Myrmica als Trauermückenfänger

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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KayRay
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#1 Myrmica als Trauermückenfänger

Beitrag von KayRay » 14. September 2010, 05:36

Hallo,

Ich habe schon seid längerem ein Problem mit Trauermücken im Zimmer.
Die haben sich in kürzester Zeit in jedem Blumentopf eingenistet und konnten selbst mit professionellen Fallen nicht ausgerottet werden.
Da ich generell ein Nachtmensch bin und die meisten Dinge zu später oder schon früher Stund erledige habe ich auf meinem Schreibtisch immer eine kleine Halogenleuchte an. Direkt darunter befindet sich die Miniarena meiner 50 Frau starken Myrmica spec.. Diese sind Nachts seid neustem immer unterwegs und warten schon auf ihre Beute.
Die umherfliegenden Trauermücken werden vom Licht scheinbar angezogen und fliegen der Reihe nach in die Lampe. Durch den Hitzeschock fallen sie dann allesamt in die Arena wo sie nach kurzer Zeit von den Myrmica in Empfang genommen werden. Noch leicht betäubt sind sie leichte Beute. Die Myrmica packen sie besprühen sie einmal schön mit Säure und sobald sie die Gegenwehr einstellen werden sie ins Nest abtransportiert.
Ein interessantes Schauspiel mit angenehmen Nebeneffekt.
Ich weiß nicht ob das normal ist aber dieses Volk fuagiert fast nur noch ausschließlich Nachts. Wäre es möglich, dass sie ihren Rythmus angepasst haben?

Lg Kayray




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Willix
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#2 AW: Myrmica als Taumückenfänger

Beitrag von Willix » 14. September 2010, 09:02

Hallo KayRay!

Sehr praktisch, so ein automatisches Fütterungssystem! Falls du die Plage dennoch bekämpfen willst, gegen Trauermücken helfen Nematoden (Steinernema feltiae) sehr gut.
schneckenprofi.de hat geschrieben:Die Nematoden dringen in die Trauermückenlarven ein und geben ein Bakterium ab, das die Larve zersetzt. So werden die Trauermücken dort vernichtet, wo sie am meisten Schaden anrichten: nämlich als Larve an den Wurzeln Ihrer Pflanzen.


Gruß Willix



Stichlasser
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#3 AW: Myrmica als Taumückenfänger

Beitrag von Stichlasser » 14. September 2010, 11:32

KayRay hat geschrieben:Ich weiß nicht ob das normal ist aber dieses Volk fuagiert fast nur noch ausschließlich Nachts. Wäre es möglich, dass sie ihren Rythmus angepasst haben?


Ich weiß nicht, wie es sich bei Ameisen verhält, aber ich kann mir gut vorstellen, dass auch Insekten ihren (Tages-)Rhythmus umstellen können. Ich konnte das bei vielen Haustieren (Vögel, Hunde, Hamster) schon beobachten.

Gerade beim Hamster, der eigtl. ausschließlich nachtaktiv ist, fällt die Umstellung auf den Tag am meisten auf: Wird wach, wenn die Kinder aus der Schule kommen (so gegen 2 Uhr mittags), bleibt dann wach bis mindestens 1 Uhr nachts.



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jkiefer
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#4 AW: Myrmica als Trauermückenfänger

Beitrag von jkiefer » 14. September 2010, 13:09

Hallo KayRay,

ja ja die Trauermücken werden schnell zur Plage. Einmal irgendwie eingebracht, meist mit Erde, Humus, usw. oder Zimmerpflanzen kriegt man sie oft nie mehr los. Ich sprech da aus Erfahrung, habe immerhin auch fast schon eine richtige Zucht bei mir in der Wohnung seit nem Jahr.
Naja immerhin werden sowohl die Larven als auch die erwachsenen Mücken gerne von Gründerkolonien kleinerer Ameisenarten angenommen. Auch für die semiclaustrale Gründung eignen sie sich recht gut. Brauchbarer Ersatz für Fruchtfliegen wenn sie in Massen auftreten.

Dass sie ihren Rythmus angepasst haben bezweifle ich, dazu müsste man erstmal untersuchen ob sie vorher einen Tag-und-Nacht-Rythmus besaßen. Vielmehr glaube ich, dass die Wärme und das Licht der Lampe etwas damit zu tun haben. Auch ist dein Volk noch recht klein, da wird von vornherein eher Nachts furagiert. Und von anderen Myrmica-Arten weiß ich dass sie sowieso eher Dämmerungsaktiv sind. Aber wer weiß, vielleicht haben sie tatsächlich ihre Aktivität der "Fütterung" angepasst!

PS: Myrmica spp. haben einen Stachel, die können keine Säure sprühen!

Lg


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KayRay
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#5 AW: Myrmica als Trauermückenfänger

Beitrag von KayRay » 14. September 2010, 13:43

Leider ist diese Myrmica Kolonie die einzige die sich der Mücken annimmt. Meine anderen Ameisen verweigern sich strikt. Ich dachte eig. dass der Stachel nichts damit zu tun hat ob Säure auch versprüht werden kann oder nicht. Gibt es nicht einige Myrmicinae mit Stachel die bei Gefahr Abwehrsekrete in die Luft sprühen? Handelt es sich in dem Fall um andere Drüsen?



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Willix
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#6 AW: Myrmica als Trauermückenfänger

Beitrag von Willix » 14. September 2010, 14:25

jkiefer hat geschrieben:Einmal irgendwie eingebracht, meist mit Erde, Humus, usw. oder Zimmerpflanzen kriegt man sie oft nie mehr los. Ich sprech da aus Erfahrung, habe immerhin auch fast schon eine richtige Zucht bei mir in der Wohnung seit nem Jahr.


Hallo jkiefer!

Da hab ich andere Erfahrungen gemacht. Die Bekämpfung mittles Nematoden funktioniert sehr gut! Man sollte beachten, dass die Nematoden nur bei Dunkelheit eingebracht werden sollten und die Feuchtigkeit des Pflanzsubstrats halbwegs konstant gehalten wird. Nach einigen Wochen ist von den Trauermücken nichts mehr zu sehen. Bei meinen Bonsai hat das bestens funktioniert.

[EDIT] Es müssen natürlich sämtliche Pflanzen behandelt werden, da sich die Trauermücken sonst an einer unbehandelten Pflanze ansiedeln. Nach dem Absterben der Nematoden in den behandelten Substraten (sie leben nur solange, wie auch Larven vorhanden sind), siedeln sie sich dann auch dort wieder an. [/EDIT]

Gruß Willix



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Wiseman
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#7 AW: Myrmica als Trauermückenfänger

Beitrag von Wiseman » 14. September 2010, 14:48

KayRay hat geschrieben:Gibt es nicht einige Myrmicidae mit Stachel die bei Gefahr Abwehrsekrete in die Luft sprühen? Handelt es sich in dem Fall um andere Drüsen?


Es gibt einige Gattungen bzw. Arten innerhalb der Myrmicinae, die bei Gefahr ihren Hinterleib emporstrecken, den Stachel ausfahren und einen kleinen Gifttropfen absondern, der, am Stachel hängend, Alarmpheromone freisetzt (z.B. Crematogaster sp. oder auch Solenopsis fugax).



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jkiefer
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#8 AW: Myrmica als Trauermückenfänger

Beitrag von jkiefer » 14. September 2010, 15:08

Hallo,

danke für die Berichtigung Willix... Werd das dann wohl mal im Winter ausprobieren, wenn sie nicht von draussen wieder reinkommen können. Wenns nicht klappt ist auch nicht schlimm, stören tun sie mich nicht (so wertvoll sind meine Pflanzen nicht ^^). Und wie gesagt, Gründerkolonien kleiner Arten (Myrmica spp., Lasius flavus usw.) nehmen sie gerne bei mir.

@KayRay:
Nur die Formicinae benutzen Ameisensäure (siehe hier: Ameisensäure@AWiki). Die meisten Gattungen der Myrmicinae haben Stachel und mehr oder weniger starke Gifte. Manche Gattungen, z.b. Pheidole, Messor,... haben diesen Stachel gänzlich verloren und können wenn überhaupt noch Kontaktgifte, Alarmpheromone oder Repellentsubstanzen in ihrer Giftdrüse produzieren. Aber das ist ein Thema in dem ich mich nicht so besonders auskenne, da können andere hier mit Sicherheit mehr dazu sagen...

Lg


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