Pheidole cf. sinica: Haltungsbericht von antics

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antics
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#1 Pheidole cf. sinica: Haltungsbericht von antics

Beitrag von antics » 26. April 2024, 12:11

Willkommen zu meinem bisher besten und einzigen Haltungsbericht!

Das Setup
Folgende Vorüberlegungen waren für mich ausschlaggebend:
Das finale Setup wird ein großes und hochpreisiges hochwertiges Glassetup eines bekannten Berliner Ameisenfachgeschäfts. Die Arena wird voraussichtlich 60x30x30 groß und vermutlich auch das Nest via Einsatz beinhalten. Integriert soll das Ganze in einen Schrank/Vitrine werden, um diverse Erweiterungsmöglichkeiten zu haben (Becken, Laufwege, Technik etc.). Das Setup hat perspektivisch den höchsten WAF (wife acceptance factor) und war Grundbedingung für alle weiteren Entscheidungen.

Da es sich aber um meine erste Kolonie handelt und bei Pheidole die Haltungsberichte sehr kurz ausfallen können, habe ich mich zunächst für ein „Start-Setup“ entschieden.
Grundlage ist das folgende „Nest“ eines bekannten chinesischen Online-Gemischtwarenanbieters, welches ich aber nicht empfehlen kann:

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Das Nest selbst ist meiner Ansicht nach eine Fehlkonstruktion und Testläufe ohne Ameisen haben folgende Schwächen offenbart:
  • Die Bewässerung und Bereitstellung von Trinkwasser sollen über diese beiden „Türme“ stattfinden. An der Unterseite befinden sich Schwämme, die wiederum einen großen „Kanal“ aus Tonerde(?) befeuchten, der sich unterhalb der Druckteile befindet. Das Trinkwasser soll in den Kammern über zwei kleinere Schwämme wieder nach oben befördert werden. Die Feuchtigkeit im Nest lässt sich so leider gar nicht regulieren, war bei meinen Versuchen viel zu hoch und die Trinkschwämme wurde gar nicht erst befeuchtet. Zudem ergibt sich daraus eine akute Schimmelgefahr, die sich im nicht sichtbaren Bereich ordentlich ausbreiten kann.
  • Die Druckqualität des Nests ist bescheiden und weißt viele Druckfehler und undichte Stellen auf. Bei noch kleineren Arten ggf. ein Problem.
  • Die Arena-Belüftung ist absolut unzureichend.
  • Zu den Bohrungen Erweiterungsbohrungen an der Arena konnte ich keinerlei passende Adapter finden und die Verschlüsse sind einfach Kunststoffkappen. Meines Erachtens nicht sicher genug.
  • Keine Edelstahlschrauben/-Muttern, daher Rostgefahr
  • Die Anschlussbohrung an der einen Nestkammer rechts unten existiert bei mir nicht
Folglich habe ich die Türme entfernt und mit 3D-Druckteilen verschlossen, sowie den Arenadeckel durch ein gedrucktes Gitter ersetzt. Für die Erweiterungsöffnungen habe ich mir verschiedene Designs erstellt zum vollständigen Verschließen, als Belüftungsöffnung oder als Kupplung für das RG. Die Abdeckung habe ich mit Paraffinöl versehen.

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Bei dem ganzen Aufwand hätte man sich auch ein gescheites Nest kaufen können aber DIY und Fusion360 machen mir dazu zu viel Freude.
Temperiert wird eine der beiden Nestkammern über eine kleine Heizmatte auf niedrigster Einstellung. Gesteuert wird diese über das Hygro-/Thermometer in der Arena in Verbindung mit Home Assisstant und einer Wifi-Steckdose. Durch die indirekte Temperaturermittlung messe ich händisch mit einem Infrarot Thermometer in den Kammern direkt nach, bis ich die Einstellungen und Heizintervalle optimiert habe.

Begleittiere
Für die tageweise und stückchenweise Vergesellschaftung stehen zwei 17-Liter Boxen eines Baumarktes zur Verfügung. Da ich eingeschmolzene Gaze optisch nicht ansprechend finde, durfte mein 3D-Drucker wieder ran und die gelben Prototypen haben mir sogar so zugesagt, dass ich die Farbe beibehalten habe. Die Löscher wurde mit einem Lötkolben ausgeschmolzen und die Lüftungsgitter sind eingeschraubt und können bei Bedarf ausgetauscht werden (z.B. größere/kleinere Maschenweite, geschlossen etc.). In einer der Boxen warten ca. 24 Therea olegrandjeani, 12+X Porcellio laevis und Futtermilben auf ihren Einsatz, während in der anderen Box 24 Blaptica dubia Schabernack (*badumtss*) treiben. Beide Boxen laufen seit gut 2 Wochen und werden ebenfalls über Home Assisstant und Heizmatten temperiert, um die Zucht etwas zu beschleunigen.
Die Boxen werden noch von mir weiterentwickelt (angepasste „Futterstation“ für die Krümmung statt einzelner Schälchen), sowie Magnethalterung für das Hygrometer). Auch der Stromverbrauch ist mir derzeit noch zu hoch und ich werde vermutlich eine kleine Isolierung um die Boxen anbringen.

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Meine Haltungsparameter
Temperatur:
Nest (tagsüber 22,5 – 24,5 °C, nachts 20,5 °C)
Arena (tagsüber 22 – 23,5 °C, nachts 20,5 °C)

Luftfeuchtigkeit:
Nest (Soll: 60-70%)
Arena (Soll: 60%)

Futter:
Zuckerwasser, Waldhonig, rote Mückenlarven, Blaptica dubia, Porcellio laevis und ggf. Therea olegrandjeani



25.04.2024: Die Ankunft - The more the merrier

Die Bestellung hatte ich am 23.04.2024 aufgegeben und aufgrund der plötzlich kälteren Temperaturen erst mit einem Versand in der folgenden Woche gerechnet. Pustekuchen, am 25.04.2024 ist das Volk mit Heatpack wohlauf auf meiner Kücheninsel unter ständigen leisen Flüchen von mir mit einem Cutter der Marke Würth aus der Luftpolsterfolie herausoperiert worden. Ich wünschte, alle Händler würden entweder kein durchsichtiges Klebeband nutzen oder nur die Außenpunkte verkleben, damit man diese einfach abschneiden und die Folie danach ausrollen kann.

Als es geschafft und die Ameisen gut durchgemixt waren, kurzer Blick ins RG. Aus der bestellten Königin mit 9-15 Arbeiterinnen sind offensichtlich während dem Transport >50 Arbeiterinnen geworden. Will mich nicht beschweren, beschleunigt aber etwas meine Setup-Planung.
Nach einer einstündigen Ruhepause habe ich das RG via Kupplung an der Arena angeschlossen und den Tieren Zuckerwasser, Trinkwasser und eine Pfütze rote Mückenlarven zur Verfügung gestellt. Bei der Befeuchtung habe ich etwas übertrieben und eine Nestkammer ist daher deutlich beschlagen.
Ansonsten machen die Ameisen einen guten Eindruck, erkunden die neu gewonnene „Freiheit“ und haben Zuckerwasser getankt. Die Mückenlarven waren eher uninteressant und stinken vor sich her.
Majore konnte ich in der Kürze nicht entdecken, wollte auch nicht unnötig lange stören.

Einblick ins RG:
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26.04.2024: Der Tag danach - eine tragfähige Kolonie

Über die Nacht war wohl eine Putzkolonne unterwegs, da die mitgelieferten Proteinreste aus dem RG in eine der Nestkammern gewandert sind. Der präferierte Deponiestandort wechselt alle paar Stunden zwischen Kammern und Arena. Ausfälle gab es vermutlich bisher einen, zumindest wird eine mutmaßlich tote Arbeiterin ständig umhergetragen. Verbleib ungewiss.
Die Königin sitzt ruhig im RG, umringt vom Großteil ihres Gefolges und tut, was auch immer Ameisenköniginnen so tun.
Die Luftfeuchtigkeit ist mit 80% noch immer zu hoch und wird gemächlich „rausgeheizt“.

Die Mückenlarven werde ich wohl nicht mehr anbieten, da schlecht dosierbar und schnell am gammeln. Ich bin mir zudem unsicher, ob diese überhaupt angerührt werden/wurden. Als Alternative ist eine halbe Porcellio laevis vorstellig geworden. Kaum hatte ich die Pinzette aus der Hand gelegt, wurde diese bereits zu einer Audienz eingeladen:

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#2 Pheidole cf. sinica: Haltungsbericht von antics

Beitrag von antics » 27. April 2024, 21:06

27.04.2024: Sieht doch ganz Brut aus

Heute standen Kontrolle, Wartung und eine kleine Umbaumaßnahme auf der ToDo. Zum einen wollte ich das Kondenswasser der einen Kammern loswerden und zum anderen gefiel mir die Temperaturverteilung der Heizmatte nicht. Diese war aufgrund der ungleichmäßigen Erwärmung dieser Matten nie optimal und bisher habe ich es mit einer direkten Positionierung auf einem Teil der Matte versucht.

Um das Feuchtigkeitsproblem zu lösen habe ich die Abdeckung der einen Kammer abgenommen und den einzigen Zugang mit Watte verstopft. Der Rest machte Zeit und Temperatur. Nach wenigen Stunden habe ich die Abdeckung wieder verschraubt und dieses Mal etwas vorsichtiger befeuchtet.

Um eine etwas gleichmäßigere Erwärmung zu erzielen, wollte ich etwas Abstand zwischen Formicarium und Heizmatte erhalten mit einer „Lufttasche“ über die gesamte Fläche. Dazu habe ich einen Sockel/Rahmen gedruckt, auf dem das Formicarium nun aufliegt. So richtig bin ich noch nicht damit zufrieden, ist aber eine Verbesserung.

Aufgrund des kleinen Umbaus konnte ich mir die Kolonie etwas genauer anschauen, wenn ich sowieso stören muss. Neben zwei Eipaketen finden sich verschiedene Larvenstadien, um die halbe Assel verteilt. Ob Eier seit Ankunft dazu gekommen sind, kann ich nicht mit Sicherheit sagen und zum Zählen bin ich ohnehin zu faul.

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#3 Pheidole cf. sinica: Haltungsbericht von antics

Beitrag von antics » 28. April 2024, 17:29

28.04.2024: Schabenfreude, die schönste Freude?

Nachdem das Temperaturproblem erfolgreich mit dem Sockel gelöst wurde, viel mir natürlich die nächste Schwachstelle auf. Die transparenten Acrylabdeckungen werden zwar von oben über rote Acrylteile bedeckt, nicht aber die Seiten. Ich vermute daher, dass ordentlich Streulicht in den Kammern durchkommt:

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Also aufgestanden und mit einem Kaffee bewaffnet und noch in Boxershorts Fusion angeschmissen. Ergebnis ist eine kleine Blende, die passgenau um die Scheiben und in die Lücke zur Arena passt. Die Blende mit dem kleinen Überhang behindert etwas den Zugang, andererseits habe ich ohnehin nicht vor meine Nase täglich an der Abdeckung plattzudrücken. Zusätzlich habe ich mir einen „Volldeckel“ gedruckt, um das Nest für die nächste Zeit komplett abzudunkeln:

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Man beachte bitte auch den modularen, professionellen Ameisen-RG-Halter:

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Mit dem Setup bin ich nun einigermaßen zufrieden und ich möchte die Kolonie in den nächsten Wochen möglichst ungestört lassen, da sie sich langsam durch die Watte im RG graben. Zur Kontrolle habe ich die „Fraßkante“ mit einem Stift markiert, um den Fortschritt sehen zu können. Vielleicht wird die nahegelegene Mehrgenerationenunterkunft in naher Zukunft angenommen.

Als Friedensangebot für die ganzen Störungen gab es heute 1/16 Schabenhintern, der an Ort und Stelle bearbeitet wurde.
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#4 Pheidole cf. sinica: Haltungsbericht von antics

Beitrag von antics » 8. Mai 2024, 20:48

06.05.2024: Puppentheater mit Tischlein deck dich

Seit meinem letzten Eintrag habe ich versucht mich auf die Grundversorgung zu beschränken und die Kleinen möglichst wenig zu stören. Die Tage habe ich zudem genutzt, um etwas mit verschiedenen Nahrungsmitteln zu experimentieren.

Grundsätzlich musste ich feststellen, dass zuckende Nahrung wesentlich besser angenommen wird im Vergleich zu toten bzw. aufgetauten Angeboten. Insbesondere die Schaben haben eher enttäuscht, was fast schon zu Engpässen bei der Proteinversorgung geführt hat (gleich dazu mehr). Kleinere, ganze Beutetiere werden besser angenommen und ich habe daher für die Anfangszeit weitere (Ofen)Fischchen organsiert, die sie theoretisch auch lebend erbeuten könnten.

Hier die Ergebnisse meiner ersten Versuche bei einem sehr kleinen Volk (~ 50 Arbeiterinnen):

Gut angenommen und eingetragen:
  • Asseln (aufgetaut)
  • Asseln (frisch getötet)
  • Fischchen (frisch getötet)
  • Gurke
  • Schwarze Linse (getrocknet)
Zögerlich angenommen und/oder nicht eingetragen:
  • Banane
  • Blaptica Dubia Stücke (aufgetaut und abgebrüht)
  • Waldhonig (verdünnt)
Ignoriert
  • Amaranth – eingetragen und am nächsten Tag auf den Müll
  • Blaptica Dubia Stücke (aufgetaut)
  • Cashewkerne
  • Chiasamen
  • Erbse (getrocknet)
  • Hähnchenbrust (roh)
  • Rote Linse (getrocknet)
  • Rote Mückenlarven (aufgetaut)
Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich einige Dinge nochmal versuchen und anbieten.

Arbeiterinnen sind mittlerweile seit Ankunft ca. 10 verstorben, wobei ein paar auf jeden Fall auf mein Konto gehen, da bei den vorherigen Umbaumaßnahmen die ein oder andere verletzt wurde. Bei der Brut war ich etwas besorgt und ich gehe von einem leichten Rückgang aus. Das lässt sich aber schwer beurteilen, da gerne mal umgeräumt und gestapelt wird. Bei den Eipaketen hatte sich zum Glück herausgestellt, dass diese anderweitig positioniert wurden. Mittlerweile haben sich einige Puppen entwickelt, wovon eine bereits deutliche Farbe angenommen hat:

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Die Nestkammern halte ich derzeit durchgehend bei 26 °C, Arena bei 24,5 °C und das RG dürfte tagsüber 24 °C haben. Die Kammern werden derzeit als Mülldeponie und Friedhof genutzt.

Grundsätzlich bin ich zufrieden muss aber gestehen, dass mich als Anfänger die Brutentwicklung, die toten Ameisen und die mäßige Futterannahme etwas verunsichert haben. Ich hatte über mehrere Tage versucht Schabenteile zu verfüttern, welche aber nahezu alle auf dem Müll gelandet sind. Erst als ich Fischchen angeboten hatte, wurde wieder sichtbar und mit hoher Aktivität gefressen/eingetragen. Die Proteinzufuhr war dadurch fast eine Woche unterbrochen. Wahrscheinlich am Ende alles kein Problem.
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#5 Pheidole cf. sinica: Haltungsbericht von antics

Beitrag von antics » 9. Mai 2024, 10:25

08.05.2024: Ei, was haben wir denn da?

Die bräunliche Puppe ist nicht mehr zu sehen, dafür lief eine etwas blasse Imago im RG umher. Die erste Puppe habe ich am 26.04. entdeckt und die Entwicklung dürfte damit bei unter zwei Wochen gelegen haben. Auf dem Foto erkennt man eine Menge weiterer Puppen, die sich in den letzten Tagen entwickelt haben. Ich gehe daher davon aus, dass in den nächsten zwei Wochen weitere Arbeiterinnen die anfänglichen Verluste ausgleichen und das Volk in eine Wachstumsphase kommt:

3002

Unter dem dunklen Hinterleib kann man sehr gut ein einzelnes Ei erkennen. Vermutlich frisch (ab)gelegt. Die zwei bzw. drei Eipakete führen dann hoffentlich zu neuen Larven.
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#6 Pheidole cf. sinica: Haltungsbericht von antics

Beitrag von antics » 13. Mai 2024, 21:07

13.05.2024


3004


Bild
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#7 Pheidole cf. sinica: Haltungsbericht von antics

Beitrag von antics » 3. Juni 2024, 12:16

03.06.2024: Riecht nach Ärger

Leider lief es die letzten beiden Wochen nicht besonders. Ich hatte mir vorgenommen möglichst gar nicht mehr zu stören und das RG für 2 Wochen abgedeckt zu lassen. Vor ein paar Tagen startete eine zweite Sterbewelle und immer mehr Arbeiterinnen wurden herausgetragen. Ich schätze, dass es derzeit 60-80 Tiere sind, was mit Blick auf die Brut und Alter der Kolonie kein gutes Zeichen ist. Die Brut hat sich meiner Einschätzung nach normal entwickelt und ist ständig am Wachsen. Die Toten bestanden zu 99% aus voll pigmentierten und entwickelten Arbeiterinnen ohne optische Auffälligkeiten. Ich schätze in den beiden Wochen sind insgesamt 10-20 Tiere gestapelt worden.

Bei der Fehlersuche hatte ich folgende Ansätze und Maßnahmen:

1. Waldhonig
Kurz vor den beiden Sterbewellen hatte ich einen Waldhonig angeboten. Natürlich Bio.
Kommt nur noch aufs Brot. Derzeit Zuckerwasser und bald Invertzuckerlösung.

2. Kupfer in Futtertieren
Derzeit füttere ich hauptsächlich Ofenfischchen und Asseln. In beiden Becken befindet sich Trockenfutter für Katzen. Was mir leider entgangen ist – das Futter ist mit Kupfer-(II)-sulfat-Pentahydrat angereichert. Es könnte sein, dass sich das Kupfer in den Futtertieren angereichert hat und über einen längeren Zeitraum toxisch wirkt. Kupfersulfate sind zudem gut wasserlöslich und in geringer Konzentration in jedem Leitungswasser enthalten.
Katzenfutter kam in die Tonne. Umstellung auf Futter aus der Aquaristik, da hier Giftstoffe/Schwermetalle ebenfalls sehr problematisch sind.

3. Altersschwäche
Die Königin stammt laut Händler aus einem SF September 2023. Angaben zur Lebenserwartung sind meiner Recherche nach unterschiedlich, wenn nicht sogar widersprüchlich je nach Art. Kann ich weder beurteilen noch irgendetwas machen.

4. Schimmel und Verwesung
Durch die fehlenden Kontrollblicke wurden unbemerkt eingetragene Ofenfischchen nicht voll verwertet. In den knapp zwei Wochen wurden aus den Kadavern schwarze, übelriechende Schleimhaufen im Eingangsbereich des RG.
Ich habe die Reste heute entfernt und versucht das RG im vorderen Bereich zu säubern. Dazu musste ich das RG entsprechend lösen und in einer ausbruchssicheren Box mit einem Metallspatel die Masse herauskratzen. Mit Wattestäbchen habe ich die Reste weitestgehend entfernen können. In Zukunft werde ich etwas bedarfsgerechter Füttern und den vorderen Bereich des RG regelmäßig kontrollieren.

5. Stress
Der eigentliche Grund für die Observationspause. Lösung zu Ansatz Nr. 4 natürlich kontraproduktiv.

Insgesamt lässt sich für mich nicht sagen, was genau der Auslöser war. Als Halter habe ich mir sicherlich das meiste zuzuschreiben aber es ist quasi unmöglich das genaue Problem zu identifizieren. Gerade toxikologische Aspekte lassen sich ohne Labor nicht überprüfen und die biochemischen Prozesse sind in der Regel etwas komplexer. Als Ergebnis habe ich daher versucht alle plausiblen Fehlerquellen zu berücksichtigen unabhängig von der Erfolgsaussicht. Gerade mit der RG-Reinigung tat ich mich aber sehr schwer, da das – trotz aller Vorsicht – ein tiefer Eingriff ist.

Eine weitere Lektion betrifft das Setup. Es bietet mir mit allem zu wenig Einsicht, zu wenige Eingriffsmöglichkeiten und Kontrolle. Daher wird es zeitnah eine Änderung geben mit klassischem Ansatz (RG in Arena), um im Fall der Fälle besser handeln zu können.

Vom Schmodder selbst habe ich keine Fotos mehr gemacht aber da ich sowieso stören musste:

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Etwas positiver stimmen mich die vielen Puppen, Larven und Eier. Da sollte also demnächst einiges nachkommen und die Kolonie hoffentlich wachsen. Für weitere Hinweise, Tipps und Vorschläge bin ich dankbar.
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#8 Pheidole cf. sinica: Haltungsbericht von antics

Beitrag von Erne » 3. Juni 2024, 15:26

Sieht doch prima aus.
Kleine Rückschläge (Sterbefälle) sind in der Ameisenhaltung nie ausschließbar.
Am Stress, durch zu oft ins Reagenzglas schauen liegt das sicherlich nicht, das stört diese Ameisen nicht wesentlich.
Fütterungsversuche werden überwiegend danach beurteilt was sie nehmen und was nicht, dabei geht oftmals unter das nicht alles schadlos vertragen wird.

Invertzucker, wenn Du das Geld dafür ausgeben willst, kannst machen.
Mit ganz normalen Zuckerwasser entwickeln sie sich genauso gut.
Invertzucker immer leicht verdünnen, sonst haben sie reichlich Mühe es aufzunehmen.

Gutes Gelingen mit der weiteren Haltung, sind interessante Ameisen.

Grüße Wolfgang
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