Fragen für Anfänger und Planung

Hashishim
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#1 Fragen für Anfänger und Planung

Beitrag von Hashishim » 16. Dezember 2019, 16:09

Hallo liebe Ameisen Freunde.
Ich beschäftige mich jetzt seit einer Weile mit dem Gedanken mir eine eigene Ameisenkolonie anzulegen. Da für nächstes Jahr ein Umzug geplant ist würde ich die Gelegenheit gerne nutzen und mir dann für die neue Wohnung ein Vivarium einrichten.
Allerdings tue ich mich noch mit ein paar Grundlegenden Überlegungen schwer und kann mich nicht entscheiden wie es am besten umzusetzen ist. Deswegen würde ich hier gerne ein paar Fragen stellen und auf eure reiche Erfahrungen zurück greifen.

1. Die Ameisenart
Ich hab für mich zumindest schonmal entschieden eine exotische Ameisenart zu nehmen, da ich es in geschlossen Bereichen wie Wohnungen für einfacher halte, eine für die Ameisen angenehme Gleichbleibende Temperatur zu ermöglichen. Was ich bisher so im Antstore gesehen hab lag zwischen 21 -28°C was auch für meine Familie akzeptabel sein sollte. Trotzdem bleibt die Frage der Spezies. Sie sollte möglichst groß sein um das Beobachten zu erleichtern, da ich auch eine Tochter habe die sehr neugierig ist und gerne Sachen beobachtet. Dann natürlich nicht so ein hohes Risiko zur Flucht. Am liebsten nicht in der Lage überhaupt Scheiben hoch zu klettern. Von der Nahrung her habe ich vor Mehlwürmer, "Schokoschaben" und Honigwasser zu füttern also sollte das natürlich auf dem Speiseplan stehen

2. Die Aufzucht
Ich lese immer wieder und sehe es auch in Videos das Hauptsächlich Teströhrchen benutzt werden um die Königin in der Anfangszeit zu pflegen und zu behüten. Meine Frage wäre jetzt ob das erforderlich ist. In der Natur haben sie diese Möglichkeit ja auch nicht. Ich würde gerne so nah an die realen Bedingungen ran gehen wie möglich und die Kolonie von Anfang an in einem großen Terrarium aufziehen. Geplant ist das ich eine Räumliche Trennung am Anfang einbaue die ich später entfernen kann. Würde ich der Kolonie so nicht den Umzugsstress ersparen? Was für Schwierigkeiten könnte ich bei dieser Herangehensweise bekommen?

3. Schwarmflug
Aus offensichtlichen Gründen will ich nicht das die Kolonie nicht ausbreitet. Aber ebenso wenig das die potenziellen neuen Kolonien sich in meiner Wohnung einnisten. Darum die Frage was ich bei einem Schwarmflug machen kann. Lass ich einfach nur den Deckel zu und warte bis die Zeit rum ist? Einfangen und Einfrieren? Oder doch nach draußen leiten und den kalten Witterungsbedingungen den lauf lassen? Da muss es doch irgendeine ethisch Vertretbare Lösung für geben. Ich konnte sie bisher leider nur noch nicht finden. Wie löst ihr das?

4. Deko
Was muss ich bei den Materialien die ich zur Gestaltung benutze beachten? geplant ist es ganz nach unten Tonkugeln zu machen. Dann ein feinmaschiges Fliegengitter, Kohle und dann das Substrat. Welches Substrat am besten geeignet ist hängt letztendlich von der Ameisengattung ab und wird ich vermutlich später noch erfragen. Da ich eine Spezies aus einer wärmeren Region möchte dachte ich dann an einen Tropen oder Savannen Aufbau. Ich weiß aber nicht ob zum Bsp. Äste und Steine aus einem Kunststoff geeignet sind oder ob die Tiere sich da nicht vielleicht reinnagen können. Oder ob sie giftig sind für sie aufgrund von Inhaltsstoffen die sich durch das befeuchten lösen. Auch für die Wasserstelle bin ich mir noch unsicher. Ich dachte an eine Art Tonteller. Nicht größer wie eine Untertasse und dementsprechend flach. Würde das gehen wenn ich den ebenerdig eingrabe?

Das wäre es erstmal für den Anfang. Ich hoffe das ihr mir da gute Tipps und Hinweise geben könnt und freue mich zukünftig auf eine gute Zusammenarbeit.



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anthalter_19

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#2 Re: Fragen für Anfänger und Planung

Beitrag von anthalter_19 » 16. Dezember 2019, 16:44

Hallo
Also exoten für Anfänger naja aber villeicht wäre ja das was für dich: https://www.google.com/url?sa=t&source= ... lNQsbEV_Qi
Keine Werbung
Beim Schwärmen muss eigentlich nur der Deckel drauf.
Zu 2: ja also eine Abgrenzung würde natürlich den Stress nehmen aber das muss dicht sein
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Reber
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#3 Re: Fragen für Anfänger und Planung

Beitrag von Reber » 16. Dezember 2019, 17:14

Dann natürlich nicht so ein hohes Risiko zur Flucht. Am liebsten nicht in der Lage überhaupt Scheiben hoch zu klettern. Von der Nahrung her habe ich vor Mehlwürmer, "Schokoschaben" und Honigwasser zu füttern also sollte das natürlich auf dem Speiseplan stehen
Also wenn du sowieso keine Körnerfresser willst (Messor barbarus oder ähnliche Arten eignen sich z.B. gut als exotische Einsteigerameisen) dann vielleicht Ponerinen? Es gibt mehrere Urameisenarten die recht gross sind, hautsächlich Insekten als Futter brauchen, relativ kleine Völker behalten und - nicht an sauberen, senkrechten Scheiben hochklettern könnnen. Wenn man nicht mit einer einzelnen Gyne beginnt, sondern mit einem kleinen Völklein, sind sie recht einfach zu halten. Ich halte zum Beispiel Ectomomyrmex astutus und Odontomachus haematodus. Nachteil, sie können schmerzhaft stechen.
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TheDravn

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#4 Re: Fragen für Anfänger und Planung

Beitrag von TheDravn » 16. Dezember 2019, 17:56

Hi und Willkommen erstmal 3)
Hashishim hat geschrieben: ↑
16. Dezember 2019, 16:09
1. Die Ameisenart
Ich hab für mich zumindest schonmal entschieden eine exotische Ameisenart zu nehmen, da ich es in geschlossen Bereichen wie Wohnungen für einfacher halte, eine für die Ameisen angenehme Gleichbleibende Temperatur zu ermöglichen. Was ich bisher so im Antstore gesehen hab lag zwischen 21 -28°C was auch für meine Familie akzeptabel sein sollte. Trotzdem bleibt die Frage der Spezies. Sie sollte möglichst groß sein um das Beobachten zu erleichtern, da ich auch eine Tochter habe die sehr neugierig ist und gerne Sachen beobachtet. Dann natürlich nicht so ein hohes Risiko zur Flucht. Am liebsten nicht in der Lage überhaupt Scheiben hoch zu klettern. Von der Nahrung her habe ich vor Mehlwürmer, "Schokoschaben" und Honigwasser zu füttern also sollte das natürlich auf dem Speiseplan stehen
Unter exotischen Arten versteht man viel^^ Die Frage ist eher, ob es eine Art sein soll die eine ausgeprägte Winterruhe hält, eine abgeschwächte oder ganzjähriges mit einer Diapause. Das ist so ziemlich die wichtigste Frage erstmal, weil wenn man keine Winterruhe einhalten kann/will, fallen sehr viele Arten schonmal weg.
Wie bereits erwähnt wäre eine Art die keine Winterruhe hält, sondern nur eine Diapause, Camponotus nicobarensis. Eine recht schnell entwickelnde Camponotus Art mit einer schönen Färbung und auch groß.
Eine andere Variante wäre Messor barbarus, das ist eine Art die eine abgeschwächte Winterruhe hält, heißt von November bis Februar braucht diese Art eine Temperatur von ~12-18°. Zeigen aber weiterhin geringe Außenaktivität und nehmen auch Futter und Wasser an. Auch die Art ist schön zu beobachten mit ihren unterschiedlichen Größen an Arbeiterinnen, sowie ihr Futterverhalten. Ihre Hauptnahrung besteht Hauptsächlich aus Körner, die in Kornkammern gelagert werden, Insekten sind aber trotzdem nicht verkehrt, auf Honig und co. kann aber bei der Art komplett verzichtet werden.
Hashishim hat geschrieben: ↑
16. Dezember 2019, 16:09
2. Die Aufzucht
Ich lese immer wieder und sehe es auch in Videos das Hauptsächlich Teströhrchen benutzt werden um die Königin in der Anfangszeit zu pflegen und zu behüten. Meine Frage wäre jetzt ob das erforderlich ist. In der Natur haben sie diese Möglichkeit ja auch nicht. Ich würde gerne so nah an die realen Bedingungen ran gehen wie möglich und die Kolonie von Anfang an in einem großen Terrarium aufziehen. Geplant ist das ich eine Räumliche Trennung am Anfang einbaue die ich später entfernen kann. Würde ich der Kolonie so nicht den Umzugsstress ersparen? Was für Schwierigkeiten könnte ich bei dieser Herangehensweise bekommen?
Probleme könntest du bei der Gründung haben, Teströhrchen sind deshalb beliebt, weil die ein stabiles Klima bieten, man sieht sofort einen Fortschritt und erkennt, wann man anfangen muss die Kolonie zu versorgen. Ich würde es dabei belassen, später kann man ihnen immer noch diverse Nester anbieten, lieber klein anfangen und sich langsam steigern. Je nach Art braucht eine Kolonie gewisse Feuchtigkeit im Nest, bietet man zu früh, zu viel Nest an, kann es zu Schimmelproblemen kommen. Bezüglich noch ein Wink zu realen Bedingungen, bedenke das wenn du der Kolonie freie Gestaltungsmöglichkeit gibst, was das Nest betrifft. Wirst du sehr Wahrscheinlich keinen vollen bis gar keinen Einblick ins Nest haben und nur Ameisen in der Arena beobachten können. Für viele ist der Faktor Nesteinsicht in der Ameisenhaltung sehr wichtig und gestalten ihre Formicarien dementsprechend.
Hashishim hat geschrieben: ↑
16. Dezember 2019, 16:09
3. Schwarmflug
Aus offensichtlichen Gründen will ich nicht das die Kolonie nicht ausbreitet. Aber ebenso wenig das die potenziellen neuen Kolonien sich in meiner Wohnung einnisten. Darum die Frage was ich bei einem Schwarmflug machen kann. Lass ich einfach nur den Deckel zu und warte bis die Zeit rum ist? Einfangen und Einfrieren? Oder doch nach draußen leiten und den kalten Witterungsbedingungen den lauf lassen? Da muss es doch irgendeine ethisch Vertretbare Lösung für geben. Ich konnte sie bisher leider nur noch nicht finden. Wie löst ihr das?
Niemals Ameisenkolonien oder Schwarmflüge in die freie Natur lassen, es sei denn man hat die Art vor der Haustür eingesammelt. Ansonsten, einfach Deckel drauf lassen und aufpassen beim öffnen, in der Regel sollten die Ameisen den Überschuss an Gynen und Männchen selbst regeln. Erfahrungen hab ich damit aber nicht, meine Kolonie hockt mit ihren ersten Geschlechtstieren im Nest, obwohl die Schwarmflugzeit vorbei ist und Winterruhe herrscht.
Hashishim hat geschrieben: ↑
16. Dezember 2019, 16:09
4. Deko
Was muss ich bei den Materialien die ich zur Gestaltung benutze beachten? geplant ist es ganz nach unten Tonkugeln zu machen. Dann ein feinmaschiges Fliegengitter, Kohle und dann das Substrat. Welches Substrat am besten geeignet ist hängt letztendlich von der Ameisengattung ab und wird ich vermutlich später noch erfragen. Da ich eine Spezies aus einer wärmeren Region möchte dachte ich dann an einen Tropen oder Savannen Aufbau. Ich weiß aber nicht ob zum Bsp. Äste und Steine aus einem Kunststoff geeignet sind oder ob die Tiere sich da nicht vielleicht reinnagen können. Oder ob sie giftig sind für sie aufgrund von Inhaltsstoffen die sich durch das befeuchten lösen. Auch für die Wasserstelle bin ich mir noch unsicher. Ich dachte an eine Art Tonteller. Nicht größer wie eine Untertasse und dementsprechend flach. Würde das gehen wenn ich den ebenerdig eingrabe?
Genau, Nestbau macht erst Sinn, wenn man sich für eine Art entschieden hat. Kunststoffe sollten frei von Pestiziden sein, genauso wie die Steine, Äste, Pflanzen, daher keine Spontankäufe in Gärtnereien oder Baumärkten, sondern aus Läden für Terrarienbedarf. Das gleiche gilt für den Bodengrund und das Nestmaterial, Äste, Steine und co. aus der Natur sollten keine Probleme darstellen, zur Sicherheit kannst du die aber abkochen, im Backofen backen, etc. das sollte mögliche unerwünschte Besucher abtöten, Stichwort Milben. Bezüglich der Wasserstelle, versuch keine offene Wasserstelle zu verwenden, Ameisen neigen gerne mal dazu darin zu ertrinken, das Wasser umzuleiten, etc. Es macht mehr Arbeit/Verluste/Stress als man braucht, einfache Vogeltränke >>klick<< mit etwas Watte/Stahlwolle reichen zum Beispiel völlig aus
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#5 Re: Fragen für Anfänger und Planung

Beitrag von Safiriel » 16. Dezember 2019, 21:19

Hallo und Willkommen im Forum!

Mit dem Reagenzglas und der Natur ist das so eine Sache:
Natürlich haben die Ameisenköniginnen in der Natur kein Reagenzglas. In welcher Form sie gründet ist stark von der Art abhängig, beginnt aber in der Regel auf engstem Raum. Je nachdem kann das unter einem Stück Rinde sein, in einem Spalt zwischen Steinen und so weiter.
Auf das passende Klima im Reagenzglas wurde ja schon eingegangen. Positiv kommt noch dazu, dass man als Halter relativ gut eingreifen kann, wenn etwas nicht stimmt. Und man hat die Chance zu bemerken, wenn etwas nicht stimmt.
Zu warm, zu kalt, zu trocken, zu nass - und die Gründung misslingt. In der Natur verstirbt die Königin dann einfach irgendwann. Die Quote zu scheitern ist riesig, was der Grund dafür ist, warum so viele Geschlechtstiere produziert werden: Eine von tausenden wird schon irgendwie durchkommen.
In der Haltung sieht das anders aus, da haben wir unsere (in der Regel) eine Königin und tun alles dafür, dass diese erfolgreich ist. Vielleicht noch mehr, wenn es keine vor der Haustür gesammelte Königin ist, sondern eine Art die hier gar nicht vorkommt.
Eine Art die hier gar nicht vorkommt, findet in unserer Wohnung nicht automatisch die Bedingungen vor, sie sie braucht. Wir müssen diese Bedingung erst schaffen. Aich hier gilt: Zu warm, zu kalt, zu trocken, zu nass - und die Gründung misslingt. Mit dem Reagenzglas ist wenigstens das mit der passenden Luftfeuchtigkeit schon einmal geregelt.
Natürlich musst du nicht zwingend ein Reagenzglas verwenden, es gibt auch andere Möglichkeiten. Man sollte diese Erfahrungswerte aber im Hinterkopf behalten und einen Plan haben, wie man diese Schwierigkeiten umgehen kann.
Meine Erfahrung ist: Ich habe zu Beginn mehrere sehr kleine Nester mit unterschiedlichen Methoden gebaut - aus Gips, was zum Selbstbauen und so weiter. Zu Beginn lief es meist vielversprechend. Aber an irgendeinem Punkt ist es immer gekippt, ich habe nicht eine einzige noch lebende Kolonie, die nicht im Reagenzglas aufgezogen wurde.
Gerade mit der ersten Kolonie, wo man noch viel dazulernt und oft unsicher ist, würde ich mir das heute nicht mehr antun.

Schwarmflug zu Hause passiert nicht einfach so und unerwartet. Zunächst muss die Kolonie eine gewisse Größe und Stabilität erreichen. Dann werden Geschlechtstiere ausgebildet. Die fliegen aber nicht einfach los, sondern bleiben eine ganze Weile im Nest. Bei etlichen Arten sogar über den Winter bis ins nächste Jahr. Die Geschlechtstiere helfen indes im Nest mit, in der Haltung auch oft außerhalb. Wenn du einen Schwarmflug verhindern möchtest, könntest du in dieser Zeit die Tiere absammeln und töten. Manche überbrühen sie, andere frieren sie ein und verwenden sie als Futter für die Ameisen.
Ein bevorstehender Schwarmflug kündigt sich an. Erhöhte Aktivität, einzelne Tiere versuchen zu fliegen, "alle" scheinen in eine bestimmte Ecke zu wollen.
Ob es zu einem Schwarmflug kommt ist so eine Sache: Viele Arten "verabreden" sich über Pheromone, oder begehen ihren Schwarmflug nur bei bestimmten Wetterbedingungen. Ist keine andere Kolonie in der Nähe mit der man sich fortpflanzen könnte oder ist das Wetter nicht passend, wird auch nicht geschwärmt.
Falls doch: Einfach den Deckel drauf lassen. Die meisten Ameisenarten begehen keinen Inzest, im Formikarium können sie sich nicht vermehren. Oft werden die Geschlechtstiere als besonders Kräftige Helfer genutzt, alternativ bringen ihre Schwestern sie um und verwerten sie.

Zur Tränke ist mir noch etwas eingefallen: Wie bereits erwähnt ist es hilfreich eine Wasserquelle zu haben, in der unsere Ameisen nicht ertrinken können und die sie möglichst auch nicht dazu benutzen können Unsinn anzustellen.
Gegen das ertrinken helfen kleine Steinchen, Watte und so weiter. Kleine Kolonien kommen oft ewig mit einem mit Watte verschlossenen, mit Wasser gefüllten Reagenzglas aus. Kleine Vogeltränken mit einem Stück Schwamm sind mein Favorit.
Was meine ich mit Unsinn:
Stell dir vor, ich hatte eine Kolonie Messor barbarus. Die zählen zu den Ernteameisen, das heißt sie fressen Körner. In meinem Fall: Kanarienvogelfutter. Diese Körner lagern sie trocken, damit sie nicht keimen. Was nicht ins Nest geschafft wurde versteckten sie zum Beispiel unter der Deko in der Arena. Irgendwann kamen sie auf die Idee die Tränke so mit Sand und Lehm zuzubauen, dass fast das komplette Wasser durch die Kapillarkräfte in den Bodengrund gelangte. Die Folgen:
- zu feuchte Arena
- keimende Körner
- Schimmel

Und da wären wir nun beim Material für das Nest:
Erde schimmelt.
In der Natur halten Mikroorganismen ein gewisses Gleichgewicht. Bei relativ wenig Bodengrund auf viele Ameisen, die alle futtern, koten und Reste hinterlassen bei künstlichen klimatischen Bedingungen ist das nicht möglich.
Schon gar nicht, wenn man die Bausubstanz aus Angst vor Milben (teil)sterilisiert hat.

Ich hoffe, ich konnte die anderen Ratschläge um ein wenig Erfahrung ergänzen.
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#6 Re: Fragen für Anfänger und Planung

Beitrag von Hashishim » 17. Dezember 2019, 08:19

Guten Morgen.
Erstmal danke für die schnellen Antworten. Das das mit dem Schwarmflug doch so einfach zu regulieren ist find ich sehr beruhigend. Das war einer meiner Hauptpunkte um die ich mir Gedanken gemacht habe.

Nachdem ich gestern nochmal alle möglichen Shops und Informationsseiten durchgesehen habe, habe ich mich auch für eine Art entschieden. Es sollen wohl Camponotus largiceps werden.
Von dem was ich bisher so lesen konnte sind sie wohl relativ robust und Pflegeleicht. Nur das mit der Winterpause ist nicht so ganz klar. Auf einigen Seiten heißt es 2- 3 Monate auf anderen das es nur eine Diapause gibt wenn die Kolonie noch kleiner ist. Einige schreiben sogar das es gar keine Pause gibt. Nicht ganz leicht da jetzt etwas raus zu bekommen. Ich denke da werde ich wohl eigene Erfahrungen sammeln müssen.
Gibt es hier jemanden der mit der Art Erfahrungen hat?
Bis zum Umzug ist es noch ein wenig hin und da ich mich entschieden habe kann ich auch deutlich gezielter recherchieren aber so gewisse Erfahrungswerte wären ja trotzdem von Vorteil ^^
Wenn ich zum Ender der Woche zu Hause bin werde ich auch mal Grobe Skizzen anfertigen wie ich mir den Aufbau des Terrariums vorstelle. Vielleicht kann mir ja dann jemand noch Hinweise geben zwecks Sicherheit und Klimatisierung.
Wenn es dann Richtung Anschaffung und Aufbau geht wird ich euch auf alle Fälle mit noch mehr Fragen löchern. ^^

Wünsch erstmal aber noch ein erfolgreichen Start in den Tag :D

Kleiner Zusatz @reber

Bin zwar Anfänger was Ameisenhaltung angeht aber gibt es bei Ameisen nicht auch ein gamergant-System? Also das Zwar alle Arbeiterinnen Eier legen können aber nur die dominanteste es darf? Hatte ich bei anderen Spezies gehört die von dem Ameisenhalter im Youtube Channel "AntsCanada" gehalten werden. Was ich in deinem Erfahrungsbericht zu den Ectomomyrmex astutus gelesen habe klang zumindest danach. Wenn du dir die Videos ansehen willst in seinem Channel hat die Kolonie den Namen "Black Panthers". Ist zwar eine andere Spezies aber vielleicht gibt es ja Parallelen.
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#7 Re: Fragen für Anfänger und Planung

Beitrag von Serafine » 17. Dezember 2019, 13:12

Hashishim hat geschrieben: ↑
16. Dezember 2019, 16:09
1. Die Ameisenart
Ich hab für mich zumindest schonmal entschieden eine exotische Ameisenart zu nehmen, da ich es in geschlossen Bereichen wie Wohnungen für einfacher halte, eine für die Ameisen angenehme Gleichbleibende Temperatur zu ermöglichen. Was ich bisher so im Antstore gesehen hab lag zwischen 21 -28°C was auch für meine Familie akzeptabel sein sollte. Trotzdem bleibt die Frage der Spezies. Sie sollte möglichst groß sein um das Beobachten zu erleichtern, da ich auch eine Tochter habe die sehr neugierig ist und gerne Sachen beobachtet. Dann natürlich nicht so ein hohes Risiko zur Flucht. Am liebsten nicht in der Lage überhaupt Scheiben hoch zu klettern. Von der Nahrung her habe ich vor Mehlwürmer, "Schokoschaben" und Honigwasser zu füttern also sollte das natürlich auf dem Speiseplan stehen.
Wenn du größere Ameisen nimmst (Camponotus, Messor, Cataglyphis, große Ponerinen) und einen gut abschließenden Deckel hast ist das kein Problem. Kleinere Ameisen (Pheidole, Solenopsis, etc.) sind viel schwieriger in einer Anlage zu halten, größere Ameisen haben es schon physikalisch schwer mit dem Ausbruch.

Mit Honig wäre ich generell vorsichtig, der ist oft mit Insektiziden kontaminiert. Gute Alternativen wären z.B Agavendicksaft oder Ahornsirup. Ob du nur mit Mehrwürmern und Schokoschaben weit kommst halte ich für fraglich, die meistne Ameisen mögen eher einen sehr breiten Speiseplan - im Prinzip ist es am besten immer mal wieder durchzuwechseln und alles zu verfüttern, was man irgendwie bekommen kann. Fruchtlfiegen, Fliegen (Stubenfliegen, Fleischfliegen, Goldfliegen), Grillen (Heimchen, Mittelmeergrillen, Steppengrillen), Heuschrecken (Wüstenheuschrecken, ägypt. Wanderheuschrecken), Schaben (Schokoschaben, Waldschaben (Dubias)), Wachsmottenlarven, Rosenkäferlarven sind so dass was man üblicherweise im Zooladen oder im Internet bekommt. Ab und zu mal Nassfutter für Katzen kann das ganze etwas auflockern, viele Ameisenarten nehmen auch süße Früchte gerne an (aufpassen, dass sie nicht mit Insektiziden gespritzt sind).
Hashishim hat geschrieben: ↑
16. Dezember 2019, 16:09
2. Die Aufzucht
Ich lese immer wieder und sehe es auch in Videos das Hauptsächlich Teströhrchen benutzt werden um die Königin in der Anfangszeit zu pflegen und zu behüten. Meine Frage wäre jetzt ob das erforderlich ist. In der Natur haben sie diese Möglichkeit ja auch nicht. Ich würde gerne so nah an die realen Bedingungen ran gehen wie möglich und die Kolonie von Anfang an in einem großen Terrarium aufziehen. Geplant ist das ich eine Räumliche Trennung am Anfang einbaue die ich später entfernen kann. Würde ich der Kolonie so nicht den Umzugsstress ersparen? Was für Schwierigkeiten könnte ich bei dieser Herangehensweise bekommen?
Reagenzgläser sind aus zwei Gründen beliebt.
Zum Einen bieten sie ein sehr stabiles Raumklima, das keine Wartung erfordert - ein großes Reagenzglas (30x200mm) mit einen Watteverschluss vorne und einem dicken Strohhalm als Eingang hält im Schnitt 6-8 Monate (mein Rekord war 22 Monate bei einer Kolonie Solenopsis fugax) und man kann nicht vergessen es zu bewässern. Dass die Ameisen durch Austrocknung versterben ist praktisch unmöglich.
Zum Anderen ermöglicht ein RG einen guten Einblick in das Nest und den Status der Kolonie/Brut. Gerade bei langsamwachsenden Arten (v.a. wenn sie wie viele Camponotusarten als Jungkolonie noch nachtaktiv sind) kann es leicht sein, dass man seine Ameisen wochenlang nicht sieht und sich dann fragt, ob sie überhaupt noch am Leben sind. Da bietet ein kurzer Blick ins RG Gewissheit, bei einem Erdnest (v.a. in einem unüberischtlichen Tropenbecken) hat man diese Option nicht und muss einfach auf das Beste hoffen.
Hashishim hat geschrieben: ↑
16. Dezember 2019, 16:09
3. Schwarmflug
Aus offensichtlichen Gründen will ich nicht das die Kolonie nicht ausbreitet. Aber ebenso wenig das die potenziellen neuen Kolonien sich in meiner Wohnung einnisten. Darum die Frage was ich bei einem Schwarmflug machen kann. Lass ich einfach nur den Deckel zu und warte bis die Zeit rum ist? Einfangen und Einfrieren? Oder doch nach draußen leiten und den kalten Witterungsbedingungen den lauf lassen? Da muss es doch irgendeine ethisch Vertretbare Lösung für geben. Ich konnte sie bisher leider nur noch nicht finden. Wie löst ihr das?
Viele Kolonien schwärmen in der Haltung überhaupt nicht, weil die Auslöser dafür fehlen. Meine Camponotus barbaricus haben mitterweile mindestens zwei Arbeiterköniginnen (Königinnen die ihre Flügel abgeworfen und Arbeiterinnenrollen eingenommen haben), Drohnen hab ich bisher noch nicht gesehen. Normalerweise werden die Geschlechtstiere (v.a. die Drohnen) früher oder später von den Arbeiterinnen "entsorgt" oder werden wie im obigen Beispiel effektiv zu Arbeiterinnen.
Auch dass sie die Ameisen in der Wohnung einnisten ist bei den meisten Arten nicht realistisch, da 1. keine Inzucht stattfindet und 2. es keine Nistgelegenheiten gibt. Realistich möglich ist das eigentlich nur bei sehr anpassungfähigen Arten (die meist schon als Hausameisen bekannt sind) in alten Häusern mit Ritzen und feuchten Ecken (oder eben bei bekannten Hausameisen wie Pharaoameisen, Tampinoma melanocephalum "Ghost ants", Pheidole megacephala, Tetramorium bicarinatum und evtl. Lasius brunneus).
Hashishim hat geschrieben: ↑
16. Dezember 2019, 16:09
4. Deko
Was muss ich bei den Materialien die ich zur Gestaltung benutze beachten? geplant ist es ganz nach unten Tonkugeln zu machen. Dann ein feinmaschiges Fliegengitter, Kohle und dann das Substrat. Welches Substrat am besten geeignet ist hängt letztendlich von der Ameisengattung ab und wird ich vermutlich später noch erfragen. Da ich eine Spezies aus einer wärmeren Region möchte dachte ich dann an einen Tropen oder Savannen Aufbau. Ich weiß aber nicht ob zum Bsp. Äste und Steine aus einem Kunststoff geeignet sind oder ob die Tiere sich da nicht vielleicht reinnagen können. Oder ob sie giftig sind für sie aufgrund von Inhaltsstoffen die sich durch das befeuchten lösen. Auch für die Wasserstelle bin ich mir noch unsicher. Ich dachte an eine Art Tonteller. Nicht größer wie eine Untertasse und dementsprechend flach. Würde das gehen wenn ich den ebenerdig eingrabe?
Alles was für Terrarien geeignet ist kann man auch für Ameisen benutzen.
So richtig die Dekoration zerlegen dürften eigentlich nur Messor, bei den meisten anderen Ameisen sollten sich die Schäden sehr in Grenzen halten (meine C. barbaricus beispielsweise haben noch nie Dekoration angenagt). Bei Messor ist die Devise dagegen eher einfach verschiedene Arten von Rohmaterial (Tannennadeln, Steckmoos, Sand, Erde, Aquarienkies, etc.) reinwerfen und schauen was sie draus bauen.
Falls du dich für eine webende Art entscheidest wäre ein wenig Stroh, Laub oder anderes getrocknetes Pflanzenmaterial zu empfehlen, da die das zum Nestbau nutzen können.
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#8 Re: Fragen für Anfänger und Planung

Beitrag von Reber » 17. Dezember 2019, 14:37

Bin zwar Anfänger was Ameisenhaltung angeht aber gibt es bei Ameisen nicht auch ein gamergant-System? Also das Zwar alle Arbeiterinnen Eier legen können aber nur die dominanteste es darf? Hatte ich bei anderen Spezies gehört die von dem Ameisenhalter im Youtube Channel "AntsCanada" gehalten werden. Was ich in deinem Erfahrungsbericht zu den Ectomomyrmex astutus gelesen habe klang zumindest danach. Wenn du dir die Videos ansehen willst in seinem Channel hat die Kolonie den Namen "Black Panthers". Ist zwar eine andere Spezies aber vielleicht gibt es ja Parallelen
.

Ja, das gibt es tatsächlich - und soweit ich weiss - nur bei Urameisen. Aber nicht bei allen Gattungen! Bei Ectomomyrmex astutus z.B. nicht. Die Königin unterscheidet sich zwar nur leicht von den Arbeiterinnen (es braucht anfangs wirklich Übung, um sie überhaut zu erkennen), aber sie unterscheiden sich eben morphologisch als Gynen und Arbeiterinnen. Gamargaten sind übrigens nicht einfach Arbeiterinnen die Eier legen (das gibt es bei vielen Ameisen und z.B. auch bei den Honigbienen (dort Afterkönigin genannt), wenn die Königin stirbt. Aus den Eiern schlüpfen aber nur Männchen). Gamargaten müssen zusätzlich begattet sein. Sie können die Funktion der Königin vollständig übernehmen und weitere Arbeiterinnen zeugen. Bei den Gattungen Diacamma (u.a. Diacamma rugosum, aus dem von dir erwähnten Channel - danke!), Pachycondyla, Harpegnathos etc. treten sie aber auf...
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