Dominanzreihenfolge Lasius niger/ Myrmica rubra
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#1 Dominanzreihenfolge Lasius niger/ Myrmica rubra
Hallo zusammen!
Ich halte seit kurzem sowohl Lasius niger als auch Myrmica rubra und mir kam heute nach der SpinnenfĂŒtterung eine Frage in den Sinn: Myrmica rubra ist ja meiner Beobachtung nach beim furagieren viel effektiver in der Rekrutierung und scheint daher effektiver und effizienter Nahrung zu beschaffen. AuĂerdem ist ja Myrmica rubra wenn ich das richtig verstanden habe mit ihrem Stachel wehrhafter als Lasius niger. Warum ist dann in der Dominanzreihenfolge hĂ€ufig Lasius niger oben bzw. warum gibt es die hier bei mir (Taunus) wie Sand am Meer, Myrmica rubra dagegen viel weniger?
Ich fÀnde es sehr spannend da eine Antwort zu zu hören. Vielleicht sind auch meine Beobachtungen nicht richtig? Vielen Dank!
Schönes Wochenende!
Gero
Ich halte seit kurzem sowohl Lasius niger als auch Myrmica rubra und mir kam heute nach der SpinnenfĂŒtterung eine Frage in den Sinn: Myrmica rubra ist ja meiner Beobachtung nach beim furagieren viel effektiver in der Rekrutierung und scheint daher effektiver und effizienter Nahrung zu beschaffen. AuĂerdem ist ja Myrmica rubra wenn ich das richtig verstanden habe mit ihrem Stachel wehrhafter als Lasius niger. Warum ist dann in der Dominanzreihenfolge hĂ€ufig Lasius niger oben bzw. warum gibt es die hier bei mir (Taunus) wie Sand am Meer, Myrmica rubra dagegen viel weniger?
Ich fÀnde es sehr spannend da eine Antwort zu zu hören. Vielleicht sind auch meine Beobachtungen nicht richtig? Vielen Dank!
Schönes Wochenende!
Gero
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Maddio
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#2 Re: Dominanzreihenfolge Lasius niger/ Myrmica rubra
Eine interessante Frage.
Erstmal was zu dem was du ĂŒber den Stachel gehört hast. Im allgemeinen sind die Hauptfeinde von Ameisen andere Ameisen. In diesem Fall ist das SprĂŒhen von AmeisensĂ€ure von Vorteil, da das SĂ€uregemisch in gebissene Wunden eindringt und in die Ăffnungen des Tracheensystems flieĂt und dort seine Wirkung entfaltet. Ein Stachel ist bei so gut gepanzerten Gegnern wie Ameisen sehr schwer effektiv zum Einsatz zu bringen. Es muss genau zwischen die Ăbergangspunkte der Gelenke etc. gestochen werden, was im KampfgetĂŒmmel schwierig ist. Es gibt aber sicherlich Ausnahmen wie z.B. Manica rubida welche sehr effektiv auch gegen Ameisen ihren Stachel einsetzen soll.
Dann weiter zu deinem Empfinden der Dominanz Hierarchie aufgrund der HĂ€ufigkeit in deiner Wohngegend. Grob gesagt hat das nichts miteinander zu tun.
Lasius niger ist bekannt als Kulturfolger, wie z.B. auch Tauben. Niemand wĂŒrde auf die Idee kommen Tauben dominanter als Adler einzuordnen. Vielleicht verstehst du was ich damit sagen will.
Generell ist es so, dass fast alle Tierarten eine ökologische Nische besetzen, und innerhalb dieser Nische sind sie anderen Tieren ĂŒberlegen. Das muss nicht bedeuten stĂ€rker o.Ă€., sondern den Anforderungen des Lebensraums besser angepasst (surival of the fittest by the means of natural selection- Darwin's Erkenntnisse oft falsch dargestellt als Recht des StĂ€rkeren vgl. Sozialdarwinismus).
Es gibt auch Ameisen Arten die das Spiel der Dominanz Hierarchie einfach nicht mitspielen und Konflikten aus dem Weg gehen. Aber ich schweife ab.
Auf Lasius niger und Myrmica rubra ĂŒber tragen bedeutet dies, dass die eine der anderen Art im jeweils optimalen Habitat ĂŒberlegen ist. Myrmica rubra ist dominant in hochgrasigen Wiesen, wĂ€hrend Lasius niger in urbanen teils versiegelten FlĂ€chen die dominante Ameise in Deutschland ist.
Ich hoffe das bringt schon mal etwas Licht ins dunkle man kann noch sehr viel mehr dazu schreiben.
Erstmal was zu dem was du ĂŒber den Stachel gehört hast. Im allgemeinen sind die Hauptfeinde von Ameisen andere Ameisen. In diesem Fall ist das SprĂŒhen von AmeisensĂ€ure von Vorteil, da das SĂ€uregemisch in gebissene Wunden eindringt und in die Ăffnungen des Tracheensystems flieĂt und dort seine Wirkung entfaltet. Ein Stachel ist bei so gut gepanzerten Gegnern wie Ameisen sehr schwer effektiv zum Einsatz zu bringen. Es muss genau zwischen die Ăbergangspunkte der Gelenke etc. gestochen werden, was im KampfgetĂŒmmel schwierig ist. Es gibt aber sicherlich Ausnahmen wie z.B. Manica rubida welche sehr effektiv auch gegen Ameisen ihren Stachel einsetzen soll.
Dann weiter zu deinem Empfinden der Dominanz Hierarchie aufgrund der HĂ€ufigkeit in deiner Wohngegend. Grob gesagt hat das nichts miteinander zu tun.
Lasius niger ist bekannt als Kulturfolger, wie z.B. auch Tauben. Niemand wĂŒrde auf die Idee kommen Tauben dominanter als Adler einzuordnen. Vielleicht verstehst du was ich damit sagen will.
Generell ist es so, dass fast alle Tierarten eine ökologische Nische besetzen, und innerhalb dieser Nische sind sie anderen Tieren ĂŒberlegen. Das muss nicht bedeuten stĂ€rker o.Ă€., sondern den Anforderungen des Lebensraums besser angepasst (surival of the fittest by the means of natural selection- Darwin's Erkenntnisse oft falsch dargestellt als Recht des StĂ€rkeren vgl. Sozialdarwinismus).
Es gibt auch Ameisen Arten die das Spiel der Dominanz Hierarchie einfach nicht mitspielen und Konflikten aus dem Weg gehen. Aber ich schweife ab.
Auf Lasius niger und Myrmica rubra ĂŒber tragen bedeutet dies, dass die eine der anderen Art im jeweils optimalen Habitat ĂŒberlegen ist. Myrmica rubra ist dominant in hochgrasigen Wiesen, wĂ€hrend Lasius niger in urbanen teils versiegelten FlĂ€chen die dominante Ameise in Deutschland ist.
Ich hoffe das bringt schon mal etwas Licht ins dunkle man kann noch sehr viel mehr dazu schreiben.
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#3 Re: Dominanzreihenfolge Lasius niger/ Myrmica rubra
Maddio hat ja schon einiges gesagt, aber wenn den mal betrachtet, wo genau zB Lasius niger dominiert und vor allem, wo nicht, wird man schnell feststellen, dass man mit dieser Hierarchie nichts anfangen kann. Zum einen urban geprĂ€gte, meist eher trockene Habitate und zum anderen eher Wiesen, Feuchtbiotope, sogar Ăberschwemmungsgebiete.
Da kann man wohl eher von einer gewissen Ausnutzung der jeweiligen ökologischen Nischen sprechen.
LG Franz
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#4 Re: Dominanzreihenfolge Lasius niger/ Myrmica rubra
Exakt.
Noch deutlicher wird es, wenn man andere Arten derselben Untergattung zum Vergleich heran zieht. Diese werden zwar nicht so hÀufig gehalten (zumindest nicht bewusst- wie viele Myrmica rubra werden wirklich eindeutig identifiziert?), aber zeigen klar die Grenzen der ökologischen Nischen der beiden hier besprochenen Arten auf.
So gibt es fĂŒr Myrmica rubra und Lasius niger jeweils eine Schwesterart, die im Inneren von WĂ€ldern diesen ĂŒberlegen ist. Im Fall von Myrmica rubra ist dies Myrmica ruginodis. Bei Lasius niger handelt es sich in diesem Vergleich um Lasius platythorax.
Beide genannten Schwesterarten sind mehr oligotherm und im Falle von L. niger und L. platythorax auch hygrophiler.
In schattigem Waldland ermöglichen diese Eigenschaften eine effektivere Nutzung der vorhandenen Ressourcen gegenĂŒber den bekannteren Vettern. Dadurch kann mehrBrut herangezogen werden und im Konfliktfall wird die unterlegene Art vertrieben.
Man sieht also, dass selbst innerhalb der Untergattung die LebensrĂ€ume untereinander aufgeteilt werden. Dabei ist das ganze ein dynamischer Prozess, der stĂ€ndigen VerĂ€nderungen unterworfen ist. GröĂter Einflussfaktor ist dabei der Mensch. In dem Beispiel ist der stĂ€ndige RĂŒckgang der bewaldeten FlĂ€che durch die Umwandlung in landwirtschaftliches Nutzland ein erheblicher Faktor der die Vormachtstellung von L. niger und M. rubra festigt.
Noch deutlicher wird es, wenn man andere Arten derselben Untergattung zum Vergleich heran zieht. Diese werden zwar nicht so hÀufig gehalten (zumindest nicht bewusst- wie viele Myrmica rubra werden wirklich eindeutig identifiziert?), aber zeigen klar die Grenzen der ökologischen Nischen der beiden hier besprochenen Arten auf.
So gibt es fĂŒr Myrmica rubra und Lasius niger jeweils eine Schwesterart, die im Inneren von WĂ€ldern diesen ĂŒberlegen ist. Im Fall von Myrmica rubra ist dies Myrmica ruginodis. Bei Lasius niger handelt es sich in diesem Vergleich um Lasius platythorax.
Beide genannten Schwesterarten sind mehr oligotherm und im Falle von L. niger und L. platythorax auch hygrophiler.
In schattigem Waldland ermöglichen diese Eigenschaften eine effektivere Nutzung der vorhandenen Ressourcen gegenĂŒber den bekannteren Vettern. Dadurch kann mehr
Man sieht also, dass selbst innerhalb der Untergattung die LebensrĂ€ume untereinander aufgeteilt werden. Dabei ist das ganze ein dynamischer Prozess, der stĂ€ndigen VerĂ€nderungen unterworfen ist. GröĂter Einflussfaktor ist dabei der Mensch. In dem Beispiel ist der stĂ€ndige RĂŒckgang der bewaldeten FlĂ€che durch die Umwandlung in landwirtschaftliches Nutzland ein erheblicher Faktor der die Vormachtstellung von L. niger und M. rubra festigt.
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