1973 â zu noch nicht digitalen Zeiten â hatte ich in meiner Biologie-Staatsexamensarbeit mit selbst gebastelten Lichtschranken die Reaktion von Knoten- und Schuppenameisen (Myrmica rubra, Formica fusca) auf angebotenen Honig untersucht (
www.b-hc.online/hc/Ameisen.html). Jetzt als Rentner habe ich mich daran erinnert â wie geht das mit der modernen Technik? Es geht! Man kann eine Schlauchverbindung (z.B. zwischen Farm und Arena) kontinuierlich ĂŒberwachen und automatisch zĂ€hlen, wie oft an einer Stelle vorbeigelaufen wurde. Ein Display zeigt den ZĂ€hlerstand an. Noch muss ich es selbst ablesen, z.B. jeden Morgen und Abend. Wenn ich eine engere zeitliche Auflösung haben will, mache ich Zeitrafferfotos mit meiner Kamera auf einem Stativ.
Ich bin erst am Anfang meiner neu entdeckten Ameisenhaltung. Habe eine Myrmica rubra
Königin mit 10-15 Arbeiterinnen und eine dicke Lasius niger
Gyne mit ca. 10 Arbeiter-PygmĂ€en. Die Myrmica wohnen in einem kleinen Gipsnest, die Lasius in einer Antcube-Farm Typ A (6 mm Scheibenabstand) mit Digfix-FĂŒllung. Bei beiden ist eine ca. 10 x 10 cm Schachtel als Futterarena ĂŒber einen Schlauch angeschlossen. Mit Beobachten war bei den kleinen Kolonien nicht viel, weil die Tiere im Nest sitzen. Und da will ich nicht stressen und störe so wenig wie möglich. Manchmal sieht man eine Myrmica herumlungern. Die Lasius habe ich noch gar nicht auĂerhalb des Nestes gefunden.
Mit meinen ZĂ€hlwerken habe ich aber festgestellt, dass doch schon ErkundungsaktivitĂ€t aus dem Nest heraus passiert. Die Myrmica Arbeiterinnen gehen hĂ€ufiger raus als die Lasius. (Das war anders bei eine nur-Arbeiter-Gruppe Lasius, die ich im Sommer unter einem Stein im Garten gesammelt hatte.) Wenn man oft genug abliest, kann man die Verteilung der AktivitĂ€t ĂŒber den Tag erkennen. Und es gibt aktivere und weniger aktive Tage â noch habe ich nicht heraus, wodurch das gesteuert wird.
Nun bin ich gespannt, wie sich der Ăbergang zur
Winterruhe und das Aufwachen im FrĂŒhjahr darstellen. Die Nester stehen auf dem kalten Dachboden. Das kleine Myrmica-Gipsnest habe ich in eine Schachtel mit Sand eingebettet, weil es sonst sehr schnell austrocknet. Da kann ich also gar nicht mehr ohne weiteres reingucken und freue mich, dass die ZĂ€hlungen zeigen: sie sind wohlauf. Die angehĂ€ngten Diagramme zeigen einige ZĂ€hlwerte. MR1 ist die Myrmica-rubra-Kolonie, LN1 ist die Lasius-niger-Kolonie.
Ein Nachteil der Lichtschranken könnte sein, dass sich die Durchgangsweite dort auf 3 mm reduziert. Das war fĂŒr die dicke Lasius-
Königin zu eng, weshalb ich sie direkt in die Farm setzen musste. Aber sonst hat das bisher nicht zu Staus oder Störungen gefĂŒhrt. Als Proteinfutter gebe ich Drosophila. Die werden problemlos durchgetragen. Und dann gibt es noch einen kleinen Honigtropfen auf einem Glassplitter in der Futterarena. Bei meinen Lichtschranken 1973 gab es manchmal das Problem, dass Arbeiterinnen gerne im Lichtstrahl sitzen blieben und sich putzten. Vielleicht war es dort wĂ€rmer. So was habe ich bisher nicht bemerkt. Die neuen Bauteile strahlen auch viel weniger Energie ab. Meine Ameisen haben bisher keine Neigung, Sachen im Lichtschrankendurchgang abzulegen, Also: zur Ăberwachung eines kleinen Nestes können die ZĂ€hlungen nĂŒtzlich sein.