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Verhaltensstörungen durch fehlende Nestverdunklung

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Gast
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#1 Verhaltensstörungen durch fehlende Nestverdunklung

Beitrag von Gast » 26. Februar 2013, 17:17

Hey zusammen,

nachdem ich nun eine ganze Weile (nahezu ergebnislos) dr. google und die Suchfunktion des Forums bemüht habe, stelle ich meine Frage nun doch hier.

Grundsätzlich halte ich es für ausreichend klar belegt, dass Ameisen verdunkelte Nestbereiche den nicht verdunkelten vorziehen (leider find ich grad den entsprechenden Thread nicht). Insofern scheint das Anbringen von Folie oder anderem Material absolut sinnvoll, wenn nicht sogar zwingend notwendig.

Allerdings gibt es hierzu auch viele Gegenstimmen.

Herr Kalytta bspw., von dem ich bald meine Kolonie beziehen möchte, wies mich auf meine Frage nach der im Shop nicht angebotenen Folie darauf hin, dass er alle von ihm gehaltenen Arten erfolgreich ohne Nestverdunklung pflegt. Die Ameisen würden sich problemlos an das einfallende Licht gewöhnen.
Aus seiner Sicht scheint es die Ameisen sogar eher zu stressen, die Verdunklung zu entfernen, woraufhin sie hektisch versuchen, dem einfallenden Licht inklusive ihrer Brut zu entkommen. Klingt doch erstmal nachvollziehbar.

Hier argumentiert TiGGa:
"Um nicht in Dauerstress zu verfallen, behilft sich der Körper, indem er bestimmte Sinneswahrnehmungen unterdrückt. Auch beim Menschen ist das so. Schließlich wachen wir ja nicht auf, wenn wir selber schnarchen. Dies könnte auch eine Erklärung sein, warum Ameisen an Bahngleisen ihre Nester haben können. Sie haben sich schlicht an die Vibrationen gewöhnt."

Scheint mir ebenfalls nicht völlig abwegig.

Chris1994 dagehgen wies hier auf folgendes hin:
chris1994 hat geschrieben: Ohne Abdunkelung kann es leicht passieren, dass die Tiere das Nest verlassen und vermehrt im Bodengrund zu graben versuchen.
Ebenfalls absolut nachvollziehbar. Und erfreulicher Weise mal eine konkrete Beschreibung der drohenden Schwierigkeiten.
Dem könnte man allerdings mit nicht-grabungsfähigem Material entgegenwirken, wie es anscheinend auch viele Halter tun.

Die meisten Einsteiger werden sich die Frage stellen, ob Folie nötig ist, oder nicht. Vielleicht lässt sich in diesem Thread eine Abwägungshilfe zusammentragen.

Daher meine Frage: Welche konkreten Verhaltensstörungen konntet Ihr in Bezug auf fehlende Verdunklung feststellen?

Vielen Dank im Voraus, ich bin gespannt.



Gast
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#2 AW: Verhaltensstörungen durch fehlende Nestverdunklung

Beitrag von Gast » 26. Februar 2013, 17:55

Dear Sir,
„Grundsätzlich halte ich es für ausreichend klar belegt, dass Ameisen verdunkelte Nestbereiche den nicht verdunkelten vorziehen.“
Na, das ist ja schon mal was… Ameisenforscher, Wissenschaftler!, halten ihre Versuchstiere seit eh' und je verdunkelt.
Für den nicht auffindbaren Thread sind diese Ausführungen vielleicht ein brauchbarer Ersatz:
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Rote_Folie

„Herr Kalytta bspw., von dem ich bald meine Kolonie beziehen möchte, wies mich auf meine Frage nach der im Shop nicht angebotenen Folie darauf hin, dass er alle von ihm gehaltenen Arten erfolgreich ohne Nestverdunklung pflegt. Die Ameisen würden sich problemlos an das einfallende Licht gewöhnen.“
Es dürfte, auch wenn Herr Kalytta anderer Meinung ist ("alle ... Arten"), doch sehr auf die Art ankommen (die Du nicht angegeben hast!), wie weit sich die Ameisen an Licht zu gewöhnen scheinen.
Weiterhin gibt es zwischen dunkel und z. B. taghell einige Übergangswerte. Vielleicht hat der Händler seine Ameisen in einem Dämmerlicht, das der Lichtintensität unter einer üblichen roten Folie entspricht? - Ich würde ihn mal nach der Helligkeit in Candela fragen, der seine Kolonien alle ausgesetzt sind.

Ich kenne keine Ameisenart, die freiwillig ihr Nest (mit Brut und Königinnen) im Tageslicht anlegt. Wenn sie die Wahl haben, verlagern sie Brut und Königinnen IMMER in den dunkelsten Bereich (in dem natürlich Feuchtigkeit und Temperatur ebenfalls zuträglich sein müssen).

Vielleicht sind die Ameisen selber doch schlauer als ein Händler oder Halter, dem sie auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind? – Wenn man sich am Verhalten in der Natur orientiert, kann man eigentlich nicht ganz falsch handeln!

Aber es ist selbstverständlich Dir überlassen, wem Du Glauben schenken willst.

Merkur



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#3 AW: Verhaltensstörungen durch fehlende Nestverdunklung

Beitrag von NIPIAN » 26. Februar 2013, 18:15

Hoi,


Schließlich wachen wir ja nicht auf, wenn wir selber schnarchen.
vom Bettpartner einmal abgesehen stimmt das nur teilweise. Schnarchen führt zu einem geringeren Atemminutenvolumen. Der Körper versucht tiefer zu atmen, versagt aber unter bestimmten Bedingungen. Wenn man "zu sehr schnarcht", wacht man z.B. aufgrund eines zu starken pH-Abfalls (CO2 im Blut rauf -> stärkerer Atemantrieb, als Sauerstoffmangel/ O2 im Blut runter) auf, häufig in Verbindung mit fiesen Albträumen - von der folgenden Tagesmüdigkeit einmal abgesehen. Besonders blöd im Falle von LKW-Fahrern. Das sind dann Menschen, die ein Atemtherapiegerät bekommen, alternativ eine OP.

Was ich zeigen will: auch Banalitäten führen zu Problemen. Zwar kommt es zu Kompensationsmechanismen, aber irgendwann werfen zu viele störende Faktoren ihren Wetteinsatz auf den Tisch und die Abwehrmechanismen versagen.



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#4 AW: Verhaltensstörungen durch fehlende Nestverdunklung

Beitrag von Arkamur » 26. Februar 2013, 18:34

Wenn man aber das Problem hat, dass man z.B. L.niger so pflegen moechte, dass man die Tiere nicht nur in der Arena sehen will, sondern auch Kindern erklaeren kann, was so im Nest vor sich geht, kommt man an einem unverdunkelten Nest nicht vorbei. Ich weiss, ich ziehe mir jetzt den Zorn anderer Halter zu.
Ich moechte damit nicht ausschliessen, dass es, wie auch unter Menschen, besonders empfindlichen Individuen und Arten gibt, die man so nicht halten sollte. Aber dass muss man ausprobieren.



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#5 AW: Verhaltensstörungen durch fehlende Nestverdunklung

Beitrag von Krabbeltierfan » 26. Februar 2013, 18:44

sondern auch Kindern erklaeren kann, was so im Nest vor sich geht,


Meine Äußerung dazu hat jetzt nichts mit Zorn zu tun, allerdings möchte ich dahingehend widersprechen.

Gerade in der Haltung von Ameisen geht es darum, die Tiere auch dort beobachten zu können, wo sie in freier Natur verborgen bleiben. Allerdings sollten Kinder lernen, das andere Wesen auch andere Bedürfnisse haben. Hierbei gibt es viele, auch in diesem Thread bereits erwähnte, Hilfsmittel. Rote Folie kann eine Option sein, oder auch das Benutzen von abnehmbarem schwarzen Karton oder ähnliches. Nur weil ein Kind zweimal am Tag hinein schaut, muss es noch lange nicht 12 h am Tag hell im Nest sein.

Wenn man aber das Problem hat


Wenn man Kindern etwas erklären möchte, ist dies doch kein Problem! Ich würde es eher als gutes Unterfangen bezeichnen ;)

Grüße
Krabbel



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#6 AW: Verhaltensstörungen durch fehlende Nestverdunklung

Beitrag von Tabernakel » 27. Februar 2013, 13:11

Hallo,

ich halte meine Kolonien mittlerweile erfolgreich ohne Folie (L. niger, C. ligniperdus) allerdings so, dass die Nestbereiche eher im Schatten liegen und nicht direkt von einer hellen Zimmerlampe oder Tageslicht angestrahlt werden.
Beide Völker hätten durchaus die Möglichkeit das Nest zu verdunkeln, anfangs haben sie das mit Sand, den sie an die Scheiben geklebt haben auch getan, aber neue Kammern, die sie graben, bleiben einfach offen und sie nutzen sie ganz normal als Brut- und Aufenthaltskammern.
Selbst ein kurzeitiges Anleuchten bei neugierigen Besuchern, die mal die Königin sehen möchten, führt zu keiner Reaktion mehr, wohingegen früher das Folien Anheben zu panischer Wuselei führte.
Stößt man versehentlich an das Becken und die Erschütterung fällt etwas stärker aus, verhalten sich die Ameisen übrigens weiterhin panisch, sie unterliegen also nicht einer generellen Lethargie ;).

Schöne Grüße,

Alex


Heisenberg has been here.

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#7 AW: Verhaltensstörungen durch fehlende Nestverdunklung

Beitrag von eastgate » 27. Februar 2013, 17:18

Hallo Zusammen,

einer der Grundgedanken der Ameisenhaltung sollte, meiner Meinung nach, die möglichst naturnahe Haltung der Schützlinge sein. Dazu gehört nunmal auch ein abgedunkelter oder besser lichtloser Nestbereich.

Solltes es möglich sein, Ameisen an einen hellen Nestbereich zu gewöhnen, wäre die Möglichkeit sie damit vor Erschütterungen und plötzlichen Lichteinfall, im Falle des entfernens der Folie oder so, zu schützen sicher erstrebenswert. Anderseits muss man sich fragen, wieso Ameisen ihre Nester nicht einfach überirdisch bauen, wenn sie doch eigentlich garkein Problem mit Licht haben.
Evtl. haben ja Ameisen auch garkeine Angst vor dem Licht, sondern eher damit, dass Lichteinfall für sie ein offenes Nest bedeutet und ein offenes Nest das Eindringen von Fressfeinden bedeutet.

Ich glaube es wäre sinnvoller, die Folie oder die Pappe, die das Nest verdunkelt, vorsichtig zu entfernen und dann nicht sofort mit einem 1000 Watt Halogenleichter hineinzuleuchten, anstatt sie an Licht zu gewöhnen.

Gruß

eastgate



Arkamur
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#8 AW: Verhaltensstörungen durch fehlende Nestverdunklung

Beitrag von Arkamur » 27. Februar 2013, 18:46

Es ist wie mit allen Fragen:
Es gibt Freunde, die eine naturnahe Haltung bevorzugen (find ich auch gut, wenn man Platz und Moeglichkeiten hat)
Es gibt Freunde, die gern den ganzen Prozess auf engstem Raum beobachten wollen.

Bei anderen Tieren in haeuslicher Haltung widerspricht es oft auch den natuerlichen Haltungsbedingungen, zB der Hund, der ja eigentlich von Wolf als Rudeltier abstammt, oder der Wellensittich, der, wie die meisten Papageienarten, in seiner Heimat in grossen Schwaermen umherzieht, also auch noch ein grosses Territorium abfliegt.
Ich denke, die Aufzaehlung kann man noch fortsetzen und trotzdem gibt es auch hier wieder
Freunde........



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