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Camponotus herculeanus - Maddio's Haltungserfahrungen

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Maddio

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#9 Camponotus herculeanus - Maddio's Haltungserfahrungen

Beitrag von Maddio » 14. März 2022, 20:24

Frühlingserwachen 2022 - ein neu gestaltetes Becken

Pünktlich zum Start der neuen Saison habe ich das Formikarium der Kolonie gereinigt und neu gestaltet. Hatte ich das Becken bisher übersichtlich und ohne Bodengrund gehalten, ist es nun ein "Naturbecken"* geworden, nach Vorbild meiner Camponotus vagus-Kolonie. Aber fangen wir von vorne an.

Die Kolonie hat sich inzwischen stabilisiert und ist aktuell 23 Arbeiterinnen stark + die Königin und einiges an Brut. Es war die ein oder andere tote Arbeiterin in der Arena und im RG zu finden, die es nicht über die Winterruhe geschafft haben, aber die Verluste hielten sich im normalen Rahmen. Alle Arbeiterinnen bis auf eine Ausflüglerin waren in ihrem RG, so dass ich die Gelegenheit beim Schopf packte und das RG verschloss, um mich an die Umgestaltung der Arena zu machen. (Die einzelne Arbeiterin sammelte ich separat ein, inzwischen sind alle wieder vereint.)

Die Koloniegröße beträgt derzeit 23 Arbeiterinnen + Königin und Brut
Die Koloniegröße beträgt derzeit 23 Arbeiterinnen + Königin und Brut

So war ich am vergangenen, sonnigen Wochenende im Wald und habe etwas Substrat gesammelt. An unterschiedlichen Stellen, damit es lokal möglichst geringe Auswirkungen hat. Zuhause angekommen, wurde das Substrat dann in der Mikrowelle sterilisiert, was mehr Aufwand als das eigentliche Sammeln darstellte. Aber ich möchte kein Risiko eingehen mir Spinnen oder Hunderfüßer bzw. deren Eier ins Becken zu holen.

Der Rahmen wurde mit Paraffinöl bestrichen und bildet zusammen mit dem dicht aufliegenden Deckel den Ausbruchschutz. Als Substrat dient Walderde, versetzt mit Kalk-Kügelchen und Stücken einer Sepiaschale. Diese Zugaben sind wichtig für die "Bodenpolizei", die aus diesen Mineralien ihren Panzer bilden. Auf diese Grundschicht habe ich weißfaules Holz und Laub verteilt, was als Nahrung für die Bodenpolizei dient.

Zu guter Letzt wurde dann noch die Einrichtung mit Tannenzapfen, Kiefernnadeln, Steinen und einem Schneckenhaus abgeschlossen:

Der Deckel ist auf den Bildern nicht aufgelegt
Der Deckel ist auf den Bildern nicht aufgelegt
Draufsicht.jpg

Im Bild zu sehen ist mein selbst gebautes Holznest, was ich seinerzeit für die C. vagus gebaut hatte. Ich biete es nun den Camponotus herculeanus an, in der Hoffnung, dass es ihnen ebenso gut ein Zuhause bietet. Der Gedanke dahinter ist auch, das es im Holznest angenehm trocken ist, während das Substrat regelmäßig befeuchtet werden wird, um den Anforderungen der Bodenpolizei zu genügen. Insbesondere C. herculeanus soll ja von den großen, einheimischen Camponotus-Arten, am wenigsten gerne ein Erdnest gegenüber einem Holznest bevorzugen. So zumindest meine Erinnerung, korrigiert mich gerne, sollte ich damit falsch liegen. So oder so, die Ameisen haben selbst die Wahl, ob eher trocken oder feucht.

Mein C. vagus-Becken ist inzwischen dicht mit Bodenpolizei bevölkert, so dass ich einfach ein RG aus deren Becken nehmen konnte und es in die neue Arena gegeben habe. Eine tote C. vagus-Arbeiterin ist auch mit rübergekommen, was mir erst später auf dem Foto aufgefallen ist:

Tatü-tata - die Bodenpolizei ist da
Tatü-tata - die Bodenpolizei ist da

Ich denke dieser "Zuchtansatz" wird sich rasch vermehren, finden sie doch Bedingungen wie im Schlaraffenland vor und sollten für ein Gleichgewicht im Becken sorgen.

Danach wurden dann die eigentlichen Bewohner des Beckens eingesetzt:

scouts.jpg

Ich bin wirklich gespannt, wie sich die Kolonie in ihrem neuen Becken machen wird...werden sie das Holznest beziehen, oder sich möglicherweise in die Erde verziehen, wo ich sie gar nicht mehr zu Gesicht bekomme? Auch auf diese Möglichkeit muss ich mich einstellen, habe mir fest vorgenommen, die Ameisen einfach mal machen zu lassen. Jedenfalls überlege ich stark, das Becken aus dem Hobbyraum zu nehmen und es auf meinen Schreibtisch im Büro zu stellen, um den Kleinen in den kommenden Tagen beim Erwachen aus der Winterruhe ganz nahe zu sein (=57

LG Maddio

Fragen und Anregungen bitte wie immer in den Diskussionsthread

*"Naturbecken" in Anführungsstrichen, da das ganze Substrat sterilisiert ist und die Bewohner "künstlich" hinzugefügt wurden. Tropische Asseln gibt es in unseren Wäldern eher selten ;) Der Gedanke dahinter ist einfach, kein Risiko einzugehen und trotzdem ein sich (in gewissen Grenzen) selbst regulierendes System zu haben.

In meinem großen C. vagus-Becken habe ich damit gute Erfahrungen gemacht, wird sich zeigen, ob es auch auf kleinere Becken ohne weiteres übertragbar ist. Interessiert ihr euch für eine solche Einrichtung, schaut doch einfach mal in meinen C. vagus-Haltungsbericht, da beschreibe ich die Einrichtung eines solchen Beckens detaillierter.
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#10 Camponotus herculeanus - Maddio's Haltungserfahrungen

Beitrag von Maddio » 17. März 2022, 23:55

Geduld zahlt sich in der Ameisenhaltung immer aus

Noch am Abend des letzten Updates hat mich die Begeisterung übermannt und ich habe das Becken auf den Schreibtisch im Büro gestellt. Leichte Bedenken habe ich wegen Erschütterungen, beim Arbeiten am PC und insbesondere, wenn der Subwoofer aktiv ist. Werde mich da etwas zurückhalten und bisher scheint es den Ameisen überhaupt nichts auszumachen. Kenne da Arten, bei denen so ein Aufstellungsort mit ständiger Panik verbunden wäre (looking at you, Formica fusca =)*204).

Und wie das immer so ist, wenn der Ameisenhalter aufgeregt ist: Die ersten beiden Tage passierte absolut nichts =)*207

Soweit so vertraut, braucht die Kolonie doch etwas Zeit um aus der WR zu erwachen und wieder hochzufahren. Zwei kleinere Eingriffe konnte ich mir nicht verkneifen. Ich habe mit einem Bierdeckel das Holznest weiter abgedunkelt, um es attraktiver zu machen und ich habe mit einer Fichtennadel einen Tropfen Honig direkt im Eingang des RG-Nests angeboten.

Aber auch sonst war ich in den beiden Tagen nicht untätig - da das Becken nun perfekt für den Besatz mit Asseln vorbereitet ist, hat mich die Thematik wieder in ihren Bann gezogen und ein paar neue Mitbewohner werden sich in den nächsten Tagen auf den Postweg zu mir machen. Man darf gespannt sein.

Etwas hat allerdings noch gefehlt, zur perfekten Einrichtung (wobei "perfekt" sicher Auslegungssache ist), nämlich etwas Moos als Feuchtigkeitspeicher. So habe ich heute im Wald etwas Moos gesammelt und in eine Ecke des Beckens eingebracht:

Moos.jpg

Glücklicherweise eignete sich der Tag heute ausgezeichnet zum Sammeln, da es etwas regnete und das Moos schön aufgequollen war. So ließ es sich spielend leicht lösen und einpacken. In dem Waldstück war unheimlich viel Moos; ich habe das Moos aber nur an Betonoberflächen abgesammelt, um die Natur nicht unnötig zu beeinträchtigen. Ich bin auch ein kleines Risiko eingegangen, da ich das Moos nicht sterilisiert habe. Offen gestanden weiß ich schlicht nicht genug über Moos und wollte es nicht abtöten (?).

Jedenfalls wird in den Berichten zur Asselhaltung stets ein Feuchtigkeitsgradient im Becken empfohlen, ähnlich wie wir Ameisenhalter es in den Nestern der Ameisen empfehlen. Sprich die Ecke mit dem Moos ist sehr feucht und durch die Saugwirkung vom Moos hält diese Feuchtigkeit auch lange vor, während das Substrat zum anderen Ende des Beckens hin immer trockener wird. So können die Asseln sich selbst ihren optimalen Bereich aussuchen.

Jetzt aber wieder zu den Ameisen! Heute habe ich das erste Mal Eiweißfutter in Form von überbrühten und zerteilten Mehlkäferlarven aus meiner Zucht angeboten. Ca. eine Stunde später war die erste Arbeiterin am Futter zu beobachten:

futter.jpg

Und dann fiel mir eine rege Aktivität am Eingang des Holznests auf, aber seht selbst:

Umzug.jpg

Jap, sie sind gegenwärtig dabei, ihren Umzug ins Holznest durchzuführen. Na, das hat aber mal gar nicht lange gedauert und ich frage mich, warum ich der Kolonie das Holznest nicht schon früher angeboten habe. Auch in der Vergesellschaftung mit den Asseln verspreche ich mir von dem Holznest Vorteile, da es einen etwas kleineren Eingang als ein RG hat und quasi staubtrocken drinnen ist, also hoffentlich unattraktiv für die Asseln.

Es ist einfach immer wieder eine Freude, einen Umzug zu beobachten. Von daher bin ich sehr zufrieden mit meiner Entscheidung, die Kolonie ins Büro geholt zu haben und in der nächsten Zeit immer im Blick zu haben.

LG Maddio
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