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Lichtschutzfolie und Beleuchtung

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Bunbury
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#1 Lichtschutzfolie und Beleuchtung

Beitrag von Bunbury » 24. September 2014, 23:45

Welche Folien und welche Beleuchtung günstig sind um die Ameisen möglichst ganz ohne Störung beobachten zu können hat mich von Anfang an beschäftigt. Weil's meine Fachrichtung ist habe ich etwas experimentiert und will meine Erfahrungen sowohl teilen als auch gerne die Euren zum Thema lesen:

Setup:
- Ytongnest mit junger Messor Barbarus Kolonie
- Folien von LEE-Filters (106) und rote Standard-PVC-Abdeckfolie (beides von Antstore)
- verschiedene LEDs


Folien:
Das Nest wurde vollflächig mit der roten PVC-Standardfolie abgedeckt, zusätzlich ein jeweils ca. 1 dm²-großes Stück der LEE-Filters-Folie 106 und ein der PVC-Folie (also örtlich doppelte Filterdicke), mit dem abwechselnd einzelne Höhlen abgedeckt wurden.

Beobachtungen nach 6 Monaten:

Nimmt man die dunkelrote 106-Filterfolie ab zeigen die Ameisen meist eine spontane Reaktion, beim Entfernen der (doppelten) PVC-Folie kaum. Langfristig haben sich die Ameisen immerwieder in dem Raum mit der 106-Filterfolie angesiedelt.


Beleuchtung:
Als Werbegeschenk lag irgendwo eine LED-Taschenlampe mit einer(!) roten LED bei, die ich zunächst sowohl mit der roten Standard-PVC-Folie als auch mit der Spezialfolie getestet habe. Obwohl die eine LED mit den kleinen Knopfzellen nicht viel Licht macht war bei der Standardfolie stets eine Reaktion der Ameisen bemerkbar, wenn auch deutlich geringer als bei weißem Licht. Hinter der LEE-Folie tat sich bei der Rot-Taschenlampe wenig, allerdings war auch fast nichts zu erkennen.

Um etwas klarer zu sehen habe ich ein paar Datenblätter handelsüblicher roter LEDs gewälzt und habe verschiedene Typen an den Ameisen getestet.

Resultat: die roten LEDs die unter "hyperrot", "superrot" u.ä. teilweise mit erheblichen Lichtstärken angeboten werden haben meist etwas kurzwelligere Spektralbereiche und ich habe auch bei vergleichsweise geringer Helligkeit (Konstantstromregelung) meist Reaktionen der Ameisen feststellen können.

Das änderte sich bei meinen Ameisen schlagartig bei LEDs ab 660nm Wellenlänge nahezu unabhängig der Helligkeit, bzw. des Stromes. Ich habe jetzt eine komplette LED-Taschenlampe auf diese roten LEDs umgerüstet (9 LEDs Ø5mm á jeweils 5000mcd) und auf den max. zulässigen cw-Strom von 30mA justiert.


Ergebnis:
Mit der 660nm LED-Taschenlampe kann ich das komplette Nest zu jeder Zeit quasi taghell erleuchten ohne die geringste Reaktion bei meinen Messor Barbarus festzustellen. Zusätzlich liegt diese Wellenlänge schon deutlich genug im Transmissionsbereich der LEE-Filterfolie, so daß diese beim Rotlicht genauso transparent erscheint wie die Billigfolie. Bei Umgebungs-/Tageslicht erweist sich die LEE-Filters-Folie als deutlich günstiger.

Nach den Datenblättern sollte es vom Spektralbereich egal sein, ob von Lee-Filters die Sorte 106 oder 029 (Plaza Red) verwendet wird, zumindest Messor Barbarus scheint ziemlich trennscharf ab ca. 650nm absolut rotblind zu sein. Da manche unter "rot" verkaufte LEDs drunter liegen sollte man also genauer hingucken was man verwendet.


Erfahrungen mit anderen Arten würden mich interessieren, da die paar Forschungsberichte die ich finden konnte keinerlei artbedingte Unterschiede belegt haben.

Ebenso würden mich Erfahrungen und Bezugsquellen für alternative und idealerweise kostengünstige Rotfolien interessieren. Da ich an das erforderliche Equipment komme könnte ich bei vielversprechenden Kandidaten ggF. Transmissionskurven selbst ausmessen, sofern keine Datenblätter verfügbar sind.



ratti
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#2 AW: Lichtschutzfolie und Beleuchtung

Beitrag von ratti » 25. September 2014, 17:56

Sehr interessanter Beitrag, Danke!



juliavasa5
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#3 AW: Lichtschutzfolie und Beleuchtung

Beitrag von juliavasa5 » 27. November 2014, 10:06

Die kommen erst noch. Die Gyne, die ich gefangen habe, scheint erst nächstes Jahr gründen zu wollen. Für mich macht das auch Sinn: Es ist eine relativ wärmeliebende Art, und diesen Sommer hat sie ja eher Herbst bekommen. Ich hoffe, sie legt nach der Winterpause los. ************ Danach kommt es darauf an, wie schnell sich die Kolonie entwickelt, und wie gern sie umzieht: Ich werde das Nest direkt in der Arena anbieten, aber wenn sie es erst nehmen, wenn das RG zu klein wird, dann kann das noch dauern...



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Colophonius
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#4 AW: Lichtschutzfolie und Beleuchtung

Beitrag von Colophonius » 28. November 2014, 10:05

Hallo,

nach meinen Erfahrung ist es egal, ob man das Nest abdunkelt oder nicht - andere Faktoren sind da viel wichtiger. Ich nehme an, dass den Ameisen die "Enge" ausreicht, um ein Nestgefühl zu bekommen und sich dort sicher zu fühlen.

Meine Messor leben in einer Kammer, die den gesamten Abend direkt von der Deckenlampe angestrahlt wird, obwohl es viele Ausweichkammern gäbe, die dunkler wären. Ich habe auch mal zum Vergleich einen Teil des Nestes mit roter Folie abgedeckt. Das schien den Ameisen aber nicht allzu wichtig zu sein, denn im abgedunkelten Bereich waren nicht mehr Ameisen anzufinden, als in normal bis stark Beleuchteten.

Meine Pheidole haben gerade die Möglichkeit in einem Becken ihr eigenes Erdnest zu gestalten. Ich dachte, dass damit die Nesteinsicht wohl komplett verloren geht, aber die Ameisen bauen erstaunlich viele Gänge direkt an der Glaswand. Eine Freude für den Halter und für mich ein weiteres Indiz, dass das Abdunkeln eher der Beruhigung des Halters als den Ameisen dient.

Meine Camponotus lebten im hellen Schlauch wenige Zentimeter vorm abgedunkelten Nest. Dort würde ich aber - anders als bei den Pheidole und Messor - klimatische Gründe nicht ausschließen wollen.


Ich bin im Übrigen mittlerweile davon überzeugt, dass die "Panik" im Nest der Ameisen nach dem Heben der Folie nicht mit dem plötzlichen Lichteinfall zu tun hat, sondern vielmehr auf die Vibrationen, die mit dem Anheben verbunden ist, zurückzuführen sind.
Ich kann meine Ameise allesamt mit Blitz fotografieren oder mit einer hellen LED an meiner Lupe ausgiebig anstrahlen. Wenn ich jedoch eine Pinzette auf ihr Brett lege, gibt es immer Panik. Vielleicht schadet der Halter seinen Ameisen ja am Ende sogar mehr durch das Anheben der gut gemeinten Folie, als sie den Ameisen am Ende nutzt.



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trailandstreet
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#5 AW: Lichtschutzfolie und Beleuchtung

Beitrag von trailandstreet » 28. November 2014, 13:11

Diese Beobachtungen kann ich auch bestätigen. Ich denke auch, dass sie gern an der Scheibe graben, weil sie das in der Natur auch gern tun. Dort halt meist an einem Stein oder einer Wurzel entlang. Das ist wohl stabiler als direkt im Sand.
Vermutlich verbinden sie auch eher plötzlichen Luftzug als Störung.


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Erne
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#6 AW: Lichtschutzfolie und Beleuchtung

Beitrag von Erne » 28. November 2014, 19:47

Sicherlich gibt es Arten, die sich an leichtes Licht gewöhnen lassen und sich so durchaus halten lassen.
Derartige Beobachtungen kann ich bestätigen.

Für mich ist das allerdings zu allgemein.
Generell für alle Arten sehe ich so eine Haltung nicht.
Auch kann ich die Beobachtung nicht bestätigen, dass von mir gehaltenen Arten nicht auf plötzlichen Lichteinfall reagieren, zum Teil gab das richtig Panik.
Mehrfach ausgetestet mit in Dunkelheit gehaltenen Ameisen ohne Nestabdeckung.
Erschütterungsfrei plötzlich Licht eingeschaltet.

Was eher ging, nach und nach die Helligkeit für das Nest erhöht.
Über mehrere Tage, eher Wochen war es so möglich, Ameisen so zu halten, dass das Licht ausreichte, um sie gut beobachten zu können.
Was ich dabei nicht versucht habe, neben dem hellen, auch ein abgedunkeltes Nest anzubieten,
Weil ich davon ausgehe, dass bei sonst gleichen Lebensbedingungen, die Ameisen ins dunkle Nest ziehen.

Ist sicherlich ein interessanter Ansatz, herauszufinden, was mit einem nicht abgedunkelten Nest machbar ist.
Wie viel Licht möglich ist, welche Lichtfarbe, was an Lichtquellen brauchbar ist.
Lichtquellen mit hohem Wärmeanteil oder UV - Strahlung sind eher unpassend.

Wie sich die Ameisen verhalten im Gegensatz zu einer dunklen Nesthaltung.
Wie sie sich entwickeln, besonders wie die Entwicklung nach längerer Zeit aussieht.
Welche Arten sich ohne Abdunklung halten lassen.

Grüße Wolfgang



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