Moin zusammen,
Ich habe mich nach langem Interesse auch endlich dazu bringen können,
eine Kolonie zu halten.
Ich habe mich für die Camponotus ligniperda entschieden und diese bestellt.
Nun kommt die kleine Kolonie im Reagenzglas an und das Ende Januar,
ich frage mich ob ich sie dann sofort in die Winterruhe geben soll, oder ob
ich sie auslassen kann?

Weiter frage ich mich, ob ich die Kolonie erstmal 1-2 Wochen in dem Reagenzglas halten kann,
Oder ob sie dort sofort raus müssen (zwecks Nahrung/ Sauerstoff)?
Ich habe mich nämlich schon Schlau gemacht über ein Starter-Set vom Antstore.
Gibt es allgemein Dinge worauf am Anfang zu achten ist ?

Mt freundlich Grüßen

C. ligniperda hält eigentlich noch bis April Winterruhe, würde auch empfehlen diese durchzuhalten. C. ligniperda ist nämlich eine von den speziellen Arten, die quasi einen "ein-Jahres-Plan" haben und wenn sie mit dem durch sind wird der Betrieb eingestellt - bei frühem Ende der Winterruhe oder starker Beheizung kann das durchaus auch schon Ende Juni passieren (Heizkabel bringt daher bei der Art auch nicht viel).

Wenn sie ankommt würde ich der Kolonie einen Tropfen Zuckerwasser auf einer Unterlage (Plastik oder Alufolie) anbieten, das ganze nach 2 Tagen wieder entfernen und die Kolonie bis Mitte April wieder in die Winterruhe schicken.

Wenn die Winterruhe dann vorbei ist brauchst du eigentlich nur ein kleines Becken (30x20cm, größer geht auch) und evtl. ein neues Reagenzglas - die Art wächst so langsam, dass man für das erste Jahr erstmal kein Nest (/Farm) braucht (das Geld ist imo besser in ein größeres Becken investiert). Etwas Sand sollte verfügbar sein, den tragen sie evtl. ins RG ein um Schimmel/Bakterienwuchs zu unterdrücken (falls sich überhaupt welcher bildet), die Watte abzudichten und den Larven beim spinnen der Kokons zu helfen.
Für meine Camponotus barbaricus hat sich ein 30x200mm-Reagenzglas bewährt (hab sie umgesiedelt nachdem das alte ausgetrocknet war), das ist so groß dass es für 8-12 Monate nicht mehr gewechselt werden muss, was gerade bei sich langsam entwickelnden Ameisen ein großer Vorteil ist. Das Reagenzglas kann man dann vorne mit Watte abdichten und einen dicken Strohhalm als Zugang durchschieben (Strohhalm muss so groß sein dass notfalls auch die Königin durchpasst, Partystrohhalme aus dem 1€-Laden sind perfekt), das minimiert den Wasserverlust und sorgt für eine schöne gleichbleibende Luftfeuchtigkeit im Reagenzglas (hab bei meinem noch einen kleineren Watteball in der Mitte dazugegeben, um das RG in eine vordere und hintere Kammer zu gliedern, muss man aber nicht machen). Der Vorteil an einem solchen RG-Nest ist auch dass es (wenn man es richtig macht und keine Luftblasen im Wassertank hat) mit der Kolonie mitwächst - das verdunstende Wasser erzeugt einen Unterdruck, der die Watte weiter in das RG hineinzieht, der verfübare Nestraum wird also mit der Zeit größer.




p.s. Je nach Koloniegröße wirst du im ersten Jahr auch nicht viel Außenaktivität sehen, zumal kleinere Kolonien auch tendenziell eher nachtaktiv sind. Ameisenhaltung kann manchmal ein ziemliches Geduldspiel sein. Gerade Camponotusarten haben am Anfang ein sehr langsames Koloniewachstum, fangen aber nach einer gewissen Zeit (Jahr 2-4, je nach Art und Entwicklungsgeschwindigkeit) an plötzlich zu explodieren und eine große Kolonie kann wirklich enorme Mengen an Brut aufziehen.

... besorgt man nicht eigentlich das Behältnis zuerst und dann die Tiere?

Ich würde den Shop fragen, wie die Tiere bisher gehalten worden sind. Wenn sie dort ihre Winterpause halten durften, würde ich sie noch etwas länger kühl lagern. (Ich hatte meine C. herculeanus die ersten beiden Jahre im Kühlschrank im Gemüsefach überwintert.) Ansonsten kommt es drauf an, wie die Damen drauf sind. Gibt es Eier und Puppen, hat sich die Winterpause erledigt. (Das wäre dann nicht ganz so schön, denn diese Art hat einen endogenen Rhythmus. Sie könnten dann plötzlich im August beschließen, dass nun Winter ist, einfach weil genug Zeit seit der letzten Pause vergangen ist...)
Wenn die Damen nicht ruhen sollen, müssten sie schon das Nest verlassen können, je nachdem in welcher Phase sie sind, könnte es sein, dass sie richtig Hunger haben.
Also: Shop fragen, wie die Tiere bisher gehalten wurden. Wenn möglich, bis Ende Februar / Mitte März überwintern lassen (Kühlschrank, ungeheizter Schuppen oder Garage), sonst gehen sie vielleicht zu unmöglichen Zeiten wieder in Wintermodus. Wenn nicht, dann normal halten und füttern.

In meiner Signatur findest du einen Link zu meinem Haltungsbericht für Camponotus herculeanus, die deinen sehr ähnlich sind. Auch das Wachstum der Kolonie ist dort aufgeführt. Ein bis zwei Reagenzgläser als Nest reichen lange. Wie groß ist die Kolonie denn?