Der Kolonie geht es nach wie vor super, und sie entwickelt sich recht gut.
Zu allererst möchte ich anmerken, dass ich vor kurzer Zeit für drei Wochen nicht zuhause war, die Ameisen waren mit einem Invertzucker-Reagenzglas und einem Häufchen getrockneter Roter Mückenlarven (Danke an Harry4ANT für den Tipp) versorgt. Die Ameisen haben die Zeit alle super und ohne Verluste überstanden, dennoch denke ich, dass sich die Kolonie mangels Frischfutter wahrscheinlich langsamer entwickelt haben dürfte, als dies theoretisch möglich gewesen wäre. Die Mückenlarven wurde augenscheinlich auch nur wenig angerührt, aber immerhin hatten sie die Möglichkeit sich zu versorgen.
Die Kolonie ist mittlerweile auf etwa 40 Arbeiter angewachsen, und auch zwei Media- oder Majorarbeiterinnen sind mittlerweile vorhanden. Diese haben einen, im Verhältnis zu Minorarbeitern und auch der Gyne, ziemlich dunklen, fast schwarzen Kopf. Der restliche Körper gleicht in der Färbung der der Minore. Des Weiteren ist eine enorm große Menge Larven vorhanden.
Mittlerweile ist die Kolonie in eine etwa 20x25 cm große Arena mit integriertem Gipsnest umgezogen. Der Umzug fand noch innerhalb der ersten Nacht statt, leider habe ich ihn aber verpasst.
Die Aktivität der Kolonie ist erfreulich hoch, fast immer sind Arbeiter in der Arena unterwegs. Bei Fütterungen sind mittlerweile bis zu 12 Arbeiter zeitgleich draußen gewesen, und erfreulicher Weise ist nicht selten auch eine der großköpfigen Arbeiterinnen dabei. Da der Invertzuckerspender noch zur Verfügung steht, wurden in den letzten Tagen kaum weitere Kohlehydrate angenommen. Was Proteine betrifft sind sie kaum wählerisch, im Prinzip nehmen sie alles, was ich ihnen anbiete und irgendwie mal gelebt hat, eben bis auf die zuvor bereits erwähnten gefriergetrockneten Mückenlarven
Sogar lebendige flugunfähige Drosophila hydei werden gekonnt erjagt: trifft eine Arbeiterin zufällig auf eine Drosophila, so ändert sie schlagartig ihr Verhalten. Sie beginnt plötzlich in extrem hoher Geschwindigkeit im Zickzack umher zu rennen, und wenn sie wieder auf die Fliege trifft, wird diese gepackt und die Gaster nach vorne gestreckt, wodurch die Beute wahrscheinlich mit Säure besprüht wird. Danach wird das Opfer ohne Umwege in das Nest transportiert und dort zerlegt.
Eine weitere erfreuliche Eigenschaft ist, dass sich die Kolonie nur schwer aus der Ruhe bringen lässt. Wenn ich vorsichtig den Lichtschutz am Nest entferne, passiert genau garnix. Die Tiere scheinen es nichtmal zu bemerken, und gehen ganz normal ihrem „Alltagsgeschäft" nach. Auch auf leichte Erschütterungen zeigen sie kaum Reaktionen.
Camponotus substitutus entwickelt sich gerade irgendwie zu einer meiner Lieblingsarten, es sind einfach tolle Tiere und ich bereue die Anschaffung keineswegs
Die Kolonie hat sich seit dem letzten Update ordentlich entwickelt, sodass die Arbeiterinnenzahl nun bei etwa 120 liegt, es könnten auch noch mehr sein, da ich nicht in alle Kammern des Nests Einblick habe. Auch sind noch einige Majore hinzugekommen. Bei den Majoren sind interessante Farbunterschiede zu beobachten: während einige, wie schon beschrieben, einen dunklen, fast schwarzen Kopf haben, ist der Kopf von Anderen beige, braun, oder sogar rot. Einen Altersunterschied halte ich als Grund für unwahrscheinlich, da die ersten Schwarzköpfe von Anfang an diese Färbung hatten. Im übrigen bin ich nicht ganz sicher, ob es sich um Majore oder Medias handelt, da bisher lediglich zwei verschiedene Größen existieren. Ob es sich bei den Großen um Majore oder Medias handelt, wird sich wohl noch zeigen.
Die Aktivität der Kolonie ist nach wie vor recht groß, es sind immer Tiere in der Arena unterwegs, bei Fütterungen manchmal an die 50 Stück. Die Majore/Media sind dabei genauso aktiv wie die Minore.
An Nahrung wird nahezu alles angenommen, von Heimchen, über Mehlwürmer bis hin zu gekochtem Schinken. Auch Obst, wie Äpfel und Honigmelonen, wird gerne genommen.
Zudem scheinen sie auch mit einem trockenen Nest recht gut zurecht zu kommen, ich habe in der gesamten Zeit erst ein mal etwas nach bewässert. Dafür wird die Tränke (RG) aber auch ganz gut frequentiert.
Ich habe gerade mit Schrecken festgestellt, wie lange das letzte Update her ist. Es ist also mal wieder dringend an der Zeit für eine Aktualisierung .
Vor etwa einem Monat wurde die bis dahin etwa 20x20 cm große Anlage erweitert. An das bisherige Gefäß, in dem sich sowohl Nest, als auch Arena befanden, wurde ein Schlauch angeschlossen, der exakt in das bereits vorhandene Loch im Deckel des Gefäßes passt. Der Schlauch ist zwei Meter lang, und führt in eine 40x30x30cm große Arena. Der Arenaboden ist hauptsächlich mit weißer Sand-Lehmmischung bedeckt, vorne links befindet sich eine Ecke mit braunem Lehm, und hinten ist ein Streifen roter Sand und rotes Tongranulat eingebracht. Außerdem befindet sich in der Arena eine hole Korkeichen-Astgabel sowie zwei Kakteen, zu deren Artzugehörigkeit ich leider nichts sagen kann. Wenn ein Kakteenspezialist unter euch eine Idee hat, immer her damit Weiter befinden sich in der Arena noch die abgestorbenen Blättern einer großen Bromelie, die Teile des Bodens abdecken.
Die linke Arena und das daneben stehende Nest gehören zu den C. substitutus, die andere Arena, die rechts zu erahnen ist, gehört zur C. socius Anlage.
Nahrung wurde bis vor kurzem nicht dauerhaft zur Verfügung gestellt, sondern von mir manuell in unregelmäßiger Menge gegeben, da ich das für natürlicher halte, als wenn rund um die Uhr Futter vorhanden ist. Mittlerweile hat die Kolonie mit ihren geschätzt 400 Tieren aber eine Vogeltränke bekommen, die mit einem Invertzucker-Wassergemisch (etwa 1:2) gefüllt ist. An der „Trinkstelle“ ist etwas Watte eingebracht, um ein Ertrinken zu verhindern.
Bezüglich proteinhaltiger Nahrung ist mir aufgefallen, dass sie scheinbar Probleme mit zuvor eingefrorenen Heimchen haben. Während frische Heimchen und gefrorene Mehlwürmer oder Fliegen gut angenommen werden, werden zuvor eingefrorene Heimchen weitestgehend ignoriert Neben diversen herkömmlichen Futterinsekten, wurde auch ein leider verstorbenes Betta splendens Weibchen angeboten, es wurde innerhalb von zwei Tagen komplett ausgehöhlt:
Generell ist nach wie vor eine hohe Aussenaktivität zu beobachten, was wohl auch an dem Zweignest in der Korkrinde liegt. Brut wird hin und wieder an der höchstgelegensten Stelle des Schlauch gelagert, was sie damit bezwecken wollen ist mir unklar. Interessant ist auch, dass regelmäßig zu beobachten ist, wie sich Tiere gegenseitig transportieren, dabei nehmen die getragenen Tiere eine typische Stellung ein:
Koloniegröße auf einen Blick: Gyne:1 Eier:~45 Larven:~90 Puppen:~68 Arbeiter:~400
Zunächst, die Kolonie macht sich gut, sie ist stetig am wachsen und gedeihen.
Da das alte Gipsnest im Mai größentechnisch langsam arg an seine Grenzen kam, und erste Arbeiter mit Brut bereits in der Arena in der hohlen Korkröhre Unterschlupf suchten, wurde es Zeit für ein neues Nest. C. substitutus soll in der Natur wohl häufig morsches Holz bewohnen, also lag für mich die Überlegung nahe, ihnen ein Korknest anzubieten. Auch die Tatsache, dass sich ein Teil der Kolonie im Kork eingenistet hatte, sprach dafür. Doch dann kam mir ihre Färbung wieder in den Sinn... sollte ein hellbraunes Korknest mit hellbraunen bis orangenen Arbeitern wirklich so geeignet sein? Eine Beobachtung würde sich so wohl deutlich schwieriger gestalten, würden sich die Tiere in diesem Falle wohl nur schlecht von dem Hintergrund abheben. So entschied ich mich anschließend doch für ein „gewöhnliches“ selbstgebautes Ytongnest, der weiße Untergrund sollte Beobachtungen erleichtern und auch bei Fotoaufnahmen helfen.
Zunächst wurde der Wassertank auf einem Ytong eingezeichnet.
Es folgte der Entwurf von Kammern...
...der dann nur teilweise eingehalten wurde... ;)
Nachdem das Nest angeschlossen war, dauerte es nicht lange, bis erste Arbeiter darin auf Erkundungstour gingen. Nach ein paar Tagen und leichter Bewässerung deckte ich das Nest erstmals wieder auf, da der Großteil der Kolonie aus dem alten Nest ausgezogen war. Doch... Fehlanzeige, auch das neue Nest war weitestgehend unbewohnt, etwa 100 Arbeiter und einige Puppen waren zu finde.
Das „bewohnte“ Nest...
Aber wo war dann der Großteil der Kolonie, einschließlich Gyne? Einen Ausbruch konnte ich ausschließen, zwei breite Paraffinstreifen (kopfüber angebracht) sowie ein Deckel machen ein Entkommen quasi unmöglich.
Doch dann, nach vorsichtigem Untersuchen der Arena war recht bald klar; die Kolonie hatte sich wohl aufgeteilt. Ein großer Teil scheint nach wie vor in der Korkröhre zu leben, aber auch die Töpfe der beiden Kakteen scheinen ordentlich bewohnt zu sein. Nun gut, solange es ihnen gut geht soll es mir recht sein.
Da ihnen Ytong jedoch nicht wirklich als Nistmöglichkeit zu behagen scheint, werde ich mich bei Zeiten vermutlich doch mal an einem Korknest versuchen.
Was die Nahrungswahl anbetrifft sind sie nach wie vor alles andere als wählerisch, diverse Insekten, Spinnen, Hundefeuchtfutter, Garnelen und ähnliches wird sofort angenommen. Bei den Lasius niger Schwarmflügen verenden leider immer wieder Gynen auf den heissen Steinplatten der Terrasse, Glück für meine Ameisen
Da ich neben Ameisen auch einige Terrarien habe, in denen unter Anderem verschiedene Arten der Kleinleguan-GattungAnolis leben, und hier natürlicherweise auch hin und wieder Tiere versterben, habe ich zudem die Möglichkeit hin und wieder eher ungewöhnliche Nahrung anzubieten, wie hier ein leider recht bald nach dem Schlupf verendetes A. cybotes Jungtier
Bei Kohlehydraten wird ganz klar Zuckerwasser bevorzugt, aber auch Honig und Invertzuckerlösung werden in Maßen akzeptiert. Beachtenswert dabei, auch in größeren Wasseransammlungen ertrinken die Tiere nicht, sie sind in der Lage sich ganz entspannt auf der Oberfläche zu bewegen, sie wissen die Oberflächenspannung hervorragend zu nutzen.
Fütterung mit Zuckerwasser
Auch erwähnenswert ist wohl die außerordentlich hohe Aktivität der Art, sowohl tagsüber als auch nachts machen größere Mengen an Arbeitern die Arena unsicher, eine Zählung gestaltet sich hier aufgrund ihrer schnellen Bewegungen und der Einrichtung als schwierig. Dabei sind in erster Linie Minore, vereinzelt aber auch Medias/Majore zu beobachten. Generell scheinen sie alles andere als scheu und lichtempfindlich zu sein, nach entfernen der Nestabdeckung ist (bei den dort sitzenden Tieren ) auch nach mehreren Stunden noch kein Verhalten zu beobachten das darauf schließen ließe, dass sie sich in irgend einer Form gestört fühlen.
Nun möchte ich euch auch ein Video nicht vorenthalten, welches den Schlupf eines C. substitutus Minors in voller Länge zeigt. Da der Vorgang ungekürzt von der geschlossenen Puppe bis zur fertigen Arbeiterin zeigt, dauert das Video etwa 10 Minuten.
Ich empfehle es anzusehen wenn ihr genügend Zeit habt, ich finde es relaxt ungemein, z. B. nach einer stressigen Woche, einem stressigen Tag
Hier noch einige Fotos der frisch geschlüpften Arbeiterin:
Sie wird ordentlich geputzt
Bald darauf ist die erste Trophallaxis zu beobachten
Kurz darauf sah sie dann auch schon wie eine ganz normale Arbeiterin aus - nur eben heller
Auf eine Zusammenfassung der Koloniegröße muss ich in diesem Update leider verzichten, selbst eine Schätzung ist kaum möglich. Die Tiere sind so verstreut in der ganzen Anlage, dass ich schlicht nicht abschätzen kann, an welchen Stellen wieviele Tiere sitzen.
Auch dieses Mal Ende ich mit einigen weiteren Bildern, die ich hier noch loswerden möchte :
Auf Wachsmottenlarven-Jagd
Fütterung mit Zuckerwasser
Trophallaxis zwischen drei Tieren
Danke fürs Lesen, hier geht’s zum Diskussionsthread: topic55679.html
LG
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Unkerich für den Beitrag (Insgesamt 4):
Willkommen zum vermutlich letzten Update dieses Haltungsberichts.
Auch wenn das letzte Update aus zeitlichen Gründen schon eine Weile zurück liegt, halte ich diese Kolonie noch immer, sie entwickelt sich prächtig und gehört definitiv zu meinen Lieblingsarten für die Haltung.
Das hat die unterschiedlichsten Gründe. Ein Hauptgrund ist sicher, dass sich diese Kolonie bei quasi allem was sie tun gut beobachten lässt; denn sie sind absolut unempfindlich was Lichteinfall oder Erschütterungen angeht. Dadurch lässt sich das Nestleben hervorragend beobachten, auf das Entfernen des Lichtschutzes (Karton), gibt es manchmal eine leichte Unruhe, welche sich jedoch nach kurzer Zeit wieder legt. Dann wird wieder dem ganz normalen Koloniealtag nachgegangen. Dadurch kann ich die Gyne beispielsweise regelmäßig bei der Eiablage beobachten.
Diese hervorragende Einsicht in das geheimnisvolle Leben im Nestinneren offenbart bei der mittlerweile etwa 1000 Tiere zählenden Kolonie auch andere interessante Verhaltensweisen, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt. So konnte ich nach Eiablagen immer wieder beobachten, dass direkt nach Absetzen des Eies ein kleiner Tropfen Flüssigkeit aus der Gaster der Gyne folgte, der dann äußerst gierig von den Arbeitern aufgenommen wurde. Einmalig konnte ich diesen Vorgang sogar fotografisch dokumentieren.
Genau diese Momente sind für mich das Fastinierende an der Ameisenhaltung; es gibt immer wieder Dinge zu beobachten, von denen man zuvor noch nie etwas gehört hatte.
Was nun der Sinn dieser Flüssigkeit ist, kann ich nicht sagen, möglicherweise ein zuckriges Sekret zum anlocken von Arbeitern, die sich danach um das Ei kümmern? Oder einfach nur die Ausscheidungen der Königin, die zufällig immer direkt nach der Eiablage folgen? Was meint ihr?
Auch sonst ist die Art sehr interessant zu beobachten, nimmt alle gängigen Futtermittel super an. Auch mit Lebensmittelfarbstoff eingefärbte Zuckerlösung wird gierig aufgenommen - dank der hellen m, durchscheinenden Körperfärbung der Tiere lassen sich so die buntesten Ameisen „kreieren“, zudem lässt die gute Sichtbarkeit des Futters im Inneren der Ameisen hervorragende Beobachtungen zu. So kann man z. B. super erkennen, wann die aufgenommene Nahrung an andere Arbeiter, die Gyne oder gar Larven weitergegeben wird.
Denn etwa einen Tag nach der Fütterung mit eingefärbtem Zuckerwasser war die Färbung auch bei den Larven zu erkennen, wenn auch abgeschwächt. Das zeigt, dass die Larven, zumindest zu kleinen Mengen, durchaus ebenfalls mit Kohlenhydraten gefüttert werden - nicht nur mit proteinreicher Nahrung.
Eine ebenfalls beliebte, und höchstwahrscheinlich auch die natürlichste Nahrungsquelle ist Honigtau.
Diverse Blattlausarten, die ich an Pflanzenteilen in die Arena legte wurden zunächst intensiv betreut und betastet und nach einiger Zeit schließlich abtransportiert. Somit haben alle etwas davon (abgesehen von der Laus vielleicht...) zunächst bedienen sich die Imagines am Honigtau, danach wandert die Laus auf die Speisekarte der Larven.
Auch andere Beutetiere werden mit Begeisterung erjagt, insbesondere flugunfähige Fliegen. Sowohl Drosophila hydei und D. melanogaster, als auch, oft als „Terflys“ bekannte, flugunfähige Muscadomestica werden blitzschnell gepackt, mit etwas Säure besprüht und schließlich abtransportiert.
Während einzelne Drosophila natürlich ohne Probleme von einzelnen Minor-Arbeitern erlegt werden können, braucht es bei Musca domestica schon etwas Teamwork der Minore.
Und bei Fütterungen mit, noch lebenden, stärkeren Futtertieren, wie beispielsweise Goldfliegen, werden dann schließlich die Majore rekrutiert, von denen es jedoch eher wenige in der Kolonie gibt. Der Großteil der Arbeiter sind ganz normale (Minor-)Arbeiter.
Erst wenn der Durst nach Zucker gegenüber dem Schreien der immer hungrigen Larven überwiegt, können Jäger und Beute jedoch zeitweise auch ganz ruhig beieinander sitzen, wie hier auf einem Stück Honigmelone aus dem eigenen Garten.
Selbstverständlich wird jedoch auch Aas angenommen, wie tote Heimchen, Grashüpfer, allerlei Zierfisch Frostfutter (z. B. Rote Mückenlarven) oder gar Hunde-Dosenfutter.
Dabei sind sie wenig aggressiv, und teilen ihre Nahrung, wenn es sein muss, auch mal mit anderen Ameisen. Für eine Vergesellschaftung ist die Kolonie m. E. aber dennoch nicht geeignet, da ihre hohe Aktivität und die große Zahl an Arbeitern vermutlich die meisten kleineren Kolonien über kurz oder lang mindestens in den Wahnsinn treiben würden Zudem scheuen sie nicht davor zurück, im Notfall auch ihre Säure reichlich einzusetzen.
Vergleich mit Arbeiterin einer Meranoplus sp.
Dieses Foto entstand nur nach dem beabsichtigten kurzzeitigen Zusammensetzen dieser beiden Arbeiter, was recht friedlich verlief. Wären beide Kolonien aufeinandergetroffen, sähe das aber wohl ganz anders aus.
Da auch die Anlage in der Zwischenzeit etwas verändert wurde, hier noch ein Foto der Arena und zwei Einblicke ins ganz normale Nestleben .
In dem Korkast lebt aktuell der Großteil der Kolonie, einschließlich Königin.
Der aufmerksame Leser wird sich nun vielleicht fragen, weshalb ich ganz zu Anfang darauf hinwies, dass dies möglicherweise das letzte Update zu dieser Kolonie sein wird. Nun, der Grund dafür ist, dass ich ab Ende diesen Jahres den größten Teil meiner Kolonien angeben muss, da ich für längere Zeit in Australien sein werde. Zwar werde ich natürlich von der dortigen Ameisenfauna berichten, meine Kolonien zuhause werden jedoch überwiegend neue Familien oder zumindest einen neuen Halter finden müssen. . Einige von euch wissen vielleicht, dass ich neben diesem Volk auch noch ein großes Volk C. socius halte. Für eine dieser beiden Kolonie kann über diese Zeit vermutlich gesorgt werden, sprich ich kann sie behalten. Die andere wird einen neuen Halter bekommen. Entschieden, welche Kolonie gehen muss, habe ich noch nicht endgültig. Wer also theoretisch Interesse an dieser tollen C. substitutus Kolonie hätte, kann mir gerne per PN bescheid geben, wo wir dann alles weitere klären können
Nun, ganz so schlimm ist es zum Glück nicht, der Kolonie geht es nach wie vor gut und sie ist quicklebendig . Dennoch fand ich diesen Titel irgendwie passend, denn hiermit endet dieser Haltungsbericht, sowie meine Haltung dieser Art, was mich irgendwie doch ein wenig traurig stimmt.
Vor wenigen Wochen hat sie die Reise nach Berlin angetreten und ist dort auch sicher und wohlbehalten angekommen. Mit nunmehr sicher um die 1000 Arbeitern war es kein leichtes Unterfangen, die Tiere versandfertig zu bekommen, aber dazu später mehr.
Zum Abschluss des HB habe ich mir überlegt, die Haltung dieser Art bzw. meine Erfahrungen mit dieser Kolonie nochmal ganz kurz und knapp zusammenfassend Revue passieren zu lassen.
In der Anfangsphase schienen sie ein wenig empfindlich zu sein, viel Ruhe und konstant warme Temperaturen von 25-30 grad waren angesagt. Auch später liebten sie es kuschelig warm, ich konnte die exakte Temperatur am bevorzugten Aufenthaltsort im Nestinneren leider nie messen, doch waren es sich um die 30 °C, vermutlich eher mehr. Nach anfänglich vor allem nächtlicher Aktivität wurden die Arbeiter jedoch schnell tagaktiv, und waren damit hervorragend zu beobachten. Zudem reagierten sie ab einer gewissen Koloniegröße generell sehr gelassen auf Störungen, reiner Lichteinfall schien gar nicht zu stören, in Kombination mit Erschütterungen kam hin und wieder ein wenig Unruhe auf, die aber schnell wieder abebbte. Auch sonst waren die Tiere wunderbar zu beobachten, zwar haben sie verhältnismäßig eher wenige, und kleinere Majore, jedoch gleichen das die vielen hübschen Minore locker wieder aus. Ihre durchscheinende, honiggelbe bis orange Färbung macht sie zu hervorragenden Beobachtungsobjekten, wenn es darum geht Weitergabe von Nahrung etc zu beobachten. Es lassen sich die buntesten Ameisen kreieren, durch die Verwendung verschiedenfarbiger Nahrungslösungen.
I. Ü. glaube ich kaum, dass alle im Handel erhältlichen „C. substitutus“ auch tatsächlich dieser Art angehören. Dafür sind sie viel zu unterschiedlich, sowohl was das Aussehen, als auch das Verhalten etc. angeht. Vielmehr vermute ich, dass sich mehrere, evtl. noch unbeschriebene, Arten (zumindest Unterarten) hinter der Bezeichnung in den Shops verbergen.
Was die Nestwahl angeht habe ich sie als unkompliziert erlebt. Jeglicher Hohlraum wurde angenommen, vom Ytongnest, über Kork bis hin zum Wurzelballen von Kakteen.
Bei gleichen Bedingungen (Temperatur, Feuchtigkeit etc.) scheinen sie jedoch Kork zu präferieren, und so verwundert es nicht, dass ein Großteil der Kolonie die meiste Zeit in dem Korkast in der Arena wohnte. Erst als ich die Tiere alle Transportfertig machen wollte, drehte ich den Ast um und wagte einen Blick hinein. Er war voll mit Ameisen und Brut, die, trotz dieser Störung, wenig verärgert auf meinen unangemeldeten Besuch reagierten, und einfach im Kork blieben, obwohl es dort nun taghell war.
Schließlich konnte ich sie mithilfe der Heizmatte dann aber doch noch ins Ytongnest locken.
Da bei mir dann jedoch die Sorge aufkam, unter dem Transportstress könnten sie zuviel Säure absondern und sich damit in den engen Gängen und Kammern des Nestes selbst schaden, ließ ich den größten Teil der Kolonie in eine weitere Box umziehen, welche mit Eierkartons und etwas Küchenpapier gepolstert war, und wo ein am Boden festgeklebtes Reagenzglas für Feuchtigkeit sorgte. Dank der Heizmatte war auch dieser Umzug unproblematisch, schon nach wenigen Stunden war ein Großteil der Kolonie in dieses neue „Nest“ gezogen.
Das letzte Foto der Königin
Also stöpselte ich den Verbindungsschlauch ab, sammelt mit viel Mühe und Not innerhalb mehrere Stunden alle verbliebenen Ameisen aus der Arena ab (und schleuste sie in die Nester ein, wovon ich den Aufwand deutlich unterschätzt hatte...) und verschloss schließlich alle Eingänge und Öffnungen.
Mit viel Schaumstoff gepolstert und mehrfach mit Klebeband gesichert ging es dann auf die weite Reise, kamen jedoch nach weniger als 24 Stunden bereits beim neuen Halter an.
Rückblickend schaue ich doch ein wenig wehmütig auf die Zeit zurück, war die Kolonie mir doch sehr ans Herz gewachsen. Auch möchte ich nicht ausschließen, mir irgendwann wieder eine Königin dieser Art ins Haus zu holen.
Ich kann Camponotus substitutus „hell“ nur unbedingt weiterempfehlen, eine sehr schöne Art, mit tollen Eigenschaften.
Ich freue mich, dass ihr mich bei der Haltung dieser schönen Art begleitet habt und sage Danke.
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