Cataglyphis cf. nodus - Ein Gründungsversuch

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#17 Cataglyphis cf. nodus - Ein Gründungsversuch

Beitrag von Intro » 11. Juli 2022, 23:09

11. Juli 2022 (Teil 2)

Ich habe mich entschlossen zuzufüttern. Später wurde ich darin von einem User im Ameisenportal auch bestärkt. Zuerst habe ich es mit einer der beiden Gynen versucht: Sie wurde in eine kleine Tupperbox gesetzt, damit ich nicht direkt im Nest füttern muss. Eine Fliege sowie Zuckerwasser wurden vor dem RG angeboten. Die Fliege wurde sofort angenommen, wobei ich schnell festgestellt habe, dass diese Art wirklich größte Probleme hat, auf glatten Oberflächen zu laufen. Sie hatte große Mühe, die Fliege auf dem Plastikboden und im RG zu bewegen. Daher habe ich den Boden mit etwas Küchenrolle ausgelegt, um ihr den nötigen Grip zu bieten.

Die schnelle Annahme von Futter hat mich bewogen, der zweiten Gyne dasselbe Angebot zu machen. Sie landete in einem Faunarium, das in weiterer Folge wohl auch als erste Arena geeignet sein wird. Bei ihr war ich schon auf die Probleme bzgl. Rutschen vorbereitet, weshalb das RG auf dem Deckel eines Eierkartons platziert wurde. Da ich keine frische Fliege zur Hand hatte, musste eine aufgetaut werden. Diese wurde zuerst verschmäht, später jedoch offensichtlich angenommen. Zuckerwasser wurde von ihr auch schon angerührt. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob sie es wegen der Kohlenhydrate brauchte oder wegen des Wassergehalts, da die Watte in ihrem RG bereits sehr schwarz ist. Ob sie daraus noch Wasser beziehen will, weiß ich nicht.

Die RGs haben beide einen überdurchschnittlich großen Durchmesser, weshalb ich befürchtet hatte, dass sie sich im Nest nicht mehr wohlfühlen könnten, jetzt wo es geöffnet war. Daher habe ich ihnen etwas zerfledderte Küchenrolle als Baumaterial angeboten, was von einer der beiden Damen gerne angenommen wurde (siehe Video).


Bild der Minianlagen
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#18 Cataglyphis cf. nodus - Ein Gründungsversuch

Beitrag von Intro » 16. Juli 2022, 14:00

16. Juli 2022

Wirklich claustral?

Ich hatte zu Beginn dieses Berichtes unreflektiert die Angabe übernommen, dass die Art claustral gründet. Mittlerweile bin ich mir hierbei nicht mehr sicher. Merkur aus dem AP hatte mich daran zweifeln lassen, als er mich nach der Quelle fragte, die die claustrale Gründung angab. Ein Recherche über Google hat mir dann gezeigt, dass es für die Art bzw. zumindest die Gattung widersprüchliche Angaben gibt, was die Koloniegründung betrifft. Andererseits scheint innerhalb der Formicinae (Schuppenameisen) semiclaustrale Gründung bisher kaum nachgewiesen zu sein (siehe auch die Endnote in dieser Publikation). Der Vorschautext zu einigen Publikationen in der Google-Suche, auf deren Volltext ich leider keinen Zugriff habe, lässt ebenfalls vermuten, dass Cataglyphis spp. bisweilen semiclaustral gründen, was jedoch als Ausnahme in dieser Unterfamilie zu werten ist. Könnte es sein, dass Cataglyphis spp. dazu in der Lage sind, unter guten Bedingungen claustral zu gründen, im Notfall aber auch das Fouragieren nicht scheuen?

Meine beiden Gynen sind immer wieder außerhalb des Nestes zu sehen. Meistens scheint es, dass sie nur dabei sind, den Eingang besser zu verschließen, doch manchmal ist nicht ganz ersichtlich, weshalb sie das Nest verlassen. Dann wird wieder Zuckerwasser angenommen. Würde das z.B. eine Lasius niger-Gyne auch tun? Ich weiß es nicht, doch ich sehe Gründe, die oft angegebene claustrale Gründung infrage zu stellen, zumindest, wenn sie dogmatisch ist. Gibt es bekannte Mischformen zwischen claustraler und semiclaustraler Gründung?
Eine meiner beiden Gynen in der provisorischen Arena, die sich minutenlang an einem mit Zuckerwasser getränkten Wattebausch aufhält.
Eine meiner beiden Gynen in der provisorischen Arena, die sich minutenlang an einem mit Zuckerwasser getränkten Wattebausch aufhält.



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#19 Cataglyphis cf. nodus - Ein Gründungsversuch

Beitrag von 404 » 16. Juli 2022, 14:12

Ich würde Ihr aufjedenfall auch Proteine anbieten also sowas wie das Protein Pulver von myants oder Schokoschaben oder sowas.

Bei meiner Pogogründung hat das meiner Meinung auch gewirkt. Hatte Sie in ein RG mit kleiner Arena und dann abgedunkelt und in Ruhe gelassen und gefüttert und wurde belohnt.

Angeblich war die auch claustral aber stimmt nicht meiner Meinung.

Weiterhin viel Erfolg!!
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#20 Cataglyphis cf. nodus - Ein Gründungsversuch

Beitrag von Intro » 16. Juli 2022, 14:25

Danke für dein Feedback. Pro Gyne wurden bisher je eine Fliege und je eine Lasius-Gyne als Futter angenommen. Damit scheint der aktuelle Bedarf gedeckt zu sein. Bei einer Larve vermute ich mittlerweile, dass die Verpuppung kurz bevorsteht.

Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass die Tiere in der Haltung keine Optimalbedingungen vorfinden und dass sie deshalb zugefüttert werden müssen. Bei meinen Cataglyphis kommt ja noch hinzu, dass sie bereits früh unabsichtlich zugefüttert wurden durch die Männchen, die aus den Puppen geschlüpft waren und die verwertet wurden. Ob das den Metabolismus der Larven dahingehend beeinflussen kann, dass sie auf mehr Nährstoffe angewiesen sind, als die Gyne ihnen bieten kann, kann ich natürlich nicht sagen. Es ist jedoch eine vage Vermutung.



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#21 Cataglyphis cf. nodus - Ein Gründungsversuch

Beitrag von Intro » 18. Juli 2022, 13:49

18. Juli 2022

Nachdem ich hier recht eindringlich darauf hingewiesen wurde, dass eine Beheizung vonnöten ist, habe ich mich entschieden, die 15W-Heizlampe anzuwerfen. Entschuldigt die sehr unprofessionelle Halterung, immerhin ist sie funktionell. Die Bücher auf den Becken dienen dazu, die Wärme nicht gleich entweichen zu lassen. Überprüfungen mittels Thermometer haben ergeben, dass sowohl im großen als auch im kleinen Becken ein Heizeffekt feststellbar ist, wobei er logischerweise im kleinen höher ist. Bspw. beträgt die Temperatur im großen Faunarium bei einer Raumtemperatur von 25,4°C 27,2°C, also +1,8°C.

IMG_20220718_132824.jpg

Sehr erfreulich ist die Entdeckung einer ersten Puppe bei der Gyne im kleineren Becken. Diese sieht noch etwas unförmig aus, sie dürfte gerade erst vor Kurzem ihren Kokon gesponnen haben. Damit stehen die Chancen vielleicht, anders als im verlinkten Beitrag prognostiziert, gar nicht so schlecht, dass die Gründung gelingt.

IMG-20220718-WA0002.jpg
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#22 Cataglyphis cf. nodus - Ein Gründungsversuch

Beitrag von Intro » 27. Juli 2022, 23:05

27. Juli 2022

Ich hatte die letzten Tage recht viel um die Ohren, weshalb ich leider nicht über alle Geschehnisse berichten konnte bzw. mir auch nicht mehr ganz im Klaren über deren Chronologie bin.

Die gute Nachricht ist: Beide Gynen haben nun Puppen, sehen konnte ich bei derjenigen, die bereits im letzten Post eine Puppe hatte, 3-4 Kokonpuppen und eine Nacktpuppe, deren Überlebenschancen vermutlich eher schlecht stehen (vgl. diesen Post und folgende bzgl. Cataglyphis oasium). Die andere hat offensichtlich nur eine Puppe, vor einigen Tagen glaube ich bei dieser auch eine Nacktpuppe erkannt zu haben, die jedoch nicht mehr zu sehen ist. Selbstverständlich ist nicht auszuschließen, dass ich einen Teil der Brut nicht mehr sehen kann, da die Gynen auch Baumaterial (Küchenrollenteile) in die RGs eingetragen haben.

Nachdem ich auf die seltsame Form der ersten Puppe hingewiesen worden war, konnte als Ursache ein Mangel an Substrat nicht ausgeschlossen werden. Daher habe ich beiden Königinnen nun eine dünne Schicht Sand aus dem schönen Wörthersee (abgebacken und recht trocken) als Bodengrund zur Verfügung gestellt, der den Larven bei der Verpuppung helfen sollte. Ganz aufgegangen scheint der Plan nicht zu sein, da die Nacktpuppe bei Gyne 1 offensichtlich nach der Gabe des Sandes entstanden ist. Des Weiteren schauen auch die neuen Puppen etwas unförmig aus. Zumindest scheinen die Gynen den Sand als Baumaterial zu lieben, ich konnte auch schon die Cataglyphis-Grabtechnik beobachten, die an das Buddeln von Hunden erinnert. Küchenrollen- und Eierkartonfetzen werden allerdings nach wie vor gerne verbaut.

Ich habe die Beheizung aufgrund der aktuellen Hitzewelle eingestellt, es hatte fast durchgehend tagsüber zwischen 26 und 28°C in der Wohnung. Da es jetzt leicht abgekühlt hat, liegen die Temperaturen etwas darunter, doch ich denke, dass auch in der Natur keine konstanten Werte vorliegen. Sollte es langfristig zu kalt für meine Griechinnen werden, wird wieder mehr geheizt. Einmal hatte es in den Boxen gar 32°C, da vergessen worden war, die Heizlampe trotz höherer Raumtemperatur abzuschalten. Dass das den Ameisen grob geschadet hat, wage ich zu bezweifeln, es handelte sich um eine kurze Temperaturspitze.

Kurzum, es läuft nicht alles so schnell und problemfrei, wie ich mir das erhofft hatte, doch noch sehe ich keinen Grund, die Hoffnung aufzugeben. Puppen sind da und es sind noch nicht ganz sieben Wochen seit Eiablage vergangen. Klar, es hätte schneller gehen können, aber was läuft in der Ameisenhaltung schon nach Plan?
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#23 Cataglyphis cf. nodus - Ein Gründungsversuch

Beitrag von Intro » 2. August 2022, 23:12

2. August 2022

Puppen sind noch immer da, heute habe ich vier bei der einen und zwei bei der anderen Gyne erkennen können. Heute habe ich die Boxen das erste Mal von unten beheizt. Die Temperaturen betrugen dabei zwischen 27-29°C. In einem der beiden RGs hat sich nun eine Menge Kondenswasser gebildet. Hier die Frage: Kommt die Gyne damit klar? Wie man am Bild erkennen kann, hat sie begonnen, die Watte mit Sand zu verbauen. Im vorderen Teil des RGs hätte sie auch einen Rückzugsort, falls es ihr hinten zu feucht werden sollte. Außerdem hat sie quasi unbegrenzt Substrat zur Verfügung, um etwaiges Wasser am Boden zu verbauen. Soll ich vielleicht morgen bei dieser Box auf Beheizung verzichten, damit das Kondenswasser sich abbauen kann? Oder gar den Eingang, den sie mühevoll zugebaut hat, etwas öffnen? Die alten Puppenhüllen der Männchen wirken sehr durchnässt, auf die Arbeiterinnenpuppen trifft das nicht zu. Ich befürchte allerdings, dass die Puppen es dennoch zu feucht haben. Hat die Königin alles im Griff?

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#24 Cataglyphis cf. nodus - Ein Gründungsversuch

Beitrag von Erne » 4. August 2022, 10:01

Die Entwicklungszeit ist länger als wie ich sie beobachten konnte, gerade bei Pygmäen hätte ich erwartet dass es schneller geht.
Hoffentlich schlüpfen auch Arbeiterinnen.
Wärmere Temperaturen sind für diese Ameisen immer angebracht, allerdings im Nest nicht über 30°C und immer mit der Möglichkeit in kühlere Bereiche ausweichen zu können.
Unter dem Nest oder Teile von diesem eine Wärmequelle anzubringen, haste selber schon gemerkt, ist nicht die glücklichste Anordnung.
Besser ist es die Umgebung (Becken/Behälter) in dem das Nest/Reagenzglas liegt aufzuwärmen.
Die Tag-Nachtabsenkung, wie sie Dir an anderer Stelle geraten wurde, den Aufwand brauchst nicht zu betreiben.
Meine habe ich durchgehend bei gleicher Temperatur gehalten, wer will kann es hier nachlesen, https://ameiseninfos.de/html/cataglyphis_oasium.html,
sie haben sich prima entwickelt.
Einzig in ihren Ruhezeiten wurde alles an Heizungen ausgeschaltet.

Drücke die Daumen, dass bald die erste Arbeiterin schlüpft.

Grüße Wolfgang
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