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Formica truncorum - Fotobericht

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Boro
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#1 Formica truncorum - Fotobericht

Beitrag von Boro » 11. Juli 2011, 11:57

Endlich geschafft! Seit Jahren versuche ich Fotos von Formica truncorum-Gynen zu schießen, aber immer lief etwas falsch: Einmal zu früh dran, dann zu spät, die Uhrzeit des Schwärmens ist anscheinend unklar, dann ist das ausgesuchte Nest verschollen, dann hab ich was anderes zu tun......
Jetzt endlich hat es geklappt! Einen Schönheitswettbewerb hat die Art für mich schon gewonnen: Perfekter Körperbau, schöne Färbung!
Aber nicht leicht zu finden: Bei uns ist sie in den Niederungen eindeutig eine seltene Art und kommt überhaupt nur regional vor. Die Nester sind klein, die Volksstärke ist weit geringer als bei anderen Formica s. str. Die Populationen sind instabil, einmal sind ein paar Nester vorhanden, im nächsten Jahr können sie verschwunden sein (vgl. auch SEIFERT S. 317 ff.) Jedenfalls eine sehr sensible Art, daher sollte jeglicher Eingriff unterbleiben, d. h. ich kann nicht im Nest "nachschauen", ob Brut vorhanden ist usw. Fotos von toten Tieren mag ich nicht, da heißt es jetzt genau den richtigen Zeitpunkt des Schwärmens zu erraten! Ich habe nicht einmal eine Gyne in die Box ausgeliehen!
Gestern war es so weit: Rosental in Kärnten/Österr., etwa 450m Seehöhe, warm getönter Schneeheide-Rotföhrenwald, Kalkschotterboden mit wenig bzw. lückenhafter Vegetation. Man könnte das Habitat auch als Heißlände bezeichnen, es handelt sich um ufernahe Gebiete eines Wildbaches. Formica truncorum ist eine heliophile Art, sie braucht helle, sehr gut besonnte Offenlandhabitate mit möglichst wenig Konkurrenz durch andere Formica spp. Im fraglichen Gebiet konnte ich nur 3 Nester von Formica pratensis finden, eigentlich eine "Wiesenameise", die hier aber auf bloßem Schotter ihre Nester am Waldrand baut.
Als Hilfsameisen zur Nestgründung kommen hier folgende Arten in Frage: Zahllose Nester v. Formica cinerea u. F. fuscocinerea, im Waldgebiet Formica cunicularia und Formica fusca (z. T. riesige Nester!) Formica rufibarbis fehlt hier vollkommen, auch die vllt. zu erwartende F. (Raptiformica) sanguinea fehlt hier.
1. Habitat v. F. truncorum in Südkärnten. Eine nähere Fundortbeschreibung wird absichtlich unterlassen!
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2. Ja, tatsächlich, unter diesem verrosteten Blechteil befindet sich das individuenstärkste Nest der Gegend! Kein Hügelbau sichtbar!
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3. Es ist 08:15 u. das Nest ist nicht von der Sonne beschienen. Eine Bewachungsmannschaft fehlt eigentlich, aber diese Arbeiterin hat meinen Fotoapparat gesehen und droht in der typischen Formica s. str.- Manier (übrigens: dadurch sehr leicht v. Raptiformica zu unterscheiden, die kennen diese Drohgebärde nicht!)
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4. Da ist sie, die erste Schöne von hinten:
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5. Der ganze Körper ist stark behaart. Die hier sichtbare Gaster ist der einzige Körperteil, der größtenteils dunkel gefärbt ist. Wegen der starken Behaarung ist sie nicht glänzend wie etwa bei F. rufa od. F. polyctena.
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6. Seitenansicht, da wird gerade der Flugapparat trainiert!
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7. Was die Zukunft wohl bringen wird?
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8. Schöne Rückenzeichnung!
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9. Diese Rückenzeichnung (Mesonotum) errinert stark an die nahe Verwandtschaft!
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10. Raptiformica sanguinea mit sehr ähnlicher Rückenzeichnung:
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11. ....und Formica rufibarbis:
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Sense
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#2 AW: Formica truncatus

Beitrag von Sense » 11. Juli 2011, 12:06

Danke Boro, die Bilder sind ein echter Knaller !!


Viele Grüße
Sense

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Ameisenstephan
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#3 AW: Formica truncatus

Beitrag von Ameisenstephan » 11. Juli 2011, 12:25

Kann mich Senses Meinung nur anschließen!
Tolle Fotos, interessant auch der Vergleich mit den anderen Formica-Arten mit ähnlicher Zeichnung.


Mfg, Stephan

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Moriquendi
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#4 AW: Formica truncorum - Fotobericht

Beitrag von Moriquendi » 11. Juli 2011, 16:17

Wahnsinnig gute Bilder. Danke!


per aspera ad astra

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Boro
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#5 AW: Formica truncorum - Fotobericht

Beitrag von Boro » 7. August 2011, 14:03

Nur mehr ein eisamer Mann!!

Vor etwa 10 Tagen konnte ich bei meinen F. truncorum-Nestern noch etliche Geschlechtstiere sehen. Inzwischen ist die Schwärmzeit in den Niederungen längst vorbei.
Zwischen 08:00 und 09:00 war die Kontrolle bei meinen 5 truncorum-Nestern angesagt: Keine Spur mehr von Geschlechtstieren, nur bei einem Nest versuchte ein Männchen die längste Zeit abzufliegen. Lt. SEIFERT gibt es nur eine Beobachtung für die Schwärmzeit an "heißen Tagen um die Mittagszeit." Aber wie schon zuletzt, erfolgte auch diesmal der Flugversuch am Morgen [Bewölkt, 21°, ca. 75% LF].
Die Männchen bei Formica spp. und Serviformica spp. sind etwa gleich groß wie die Gynen. Bei etlichen anderen Arten sind die Männchen im Vergleich zu den Weibchen oft winzig (z. B. die allbekannte Lasius niger). Die mit Formica (Serviformica) spp. nahe verwandten Amazonenameisen (Polyergus rufescens) verfügen über deutlich kleinere Männchen mit vergleichsweise kurzen Flügeln. Ein weiter Ausbreitungsflug erscheint daher bei dieser Art sowieso nicht möglich zu sein (abgesehen v. der häufigen Begattung am Nest!).
1. Die Arbeiterinnen wollten den Nachzügler offenbar bald "loswerden"!
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2. Sag zum Abschied leise servus.......
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3. Die Gaster der Männchen sind fast "wespenartig" langgestreckt. Platz für einen vollen Kropf und reichlich Sperma!
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4. Die Chancen noch ein Weibchen zu finden, sind äußerst gering!
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L.G:Boro



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Boro
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#6 AW: Formica truncorum - Fotobericht

Beitrag von Boro » 27. November 2012, 15:05

Neuer Fundort: Formica truncorum
Wie bereits oben erwähnt, ist die Art bei uns selten und vorwiegend im Gebirge anzutreffen. In den Niederungen konnte ich bisher nur im Rosental (entlang der Drau, Hauptfluss von Kärnten) an einmündenden Bächen einige Nester finden (450 m bis 500 m). Die Art gilt bei uns als gefährdet [H. C. WAGNER (2012): Die Ameisen Kärntens. Masterarbeit zur Erlangung d. ak. Grades Master of Science, Uni Graz]
Im vergangenen September entdeckte ich im Hügelland nördl. von Klagenfurt eine Waldameisenart, deren Bestimmung etwas unklar erschien. Das Nest befand sich am Rand eines asphaltierten Parkplatzes zur angrenzenden Wiese. Eine Materialanhäufung war kaum erkennbar, soweit ich das Nest erkennen konnte, lag es teilweise unter der Asphaltdecke. Wegen dieser Nestanlage und dem hohen Rotanteil der gesichteten Tiere, tippte ich zuerst auf Formica sanguinea, war mir aber nicht sicher. Leider hatte ich meine Lupe nicht mit. Aus diesem Grunde nahm ich 2 Exemplare mit und legte sie in Alkohol. Unter der Lupe und mit der Vergrößerung am PC war der Fall klar: Formica truncorum, mit der Für die Art typischen, starken Beborstung des gesamten Körpers. Hier noch 2 Aufnahmen:
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Auffallend der sehr hohe Anteil roter Färbung bei dieser Art:
In frontaler Ansicht erkennt man nur dunkle Farbelemente am Rand des Clypeus, die rot-braunen Mandibeln und diffus eingestreute dunkle Farbpartikel am Hinterhauptrand. Sehr interessant finde ich die drei dunklen Flecken im Stirnbereich, die mit der vorderen Ozelle als Mittelpunkt (u. den 2 restlichen Ozellen) die geomertr. Figur eines Fünfecks ausbilden.
In der Seitenansicht kann man gut die morphologischen Strukturen erkennen. Dunkel ist nur die Gaster ab dem ersten Tergit.



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#7 AW: Formica truncorum - Fotobericht

Beitrag von Ameisenfanatiker » 27. November 2012, 16:38

Tolle Bilder! Immer wieder interessant zu lesen! :respekt::respekt:;)



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Boro
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#8 AW: Gigantiops destructor

Beitrag von Boro » 2. April 2013, 21:49

Kleiner Nachtrag mit ein paar Bildern:
1. Eine C. truncatus-Gyne, allerdings durch das Glas der Box fotografiert
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2. Die in den Gallen häufig gefundene Temnothorax cf. affinis:
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3. Gerade bei den Nestern in Gallen ist die Art ausgesprochen polydom:
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4. Kann durchaus passieren, dass man 3 od. 4 "Nester" nacheinander findet, aber ohne Königin!!
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L.G.Boro



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