Welche holzbewohnende Ameise [Dolichoderus quadripunctatus]

[Lucky_Hans]

Hallo,
diese Ameisen bewohnen momentan einen kleinen Weidenstamm, den ich vor ca. einem Monat von einem Holzeinschlag nahe Deggendorf zu Dekozwecken zu mir ins Büro geholt habe. Die Tiere sind ca. 3,5 bis 4 mm lang. Sind die anhand der Fotos bestimmbar?
VG Hans-Jürgen

[Bernerber]

Hallo,


zu alle erst würde ich auf eine Dolichoderus tippen. Der Körperbau ist dieser Art schon sehr ähnlich.

Meiner Meinung nach eine sehr seltene Art dieser, eventuell die Dolichoderus quadripunctatus.
Die 4 Punkte auf dem Gaster kommen dieser Art zu mindestens sehr nahe.

Des weiteren gilt die Dolichoderus quadripunctatusals als Holzschädling, drum würde dies auch passen.

Vergleiche die Bilder mit diesen:
https://www.google.de/search?q=lasius+emarginatus&client=opera&hs=Djs&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ei=Gt7nUu7hKszIswa6_4EY&sqi=2&ved=0CAcQ_AUoAQ&biw=1440&bih=830#q=Dolichoderus+quadripunctatus&tbm=isch

Hier sieht man die Ähnlichkeiten.
http://aramel.free.fr/Dolichoderus-quadripunctatus-1.jpg
Quelle: http://aramel.free.fr/INSECTES14ter-6.shtml


Bernerber




Edit:
Laut Wikipedia
"Diese in Süd- und Zentraleuropa bis Skandinavien heimische Art ist in Deutschland stark gefährdet. Beliebte Habitate sind Eichen-Hainbuchen-Wälder. Die Nester werden in trockenen, hohlen Zweigen oder im Holz oder unter der Borke eines Baumstammes angelegt, teilweise auch im Boden. Die Art ist monogyn und schwärmt von Juli bis September. Als Nahrung dienen Nektar und Honigtau, Insekten werden nicht gejagt. D. quadripunctatus ist sehr friedlich und kann sich an ihrer jeweiligen Unterlage viel fester halten als erdbewohnende Ameisen. Die Arbeiterinnen, tagsüber aktiv, verlassen meist nur ab 18°C und Sonnenbestrahlung das Nest."

[Lucky_Hans]

Hallo Berneber,
D.quadripunctatus sieht gut aus, schon der Name passt! Auch das Foto stimmt m.E. überein.
Die Ameisen teilen sich den Weidenstamm offenbar in friedlicher Koexistenz mit zwei Laufspinnen Philodromus sp, die zwischen den oberen,abgesägten Astenden ein richtiges Laufnetz angelegt haben. Von den Ameisen hatte ich bisher immer nur ein oder zwei Exemplare gesehen. Heute allerdings kamen nach einem leichten Einsprühen mit Wasser ein paar mehr zum Vorschein. Als ich denen dann noch versuchsweise einen winzigen Marmeladenklecks vorgelegt habe, kamen mindestens 30 Tiere zum Futtern. Da werd ich wohl morgen etwas Honig von zuhause mitbringen............
VG Hans-Jürgen

[Bernerber]

Ich wünsche dir Glück, das du die Kolonie samt Königin unbewusst eingefangen hast.
Lege doch ein Reagenzglas mit Wassertang gefüllt mit Holzspäne (Unbehandeltes Holz getrocknet). Klebe dies mit einer roten Folie ab, mit Glück ziehen sie um.
Diese Art ist eher selten zu sehen, drum würde ich den Wert auf 30-40€ schätzen für eine kleine Kolonie.

Bitte bedenke folgenes
" In der Roten Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands wird Dolichoderus quadripunctatus in Kategorie 2 (stark gefährdet) geführt "
quelle: http://www.schaedlingskunde.de/Diverse_htm/Dolichoderus-quadripunctatus-seltene-Ameise-als-Holzschaedling.htm

Des weiteren findest du auch hier im Forum interessantes zu dieser Art
http://www.ameisenforum.de/europ-ische-ameisenarten-allgemeines/36162-dolichoderus-quadripunctatus-ern-hrung.html

Bernerber



Edit:
Diese Art gilt zusätzlich als Schädling und sollte keinesfalls freien Zugang in das Haus bekommen. Der Grund ist einfach, sie zerstören das Holz im Haus und ist im Dachstuhl nicht gern gesehen. Zum neuen Nesterkunden schicken sie gern man einzelne Arbeiterinnen auf die Suche.

[DermitderMeise]

Hallo,
so weit so gut; doch würde mich interessieren wo diese:

Diese Art gilt zusätzlich als Schädling und sollte keinesfalls freien Zugang in das Haus bekommen. Der Grund ist einfach, sie zerstören das Holz im Haus und ist im Dachstuhl nicht gern gesehen.

Äußerung herkommt, denn eine Kolonie mit "nur wenig über 300 Arbeiterinnen" (aus AWiki respektive Seifert 2007) kann bestenfalls schon vorhandene Spalten im Holz nutzen, Faulstellen ab- und einige Krümel herumtragen. Wenn sie dann auch noch "in Folge von Platzmangel polydom mit kleinen Zweignestern" (s. o.) leben muss, sagt das eigentlich schon alles über ihr holzzerstörendes Verhalten, das anscheinend nicht einmal ausreicht um die Kinderstube zu vergrößern.
Die Aussage kommt nicht zufällig von einer Seite die sich mit "Schädlingsbekämpfung" beschäftigt? Ein Schelm wer Böses dabei denken würde.

edit: Hat sich erledigt, steht ja sogar oben: http://www.schaedlingskunde.de/Diverse_htm/Dolichoderus-quadripunctatus-seltene-Ameise-als-Holzschaedling.htm
von dort:

Offensichtlich hatten die Ameisen ihr Nest in den Balken angelegt, da sie an mehreren Stellen in kleinen Löchern im Holz verschwanden. Sowohl im Decken- wie auch im Wandbereich war das Holz an mehreren Stellen durch eingedrungenes Wasser geschädigt worden. Es ist anzunehmen, dass erst dieser Wasserschaden den Ameisen eine Besiedlung des Dachstuhls ermöglicht hatte.

Es wurde also erst Bausubstanz durch die Elemente grundlegend geschädigt und die Ameise die sich dann darin ansiedelt ist der Materialschädling. Interessante Logik.

[Gast]

Tja, Bernerber, da kann ich DmdM nur zustimmen!

Und was die Wikipedia-Angabe anbelangt "Als Nahrung dienen Nektar und Honigtau, Insekten werden nicht gejagt", so mag es ja sein, dass sie nicht "jagen", aber an meinem Nussbaum im Garten (in Südhessen) gehen sie einem zerdrückten Insekt nicht aus dem Wege:

Es geht nichts über Erfahrung, und wenn man sie nicht selber hat, sollte man die Quellen für seine Aussagen doch sehr sorgfältig auswählen!

MfG,
Merkur

[Lucky_Hans]

Hallo in die Runde,
so spannend diese Art offensichtlich auch ist, so kann ich die Kolonie trotzdem nicht behalten. D.h. ich kann die Kolonie entweder in berufene Hände abgeben oder wieder in Freiheit entlassen. Allerdings weiss ich nicht, ob letzteres bei der derzeitigen Wetterlage sinnvoll wäre. Das Wetter hier in Deggendorf pendelt momentan so bei 0° und die Tiere sind ja schon seit einem Monat Bürowärme gewöhnt....Hat da jemand Erfahrung?
Technisch liessen sich die Ameisen sicherlich leicht ausbürgern: Der Eingang zur Kolonie befindet sich im oberen Kronenteil des Weidenstämmchens in einer engen Gabel eines Seitenastes (max. 8 cm dick). Deshalb liesse sich dieser Seitenast mitsamt der Kolonie vermutlich recht einfach heraustrennen. Technisch also kein wirkliches Problem, auch wenn ich die Laufspinnen dann sicher ebenfalls ausbürgern müsste....
Ach ja: Heute früh sass ein offenbar frisch geschlüpfter Buchenprachtkäfer auf der Schnittfläche eines Astabschnittes. Eine Ameise kam dazu, hat ihn -so sah es jedenfalls aus -neugierig von allen Seiten untersucht, aber nicht angebissen oder so. Der Käfer hat jedenfalls nur ein paar mal mit nem Bein die Ameise weggeschoben, bis ich ihn schliesslich zum Fotografieren abgesammelt habe.
VG Hans-Jürgen

[Bernerber]

....kann bestenfalls schon vorhandene Spalten im Holz nutzen, Faulstellen ab- und einige Krümel herumtragen. Wenn sie dann auch noch "in Folge von Platzmangel polydom mit kleinen Zweignestern" (s. o.) leben muss, sagt das eigentlich schon alles über ihr holzzerstörendes Verhalten, das anscheinend nicht einmal ausreicht um die Kinderstube zu vergrößern.
Die Aussage kommt nicht zufällig von einer Seite die sich mit "Schädlingsbekämpfung" beschäftigt? Ein Schelm wer Böses dabei denken würde.

edit: Hat sich erledigt, steht ja sogar oben: http://www.schaedlingskunde.de/Diverse_htm/Dolichoderus-quadripunctatus-seltene-Ameise-als-Holzschaedling.htm
von dort:

Es wurde also erst Bausubstanz durch die Elemente grundlegend geschädigt und die Ameise die sich dann darin ansiedelt ist der Materialschädling. Interessante Logik.

Natürlich kenne ich mich nicht mit jeder Ameisenart Deutschlands aus, doch so möchte ich dem User helfen, der nach einer Artbestimmung fragte. Mir kam sie zu mindestens bekannt vor!
Um jemanden zu helfen liest man dann doch einige Beiträge um sicher zu sein, das man die richtige Art meinte, wenn man dann sofort Warnungen liest, so gibt man die weiter.
Es wäre auch denkbar, das jemand nach der Artenbestimmung einer Monomorium pharaonis fragt, wenn dann die Antwort lautete dass auf einer Website stehen würde, die gegen Schädlingsbekämpfung ist, dass diese stark invasiv wäre, wäre es doch auch sinnvoll dies weiter zu geben?!

Genau so steht auf der Website, dass diese Art in Deutschland nur noch sehr selten vorkommt, sollte man dies nun auch Ignorieren da man die Art vermeintlich nicht so gut kennt? Doch das wurde natürlich hingenommen und somit nicht kritisiert.
Um genauer helfen zu können, so hört an sich nicht nur im eigenen Lager um.


Lucky_Hans, du hast natürlich die Möglichkeit die Kolonie einige Wochen selber zu halten und wenn das Wetter mitspielt die Kolonie am Fundort oder ähnlichen Orten abzulegen.
Des weiteren kannst du die Kolonie auch im Forum zum verkauf anbieten, es wird sich bestimmt ein Käufer finden.
Rares macht Bares

Bernerber

Edit:
Ich, für meinen Teil, würde diese Ameisenart halten wollen, doch Platz habe ich hier in meiner Wohnung nun leider nicht mehr.