei sein. Für die Bilder muss ich euch leider auf heute abend vertrösten.

So viel kann ich jetzt schon sagen: Die Gasterbreite (von schräg oben gesehen) der Königin beträgt ziemlich genau 1 mm.

Gruß und bis dann, Isi



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#35 AW: Temnothorax cf. nylanderi

Beitrag von Isi » 22. Januar 2012, 23:52

Hallo,

hier noch die versprochenen Bilder zum Größenvergleich.

Bilder 1-3: Größe der Königin von Temnothorax cf. nylanderi.

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Bilder 4-5: Größe einer Arbeiterin von Myrmica rubra.

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Bilder 6-8: Größenvergleich zwischen der Gaster der Königin (Temnothorax cf. nylanderi) und der Nestöffnung.

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Bild 9: Größenvergleich zwischen einer Arbeiterin von Myrmica rubra und der Nestöffnung.

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Da Ameisen ihre Gaster vekleinern können (siehe Post #33 von Merkur und danke für diese Erläuterungen), dürfte die Nestöffnung für eine Königin von Temnothorax cf. nylanderi knapp ausreichend sein, während das Eindringen einer Arbeiterin von Myrmica rubra (Caputbreite zu groß) durch diese Öffnung hoffentlich nicht mehr gelingt.

Gruß, Isi



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#36 AW: Temnothorax cf. nylanderi

Beitrag von Isi » 15. März 2012, 15:09

15.03.2011


Ich hatte eigentlich vor die Winterruhe der Kolonien um einen Monat zu verlängern, um das Brutgeschäft der Ameisen auch noch im September erleben zu können.

Der kontinuierliche Temperaturanstieg (im Kellerraum von 0°C auf jetzt 11°C) in den letzten 4 Wochen hat die Ameisen aber - im Gegensatz zu Myrmica rubra und Tetramorium sp. - rasch aktiviert (Bilder 1 und 2).
Wie im letzten Jahr haben die Arbeiterinnen schon ab 5 °C konstant furagiert.
Auch dealate Königinnen aus dem letztjährigen Schwarmflug habe ich wieder regelmäßig am Zucker-/Honigwasser beobachten können (Bilder 3 und 4).

Vorgestern habe ich deshalb mit dem Auswintern begonnen und die Kolonien in einen wärmeren Raum (derzeit 15 °C) gestellt.

Sofort wurden die Ameisen deutlich aktiver, schneller und aggressiver.
In der Plastikwanne mit mehreren Kolonien gibt es Revierstreitigkeiten (Bilder 5 und 6) und in allen Kolonien werden die überzähligen dealaten Königinnen, welche seit dem Schwarmflug 2011 von den Arbeiterinnen in den Nestern geduldet wurden, aus den Nestern gezerrt (Bild 7) und vertrieben/getötet (Bild 8).



Am ersten April werde ich die Ameisen an ihren Platz für die Sommersaison 2012 stellen.


Insgesamt waren die Kolonien diesmal (inklusive der jeweils zweiwöchigen Übergangszeiten Anfang Oktober und Ende März) 6 Monate bei -1 °C bis 10 °C in der Winterruhe.


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Gruß, Isi



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#37 AW: Temnothorax cf. nylanderi

Beitrag von Isi » 24. April 2012, 19:16

24.04.2012

Seit der Winterruhe war der Hunger der Kolonie nach Proteinen (Bilder 1-3) und Kohlenhydraten (Bild 4) enorm.


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Wenn man sich die Situation bis Mitte April im Nest (Bild 5) betrachtet, kann man sehen, dass die Kalorien sowohl in die Königin – sie ist physogastrisch (Bild 6 + Film 1) – und daraus resultierend in die Eiablage (Bilder 7 und 8), als auch in die Aufzucht vieler Geschlechtstierlarven (Bild 9 + Film 2) gesteckt worden sind.


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Jedoch geht seit Mitte April insbesondere der Proteinbedarf der Kolonie kontinuierlich zurück. Auch das lässt sich leicht erklären, da sich der größte Teil der überwinterten Larven bereits verpuppt hat oder im Vorpuppenstadium befindet (Bilder 10 – 12 + Film 3).
Mit dem Schlupf der nach der Winterruhe gelegten Eier erwarte ich dann wieder einen Anstieg des Proteinbedarfs.


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Königinnen mit Arbeiterinnenfunktion (Bilder 13 – 16 + Film 4), die noch aus dem Schwarmflug 2011 stammen und die Winterruhe im Mutternest verbracht hatten, konnte ich noch bis Mitte April beim gemeinsamen Furagieren mit den Arbeiterinnen beobachten.
Wenn ich mir Bild 12 (kleiner Nestschlauch) genauer betrachte, kann ich dort sogar heute noch mindestens 2 dealate Königinnen ausmachen.


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Dagegen sind andere Königinnen aus dem Vorjahr bereits kurz nach der Winterruhe von den Arbeiterinnen angefeindet, vertrieben und getötet worden (Bilder 17 und 18 + Film 5).



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Warum die Königinnen zu so verschiedenen Zeitpunkten den Arbeiterinnen als Konkurrentinnen zur eigentlichen Königin auffallen, kann ich mir nicht erklären.
Vielleicht kommt es erst dann zu den Aggressionen, wenn die Ovarien der überwinterten Jungköniginnen durch Proteinaufnahme ausgereift und die Königinnen somit für die Eiablage bereit sind.
Zusätzlich entwickeln sie mit dem Ausreifen eventuell einen individuellen Duft, der sie gegenüber den Arbeiterinnen auffällig macht bzw. koloniefremd erscheinen lässt?
Das sind aber nur Spekulationen von mir.
Kann einer der erfahreneren Halter unter euch mehr dazu sagen?



Gruß, Isi



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#38 AW: Temnothorax cf. nylanderi

Beitrag von Isi » 6. Juni 2012, 14:03

06.06.2012


Nach nunmehr 6 Wochen seit dem letzten Bericht, hat sich in den Kolonien einiges getan:


Mit dem Schlupf der ersten Frühjahrsbrut ist auch der Proteinbedarf wieder angestiegen (Bilder 1-3). Gleichwohl erreicht er aber nicht mehr die Dimensionen wie nach der Winterruhe, da die Aufzucht der Geschlechtstierlarven größere Mengen an Proteinen erfordert hatte.
Dagegen ist der Bedarf an Zucker-/Honigwasser (Bilder 4und 5) eher angestiegen, da jetzt zusätzlich die frisch geschlüpften Geschlechtstiere versorgt werden müssen.


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Die folgenden Bilder dokumentieren die Brutentwicklung der Schlauchkolonie vom 02.05. bis 26.05., wobei eine Bildserie (Video 1 und Bilder 6-10) den Nestschlauch 1 mit der etablierten Königin, die andere Bildserie (Bilder 11- 14) den Nestschlauch 2 mit zwei dealaten Königinnen aus dem Vorjahr zeigen.



Nestschlauch 1
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Nestschlauch 2
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Mittlerweile haben sich alle Puppen, die aus überwinterter Brut stammen, zu Imagines (sehr viele Geschlechtstiere) entwickelt. Während der Puppenausreifung haben die Temperaturen bei 18°C – 22°C gelegen. Das Nest ist in dieser Zeit nicht künstlich erwärmt worden.
Zur Zeit wird die diesjährige Brut großgezogen.
Der Platzbedarf der Kolonie ist also angewachsen und ich habe die in Post #24 vorgestellte Satellitennestanlage zusätzlich zu den vorhandenen Nestern in die Arena gelegt.
Nachdem die Nester anfangs nur von einzelnen Arbeiterinnen besucht wurden, sind inzwischen erst das eine und jetzt auch das zweite Wahlnussnest besiedelt worden (Bilder 15-22). Vor allem viele Geschlechtstiere halten sich gegenwärtig in den neuen Nestern auf.



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Zum Abschluss noch einige Worte zum Schicksal der letzten zwei dealaten Königinnen aus dem Vorjahr.
Bis Mitte Mai haben sich die Königinnen hauptsächlich im Nestschlauch 2 aufgehalten. Dort waren keinerlei Aggressionen der Arbeiterinnen gegen sie festzustellen, sondern sie haben sich ungehindert im Nestschlauch bewegen können.
Später habe ich die Königinnen dann immer mal wieder in der Arena beobachten können (Video2/Bild 23).
Am 30.05.2012 schließlich, habe ich beide Königinnen noch lebend, aber im Trinkwasserschälchen der Arena treibend, vorgefunden. Anscheinend war jetzt endgültig „Schluss mit lustig“ und sie wurden nicht mehr in der Kolonie geduldet.


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Ich habe die beiden Königinnen jetzt , zusammen mit einigen Eicheln, in eine gesicherte Plastikbox gesetzt (Bild 24). Bleibt abzuwarten, was dort aus ihnen wird.


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Gruß, Isi



Mr.Ameise
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#39 AW: Temnothorax cf. nylanderi

Beitrag von Mr.Ameise » 6. Juni 2012, 15:36

Hallo!

Kein Diskussionsthread? Und warum ist dieser Thread nicht bei den anderen HB´s?

Mal so nebenbei: Temnothorax salvini http://academic.evergreen.edu/projects/ants/genera/temnothorax/species/salvini/salvini.html
wunderschöne Art, oder??

LG Mr.Ameise



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#40 AW: Temnothorax cf. nylanderi

Beitrag von Isi » 6. Juni 2012, 19:52

@Mr.Ameise,

ich habe diesen Bericht vor 2,5 Jahren eigentlich nicht mit der Absicht begonnen einen HB zu erstellen, sondern, weil ich über einige Beobachtungen zu dieser Art berichten wollte.
Inzwischen hat er sich aber wirklich zu einem HB entwickelt.

Ich werde einen Moderator bitten den Thread in den Bereich Haltungserfahrungen & Beobachtungen zu verschieben. - erledigt /DmdM

Gruß, Isi

Edit: Ist bereits geschehen, wie ich gerade bemerkt habe. Dem betreffenden Moderatr ein herzliches Dankeschön!



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