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Camponotus substitutus werden sich nicht einig!

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Mc.Faller
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#1 Camponotus substitutus werden sich nicht einig!

Beitrag von Mc.Faller » 10. September 2010, 20:12

Hallo zusammen,
in letzter Zeit beobachte ich immerwieder ein seltsames und interessantes Verhalten bei meiner kleinen C.substitutus Kolonie! Ich füttere die Kolonie mit frischen Drosophilas, die prinzipiell gern genommen werden. Besonders interessant zu beobachten ist dabei wie geschickt die Arbeiterinnen die kleinen Fliegen von der Pinzette nehmen und direkt in das Nest schaffen. Nun konnte ich aber des öfteren beobachten, dass eine Arbeiterin eine Fliege von der Pinzette nimmt und in das Nest bringt und gleich darauf eine andere Arbeiterin genau diese Fliege wieder aus dem Nest schafft! Biete ich die gleiche Fliege nochmal an wird sie wiederholt angenommen von einer Arbeiterin und von einer anderen wieder hinaus geschafft. Nun hab ich mir Gedanken zu der Ursache dieses Verhalten gemacht. Möglicherweise ist die Arbeiterin, die die Fliege annimmt für die Eiweißbeschaffung verantwortlich, während die Arbeiterin die die Fliege wieder rausschmeißt für die Ordnung im Nest verantwortlich ist!? Allerdings hapert es dann eindeutig an der Kommunikation zwischen den Arbeiterinnen! :)
Hat jemand noch eine andere Erklärung für das Verhalten?

Greetz Mc.Faller


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checker
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#2 AW: Camponotus substitutus werden sich nicht einig!

Beitrag von checker » 10. September 2010, 21:54

Hey,

ich halte ja eine ca. 100 Tiere große Kolonie der C. substitutus. Ich würde mir keine Sorgen machen, evtl. könntest du mal kleine Heimchen (tot) anbieten, hat meine Kolo als sie klein war sehr gerne genommen!

Das von dir beschriebene Verhalten hatte ich auch mal, das war ziemlich lustig:

Eine Ameise trägt so ein kleines Fluginsekt ins Nest. Die andere bringt es wieder raus, die die es reingeschafft hat bringt es wieder rein usw., das ging ziemlich lange so^^

Vlt. ist der Arbeiterin im Nest an der kleinen Drosophila auch nicht genug dran, wie gesagt biete mal kleine Heimchen an(tot).

Wie groß ist deine Kolo denn? Und welche Farbform, die mit den schwarzen oder die mit den gelben Köpfen?


mfg:)

Sahal
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#3 AW: Camponotus substitutus werden sich nicht einig!

Beitrag von Sahal » 11. September 2010, 00:40

Hola,

Ameisen handeln zwar nach einem höheren Plan, sind aber immer durch individuelle Entscheidungen gesteuert.
Wenn ein Futtertier jetzt grenzwertig ist, oder gegenteilige Stimmungen zugrunde liegen, können sich lustige Situationen ergeben.
Die Außendienstlerin auf Futtersuche empfindet das Mücklein als fressbar und trägt es ein, die Innendienstlerin mit Putzfimmel empfindet es als ungenießbar oder schlicht als Abfall und entsorgt es wieder. Erinnert mich an meine Jugend: Sahal schleppt stolz Viehzeug in die Wohnung, Mama schmeißt es angewidert wieder raus!

Richtig geil wird es, wenn Du ein großes Volk hast und der Umzug geht in die Hose :D
Ein Teil der Arbeiterinnen akzeptiert das neue Nest und schleppt die Brut in die neuen Kammern, auch anderen Arbeiterinnen wird das neue Nest "gezeigt"! Und wenn diese falsch reagieren oder das neue Nest ablehnen, schleppen sie die Brut wieder zurück ins alte Nest, da diese ja in ihren Augen "außerhalb" des Nestes liegt. Beide Seiten rekrutieren mehr und mehr Arbeiterinnen für Ihre Sache, und schon bildet sich eine dekorative Straße, auf der schrottgenervte Brut in beide Richtungen geschleppt wird, stundenlang und unermüdlich!
Irgendwann fällt aber eine Entscheidung für oder gegen den neuen Standort und das Perpetuum mobile fällt binnen Minuten zusammen.

Weitere Situationen, in denen ich es beobachten durfte: Puppentransport zur Wärme und zurück, Messor structor lagerte innerhalb des Nestes Körner um und wieder zurück, Larven werden zur Feuchte gebracht und wieder zurück.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

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Mc.Faller
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#4 AW: Camponotus substitutus werden sich nicht einig!

Beitrag von Mc.Faller » 11. September 2010, 22:15

@Checker: Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass die Größe der Futtertiere etwas mit diesem Verhalten zu tun hat, da ich eben auch schon andere Insekten wie Heimchen, Stubenfliegen oder kleine Spinnen (allesamt tot) verfüttert habe und diese ebenfalls rein und raus getragen wurden. Zudem haben ja Ameisen ein andere "Denk" Schemata. Futter ist Futter ob nun ein Krümel oder ein großer Brocken! Entweder es ist fressbar und dient den Larven zur Entwicklung oder eben nicht. Meine Kolonie ist noch recht klein mit 20 Arbeiterinnen + Königin. Daher ist auch nicht ganz soviel Brut da. Ich halte die dunkle C.substitututs Form.

@Sahal: Was mich so überrascht ist, dass ich bislang der Ansicht wahr, dass die Ameisen alle im gleichen Sinne für den Fortbestand der Kolonie arbeiten. Das eben genau diese individuellen Entscheidung durch den "großen Plan" derart beeinflusst werden, dass alle Individuen einer Kolonie zu der selben Entscheidung kommen müssten. Wie kommt es zu so unterschiedlichen Entscheidungen und Ansichten bei einer Tierart deren evolutionsbiologischer Erfolg gerade darin besteht, dass viele Individuen ein und dasselbe Ziel verfolgen? Ich hatte bisher angenommen, dass es sich bei Ameisenstaaten um den perfekte Form des Sozialismus handelt und somit der Grund für ihr effizientes und zielstrebiges Handeln ist, dass zudem durch ein beeindruckendes differenziertes Kommunikationssystem ermöglicht wird.
In diesem Verhalten zeigt sich mir jedoch das gleiche "chaotische" Gesellschaftsgefüge indem wir leben und in der die eine Hand nicht weiß was die andere tut, da jeder seine eigenen Entscheidungen fällt und seine eigenen Ziele verfolgt (was ich ganz wertfrei sage und wobei ich hier gar keine gesellschaftliche Debatte anregen will da es mir in erster Linie um die Ergründung von Ameisenverhalten geht).
Sicherlich haben Ameisen nicht die gleichen kognitiven Denkprozesse wie wir Menschen aber sind sie dennoch individuell (trieb)gesteuert?

Greetz Mc.Faller


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