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rote Waldameise

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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buntspecht
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#1 rote Waldameise

Beitrag von buntspecht » 31. Juli 2017, 09:04

Hallo zusammen


Ich hoffe ich bin hier richtig, ich hätte ein paar Fragen zu "meinen" Waldameisen. Leider muß ich dazu etwas ausholen.
Vor einigen Jahren habe ich mir ein kleines Stück Wald gekauft. Wald ist eigentlich der falsche Ausdruck, der Vorbesitzer
hat die Fichtenmonokultur abgeholzt und Laubbäume (Buche,Linde,Ahorn) gepflanzt. Der Boden ist aber ziemlich schlecht
und alles ist nur schlecht und fleckig gewachsen. Ich nehme an, deshalb hat er verkauft. Ich habe das Grundstück gekauft
und weiter gepflanzt, aber mehr Sträucher und Bäume die in die Gegend passen und einen zusätzlichen Nutzen für die Tiere haben.
Schon immer war direkt am Eingang ein Nest der roten Waldameise. Schon bald wuchs im Baumstumpf direkt daneben ein zweites Nest. Aber in den folgenden Jahren sah ich immer weniger Ameisen auf den Hügeln. Dafür aber immer wieder Haufen von Ameisen ohne erkennbares Nest an sonnenbeschienenen Baumstümpfen. Dieses Jahr nun habe ich keine Ameisen mehr gesehen.
Aber zu meiner großen Freude habe ich nun letztes Wochenende ein neues Nest gefunden, es ist in einem kleinen Wäldchen direkt unter einen Haufen Ästen. Dieses ist nun deutlich größer (Basketball Größe) als die ursprünglichen Nester und sehr aktiv.
Meine Frage wäre nun warum diese Ameisen ständig umziehen? Es sind doch Waldameisen und keine Wanderameisen.
Alle Nester der Waldameisen die ich kenne sind an sonnenbeschienenen Stellen, mein neues Nest ist aber direkt im Wald nur mittags bekommt es etwas Sonne. Deshalb die Frage ob ich für etwas mehr Sonne sorgen sollte?
Und soweit es mein bescheidenes Wissen betrifft bestehen Ameisen Nester aus Fichtennadeln, und Fichten gibt es in meinem Wald nicht mehr. Nun hat auch der Nachbar alle Fichten abgeholzt und Erlen gepflanzt. Soll ich den Ameisen Fichtennadeln bringen?

Ein großes Problem in meinen Wald sind die Wühlmäuse, jeden Winter verliere ich 5 Buchen an diese Nager. In meiner Phantasie muß es für eine Wühlmaus doch ziemlich unbequem sein in der Nähe eines Ameisen Nestes zu leben? Gibt es dazu irgendwelche Berichte oder Informationen? Normalerweise kümmern sich die Wiesel um einen erhöhten Bestand an Wühlmäusen, aber in meinen Wald habe ich noch kein Wiesel gesehen, (Wildkamera) obwohl ich überall Versteckmöglichkeiten angelegt habe. Kann es sein das sich Wiesel und Marder auch durch dieses ständige Gekrabbel gestört fühlen?

So nun bin ich sehr gespannt auf Eure Antworten.
Viele Grüße aus dem sonnigen Bayern
Sepp
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Maddio

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#2 Re: rote Waldameise

Beitrag von Maddio » 31. Juli 2017, 09:21

Hallo buntspecht,

schön zu hören, dass du dir so viele Gedanken um unsere Waldameisen machst.

buntspecht hat geschrieben:Wald ist eigentlich der falsche Ausdruck, der Vorbesitzer
hat die Fichtenmonokultur abgeholzt und Laubbäume (Buche,Linde,Ahorn) gepflanzt.


In Laubwäldern sind Waldameisen (Formica s. str.) in der Tat eher selten. Ich glaube das liegt an der dichten Laubschicht, die dann meist den Boden bedeckt. Stehen denn noch vereinzelt Nadelbäume, oder sind alle entfernt worden?

buntspecht hat geschrieben:Aber zu meiner großen Freude habe ich nun letztes Wochenende ein neues Nest gefunden, es ist in einem kleinen Wäldchen direkt unter einen Haufen Ästen. Dieses ist nun deutlich größer (Basketball Größe) als die ursprünglichen Nester und sehr aktiv.
Meine Frage wäre nun warum diese Ameisen ständig umziehen? Es sind doch Waldameisen und keine Wanderameisen.


Das kann viele Gründe haben. Das größte Problem was ich in den Wäldern bei mir vor Ort beobachte, ist die Überdüngung des Bodens, namentlich mit Stickstoff (N2). Man kann an der rasanten Ausbreitung von Brennesseln feststellen, das dies der Fall ist, denn diese sind Stickstoffanzeiger und gedeihen prächtig auf solchen Böden. Hier sind die Bestände deshalb fast verschwunden, was sehr traurig ist. Früher gab es hier an den entsprechenden Plätzen dutzende Nester entlang des Waldrandes, alles weg.

Andere Gründe können Konkurrenten sein, z.B. volksstarke Nester von Lasius fuliginiosus, Formica sanguinea oder Camponotus ligniperda. Vor allem erstere haben ein Mandibeldrüsensekret, welches sehr abschreckend auf Waldameisen wirkt, und kann sie sogar vertreiben.

Letztendlich suchen die Ameisen sich einen Platz aus, der ihnen passt, da solltest du dir keine Gedanken drum machen.

buntspecht hat geschrieben:Alle Nester der Waldameisen die ich kenne sind an sonnenbeschienenen Stellen, mein neues Nest ist aber direkt im Wald nur mittags bekommt es etwas Sonne. Deshalb die Frage ob ich für etwas mehr Sonne sorgen sollte?


Das sollte eigentlich nicht nötig sein. Waldameisen passen ihre Nestform an die Besonnung an. An sehr stark besonnten Stellen belassen sie es eher flach, oder sogar konkav in den Boden eingelassen, während sie im Waldinneren hoch aufragende Hügel bauen, um möglichst viel Sonne abzubekommen.

buntspecht hat geschrieben:Soll ich den Ameisen Fichtennadeln bringen?


Das Baumaterial nehmen sie vielleicht gerne an. Du kannst mal versuchen ihnen Fichtennadeln in Nestnähe zur Verfügung zu stellen, kann gut sein, dass sie dann darauf zurückgreifen.

Ansonsten kannst du die Ameisen auch mal füttern, z.B. mit Honig (am besten flüssig aus Dosierflaschen, und auf Näpfe verteilt) und Insekten (aus der Zoohandlung, am besten vorher einfrieren, um keine Plage in die Wälder zu holen).

Zu den Wühlmäusen kann ich leider überhaupt nichts sagen :(.

LG Maddio



buntspecht
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#3 Re: rote Waldameise

Beitrag von buntspecht » 31. Juli 2017, 10:14

Hallo Maddio

Vielen Dank für Deine Antwort.
maddio hat geschrieben: Stehen denn noch vereinzelt Nadelbäume, oder sind alle entfernt worden?

In 7 Meter Entfernung stehen noch drei junge Fichten, der Rest ist weg.
Der nächste Fichtenwald ist ca. 100m entfernt.

In meinen Wald gibt es keinen Dünger, die angrenzende Wiese wird aber sicherlich vom Landwirt entsprechend bearbeitet. Brennesseln wachsen bei mir nur an einer Stelle und zwar direkt unter dem Vogelfutterhaus. ;)
maddio hat geschrieben: Andere Gründe können Konkurrenten sein, z.B. volksstarke Nester von Lasius fuliginiosus, Formica sanguinea oder Camponotus ligniperda.

Also Ameisen gibt es in meinem Wald jede Menge. Wann immer ich ein Stück Holz umdrehe
finde ich darunter ein Nest mit Ameisen. Erst letzte Woche haben schwarze Ameisen ihre gesamte Brut unter das Dach meiner Hütte verlegt. Jetzt habe ich Angst das der Grünspecht sich meine alte Hütte vornimmt. Mit den lateinischen Namen muß ich leider passen, mein Vater hat mir gesagt es gibt nur drei Ameisenarten:
- Die großen roten Waldameisen die Nester aus Fichten bauen und sehr nützlich sind.
- Die kleine Schwarzen die harmlos sind
- und die roten Ameisen die ekelhaft brennen wenn sie „zubeißen“
Laut Wikipedia sind das Holzameise, Roßameise und rote Raubameise.
Ich kann nur sagen dass ich viel Totholz im Wald habe, aber so helle Bänder sind mir bei Ameisen noch nie aufgefallen.
Die roten Raubameisen sind vielleicht Vaters „rote Ameisen“ von denen habe ich ein Nest direkt auf meiner Liegewiese. Gott sei Dank mögen sie aber keine Orangenschalen. Und von einer Roßameise habe ich noch nie etwas gehört.
Aber wenn Du sagst das die Ameisen sich selbst einen passenden Ort suchen dann soll mir das recht sein.

Extra Futter bekommen sie nicht von mir, sie bekommen alle Stechmücken, Bremsen und Wespen die sich an mir vergreifen wollen. Das muß ihnen reichen. Ist immer schön anzusehen wie schnell sie das Futter wegtransportieren. Und mir ist es eine Genugtuung zuzusehen wie diese Plagegeister nun auch leiden müssen. :D

Noch eine schöne Woche und
viele Grüße
Sepp

Hallo

nochmal ich, sorry etwas vergessen.
Brombeeren habe ich jede Menge. Ich denke die zeigen auch eine gute Versorgung
mit Nährstoffen an. Also könnte es für meine Waldameisen tatsächlich zu viel Dünger sein.
Aber was soll man dagegen tun?

LG
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Maddio

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#4 Re: rote Waldameise

Beitrag von Maddio » 31. Juli 2017, 10:29

buntspecht hat geschrieben:Extra Futter bekommen sie nicht von mir, sie bekommen alle Stechmücken, Bremsen und Wespen die sich an mir vergreifen wollen. Das muß ihnen reichen. Ist immer schön anzusehen wie schnell sie das Futter wegtransportieren. Und mir ist es eine Genugtuung zuzusehen wie diese Plagegeister nun auch leiden müssen. :D


Das geschieht ihnen ganz recht, es ist immer eine Genugtuung solche Insekten zu verfüttern :D.

buntspecht hat geschrieben: Mit den lateinischen Namen muß ich leider passen, mein Vater hat mir gesagt es gibt nur drei Ameisenarten:
- Die großen roten Waldameisen die Nester aus Fichten bauen und sehr nützlich sind.
- Die kleine Schwarzen die harmlos sind
- und die roten Ameisen die ekelhaft brennen wenn sie „zubeißen“
Laut Wikipedia sind das Holzameise, Roßameise und rote Raubameise.


Das ist echt gut, wenn es nur so einfach wäre. Es gibt alleine in Deutschland über 100 Ameisenarten.

Die erstgenannten dürften Formica s. str. sein, mit deutschem Trivialnamen hügelbauende Waldameisen. Dort gibt es auch wieder verschiedene Arten. Da du Zweignestbildung erwähnt hast, könnte es Formica polyctena sein, aber das ist reine Spekulation.

Zweitens dürften Lasius s. str. sein, die allseits bekannten schwarzen Wegameisen, die als Kulturfolger auch in Städten überall gefunden werden können.

Drittens sind vermutlich Knotenameisen der Gattung Myrmica, auch bekannt als rote Gartenameisen. Diese beißen allerdings nicht nur, sondern haben einen Stachel, welcher dann für die unangenehmen Schmerzen verantwortlich ist.

LG Maddio

EDIT:
buntspecht hat geschrieben:Hallo

nochmal ich, sorry etwas vergessen.
Brombeeren habe ich jede Menge. Ich denke die zeigen auch eine gute Versorgung
mit Nährstoffen an. Also könnte es für meine Waldameisen tatsächlich zu viel Dünger sein.
Aber was soll man dagegen tun?

LG


Vielleicht kann man erstmal die Belastung im Boden messen, um sicher zu gehen, dass er überdüngt ist? Welche Maßnahmen dann zu treffen sind, das weiß ich so aus dem Stehgreif nicht, kann mir aber vorstellen, dass es etwas länger dauert bis die Werte sich normalisieren.



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#5 Re: rote Waldameise

Beitrag von trailandstreet » 31. Juli 2017, 10:52

Zu den Ameisen wurde ja schon so zielich alles gesagt, aber was das Wühlmausproblem angeht, sollte sich das doch mal stabilisieren.
Wo viele Mäuse vorhanden sind, da finden sich normalerweise auch viele Beutegreifer ein.
Füchse sind übrigens auch große Mäusevertilger.

Wie sieht es denn ums Waldstück herum aus? Sind da nur Felder oder auch Wald-, Strauch- und Buschlandschaften?



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Serafine

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#6 Re: rote Waldameise

Beitrag von Serafine » 31. Juli 2017, 10:58

Rossameisen erkennst du wenn du sie siehst, die sind für Ameisen geradezu monströs (bis ~1,6cm). Die sollten sich auch nicht im Haus einnisten, im Gegensatz zu kleineren Ameisen können die durchaus schwere strukturelle Schäden an Holzteilen verursachen.
Ein Teil der kleinen Ameisen dürfte auch Temnothorax sein, die nisten gerne in Eicheln, toten Zweigen und anderen kleinen Objekten.



buntspecht
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#7 Re: rote Waldameise

Beitrag von buntspecht » 31. Juli 2017, 11:53

Hallo

Danke für Deine Antwort.
trailandstreet hat geschrieben:Wo viele Mäuse vorhanden sind, da finden sich normalerweise auch viele Beutegreifer ein.
Füchse sind übrigens auch große Mäusevertilger.
Wie sieht es denn ums Waldstück herum aus? Sind da nur Felder oder auch Wald-, Strauch- und Buschlandschaften?

Einen Fuchs habe ich, der hat sich schon einmal filmen lassen. Und auch einen "Wolf" (Muß ein verwilderter Schäferhund gewesen sein)
Für einen Mäusebussard ist das Gelände schon zu gut bewaldet, wahrscheinlich auch für Eulen.
Die Mäuse haben eine sehr gute Krautschicht in der sie sich wunderbar verstecken können.
Auch bei einer "Mäusefütterung" mit Kamera Überwachung konnte ich keine Beutegreifer sehen.
Das Gelände rundherum ist sehr abwechslungsreich. (See,Fluß,Ödland,Wiese,Wald,Gebüsch)
Und Ameisen die 1,6cm groß sind habe ich definitiv nicht.

Viele Grüße
Sepp



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