Hmm... keine Antwort.
Ich musste also mit dem arbeiten, was zu finden war.
Dies wird also in einen Bekämpfungsbericht umgewandelt, der so weit führt, wie ich selbst als Berater in den Fall involviert bin.
Nochmal zu den genauen Umständen:Wohngebäude, Obergeschoss Holzbau, etwa 20 Jahre alt. In der Wohnung tauchen seit Jahresanfang vereinzelt Arbeiterinnen auf.
Langsam kommt es immer öfter vor, und im Wohnzimmer finden sich gelegentlich kleine Holzspäne, die an unterschiedlichen Stellen von der Decke zu fallen scheinen (Sichtdachstuhl).
Schließlich machen sich die Ameisen auch durch leises Knabbern bemerkbar, das sich im Wohnraum bei absoluter Stille vernehmen lässt.
Durch den Zimmerer wird auf dem Dach ein Stück der Styrodur-ähnlichen Dämmung entfernt, und neben vielen Ameisen kommt auch Auswurfmaterial und ein Gangsystem sichtbar, dass sich durch die Dämmung zieht.
Es handelt sich um die Art Camponotus herculeanus, die schwarze Rossameise.
Außerhalb des Hauses machen sich die Arbeiterinnen nicht wirklich bemerkbar, wie es für Camponotus auch typisch ist.
Sie sind aber durchaus in der Lage, Schäden im Holz anzurichten und müssen da so schnell wie möglich raus.
Wenn mein Anlauf mit Giftködern nicht klappt, wird auf jeden Fall ein Kammerjäger notwendig...
Und so wird jetzt vorgegangenDie meisten im Handel erhältlichen Köder sind als Granulat oder in Gelform erhältlich.
Beides wird von einigen Wegameisen im Garten gerne genommen, gegen die diese Mittel meistens eingesetzt werden.
Camponotus spp. scheinen da jedoch etwas heikler zu sein, bzw. andere Bedürfnisse zu haben.
Den Großteil der Ernährung von Camponotus herculeanus stellt Honigtau dar, die Ausscheidung von Blattläusen.
Daher wird ein Flüssigköder auf Zuckerbasis (hoffentlich) eher genommen, so meine Vermutung.
Als Wirkstoff scheint besonders Fipronil geeignet zu sein, auch Spinosad findet Erwähnung.
Zu den meisten anderen findet man in diesem Zusammenhang nichts. Weder zur Wirksamkeit noch zur Dosierung oder Latenzzeit.
Besonders hilfreich fand ich die Empfehlungen von Herrn Gerhard Heller in folgendem Forenbeitrag:
https://www.ameisenschutzwarte.de/forum ... .php?t=331Auf Basis dieser und anderer Quellen, habe ich ein einfaches Rezept entwickelt:
- Fraßködergranulat (meist gut wasserlöslich) mit Wirkstoff Finopril (zb von Celaflor) oder Spinosad (zB von Naturen)
- Invertzucker
- Wasser
Zur Konzentration: Fipronil sollte im Köder zu etwa 0,02 Gew.-% enthalten sein (s. verlinkter Beitrag oben). Das Granulat enthält 0,2 Gew.-%.
Ergo: 10% des Gewichts sollte an Granulat im Fraßköder gelöst sein.
Meine Empfehlung lautete also wie folgt:
Für ca. 300ml Fraßköder:
30g Granulat
100 ml Invertzucker
200 ml Wasser
Granulat in Wasser lösen, dann mit Invertzucker verrühren, fertig.
Der Fraßköder sollte in einer Form ausgebracht werden, die den Ameisen eine leichte Aufnahme (ohne Ertrinken) ermöglicht.
Am einfachsten geht dies mit einem kleinen flachen Schälchen oder Teller/Untertasse o.ä. mit saugfähigem Material (zB. Wattepads).
Letzteres dann einfach mit dem Köder vollsaugen lassen.
So präparierte Köder an allen Stellen ausbringen, wo Ameisen auftauchen.
Idealerweise auch möglichste an mehreren Stellen in Nestnähe.
Gesagt getan. Im Baumarkt gab es scheinbar kein Ködergranulat mit Fipronil, dafür aber mit Spinosad.
Ich gehe davon aus, dass die Wirkstoffe in den Ködern in einer Konzentration vorkommen, die immer ein ähnliches Mischverhältnis erfordern (Spinosad kommt im Köder in zehnfacher Menge vor, Fraßköder mit Invertzucker wird aber gleich "zubereitet".
Vor einer Woche wurden die ersten Köder ausgebracht, am Wochenende durch frische ersetzt, übrigens auch auf dem Dach, wo die Ameisen ihr Nest zu haben scheinen.
Und es scheint (im Gegensatz zu den zuvor bereits in Reinform ausgebrachten Granulat und Köderdosen) Wirkung zu zeigen!
Laut Hausbewohner finden sich tote Arbeiterinnen am Dach, und die nun vermehrt in der Wohnung auftretenden Ameisen scheinen weniger agil.
Ein Symptom des Giftes?
Hoffentlich.
LG