Intelligenztest für Ameisen!

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#1 Intelligenztest für Ameisen!

Beitrag von Imago » 16. Februar 2009, 17:04

Hallo!

Nach nun einer schier unendlich langen Zeit der Winterruhe, die ich nun auch schon produktiv genuzt habe, habe ich mich doch in lezten Tagen noch einmal intensiver mit dem Verhalten der Ameise und den Ablaufstrukturen ihrer Vorgehensweise beschäftigt.

Ich habe mir also Gedanken über ein Experiment gemacht. Wichtige Vorraussetzung, um ein weitesgehend postives Ergebnis erzielen zu können, ist es mir wichtig das die Ameise genügend Drang entwickelt (Interesse) um ihre Intelligenz zu beweisen.

Und der stärkste Drang den ein Tier verspühren kann ist der Wille zum Überleben, (klingt drastisch, ist es aber nicht) nun gut vielleicht auch der sich fortzupflanzen, aber das war mir dann doch zu kompliziert und übersteigt eindeutig meinen Wirkungsbereich.

Kurz gesagt möchte ich gerne testen, ob es für eine Ameise möglich ist sich ihr Futter zu verdienen.

Die Ameise muss das Futter lokalisieren und eine Aufgabe lösen, um an das Futter heranzukommen.

Das sind die benötigten Materialien.
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Mit einer Säge habe ich vorsichtig das 27mm Durchmesser Plexiglasrohr zersägt. Benötigen tue ich nur ein Feuerzeug großes Stück. Dieses habe ich auf einer Seite mit sehr feiner Gaze verschlossen, in dessen Mitte ich ein kleines Loch schnitt, durch das ich ein dünnen Schlauch von einem Innendurchmesser von 6mm und einer Wandstärke von 1,5mm durchsteckte.
Das ganze sieht dann so aus:
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Frontalansicht:
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Das andere nun noch offene Ende des Feuerzeuggroßen Röhrchens, werde ich mit drei übereinander geklebten, passig zurecht geschnittenen Korkschichten abdichten. Quasi wie ein Pfropfen. Hier das fertige Modell mit einem Feuerzeug als Größenvergleich:
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Das Experiment führe ich mit Camponotus ligniperda durch.

Vorgehensweise des Experimentes:

Ich werde Futter, Kohlenhydrate wie Proteine nur in diesem Röhrchen anbieten, die Ameisen können nur durch den kurzen Schlauch in das Röhrchen zu dem Futter gelangen. Den Duft der Nahrungsquelle können sie durch den Schlauch und durch die Gaze aufmehmen.
Nach ca. 1-2 Monaten, wenn der Gang in das Röhrchen zur Routine der Ameisen geworden ist, werde ich anfangen den kurzen Schlauch der in das Röhrchen führt, mit einem Substrat zu füllen.
Die bereits im Vorfeld gelegte Duftspur der Ameisen zur Nahrungsquelle, müsste eigentlich stark genug sein, so das der Weg bekannt ist, sich die Struktur nur etwas verändert hat. Gleichzusetzen mit z.B. einem verschütteten Gang zur Nestkammer.
Den Duft der Nahrungsquelle, kann die Ameise weiterhin durch die Gaze wahrnehmen. Vom Geruch her, wie evtl. auch visuell. Nur der Weg durch den nun mit Substrat gefüllten Schlauch führt zur Nahrungsquelle.

Sollten die Ameisen dieses Problem lösen, werde ich nach einiger Zeit und Kontinuierlicher Aufgabenbewerkstelligung das Röhrchen an einen anderen Platz legen, somit ist die Vorher gelegte Duftspur zur Nahrungsquelle nichtig. Den kleinen Schlauch werde ich gründlich auspühlen, um auch da die Duftspur zu vernichten.

Ist es für die Ameisen nun möglich die Nahrungsquelle aufzuspühren, und auch ohne voher gelegte Duftspur das Problem zu lösen um die Nahrungsquelle zu erschließen?

Sollte das wirklich klappen, hätte ich für die Ameisen eine tolle Beschäftigungtherapie!

Bei Bedarf, kann hier gerne die Meinung geäußert oder diskutiert werden:
http://www.ameisenforum.de/meinungen-fragen-zu-den-haltungsberichten/diskussion-zum-thema-haltungsbericht-camponotus-ligniperda-t33878.html

LG Imago



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#2 AW: Intelligenztest für Ameisen!

Beitrag von Fraaap » 16. Februar 2009, 20:49

Mit "Intelligenztest" dürfte dein Versuch reichlich wenig zu tun haben. ;)



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#3 AW: Intelligenztest für Ameisen!

Beitrag von Imago » 16. Februar 2009, 21:50

Hi Fraaap!

Intelligenz (lat.: intelligentia „Einsicht, Erkenntnisvermögen“, intellegere „verstehen“) bezeichnet im weitesten Sinne die geistige Fähigkeit zum Erkennen von Zusammenhängen und zum Finden von Problemlösungen. Intelligenz kann auch als die Fähigkeit, den Verstand zu gebrauchen, angesehen werden. Sie zeigt sich im vernünftigen Handeln.
Intelligenz – Wikipedia

Sollten die Ameisen dieses Problem lösen, werde ich nach einiger Ziet und Kontinuierlicher Aufgabenbewerkstelligung das Röhrchen an einen anderen Platz legen, somit ist die Vorher gelegte Duftspur zur Nahrungsquelle nichtig. Den kleinen Schlauch werde ich gründlich auspühlen, um auch da die Duftspur zu vernichten.

Ist es für die Ameisen nun möglich die Nahrungsquelle aufzuspühren, und auch ohne voher gelegte Duftspur das Problem zu lösen um die Nahrungsquelle zu erschließen?
Entweder die Ameise erinntert sich an die Problemlösung, somit würde sie ihren Verstand gebrauchen, da sie die Abläufe neu abrufen muss, weil die Duftspur nicht mehr vorhanden ist.

Oder ihr Langzeit/Kurzzeitgedächtnis verfügt nicht über die erforderlichen Kapazitäten und sie wird somit neu mit dieser Problemlösung konfrontiert.
Somit wären wir bei dem erkennen von Zusammenhängen und dem finden von Problemlösungen.

Ich finde das hat schon etwas mit einem Intelligenztest zu tun, zwar nicht in dem Sinne um festzustellen wie hoch die Inteligenz ist sondern, ob die Möglichkeit zur Problemlösung vorhanden ist. Oder ob ein Erinnerungsvermögen an den Ablauf der zur Problemlösung führt, vorhanden ist.

LG Imago



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#4 AW: Intelligenztest für Ameisen!

Beitrag von Attafive » 16. Februar 2009, 23:35

Hallo Imago !

Auch wenn Du mit den Zitaten untermauerst, was "Intelligenz" ist, mit der "Ameisenintelligenz" hat das wahrlich nicht viel zu tun, weil diese Tierchen diese nicht brauchen !

Seit Auguste Forel (1874, Genève + Paris) testeten inzwischen sehr viele ernsthafte Ameisenforscher diese Frage mit den verscheidensten Ameisenarten, und alle kamen sie zum gleichen Schluss wie Rudolf Brun (Prof. für Neurologie Uni Zürich), der ebenfalls viele Experiment in der gleichen Absicht durchgeführt hatte, und daher 1924 ausgeführt hat: "Die Annahme eines logischen Schlussvermögens, einer intelligenten Einsicht in die Beziehungen zwischen Mittel und Zweck, Ursache und Wirkung, kurz einer Ameisenintelligenz ist [...] durchwegs unentbehrlich."

Dazu ein Beispiel: Pater Erich Wasmann (Stuttgart, 1909, Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen) legte im Formikar in Nestnähe einer Kolonie Formica sanguinea ein mit Wasser gefülltes Uhrglasschälchen hin, in dessen Mitte sich eine "Insel" mit einigen Puppen befand. Die Ameisen begannen tatsächlich mit Erdkrümeln die Minipfütze trocken zu legen und transportierten die Puppen ab. - Wenn man dieses Verhalten nun als Ausdruck einer intelligenten Handlung auslegen will, vergisst, dass Ameisen letztlich instinktgelenkte Tiere sind. Denn: als Wasman seinen Versuch später wiederholte, jedoch ohne Puppen auf dem "Inselchen", begannen die Ameisen prompt wieder damit, die Pfütze trocken zu legen. Fazit: die Ameisen handelten im Formikar genau so instinktiv, wie sie auch im Freiland ebenfalls eine kleine Wasserpfütze in Nestnähe trockenlegen. Man könnte jetzt sagen, dass dieses Handeln dem "Reinlichkeitssinn" dieser Art entspricht . . .

Oder: Der englische Myrmekologe Lubbock hängte z.B. im Formikar mit Lasius flavus ein kleines Glasplättchen (Deckglas / Mikroskopie) mit einem Honigtropfen darauf so über dem Nest auf, dass die Ameisen zwar mit den Fühlern den Honig berühren konnten aber nicht näher daran konnten. Fazit: keiner der Ameisen kam es "in den Sinn", einige Erdkrümel aufzuschichten, um so den Honigtropfen zu erreichen, obwohl bekanntlich L. flavus als "Erdarbeiter" bekannt sind.

Zu Deinem Testversuch: Wenn eine Kundschafterin per Zufall den Weg zur Futterquelle findet und auf dem Rückweg zum Nest eine Duftsprur legt, werden andere Ameisen dieser Spur folgen. Aber dass sie die Futterquelle "aus der Ferne riechen" könnten, ist wohl kaum der Fall, wenn sie das Objekt der Begierde nicht mit ihren Antennen orten können

Also das, was Du Dir da als "Intelligenzprobe" ausgedacht hast, ist - mit Verlaub - wohl eher ein Test Deiner eigenen Intelligenz :respekt:

Nicht für ungut !

Schöne Grüsse
Ryk



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#5 AW: Intelligenztest für Ameisen!

Beitrag von Imago » 17. Februar 2009, 10:08

@Fraaap

Demnach würde ich mich zukünftig über eine kleine Erleuterung Deiner Einzeiler freuen, dann bleibt auch nicht so viel Raum für Missverständnisse! Da ich mich est seit letzten Sommer mit Ameisen beschäftige sind Einzeiler wie diese für mich nicht schlüssig. Das Leute die sich schon länger mit Ameisen beschäftigen, etwas mit so einem Einzeiler anfangen können und sich auch noch die Mühe machen mir diese näher zu bringen finde ich toll!

@Ryk
In diesem Sinne vielen Dank das Du Dich dem angenommen hast:)

Aus der Sicht habe ich das nicht gesehen. Das Ameisen stark nach ihrem Instinkt handeln ist mir klar, darum ja auch der Versuch, meiner Meinug nach wäre dieser, mit dem Handeln nach Instinkt ja nicht zu lösen.

Wenn das Röhrchen mit Substrat verlschlossen ist, die Ameise aber die Nahrungsquelle darin nicht ausmachen kann und keine Duftspur gelegt ist, gibt es für sie letztendlich auch kein Grund in das Innere des Röhrchnes zu gelangen.

Demnach würde der Versuch zwar nicht Sinnlos sein, da ich daraus resultiere das die Ameise die Nahrungsquelle nicht orten kann oder keine Assoziation zu den vorran gegangen Abläufen erfährt.

Aber wenn die Ameise dieses Problem nun doch löst, dies nun aber nicht auf eine Intelligente Handlung zurückzuführen ist, kann es aber laut der Problemdarstellung auch keine Instinktive Handlung sein.

Das trockenlegen der Fützen ist mir bekannt. Genauso wie das Bedecken mit Erdkrümelchen, sich mit Sekret wehrender Schnecken.

Sollte mein Versuch gelingen, sprich die Ameisen würden das Futterröhrchen finden, ohne das eine Duftspur der Ameisen dort hinführt, und die Nahrungsquelle trotz mit Substrat verschlossenem Schlauch erschließen. Wäre das Resultat dann, welches ich daraus schließen müsste, dass die Ameise eine Art von Intelligenz besitzt, die sich über geschickt genutzte Instinkte äußert?

Nun gut, also jetzt heißt doch hier frei Diskutieren, alles andere würde glaube ich doch für Verwirrung sorgen.

Nochmals vielen Dank für die hilfreiche Erklärung Ryk!

LG Imago



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#6 AW: Intelligenztest für Ameisen!

Beitrag von Eaglesword » 17. Februar 2009, 23:13

Bei deinem Versuch ist es logisch, dass die Tiere auch das zwote Mal, nach Desodorieren des Schlauchs, das Futter lokalisiern und ernten. Bedingungen sind wie beim 1. Mal unverändert.
Intressanter ist ihre Reaktion auf eine Veränderung wie das Befüllen des Schlauchs.



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#7 AW: Intelligenztest für Ameisen!

Beitrag von Marco_K » 18. Februar 2009, 12:07

Hallo !

Was du versuchst, finde ich einfach gesagt klasse !
Mit diesem Versuch hebst du dich auf der breiten Masse der Ameisenhalter ab. Oftmals ist nur die Kolonieentwicklung und das "besste" , "schönste" Formicarium im Vordergrund.

Daher finde ich deine Arbeit innovativ und freu mich auf die Resultate !


Netten Gruß

Marco_K
www.FORMICARIA.de



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#8 AW: Intelligenztest für Ameisen!

Beitrag von Eaglesword » 18. Februar 2009, 12:23

"Geh zur Ameise, du Fauler, und lerne von ihr!" Sprüche der Väter.

Warum gilt es, über und von diesen Tieren zu lernen?
Noch immer ist Vieles zu erfahren, was auch Versuchsreihen rechtfertigt.



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