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Schimmel, sofort umsiedeln?

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Sahal
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#17 AW: Schimmel, sofort umsiedeln?

Beitrag von Sahal » 11. August 2009, 12:33

Hola,

eine bessere Zusammenfassung hätte der "Jungschreiberling" Micky kaum liefern können, hat er doch bereits alles angeschnitten! Lediglich die Fettreserven hat er nicht explizit angesprochen... naja, in diesem Zusammenhang kaum von Bedeutung!

Einen Zusammenhang zwischen Dauer der Nestsuche und Gelegegröße schließe ich mal konsequent aus, denn
A) ...der Energiebedarf der Nestsuche ist verschwindend klein gegenüber der Brutaufzucht
2.) ...die Gelege der wohl meisten Arten sind bereits in den Ovariolen vorgebildet und müssen nur noch befruchtet werden. Logisch können Eier dort resorbiert werden, aber...
III) ...ich bezweifel, dass Gynen über ihre Reserven im Bilde sind und vorausschauend Brut dezimieren/annehmen! Hierzu gehören auch "vorausplanende Instinkte"

Eine andere Kausalitätskette ist hier wahrscheinlicher:
eine gut genährte Gyne aus einem strunzgesunden und wohlgenährten Nest kann viele Reserven und eine kräftige Muskulatur anlegen, reichlich Ovariolen ausbilden und diese zur reichlichen Eiproduktion vor dem Schwarmflug nutzen!
Öhem, is det nich einer der Grundsätze der Evolution?

Selbst bei der Akzeptanz zugegebener Brut wird die Gyne sich nicht denken: ui, da sind neue Eier, da nehme ich doch mal nur 150mg aus dem Angebot, weil sich die linke Hüfte hinten etwas mager anfühlt!
Sie wird vielmehr alle Eier/Larven/Puppen akzeptieren, die nach ihrem Instinkt/dem Pheromon-Bouquet zu ihr gehören, und alle diese Eier nach Möglichkeit durchbringen! Erst wenn der unmittelbare Hungerstress einsetzt, kommt es zur Verspeisung der niedrigsten Brut.

Deine strenge Trennung von "Flugmuskulatur -> Protein" und "Fettreserven -> Energie" geht davon aus, dass alle Aminosäuren essentiell sind? Sie geht davon aus, dass die Gyne keinerlei Aminosäuren und Proteine selbst zB als Drüsensekret/Futtersaft herstellen kann? Du schließt kategorisch die Beteiligung von zB Bakterien bei der Ernährung/Nahrungsverwertung/Nahrungsbildung aus?
Zudem ist die Vorstellung falsch, dass die Flugmuskulatir nach Bedarf abgebaut wird. Vielmehr wird sie zügig durch Fettzellen ersetzt, die dann verwertet werden.

Zur ursprünglichen Frage:
grundsätzlich kommt es mir seltsam vor, die Brut einer verendeten Gyne auf andere Völker zu verteilen. Mir wäre det Risiko zu groß, dass ich eine Infektion verschleppe. Gleiches gilt natürlich auch für Arbeiterinnen eines siechenden Volkes.
Es wird seinen Grund haben, dass die Gyne tot ist. Beweis: sie lebt nicht mehr!
Ob es nun die Mexikanische Schweinemeisengrippe, ein Oberschlundganglion-Infarkt oder ne Schrumpf-Malphigie war... das werden wir wohl nie erfahren.
Aber wir wissen, dass der Tod verschleppt werden kann!


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

paxi
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#18 AW: Schimmel, sofort umsiedeln?

Beitrag von paxi » 11. August 2009, 14:27

ReHola Sahal!

Schön, dass du meine deutlich als solche gekennzeichneten Vermutungen bestätigst. ;)

...ich bezweifel, dass Gynen über ihre Reserven im Bilde sind und vorausschauend Brut dezimieren/annehmen
Es war ja von instiktiv, nicht von vorausschauend die Rede. Der von dir beschriebene Mechanismus über Hunger ist zwar nicht vorausschauend, aber wohl einer der stärksten Tiebe. Er überwiegt dann den Brutpflegeinstinkt und ist sogar so "klug" zuerst die "Einheiten" zu opfern, in die am wenigsten Energie investiert wurde.

Öhem, is det nich einer der Grundsätze der Evolution?
Die effiziente Nutzung der zur Verfügung stehenden Energie ist ja auch ein wesentliches Prinzip der Evolution. Wer Energie verschwendet, verhungert oder hat weniger Erfolg beim Arterhalt.

Deine strenge Trennung von "Flugmuskulatur -> Protein" und "Fettreserven -> Energie" geht davon aus, dass alle Aminosäuren essentiell sind? Sie geht davon aus, dass die Gyne keinerlei Aminosäuren und Proteine selbst zB als Drüsensekret/Futtersaft herstellen kann?
Hast du nicht richtig gelesen oder habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Ich verweise auf das Kommunikationsmodell und zitiere mich selbst:;)
Ebenso vermute ich, dass die Gyne von ihren Fettreserven (Energie) lebt, die Flugmuskulatur ("Baustoff") wird zur Proteinversorgung der Brut abgebaut. Die Umwandlung von Muskeln in Futtersekret benötigt wiederum Energie.
Du schließt kategorisch die Beteiligung von zB Bakterien bei der Ernährung/Nahrungsverwertung/Nahrungsbildung aus?
Keinesfalls. Aber auch die beziehen ihre Stoffwechselenergie nicht aus der Photosynthese...:spin2:

Mir wäre det Risiko zu groß, dass ich eine Infektion verschleppe. Gleiches gilt natürlich auch für Arbeiterinnen eines siechenden Volkes.
Wichtiger Hinweis und danke auch für deinen immer wieder erfrischenden Stil.;)

lg, paxi



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nepos
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#19 AW: Schimmel, sofort umsiedeln?

Beitrag von nepos » 11. August 2009, 17:29

@ antfriend: Das mit dem täglichen Kontrollblick bedeutet, dass ich nichts anfasse, sondern mich nur dem Schrank nähere, in dem die Reagenzgläser nebeneinander liegen, um zu sehen, ob Aktivität zu verzeichnen ist, wenn dies nicht der Fall sein sollte, dann notiere ich mir die Haltung der Gyne und schau einige Zeit später nocheinmal nach.

Fazit: Kein Stress, ich fasse nichts an, ruckele nicht am Schrank und lasse sie auch sonst in Ruhe.

Liebe grüße nepos


Abhängigkeit hat die Tendenz, innere Verbiegung des Willens zu bewirken, sie erzeugt die Neigung zur Anbequemung, zur Liebedienerei. – So entspringt die sittliche Aufgabe: die innere Widerstandskraft auszubilden, die dem Wahren und Rechten dient und treu bleibt, ob es Gunst und Neigung, oder Ungunst und Mißachtung bringt.-Friedrich Paulsen

Sahal
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#20 AW: Schimmel, sofort umsiedeln?

Beitrag von Sahal » 11. August 2009, 18:26

ReHola,

je nach individuellem Körperdesign kann die Annäherung an den Schrank schon ziemliche Erschütterungen hervorrufen! So ab 140kg wäre das Richterskala 7.5
Und so manch ein holdes Anlitz hat sogar mir schon die Blässe ins Gesicht getrieben... kein Scheiß!
Was soll und das sagen? Nichts, aber ich dachte ich erwähne es mal...

Stress... ich glaube manchmal forengestresst, die stressenden Halter haben mit dem Stress mehr Stress als die ungestressten Gynen!
Also: der "Stress" einer gründenden Gyne dauert genau so lange, wie die Stressfaktoren andauern! Und die Stärke des Stress ist proportional zur Stärke des Reizes!

Wenn Ihr also einmal am Tag das RG VORSICHTIG zur Hand nehmt und durch die Folie die Brut kontrolliert, dann ist det ok, solange das Weib nicht zuckt!
Jedoch bleibt es wohl nicht dabei, und man funzelt mit der Lampe hinein, schüttelt, klopft versehentlich und patscht und murkst noch 15min hin und her, weil man ja nicht alle Ecken gesehen hat und und insgeheim hofft, dass sich das Biest endlich mal bewegt, bis die Gyne seekrank in die Ecke kotzt.
DAS ist der Grund zu sagen: Hände auf die Bettdecke... ach ne, ich mein: Hände in die Taschen und Pfoten weg vom RG!
(Wir waren alle mal Anfänger, und wissen dass ich nur ganz knapp übertreibe :D)

In diesem Falle aber, wenn es um die Kontrolle eines evtl. Pilzbefalles geht bzw die Gründung gut dokumentiert werden soll, kann eine tägliche Sichtung durchaus sinnvoll sein... wobei zur Dokumentation 2-3täglich ausreicht.


Hast du nicht richtig gelesen oder habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?
Keine Frage: zweiteres!


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