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Ausbruchsicherungen: Ein Ãœberblick

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chrizzy
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#1 Ausbruchsicherungen: Ein Ãœberblick

Beitrag von chrizzy » 5. Februar 2010, 18:11

Ausbruchsicherungen: Ein Ãœberblick


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ausbruchsicherung aus dem www.ameisenwiki.de, welcher unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation steht, wurde jedoch inhaltlich verändert. Eine Liste der Versionen und Autoren des Originalartikels ist hier einsehbar. Entnommen im Jänner 2010.

1. Einleitung

Das Thema Ausbruchsicherung bzw. Ausbruchschutz wird unter Ameisenhaltern immer wieder diskutiert. Grundlegend haben sich zwar einige Formen durchgesetzt, durch bestimmte Fehler oder aufgrund besonderer Eigenschaften mancher Ameisenarten werden diese jedoch unwirksam.
Neben einem sicheren Ausbruchschutz ist auch auf eine sichere Aufstellung des Formicariums zu achten, damit dieses beispielsweise nicht vom Regal fallen kann oder anderweitig beschädigt wird.

Dieser Beitrag soll über verschiedene Möglichkeiten des Ausbruchschutzes sowie dessen korrekte Verwendung informieren.

2. Allgemeines
Die Entscheidung für den einen oder anderen Ausbruchsschutz muss auf die gehaltene Ameisenart abgestimmt sein! Ein bestimmter Ausbruchsschutz ist längst nicht für alle Ameisenarten gleich wirksam.
Leider werden bisher für die einzelnen Ameisenarten im Handel keine exakten Angaben gemacht, welcher Ausbruchsschutz jeweils geeignet oder eventuell völlig ungeeignet ist. Man muss sich vor dem Kauf der Ameisen und des evtl. nicht billigen Ausbruchsschutzes informieren.

Beispiel:
Pachycondyla analis kann weder an Glas noch an Polyäthylen- oder PVC-Wänden hochklettern. Da erübrigen sich alle weiteren Sicherungen mit Öl, Vaseline und anderen Rutschmitteln. Ob dies für andere Arten der Gattung Pachycondyla ebenso gilt, muss man beim Anbieter erfragen oder bei anderen Haltern.

Es gilt jedoch immer der Grundsatz "Vorsicht ist besser als Nachsicht".

Erfahrene Halter und Händler können bei der Beratung weiterhelfen.



3. Ausbruchsicherungen (verschiedene Möglichkeiten)

Eine Standard-Ausbruchsicherung besteht meist aus einem Deckel und einem so genannten Rutschmittel. Diese Kombination ist das Minimum... ein Deckel alleine würde den Ameisen bei der Fütterung, Reinigung etc. die Flucht ermöglichen, und ein alleiniges Rutschmittel stellt für geflügelte Exemplare oder Eindringlinge von außen (z.B. Spinnen) sowie diversen Schmutz wie Staub kein Hindernis dar.
Außerdem hat man so, sollte einmal entweder der Deckel nicht gut sitzen oder das Rutschmittel nicht mehr wirken, immer noch eine zweite Ausbruchsicherung als Sicherheit.

Für geschickte, gefährliche oder exotische Arten sind mehrere "Verteidigungslinien" empfehlenswert.


3.1 Deckel

Man kann durchaus ein Aquarium abdecken und luftdicht verschließen (z. B. Glasplatte auflegen). Hierbei muss man jedoch beachten wie sich Temperatur und Luftfeuchtigkeit entwickeln. Die Ameisen benötigen keine allzu großen Mengen Sauerstoff. Deshalb würde gelegentliches Lüften reichen.

Will man sein Formicarium nicht luftdicht verschließen, können Fliegengitter, oder noch besser Metallgaze verwendet werden. Achtung: Manche Ameisenarten können Fliegennetze durchbeißen!

Am besten ist ein ringsum dicht (!) auf dem Rand des Formikariums aufliegender, fester Deckel (Glas! - Acryl- oder Plexiglas nehmen Feuchtigkeit auf und wölben sich, so dass an den Ecken Spalten zum Rand des Formikariums entstehen können). Durch Dichtungsklebeband kann man die Wirksamkeit weiter erhöhen.

In der Abdeckung sollte eine größere Öffnung sein, in die Metallgaze eingeklebt ist. Durch eine Scheibe passender Größe kann der Luftaustausch im Becken reguliert werden. Ist es zu feucht, nimmt man die kleine Abdeckung weg; wird es zu trocken, schiebt man sie mehr oder weniger weit über die Öffnung.

Gefahren

Je nach Größe der Ameisen müssen Luftlöcher winzig sein. Beim Öffnen der Abdeckung können oft Ameisen auf dieser sitzen und dann leicht ausbrechen. Einige Arten können sich durch bestimmte Materialien durchbeißen. Bei luftdicht verschlossenen Behältern besteht höhere Schimmelgefahr.

3.2 Rutschmittel (inkl. "Bröselmittel")

Darunter werden meist alle Mittel zusammengefasst, die ein Weiterkommen der Ameisen verhindern, indem diese keinen Halt finden und abrutschen. Der Einfachheit halber werden auch Mittel, die "abbröseln", unter diese Überschrift gestellt.


3.2.1 Teflon (PTFE)

Polytetrafluorethylen (Markenname Teflon) ist eine chemische Substanz, genauer gesagt ein Polymer. Ausführliche Informationen zur Ausbruchsicherung mit Teflon sind unter PTFE (Klick) zu finden.
Es ist für die Verwendung als Mittel zur Ausbruchsicherung geeignet da es folgende Eigenschaften aufweist:

Vorteile
  • Sehr zuverlässiger Ausbruchsschutz
  • Ungiftig
  • Lange haltbar (bis zu einer "Saison", wenn es korrekt aufgetragen und gewartet wird)
Nachteile
  • Aufwändiger in der Aufbringung
  • Nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums bilden sich milchige Punkte
Achtung: Beim Aufbringen auf die Scheibe unbedingt eine Schutzbrille und Handschuhe tragen. Sollte dennoch Teflon ins Auge gelangen, dieses sofort reichlich ausspülen und einen Augenarzt kontaktieren.

Oft wird berichtet, dass Ameisen trotz PTFE-Ausbruchsicherung entkommen können. Solche Ausbrüche sind jedoch eher auf eine fehlerhafte Anwendung zurückzuführen, da PTFE nicht einfach aufzutragen ist und besonders in Ecken bzw. auf Silikon schlecht bis garnicht hält.

Bei korrekt aufgetragener PTFE-Schicht sind Ameisen meist nicht in der Lage, diese Sperre zu überwinden.


3.2.2 Vaseline, oder Öle (Pflanzenöl/Paraffinöl)

Statt Talkum werden auch Vaseline oder Öle als Ausbruchsicherung empfohlen. Dickflüssiges Paraffinöl wird gerne verwendet, jedoch auch verschiedene pflanzliche Öle.

Öle haben den Vorteil, dass sie weniger sichtbar sind als PTFE oder Talkumpulver, wenn sie entsprechend dünn aufgetragen werden. Der Nachteil ist, dass Öle häufig - etwa alle 7-14 Tage - erneuert werden müssen. Es gibt auch Berichte von Haltern, bei denen z. B. Myrmica rubra sich von Vaseline nicht aufhalten ließ.

Aufgetragen wird es, indem man ein wenig des Öles rund um den Rand des Beckens verteilt (mit einem Pinsel), und dann mit einem Taschentuch/Klopapierstück ein- oder mehrmals rundherum wischt, um es möglichst dünn aufzutragen (es sollen sich keine großen Tropfen bilden!).

Gefahren

Pflanzliche Öle, Salatöl, Olivenöl etc., sind weniger geeignet. Sie verharzen, werden dadurch fest und für die Ameisen begehbar. Salatöl und dergleichen kann auch ranzig werden und dann unangenehm riechen.

"Paraffinöl dickflüssig" (Apotheke!) ist ein in Forschungsinstituten seit mindestens 60 Jahren bewährtes Mittel zur Ausbruchssicherung. Beim Anbringen muss man darauf achten, dass das Öl nicht die ganze Scheibe hinunterläuft, sondern sehr dünn aufgetragen wird, z. B. mittels Papiertaschentuch. Am Ende nochmals nachwischen: Es bleibt ein praktisch unsichtbarer, aber gut wirksamer Belag auf der Scheibe haften, der den meisten Ameisenarten das Überqueren unmöglich macht.

Zum "Erneuern" eines Paraffinöl-Belags reicht es oft, einfach nochmals mit einem Papiertaschentuch darüber zu wischen um den Staub zu entfernen. Wird der Belag trotzdem unwirksam, gibt man vor dem Drüberwischen 1-2 Tropfen Paraffinöl auf das Papiertaschentuch.

Vaseline eignet sich nur für wenige, vor allem größere Arten. Auch sie muss von Zeit zu Zeit nachgebessert werden. Manche fettliebenden Arten fressen Vaseline (z. B. Tetramorium spp. und Monomorium pharaonis).
Ein Missverständnis war in einem Forum zu lesen: Es wurde gefragt, ob man auch einfach den Beckenrand mit einer Wachskerze einreiben könne, Paraffin sei ja Wachs.

Paraffine bestehen jedoch aus mehr oder weniger langkettigen Kohlenwasserstoffen und sind deshalb bei normalen Temperaturen fest, dick- oder dünnflüssig. Über festes Kerzenwachs können Ameisen natürlich problemlos laufen, sogar besser als auf einer wachsfreien Glasscheibe, auf der ihre Krallen nicht greifen können.


3.2.3 Talkum

Talkumpulver wird langsam mit Wasser gemischt, bis eine glatte, klumpenfreie Masse entstanden ist. Um die Ausbruchssperre optisch etwas zu verbessern, kann man den Bereich des Formicarium-/Terrariumrandes, auf den die Talkummasse aufgetragen werden soll, mit Malerkrepp abkleben.

Am besten trägt man die Talkummasse nicht zu dick mit einem feinen Haarpinsel auf. Danach muss das Ganze ein paar Stunden trocknen.
Ist die Sperre getrocknet, das Malerkrepp wieder abziehen und die Talkumschicht mit einem trockenen Pinsel oder Finger leicht aufrauen.
Versucht nun eine Ameise über diesen Talkumstreifen zu klettern, findet sie auf dem Talkum keinen Halt, da sich unter ihren Füßen feinste Partikel ablösen.

Die Ameise fällt früher oder später auf den Formicarium-/Terrariumboden zurück (schadet der Ameise idR nicht).
Talkum ist ungiftig und hat keine abschreckende Wirkung, sondern verhindert lediglich ein Weiterkommen. Es können auch andere Stellen, als der Aquariumrand damit gesichert werden, beispielsweise Kabel oder Schläuche, die in das Formicarium/Terrarium ragen.

Überschüssiges Talkum nicht wegwerfen, sondern einfach trocknen lassen und aufbewahren. Es kann jederzeit wieder mit Wasser vermengt und neu aufgetragen werden. Talkum kann für ca. 1€/100g bei den meisten Apoteken erworben werden.

Nachteile von Talkum: Der Talkumstreifen ist deutlich sichtbar und Talkum staubt und bröselt bei leichter Berührung etwas ab, wodurch seine Wirkung vermindert oder außer Kraft gesetzt werden kann.

Gefahren

Durch Kombination Talkumstreifen und Wassergraben kann aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit das Talkum wieder zu feucht werden und stellt dann kein Hindernis mehr dar.

Von Zeit zu Zeit muss der Talkumstreifen nachgebessert werden, da sich bei jedem Ausbruchsversuch etwas Talkum ablöst. Wie stark die Abnutzung ist hängt insbesondere auch von der gehaltenen Ameisenart sowie der Volksstärke ab.

Zu beachten: Talkumpuder schlecht für Ameisen?


3.2.4 Graphit

Graphit wird in der Ameisenhaltung bislang relativ selten eingesetzt. Eine Kunststoffarena kann am oberen Rand einige cm breit mit Pulvergraphit bestrichen werden. Man macht dies am besten mit dem Finger und nicht mit einem Pinsel. Das Graphit glättet alle Unebenheiten und die Oberfläche wird glatt wie Teflon. Diese Schicht muss sehr selten erneuert werden.

3.3 Wassergraben [/b]

Vielfach wird die Haltung von Ameisen auf "Inseln" empfohlen. Das sieht unter Umständen schick aus, ist aber mit besonders hohem Ausbruchsrisiko bzw. unter Umständen großen Verlusten unter den Ameisen verbunden! Die Breite des Wassergrabens sollte auf allen Seiten mindestens 4-5 cm betragen, je mehr, desto besser.

Der Inselrand sollte nicht glatt sein um ein versehentliches Abrutschen zu vermeiden. Ideal wäre es, bereits vor dem Wassergraben eine andere Ausbruchsicherung (Rutschmittel...) anzubringen, um die Ameisen gar nicht erst ans Wasser heranzulassen - der Wassergraben wäre somit nur die 2te Linie der Ausbruchsicherung und könnte im Notfall die Ameisen aufhalten. So gut wie keine Ameisenart kann schwimmen.

Viele Ameisenhalter lehnen einen Wassergraben ab, da Ausbruchsversuche sehr oft zum Tode der Ameisen führen. Durch die Zugabe von Seife oder einem Spülmittel (ein paar Tropfen) kann die Oberflächenspannung zusätzlich herabgesetzt werden, so dass Ausbruchsversuche umso sicherer unterbleiben, die Verluste bei Ausbruchsversuchen sind dafür vermutlich ebenso höher.

Gefahren

Die Ameisen können ertrinken. Vor allem bei Panik, z. B. durch eine Erschütterung, kann dass zu größeren Verlusten führen.
Viele Ameisenarten können auf dem Wasser laufen, besonders wenn die Oberflächenspannung zu groß wird. Vor allem durch Verunreinigung, wie z. B. Hausstaub, kann das Wasser schnell "begehbar" werden.

Es gibt Arten, die sogar unter Wasser am Boden des Grabens laufen und so den Weg in die Freiheit finden können. Man muss sich bei Händlern/Haltern informieren, ob die Art, die man halten möchte, durch einen Wassergraben wirklich aufgehalten werden kann.

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ausbruchsicherung aus dem www.ameisenwiki.de, welcher unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation steht, wurde jedoch inhaltlich verändert. Eine Liste der Versionen und Autoren des Originalartikels ist hier einsehbar. Entnommen im Jänner 2010.



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