Exkursionen durch Australien - von Myrmecia, fliegenden Argentiniern und Meer

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Unkerich

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#1 Exkursionen durch Australien - von Myrmecia, fliegenden Argentiniern und Meer

Beitrag von Unkerich » 15. Dezember 2019, 08:34

Herzlich willkommen zu meinem Reisebericht aus Australien!
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Da ich momentan in Australien lebe, musste ich, wie ihr vielleicht bereits bemerkt habt, leider alle meine Haltungsberichte (vorerst) beenden.

Und so habe ich mir gedacht, dass ich euch stattdessen mitnehme, auf eine Reise durch
das Land Down under - angefangen im Süden Australiens, der Bellarine Peninsula (nahe Melbourne) im Bundesstaat Victoria, werde ich in den nächsten Monaten vermutlich mehr oder weniger den gesamten Kontinent bereisen, und möchte euch von meinen tierischen Begegnungen, natürlich mit Fokus auf der Ameisenfauna, von meiner Reise berichten.
Eine Reise durch einen der heißesten, trockensten und flachsten Kontinente der Welt; Australien.

Angefangen hat alles mit dem Flug. Der Flug nach Australien ist lang, sehr lang. Nach einer kurzen Unterbrechung in Dubai ging es direkt weiter nach Melbourne, von wo aus es noch am selben Tag per Auto, natürlich im Linksverkehr, weiter Richtung Süden auf die Bellarine Peninsula ging.
In der neuen Unterkunft angekommen galt es dann ersteinmal weiter wach zu bleiben, um direkt in den richtigen Tag- Nachtrhythmus zu gelangen.
Für Ameisen hatte ich an diesem Tag nach über 48 Stunden ohne Schlaf keine Augen mehr - und das will etwas heißen :lol:
Zudem war es mit gerademal 10 Grad Celsius ausgesprochen kalt; vermutlich hätte ich nichtmal eine Ameise entdecken können, selbst wenn ich richtig wach gewesen wäre.

Am nächsten Tag war es mit etwa 16 °C schon etwas wärmer, aber noch weit entfernt von dem was man erwartet, wenn man an Australien denkt.
Auf dem Weg zum Strand und am Strand selbst begegneten mir dann endlich die ersten Ameisen.
Zunächst entdeckte ich nur die Minore, die auch einer Tetramorium o. Ä. hätten angehören können.
Doch nach kurzer Zeit begegneten mir dann auch die deutlich größeren, jedoch immer noch recht kleinen Soldatinnen, die sich trotz ihres massiven Kopfes und der kühlen Temperaturen sehr schnell bewegten, und ein scharfes Foto erfolgreich verhinderten.
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Es scheint sich um eine Pheidole sp. zu handeln.

Ebenfalls im Strand- und Stadtbereich unterwegs waren und sind verschiedene Iridomyrmex spp. , die hier in der Gegend wohl etwa das Äquivalent zu L. niger und (Servi-)Formica in Deutschland darstellen; sie sind sehr häufig und insbesondere im urbanen Raum anzutreffen.
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In etwas naturbelasseneren Ecken der Stadt, wie in Gärten, oder auch nur einzelnen Grünstreifen, kann man auch Rhytidoponera metallica beobachten.
Eine kleine Ponerinae, welche jedoch bei genauerem Hinschauen eine beeindruckende Färbung aufweist. Einige Tiere schimmern violett, andere blau und wieder andere leuchtend grün.
Hier waren gerade zwei Arbeiter damit beschäftigt, eine verendete Honigbiene zu zerlegen.
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In der Einfahrt und auf der Terrasse tummeln sich weiter einige kleine Kolonien, einer sehr kleinen Art. An einer Bestimmung habe ich mich noch nicht versucht, vielleicht hat einer von euch ja eine Idee?
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Doch eine ganz besondere Gattung konnte ich in den ersten Tagen im Ort noch nicht finden; Myrmecia.

Doch das sollte sich bald ändern.

Es stand ein Ausflug entlang der Great Ocean Road an, einer viele Kilometer an der Küste verlaufenden Panorama Straße, mit fantastischen Ausblicken auf die sog. Bass Strait (Bass-Straße), das Meer zwischen dem australischen Festland und Tasmanien.
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Auf der gesamten Strecke konnte man die verschiedensten Kakaduarten beobachten, u. A.
Rosakakadus
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Große Gelbhaubenkakadus,
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Helmkakadus
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und einigen weitere Arten, teilweise in großen Schwärmen aus verschiedeneren Arten.
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Schließlich kamen wir gegen Abend am Port Campbell National Park an. Dieser „Marine National Park“ liegt hauptsächlich im Wasser.
Doch an einem der zahlreichen Wanderwege entdeckte ich plötzlich etwas dunkles, das sich im Gebüsch am Wegesrand bewegte. Ich ging in die Hocke und schaute näher hin. Das sonderbare Wesen hielt plötzlich ebenfalls inne, schaute mir direkt in die Augen.
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Und tatsächlich, es war die erste Myrmecia, die ich je in der freien Natur gesehen habe. Myrmecia pilosula, eine auch in der Haltung verhältnismäßig verbreitete Art.
Doch die Tiere in der freien Natur in ihrem natürlichen Habitat zu beobachten, ist nochmal etwas ganz anderes.
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Hier noch ein Foto des Habitates, nur wenige Meter weiter bricht das Ufer in Form einer Steilküste viele Meter ins Meer hinunter ab.
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Nach ausführlichem Beobachten und einem kleinen Fotoshooting wurde es langsam dunkel, und wir mussten schleunigst den Park verlassen.
Doch wie es nunmal immer so läuft, begegnete mir gerade auf dem Weg zum Auto ein weiteres Insekt.
Ein riesiges Insekt. Es schien gut und gerne doppelt so groß wie Myrmecia pilosula, und bei genauerem Hinsehen entpuppte es sich tatsächlich als eine der größten Ameisenarten der Welt; Myrmecia pyriformis.
Das Tier hatte einige Verletzungen; ein halber Fühler und eine entspitzte Mandibel zeugen wohl von vergangenen Kämpfen.
Leider wurde ich am Auto mittlerweile dringend erwartet, es war mittlerweile fast stockdunkel.
Und so reichte es nur noch für ein leicht verwackeltes Beweisfoto, bis das beeindruckende Tier im Busch verschwand und ich zurück zum Wagen eilte.
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Doch die beiden Arten sollten zum Glück nicht die einzigen Myrmecia sp. bleiben, mit denen ich Bekanntschaft machen durfte.
In den nächsten Tagen folgten weitere Arten, über die ich der Übersicht halber jedoch erst in einem nächsten Update berichten werde :)



Ich hoffe der Bericht gefällt euch soweit und wünsche euch noch einen schönen dritten Advent!
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Hier würde ich mich über Fragen, Meinungen und sonstige Kommentare aller Art von euch freuen: fragen-meinungen-zum-australienbericht-t60354.html



LG :)
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Meine Haltungsberichte: Camponotus substitutus, Camponotus socius, Solenopsis fugax

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