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Pseudolasius / Pseudolasius cibdelus [Gattungsbeschreibung]

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Ossein
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#1 Pseudolasius / Pseudolasius cibdelus [Gattungsbeschreibung]

Beitrag von Ossein » 1. Januar 2011, 12:06

Zu Anfang ein paar Bemerkungen: Nach dem Rat von Streaker87 (vielen Dank!) stelle ich die bisherige Beschreibung zu Pseudolasius (cf.) cibdelus hier herein. Sie sind sehr vorläufig zu nennen. Inwiefern die "vernachlässigte" Ameisengattung überhaupt wen interessiert ist für mich nicht so wichtig - für mich war es eine gute Übung in Ameisenanatomie/-taxonomie.
Die zur Verfügung stehenden englischen Texte habe ich nach bestem Wissen und Gewissen übersetzt, wobei ich sehr dankbar wäre, wenn mir Verbesserungswünsche hinsichtlich der Fachtermini mitgeteilt würden, und jeder fragt, wenn etwas unverständlich ist.
Man nehme bitte nicht alle Angaben ernst: Zum Einen scheint die Spezies nur in einer Arbeit überhaupt genau beschrieben worden zu sein, nämlich von ihren Entdeckern (Wu et Wang, 1992).
Es ist mir, bei aller Hilfe durch Merkur, noch nicht gelungen eine zweifelsfreie und genaue Beschreibung der Pseudolasius cibdelus zu bekommen, so dass das Ganze auch einer abstrakten Beschreibung der wahnigen Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen ähnelt...
Eigene Vermutungen habe ich hier außen vor gelassen, da meine Beobachtungen noch recht dürftig sind und im (bald kommenden) Haltungsbericht erwähnt werden. An dieser Stelle möchte ich mich jeder Bewertung der abgebildeten Informationen enthalten.
(Das Formicarium dazu ist hier beschrieben: http://www.ameisenforum.de/formicari...tml#post276229 )

(Soeben habe ich die Bestätigung erhalten, dass mir ein Exemplar des „Iconography of Forest Insects of Hunan, China“, von Wu et Wang, bald zugeschickt werden wird. Ich erwarte nicht allzu viel, allerdings schon die genaue (Erst-)Beschreibung und eine Vorstellung von den sie umgebenden Kerbtier-Kollegen, sowie deren Umweltbedingungen.)


Kleine Gattungsbeschreibung Pseudolasius, Artbeschreibung Pseudolasius cibdelus


Taxonomie:


Nach Bolton:

Bolton World Catalog > Formicinae > Pseudolasius (> Pseudolasius cibdelus)


sonst auch (z.B. Hymenoptera Online Database):
  • Ordnung: Hymenoptera (Hautflügler)
  • Ãœberfamilie: Vespoidea
  • Familie: Formicidæ (Ameisen)
  • Unterfamilie: Formicinæ (Schuppenameisen)
  • Stamm: Plagiolepidini
  • Gattung: Pseudolasius
  • (Spezies: Pseudolasius cibdelus)
Zur Gattung Pseudolasius



„Arbeiterin klein, polymorph, der Kopf der Majoren ist groß und von dem der Minoren verschieden. Mandibel sind gut ausgeprägt, mit schrägen apikalen Grenzen die mit 5 bis 6, seltener mit 7 bis 8, Zähnen verschiedener Größe ausgestattet sind. Clypeus groß, convex, und mehr oder weniger kielförmig in der Mitte, an der vorderen Grenze etwas über die Mandibelbasis ragend. Stirnfeld unscharf begrenzt, dreieckig; Stirnleisten kurz, subparallel, ziemlich weit auseinander (liegend); Stirngrube angedeutet. Clypeale und Fühler-Fossa; confluent. Kopf der Majoren herzförmig oder subrectangular, Hinterrand tief eingeschnitten; bei kleinen Arbeiterinnen deutlich weniger ausgeprägt concaver Hinterkopf. Augen klein bis sehr klein, selten ganz fehlend; Ocelli fehlen ganz. Fühler sind 12-gliedrig, nahe dem Clypeus Hinterrand eingefügt. Die Fühlerglieder sind dünn, an der Fühlerspitze leicht verdickt. Thorax kurz, gedrungen; deutliche promesonotale und mesoepinotale Furchen; das Pro- und Mesonotum ist oben convex, das Mesonotum eingedrückt. Das Epinotum kurz, unbewehrt, mit kurzem Grund und lang abfallender Abschüssigkeit. Petiolusschuppe fast aufrecht oder nach vorne geneigt, deren Oberkante eingeschnitten oder gerade. Gaster kurz, elliptisch. Beine etwas kurz und gedrungen.

Weibchen (Gyne) bedeutend größer als die Arbeiterinnen. Kopf ähnlich dem der Major-Arbeiterinnen, aber hinten breiter, mit gut ausgebildeten Augen und Fühlern. Thorax breiter als der Kopf, das Mesonotum oben abgeflacht, das Pronotum kurz und vertikal. Flügel lang und beweglich, mit einer einzigen großen Cubital- und ohne Discoidal- Zelle.

Männchen so klein wie die Arbeiterinnen und von ähnlicher Färbung. Mandibel sind gezähnt. Augen und Ocelli groß. Fühler sind 13-gliedrig; Schäfte lang, Fühlerglieder dünn, alle Fühlerglieder länger als breit. Thorax ähnlich dem der Weibchen; Gaster schmaler; externe Genitalanhänge ziemlich schmal, behaart. Flügel lang und breit, Aderung wie beim Weibchen.

Bis vor Kurzem noch glaubte man (Pseudolasius) seien eine Besonderheit der indomalayischen Region, aber Forel beschrieb eine Spezies aus Australien und Santschi beschrieb eine aus Fränzösisch-Kongo (Karte36).
Emery1 hat alle Spezies die bis 1911 bekannt waren klassifiziert, aber einige indonesische Formen sind seitdem beschrieben worden. Das mir vorliegende afrikanische Material besteht aus 4 Spezies, eine die ich P.weissi Santschi zuordne, die anderen drei sind unbeschrieben. Zwei der letzteren wurden von Lang und Chapin in Belgisch Kongo, eine von Hrn. Gowdy in Uganda gesammelt. All' diese Formen hatten schlecht entwickelte Augen, verglichen mit der Mehrheit der indomalayischen Spezies. Weitere Suche mag noch viele zusätzliche Spezies in der äthiopischen Region zutage fördern. Die Arbeiterinnen leben unterirdisch oder sind nachtaktiv und werden daher selten gesehen; die Männchen und Weibchen können allerdings häufig mit einer Lichtquelle angelockt werden."


(Wheeler, W. M., 1910? http://www.eol.org/pages/32537 von mir übersetzt, teils in Klammern ergänzt)


„Pseudolasius


Synopsis der taxonomischen Geschichte (zur vollen Beschreibung siehe Bolton et al., 2006): Pseudolasius Emery, 1887: 244. Typus-Art: Formica familiaris, durch nachfolgende Beschreibung von Bingham (1903:337), : 244.
= Neolasius Wheeler, W.M., 1935: 50. Als Untergattung von Pseudolasius. Als vorläufiges, jüngeres Synonym für Pseudolasius, Brown, 1973: 183; als jüngeres Synonym von Pseudolasius, Bolton, 1994: 50 (hier bestätigt). Typus-Art: Pseudolasius (Nesolasius) typhlops, durch originale Beschreibung.

Bestimmung: Mandibel mit 4 bis 7 Zähnen. Die Labialpalpen sind 2 bis 4 geteilt; der Mandalus ist klein und unscheinbar. Die Borsten auf dem Kopf sind verstreut; mit abstehenden Borsten an den Fühlerschäften, den Beinen und dorsal auf dem Mesosoma, inklusive des Propodeums; Körper oft mit dichter Flaumbehaarung. Augen oft schwach ausgebildet, typischer Weise vor der Mitte des Kopfes . Arbeiterinnen stark polymorph, mit Major-Kaste; Hinterrand des Kopfes bei Majoren typisch ausgerandet. Das Propodeum mit einer niedrig- bis hochgewölbten dorsalen Fläche; insgesamt ist die Form des Mesosomas kompakt.

Verbreitung: Diese Gattung ist auf das südliche Asien beschränkt, von Indien bis China, nach Süden bis nach Nord-Australien reichend. Sie scheint auf tropische Regionen beschränkt.

Notizen: Das polymorphe Wesen dieser Gattung ist wohl bekannt, über das Ganze gesehen ist es aber eine sehr heterogene Gruppe die einer taxonomischen Überarbeitung bedarf. Es gibt sicherlich einige Linien die eine hypogæische (unterirdische) evolutionäre Route eingeschlagen haben und anders aussehen als die größeren, vermutlich epigæisch (oberirdisch) lebenden Spezies. Eine polymorphe Spezies (Paraparatrechina weissi), die bis zur vorliegenden Arbeit Pseudolasius angehörte, konnte nicht zu den wenigen anderen polymorphen Pseudolasius Proben in unsere molekulare Phylogenie eingeordnet werden. Zusätzliche Untersuchungen sind notwendig, um zu bestimmen, ob andere Spezies welche zur Zeit in Pseudolasius aufgeführt werden anderen Gattungen zugeordnet werden müssen.“

(Phylogeny and taxonomy of the Prenolepis genus-group of ants (Hymeneoptera: Formicidae), Lapolla, Brady, Shattuck; Systematic Entomology, 2010)


China Ant Database: Pseudolasius cibdelus


In der China Ant Database findet sich ein Eintrag zur Pseudolasius cibdelus (Wu et Wang, 1992), auf deren Google-Ãœbersetzung ich folgende Einzelheiten basiere:


Arbeiterinnen: 2.6-4.6mm, Körper gelb-braun bis rot-braun, (vermutlich) Gyne: ca. 8mm


Sie heißen übersetzt in China wohl „Schmutzige-Gelbe-Haare-Ameisen“.


Die Verbreitung wird mit den Provinzen Hunan, Guangdong, Fujian und Henan angegeben.
Außerdem fällt der Satz, dass die Spezies unter Steinen nistet.




(alle Rechte/all rights: China Ant Database, http://translate.google.de/translate...117/index.html)




Angaben der Website von World of Ants:


„Verbreitung: Asien
Königin: 6-8mm
Arbeiterinnen: 2-5mm
Nahrung: Insekten und Honigwasser
Luftfeuchtigkeit: 50-70%
Temperatur: 20-28°C
Winterruhe: Nein
Nestbau: Erdnester
Formicarien: Becken, Farmbecken
Formicariengröße: min. 30x20cm (muß der Koloniegröße angepaßt werden)
Besonderheiten: Sehr schön gelb gefärbte Art. Eignet sich durch ihr
Verhalten nicht für ein Gemeinschaftsbecken.“

(Quelle: http://www.world-of-ants.com/de/amei...-cibdelus.html )


Angaben des Verkäufers vom World of Ants:


„Laut unseren Informationen haben die Tiere selbst im Winter an kältesten Tagen 15°C. Seit wir die Art führen haben wir noch nie eine Pause beobachtet. Zur Koloniegröße haben wir leider gar keine Informationen. Die Art kommt in Graslandschaften/Steppenlandschaften vor.
Ich hatte die ersten Vertreter der Art schon letzten Winter, diese habe ich selbst ca. 3-4 Monate gehalten. Die momentan verfügbaren Kolonien habe ich seit ca. 1-2 Monaten. Diese habe ich als Königinnen mit einigen Puppen bekommen. Nun hat jede Brut Larven und Puppen soweit ich bei allen eine Einsicht habe. Gerade die Asiaten geizen sehr mit Antworten wenn man genaueres über die Arten wissen will. Habe auch noch eine kleine Kolonie mit 2 Kö. hier die entwickelt sich rasend. Denke das das mit der geringen Lebensdauer der Tiere zu tun hat. Diese würde ich auf 1-3 Monate schätzen. Ihre bestellte Kolonie hat einen Brutberg der so groß wie die Königin ist. Momentan sind es 13 Tiere + Königin.
Die Größte Individuen zahl waren ca. 100-200 Tiere, diese habe ich in einer Kolonie gehabt die ich für den Kunden gepflegt habe. Ich habe die Kolonie soweit ich mich erinnern kann mit 50 Tieren bekommen und der Zuwachs ging in ca. 3-4 Monaten. Ist leider schon etwas länger her.“
(Diverse Emails zitierend)




World of Ants bietet ein Bild der als Pseudolasius cibdelus beworbenen Ameisen, übereinstimmend, phänotypisch, mit den verschickten Tieren. Hier die Gyne mit drei Arbeiterinnen, eine davon (rechts) evtl. Pygmäe. Nicht, dass Fotos dieser Qualität und Farbwiedergabe einen letztendlich aussagekräftigen Vergleich zulassen, aber es fällt schon die deutlich dunklere Gaster (vielleicht auch dunklere Kopf) des WoA-Exemplars im Unterschied zur chinesischen Darstellung auf.


Die evtl. Diskussion zu der Gattungs- und Artbeschreibung findet Ihr hier:




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