Insektizide in der Ameisenhaltung

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Sir Joe

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#1 Insektizide in der Ameisenhaltung

Beitrag von Sir Joe » 2. August 2017, 19:43

Hallo Ameisenfreunde,

ich bitte hier um eure Meinungen und Erfahrungen zum Thema Insektizide in der Ameisenhaltung.

Obst wie Apfel, Weintraube, vielleicht auch mal ein StĂŒck Melone, Birne oder Banane und noch viele weitere Sorten. All diese FrĂŒchte mögen unsere Ameisen. Die einen Arten mehr, die anderen weniger.
Jedoch werden in der konventionellen Landwirtschaft alle möglichen Pestizide eingesetzt um SchĂ€dlinge oder Pilzbefall von der Pflanze fern zu halten. Insbesondere Insektizide dĂŒrften unsere kleinen SchĂŒtzlinge nicht mögen, sollen diese Stoffe ihnen doch den Garaus machen.

Ich persönlich versuche auf Nummer sicher zu gehen und biete Obst nur aus natĂŒrlichem Anbau oder mit Biosiegel an. Was anderes kommt mir nicht ins Formicarium. Aber selbst beim Biosiegel kann man sich kaum sicher sein, dass die Erzeugnisse gĂ€nzlich unbehandelt sind, denn es sagt lediglich aus, dass im Bezug auf Pestizide keine Synthetischen Mittel zum Einsatz kommen dĂŒrfen.

Wie seht ihr das, ist meine Vorsicht berechtigt? Wo sind die Halter, die alles Mögliche aus dem Supermarktregal verfĂŒttern und keine Negativen Folgen sehen? Und wo sind diejenigen die sich sicher sind, aufgrund vom gereichten Obst ihre Kolonie verloren zu haben?

Ich freue mich auf eure Erfahrungen und Meinungen.
Schöne GrĂŒĂŸe, Sir Joe
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Erne
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#2 Re: Insektizide in der Ameisenhaltung

Beitrag von Erne » 2. August 2017, 20:01

Ich gehe davon aus, das Insektizide und auch andere Stoffe, wenn sie in die Anlagen unserer Ameisen kommen, zu SchĂ€digungen bis hin zu TodesfĂ€llen fĂŒhren können.
In den Foren wird viel geschrieben, vermutet, spekuliert, dass derartige Stoffe eine Ursache fĂŒr SterbefĂ€lle oder sogar fĂŒr das Ableben eines Ameisenvolkes, verantwortlich sein könnten.
Eben nur verantwortlich sein könnten, es gibt noch genĂŒgend andere Möglichkeiten.
Durchaus denkbar, dass diese anderen Möglichkeiten mit der VerfĂŒtterung von Obst zusammentreffen.
Das fĂŒhrt schnell zu Fehlinterpretierungen.
Es wird sich nicht gesichert klĂ€ren lassen, ob auftretende SchĂ€digungen, SterbefĂ€lle direkt mit dem VerfĂŒttern von Obst zusammen hĂ€ngen.
Dazu kommt noch, dass derartige SchÀdigungen, mit der Voraussetzung, dass es sie gibt, nicht immer gleich auftreten.
Durchaus möglich, das diese erst spĂ€ter kommen und nicht mehr zurĂŒckgefĂŒhrt werden können.
Auch die Brut kann geschÀdigt werden und erst viel spÀter wird von SterbefÀllen des Nachwuchses berichtet.

Ist ein interessantes Thema, fĂŒr mich auch ein ĂŒberaus schwieriges, weil gesicherte Nachweise eher schwer zu erbringen sind.

GrĂŒĂŸe Wolfgang
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#3 Re: Insektizide in der Ameisenhaltung

Beitrag von Xarfai » 2. August 2017, 21:17

Hallo zusammen

Ich finde es gut sich darĂŒber Gedanken zu machen und finde es auch nicht ĂŒbertrieben vorsichtig. Was mich gleich zu einer anderen Frage zu dem Thema bring und zwar was ist denn mit Honig bzw. Honigwasser, gebt ihr das oder "nur" Zuckerwasser? Denn in Honig sollen ja auch hĂ€ufig Pestizide drinn sein. Ich persönlich beziehe den Honig vom Imker in die Ecke und erhoffe mir dadurch weniger Belastung ( esse den ja auch selber ) habe mir aber bis ich eben den Beitrag gelesen habe noch keine Gedanken zur Auswirkung dessen auf die Ameisen gemacht.
Sir Joe vielen Dank fĂŒr diesen Denkanstoß.
Gruß Xarfai
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Serafine

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#4 Re: Insektizide in der Ameisenhaltung

Beitrag von Serafine » 2. August 2017, 22:32

Ich verfĂŒttere nur Bio, aber meine Camponotus interessieren bisher Null fĂŒr Obst oder GemĂŒse.
Mit den Bienenpuppen, die ich von nem Freund bekommen hab, gabs bisher keine Probleme (im Gegenteil Arbeiterin #6 war ne Media und sie haben mit ~60 Arbeiterinnen ihre ersten 3 Majors aufgezogen, weitere sind in Produktion (kann man an den am Ende verdickten Puppen erkennen, die aussehen wie Cashews :D)).
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#5 Re: Insektizide in der Ameisenhaltung

Beitrag von Chris Quinn » 3. August 2017, 08:49

Ein Thema, ĂŒber das ich auch oft nachgedacht habe; insbesondere deshalb, weil ich bisher fahrlĂ€ssig alle FrĂŒchte verfĂŒttert habe, ohne besonders auf Behandlung mit Pestiziden zu achten: mal ist es Bio, mal nicht. Ich gebe mehrmals pro Woche Obst, aber SchĂ€digungen sind bisher nicht bemerkbar. Allerdings interessieren sich meine Ameisen auch kaum fĂŒr FrĂŒchte.

Ich verfĂŒttere nur Fruchtfleisch möglichst aus der Mitte der Frucht, wobei ich aber nicht sicher bin, ob dies eine mögliche Insektizidkonzentration veringern wĂŒrde: es gibt ja Pflanzenschutzmittel, die sich in dem gesamten Organismus verteilen.
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Sir Joe

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#6 Re: Insektizide in der Ameisenhaltung

Beitrag von Sir Joe » 3. August 2017, 17:53

Ein schwieriges Thema, du sagst es Wolfgang,
und mit den letzten Punkten die du ansprichst wird das Ganze nicht einfacher.

Erne hat geschrieben:Dazu kommt noch, dass derartige SchÀdigungen, mit der Voraussetzung, dass es sie gibt, nicht immer gleich auftreten.
Durchaus möglich, das diese erst spĂ€ter kommen und nicht mehr zurĂŒckgefĂŒhrt werden können.
Auch die Brut kann geschÀdigt werden und erst viel spÀter wird von SterbefÀllen des Nachwuchses berichtet.

Ich bin ehrlich gesagt davon ausgegangen, dass wenn eine Vergiftung vorliegt, sich diese auch recht Zeitnah bemerkbar macht. Eine lange Latenzzeit macht es natĂŒrlich umso schwieriger den Grund fĂŒrs sterben einer Kolonie oder anderen SchĂ€digungen herzuleiten. Kannst du abschĂ€tzen welche Zeitspanne im Bereich des Möglichen liegt? Es ist schon klar, dass hier natĂŒrlich viele Faktoren wie z.B. das Lebensmittel, der verwendete Wirkstoff oder auch die KoloniegrĂ¶ĂŸe eine Rolle spielt, aber reden wir hier von Tagen Wochen oder gar Monate?

Was den Honig betrifft, den gibt’s bei mir auch nur vom örtlichen Imker. Ob dieser Honig sich im Bezug auf Pestizide anders verhĂ€lt als der, den man im Supermarkt bekommt, da wĂ€re ich mir gar nicht so sicher, schließlich fliegen deren Bienen auch die gespritzten Felder an oder nicht? Fakt ist auf jeden Fall, dass er um LĂ€ngen besser schmeckt. Ich hab schon mehrfach nach einem quasi „Stadthonig“ gefragt, bei dem die Bienen lediglich Balkonblumen, Parkwiesen etc. halt frei von Landwirtschaft, angeflogen haben. Ist nur gar nicht so einfach zu bekommen, mir wurden bislang immer alternative Sorten angeboten.

Aber eigentlich glaube ich nicht, dass Honig fĂŒr unsere Ameisen gefĂ€hrlich sein könnte. Das Bienensterben ist natĂŒrlich ein trauriges Thema aber Honig der von den Bienen hergestellt wĂŒrde, den haben sie als Insekten immerhin auch ĂŒberlebt nicht wahr?

Chris Quinn hat geschrieben:Ich verfĂŒttere nur Fruchtfleisch möglichst aus der Mitte der Frucht, wobei ich aber nicht sicher bin, ob dies eine mögliche Insektizidkonzentration veringern wĂŒrde: es gibt ja Pflanzenschutzmittel, die sich in dem gesamten Organismus verteilen.

Ja richtig, man muss hier unterscheiden zwischen Mitteln die nur oberflÀchlich auf der Pflanze liegen oder andere die sich in der ganzen Pflanze verteilen. Ich hatte den Hinweis schon in einem anderen Thread gegeben.

Auf der Seite des Chemischen und VeterinÀruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart ist unter den FAQ nachzulesen:
Kann man die Pestizide abwaschen?
Bei den Pestiziden gibt es solche, die nur oberflĂ€chlich auf den Pflanzen liegen (nicht-systemisch) und dort wirksam sind (zum Beispiel als Kontaktgift). Viele Pestizide dringen jedoch in die Pflanzen ein und werden ĂŒber die LeitbĂŒndel ĂŒber die ganze Pflanze verteilt. Das hat den Vorteil, dass der Schutz auch dort gewĂ€hrleistet wird, wo die SpritzdĂŒse nicht hingekommen ist.
Das heißt oberflĂ€chlich aufliegende Pestizide kann man durch Waschen zumindest reduzieren (hĂ€ngt auch von der Wasserlöslichkeit der Substanz ab, lauwarmes Wasser ist besser als kaltes), systemische Pestizide, die auch im Innern der Pflanzen verteilt sind kann man mit Waschen kaum reduzieren.

http://www.cvuas.de/pub/beitrag.asp?sub ... =5&lang=DE

Schön zu hören, dass ich mir nicht als einziger darĂŒber Gedanken machen. Ich jedenfalls bleibe dabei, Vorsicht ist besser als Nachsicht.



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#7 Re: Insektizide in der Ameisenhaltung

Beitrag von Gast » 3. August 2017, 18:06

Ich selber hatte noch keine Probleme mit Insektiziden (jedenfalls nicht dass ich wĂŒsste, evtl. starben auch so wenige, dass mir das gar nicht aufgefallen ist). Auf Facebook habe ich allerdings schon öfters von TodesfĂ€llen nach dem Verzehr von Kirschen gelesen. Die Frage ist, ob die besonders stark mit Insektiziden behandelt sind.

Es ist ĂŒbrigens ein Irrglaube, dass Bioobst nicht mit Insektiziden behandelt ist. Die sind natĂŒrlich genauso behandelt, nur eben mit Stoffen, die in der Natur auch vorkommen.

Hier ein PDF, das alle Pflanzenschutzmittel auflistet, die bei Bio-Anbau erlaubt sind: http://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downl ... nFile&v=36



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#8 Re: Insektizide in der Ameisenhaltung

Beitrag von Kalinova » 3. August 2017, 20:53

Heut im Radio gehört: "Insektizide in deutschen Eiern gefunden"
Die ganze Geschichte habe ich leider nicht mitbekommen. Es besteht sowieso immer und Überall die Gefahr das solche und andere schĂ€dliche Stoffe in allem Erdenkbaren (vom Lebensmittel, ĂŒber Kinderspielzeug bis hin zu Kleidung) enthalten sind. WĂŒrde ich auf jede Inhaltsangabe schauen, könnte ich wohl einen Großteil der Dinge nicht mehr guten Gewissens essen. Einer der Nachteile der modernen Welt - sie bietet jedoch auch einige Vorteile.

Ich verfahre in der Ameisenhaltung Ă€hnlich wie bei Produkten fĂŒr mich. Da es mir nicht möglich ist, alles daraufhin zu kontrollieren (Inhaltsangaben und Herkunftsinformationen kann man eh nur begrenzt trauen) hoffe ich einfach und kaufe unabhĂ€ngig von diesen Informationen.
Hin und wieder bekommen sie etwas von unseren Lebensmitteln ab. Die Hauptnahrung bilden Insekten welche ich zumindest eine Zeitlang lebendig gesehen/gehalten habe und Honig. Auch da muss ich einfach hoffen, das diese keine schÀdlichen Stoffe enthalten.

Ob ich nun zu leichtfertig mit dem Thema umgehe? Hmm, möglich aber permanente Kopfschmerzen und Zweifel machen es mir auch nicht leichter ;)

Dennoch ein interessantes Thema, welches es durchaus wert ist mal ein bisschen darĂŒber nachzudenken. :)

Gruß Kalinova
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Meine erste Ameise: Lasius niger -> weisellos abgegeben fĂŒr Chthonolasius GrĂŒndungsversuch
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