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Haltungsbericht Camponotus turkestanicus

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Ron
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#1 Haltungsbericht Camponotus turkestanicus

Beitrag von Ron » 12. Mai 2024, 17:43

Hallo zusammen,

ich bin seit 5 Monaten neu in der Ameisen-Haltung und habe mich nach langer Überlegung für eine Kolonie Camponotus turkestanicus entschieden.
Da es zu dieser Art nicht viele Haltungsberichte gibt, will ich meine Erfahrungen gern mit euch teilen.
In den 4 Monaten seitdem ich die Königin habe hat sich doch schon eingies getan und es sind auch ein paar Fragen aufgetaucht, aber ich will mal vorne starten:

Ich habe Anfang Februar eine Königin + 1Arbeiterin bekommen, und vorab schon das ganze Setup genau durchgeplant und aufgebaut gehabt.
Eine 30x30x20cm Arena inkl. separatem Nest. Wollte alles richtig machen, aber wie ich jetzt gemerkt habe, war das etwas voreilig, da so schnell eh nichts davon benötigt wird :roll:

Die Königin war relativ mitgenommen vom Transport und hat sich erstmal ein paar Tage im RG in der Arnea erholt. Mit Karton abgedunkelt und vorne teilweise verschlossen.
Zusätzlich eine Heizmatte an der Rückseite der Arena für indirekte Hitze und konstante 25-28°
Setup.JPG
Wenige Tage darauf habe ich das RG ganz geöffnet und die Arbeiterin hat alles erkundet, etwas Honig gefressen und getrunken.
Sie wirkte erst okay, wurde dann schnell sehr panisch und hat den Honig wieder hochgewürgt, nur um daraufhin innerhalb von 2h langsam zu sterben. Dabei hat sie sich immer wieder zusammengekrümmt und lag still da. Wenige Minuten später versuchte sie wieder zu laufen, aber die Beine gehorchten nicht wirklich. Es war schwer mitanzusehen und ich habe bis jetzt keine Ahnung warum das passiert ist :cry:

Hat jemand von eucht eine Idee? Ich fürchte schon, dass den nächsten Arbeitern das selbe passiert. Meine einzige Theorie ist, dass der Bodengrund (Lehm/Sand) sie erstickt hat?!

Mittlerweile denke ich auch, dass diese Ameise nicht von meiner Könign war und rein gesetzt wurde, da die Königin erst 1,5Monate später erste Eier gelegt hat. Es wirkt seltsam, dass sie eine Arbeiterin aufgezogen hätte, um dann mit der Eiablage zu stoppen und erst später fortzufahren, aber ich kenne mich da nicht so gut aus.
Wie dem auch sei, es waren einige Zeit später erste Eier im RG und die Freude natürlich riesig!

Ich lasse das RG immer 1 Woche abgedunkelt liegen und schaue nur am Wochnende rein.
Biete dann frischen Honig & gefriergetrocknete Insekten an, falls die Königin etwas braucht.

Beim nächsten Mal nachschauen dann die Ernüchterung: Die Eier wurden gefressen....also wieder von vorne.
Die Haltungsparameter habe ich belassen, da es mit dem was ich über die Art gelesen habe stimmig erscheint.
Kurz darauf war auch schon ein neues Ei da. Dieses Mal wurde das Ei nicht gefressen und ich habe die Königin 2 Wochen lag nicht gestört oder rein geschaut. Danach lag dann eine riesige Puppe(fast halb so groß wie die Königin) im RG.
Weitere 2 Wochen später war die Puppe goldgelb, auf die halbe Größe geschrupft und zusätzliche Eier vorhanden.

Heute dann war es soweit, die erste Ameise ist geschlüpft und munter!
Ich wage immer nur einen kurzen Blick, aber es sah so aus als ob sie der Königin schon beim rumtragen der neuen Brut (auch wieder eine neue Puppe) hilft und der angebotene Honig war komplett verschwunden.
Auch die Insektenteile wurden angerührt.
Es scheint jetzt erstmal alles zu passen :)

----
Momentan halte ich die Kolonie in einem etwas modifizierten RG-Setup innerhalb der Arena.
Das soll den Ameisen nicht zu viel Fläche bieten, aber doch eine kleine angeschlossene "mini-Arena" darstellen, über die ich füttern kann:
Arena_in_Arena_1.JPG
Das erste RG macht mir aber langsam Sorgen, da es nicht mehr so sauber aussieht. Das Wasser wird gelblich und die Watte ist schon ganz schwarz.
Ich werde daher ein neues Setup für den Umzug anbieten und hätte an sowas gedacht wie im Bild.
Dort wird das jetzige RG in eine Öffnung gesteckt und daneben ein neues, sauberes RG. Was denkt ihr dazu, kann das funktionieren? Momentan waren meine Ameisen noch nie innerhalb der Arena, die scheinen das RG okay zu finden. Ich hoffe die finden das neue RG überhgaupt.
Aren_in_Arena.JPG
Ich halt euch auf dem Laufenden wie es mit der Entwicklung voran geht und bin über alle Tipps/Verbesserungsvorschläge zu meinem Setup dankbar.
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#2 Haltungsbericht Camponotus turkestanicus

Beitrag von Harry4ANT » 12. Mai 2024, 20:29

Hallo Ron & willkommen im Forum,

toll das du einen HB bei uns startest und eine schöne Art hast du dir da ausgesucht 3)


Weshalb die Arbeiterin so kurzfristig verstorben ist kann man wohl nur spekulieren.
Nachwirkungen / Verletzung vom Transport, tatsächlich verstopfte Tracheen durch "Feinstaub", Pestizide im Honig, Krankheit o. Altersschwäche, ...

Im Zweifel bzgl. dem Bodengrund könntest du (falls noch nicht getan) diesen einmalig mit einer Sprühflasche etwas Befeuchten und andrücken.

Das verkleinerte Setup kannst du dir aber, meiner Erfahrung nach, sparen. Selbst eine einzelne Pygäme kommt auch mit einem großen Aquarium sehr gut zurecht und wir sich nicht verlaufen, überfordert sein oder ähnliches.
Dein 30er Arena stellt also überhaupt kein Problem dar und du kannst sie dieses offen erkunden lassen und dort Futter anbieten.
In der Natur müssen oft deutlich längere Wege, auch schon in der frühen Gründungsphase, zurückgelegt werden um Nahrung zu finden.

Und als Alternative zu den gefriergetrockneten Sachen kannst du auch mal eine Fliege, Weberknecht oder ähnliches aus der Wohnung (Keller, Garten, ...) anbieten - das dürfte wahrscheinlich mehr Anklang finden als gefriergetrocknete Ware ;)

Wenn du die eine Grundversorgung an Frischfutter besorgen willst, kann ich dir für den Start eine Dose flugunfähiger Fruchtfliegen (Drosophila melanogaster) empfehlen. Das dürfte bei mehrmaliger Entnahme und einfrieren der überschüssigen Fliegen locker für 1 Jahr als Grundversorgung reichen.
Diese haben sehr gute Nährwerte und werden auch von der kleinsten Pygmäe direkt ins Nest eingetragen.

Als Alternative zum Honig kann ich dir kleine Tröpfchen Ahornsirup oder Agavendicksaft (gibt in jedem Discounter) empfehlen.
Ich habe hier mehrere Nadelflaschen bei mir stehen, gefüllt jeweils mit div. Kohlehydraten pur zum schnellen anbieten auf Münzdosen als flache kleine (&billige) Näpfe.

Dein Plan mit dem 2ten RG passt - du kannst einfach ein weiteres RG mit frischem Wassertank, abgedunkelt neben dem alten platzieren. Optional machst du noch einen Deckel mit einer Bohrung (verkleinerter Eingang) um dieses nochmal attraktiver zu machen.
Das separate Setup ist wie gesagt nicht wirklich nötig.
Die einzelne Arbeiterin wird wahrscheinlich nur selten und wenn dann vorwiegend in der Nacht auf Erkundung gehen, das andere RG aber ziemlich sicher finden. Ob sie kurzfritig umziehen lässt sich nur schwer voraussagen - oft bleibt man im angestammten RG bis dieses zB völlig austrocknet oder zu eng wird, auch wenn es für den Halter völlig unzumutbar aussaieht :D

Weiterhin viel Erfolg und viel Spaß beim Beobachten.

Ich hoffe wir sehen noch viel von deiner Haltung !
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#3 Haltungsbericht Camponotus turkestanicus

Beitrag von Ron » 19. Mai 2024, 10:30

Eine Woche später und es ist relativ ruhig um die Kolonie.

Das verkleinerte Setup hab ich entfernt und jetzt direkt 2 Reagenzgläser in der Arena. Das neue Reagenzglas ist mit einem Korken verschlossen, der ein kleines Loch als Eingang bietet. Noch scheint es uninteressant für die Beiden zu sein.
Die erste Pygmäe ist generell extrem scheu und wagt sich ausnahmslos Nachts aus dem Reagenzglas.
Bisher hab ich sie nur bei der wöchentlichen Begutachtung der Königin gesehen.

Sie ist aber Nachts immer fleißig mit dem Eingang zum Reagenzglas beschäftigt und baut den mit Allem was zu finden ist zu.
Sogar die Alufolie, auf welcher Futter dargeboten wird, wurde kurzerhand ins Glas geschleppt und ist jetzt Teil des Eingangs.

Diese Woche wurde unterschiedliches Futter serviert: Banane, gekochtes Eigelb, eine erschlagene Fliege, Obstfliegen und wie immer die Zuckerwasser Mischung.
Nur beim Zuckerwasser war am nächsten Tag merklich weniger vorhanden, der Rest wirkt unberührt und wird nach 2 Tagen wieder entfernt.
Da die Proteine nicht so gut angenommen werden (oder ich einfach den Unterscheid nicht sehe), werde ich weiter probieren.
Noch getrocknete Mehlwürmer gekauft die ab heute getestet werden.

Hier seht ihr die Königin + Pygmäe und ich glaube auch 2 Puppen und etwas Brut zu erkennen.
Meine Handy-Fotokünste im Makro Bereich lassen zu Wünschen übrig, dafür wird noch eine Lösung gefunden.
Vielleicht ist es an der Zeit für ein Makro-Objektiv für die Nikon (=57
TFARE2199.JPG
Die Menge an Brut ist für 4 Monate noch recht überschaubar. Hoffentlich wird das nach dem Schlüpfen der nächsten beiden Pygmäen nochmal ansteigen.
Zu dritt sollten die schon etwas mehr anpacken können, sodass die Queen sich auf neue Eier konzentrieren kann.
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#4 Haltungsbericht Camponotus turkestanicus

Beitrag von Ron » 30. Mai 2024, 21:18

Soo ich meld mich mal wieder zu meiner Kolonie.
Wie gehofft sind die beiden Puppen mittlerweile geschlüpft und die Kolonie besteht jetzt aus 3 Pygmäen & der Königin =)*66

Die letzten 2 Wochen standen weiterhin unterschiedliche Futter-Varianten am Plan.
Wir haben rohes Rindfleisch, mehr getrocknete Mehlwürmer und die gefriergetrockneten Insektenteile getestet.
Alles davon wurde als nicht essbar abgestempelt und ging wieder zurück...sehr wählerisch die Kleinen.

Meine Freundin ist mittlerweile auch voll im Thema und glaubt, seit sie die ersten geschlüpften Ameisen gesehen hat auch wieder daran, dass das Ganze was wird.
Hat mir letzte Woche am Vormittag geschrieben "hab einen super Fang gemacht"...danach kam ein Foto einer Fliege, die jetzt im Tiefkühler liegt.
Im Homeoffice wird also künftig für die Ameisen gejagt.
Zumindest bis ich die Erlaubnis bekomme ein paar Mikro-Heimchen zu besorgen (was sie noch nicht weiß: Die werden am Wochnende wohl einen Weg zu uns finden ;) )

Den Durchbruch hatten wir futtertechnisch tatsächlich einen Tag darauf mit einem frisch erlegten Silberfischchen. Direkt in die Arena damit und am nächsten Morgen war es verschwunden. Die Ameisen sind nachwievor nur Nachtaktiv und skeptisch gegenüber ALLEM außerhalb ihres Reagenzglases. Auch innerhalb des Glases werden die sofort nervös wenn mal etwas mehr Licht rein kommt. Frag mich ob das von der Art abhängt wie mutig die sind...aber irgendwann müssen sie ja hoffentlich mal unter Tags rauskommen.

Gestern haben sie dann nochmal eine gefangene und gut durchgefrostete Spinne bekommen und direkt(also über Nacht) ins Reagenzglas gezerrt. Dort liegt die jetzt und wird langsam gefressen. Hoffentlich bekomm ich die Reste wieder rausgebracht, bevor das Ganze schimmelt.

Mit dem neuen Makro-Equipment für die Kamera kann ich noch nicht wirklich umgehen, bzw. braucht es dazu noch ein Stativ und mehr Licht (was die Ameisen ja nicht so toll finden).
Hier das erste Bild der heutigen Begutachtung. Ist schon etwas besser als die vorherigen Handy-Fotos:
Wieder 2 Larven und ein paar Eier. Es geht langsam aber stetig weiter:
01.png
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