Vorüberlegungen / Nest- und Arenagröße

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
Neues Thema Antworten
Benutzeravatar
framin
Offline
Beiträge: 15
Registriert: 29. Oktober 2008, 09:43
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#1 Vorüberlegungen / Nest- und Arenagröße

Beitrag von framin » 29. Oktober 2008, 10:09

Hallo Leute,

seit 3 Tagen lese ich mir das Forum und weitere Quellen durch um einen Einstieg in die Materie zu erhalten.
Ich danke den Verantwortlichen für das Forum und die Hilfeseiten.

Obwohl ich das Forum gut gegliedert und sehr informativ gehalten finde, fehlen mir dennoch einige grundlegende Infos.
Vielleicht sind diese an anderer Stelle bereits besprochen, aber ich habe sie nicht finden können.

In den FAQs werden vier Einsteigerarten emfohlen, unter anderem die Lasius niger. Nicht erwähnt wird an der Stelle, dass diese Art eine riesige Kolonie bildet und somit sicher für die meisten Anfänger nicht mehr in Frage kommen wird, sofern sie verantwortungsvoll mit den Tieren umgehen wollen.
Meiner Meinung nach gehört die Info, wie groß die Kolonie nach einer gewissen Zeit werden kann, dorthin. Dann da schaut der Interessent normalerweise als erstes.

Auf Grund der Größe und der Schönheit der Camponotus ligniperda war diese sofort mein Favorit. In den hin und wieder genannten Liste der Koloniegrößen taucht bei dieser Art keine Angabe auf, Antstore schreibt jedoch "[font=Comic Sans MS]Eine ausgewachsene Kolonie besteht aus mehreren 10.000 Tieren.[/font]". Eine solche Menge an großen Ameisen ist sicher für keinen Anfänger geeignet, auch wenn erst nach einigen Jahren eine solche Größe erreicht wird. Somit sollte diese Art meiner Meinung nach auch keinem Anfänger empfohlen werden.

Nicht so schön aber von allen anderen Kriterien her passend scheint die Formica fusca zu sein. Die Koloniegröße soll 500 - 2000 im Maximum betragen. Das klingt überschaubar.

Nun möchte ich nicht dauernd umsiedeln und neu bauen, daher würde ich gerne direkt alles in einer Größe basteln, die auch für eine ausgewachsene Kolonie ausreichend ist.
Meine Planung: Ein Glas-Becken als Arena (Insellösung auf Grund dortigen Platzmangels verworfen), per Schlauch angeschlossen an Ytong-Stein mit diversen mit feinem Kies verschlossenen Kammern.

Meine Fragen:
Wie groß muss ein Ytong-Stein mindestens sein um einer kompletten Kolonie Platz zu bieten?
Selbe Frage für eine Arena.
Benötige ich bei dieser Art einen Deckel für die Arena oder klettert sie nicht besonders gut auf Glas?
Kann Holz mit in die Arean gelegt werden (finde ich einfach optisch besser) oder steht die Gefahr, dass die Formica es dem Ytongstein als Nest vorziehen?
Bekomme ich die Ameisen besser über einen der bekannten Shops oder über Leute aus dem Forum?

Danke für eure Hilfe.



Benutzeravatar
Oberst Emsig
Halter
Offline
Beiträge: 1364
Registriert: 17. Februar 2003, 19:03
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 6 Mal

#2 AW: Vorüberlegungen / Nest- und Arenagröße

Beitrag von Oberst Emsig » 29. Oktober 2008, 11:49

Hallo framin,

in der Tat ist die maximale Koloniegröße in der Haltung immer ein interessantes Thema. Du ziehst da schon die richtigen Schlüsse finde ich. Manch einer mag seine Ameisenkoloniegröße später vllt durch Eingriffe regulieren, aber das ist nicht für jeden etwas (dazu gibt es spezielle Threads).
Man hört eben auch sehr selten über zu groß gewordene Kolonien in der Haltung. Wenn, dann liest man etwas über sehr große Exotenkolonien, oder sie ein oder andere sehr große Lasiuskolonie.

Formica fusca finde ich auch wirklich gut geeignet, habe sie oder sehr ähnliche Arten schon oft hier in freier Natur beobachten können. Ob sie in der Haltung tatsächlich so "klein" bleiben, würde mich auch interessieren.

Eine 2000er Kolonie von Formica fusca sollte in etwa in einen YTongstein mit einer Größe von 20x60cm passen. Kommt natürlich auf die Kammern an, die jeder Halter auch etwas individuell gestaltet (sehr tief? eher groß oder klein?) und ist nur eine Schätzung von mir.
Ob ein Gasbetonstein ein Ameisenkolonieleben lang hält halte ich für fraglich. Es kann immer mal Probleme geben und Abfälle können eben dann doch eingelagert und zum Problem werden. Vllt sollte man in Erwägung ziehen irgendwann doch mal ein neues Nest bauen und anbieten zu müssen.

Eine Arena in der Größe von etwa 80x40cm wäre wohl auch ausreichend. Dieses muss allerdings auch mal grunbdlegend gesäubert werden. Das kann während der Winterruhe geschehen, wenn alle Ameisen im Nest sind, oder eben im Sommer, womit man aber ein Ausweichbecken benötigen würde. Ich halte es schon für sinnvoll minestens 2 Becken zu haben (für solche Aktionen oder andere Notfälle).

Formica fusca
ist wie die meisten Ameisenarten auch in der Lage Glasscheiben (die eben nur uns groben Viechern eben und glatt erscheinen) zu erklimmen, die Arbeiterinnen können auch recht schnell werden. Ein guter Ausbruchsschutz in Form von PTFE, Talkum, oder Ölen (der immer mal erneuert werden muss) mit einem abdichtendem Deckel ist also wie so oft PFLICHT (auch an geflügelte Geschlechtstiere denken). Ameisen dürfen ausschließlich in die freie "Natur" gelangen, wenn sie auch der näheren Wohnumgebung enstammen, ansonsten nie!

Holz in der Arena sollte (wenn es nicht morsch ist) soweit ich weiß kein Problem sein, die Ameisen werden wohl nicht Kammern darin anlegen können/wollen.

Es gibt einige zuverlässige Privathalter, bei denen man sicher ein Schnäppchen machen kann mit einer milbenfreien gut erhohlten Kolonie. Man hat dann eben keinerlei "Garantien" und es gibt vermutlich auch schwarze Schafe. Muss mans selbst wissen, ob man von privater Hand kaufen möchte.
Ein Shop kann je nach Preislage auch in Ordnung sein, man hat hier gewisse "Garantien". Glaube Antstore (z.b.!) ist bei Verlusten sehr kulant.
Selber sammeln wäre natürlich auch eine Möglichkeit, man verwechselt die Königinnen leider anfangs oft mit Lasius niger Königinnen (bei Schwarmflügen).


Gruß,
Oberst Emsig



Imago
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#3 AW: Vorüberlegungen / Nest- und Arenagröße

Beitrag von Imago » 29. Oktober 2008, 12:17

Hi framin.

Willkommen im Forum!

Also erst mal finde gut das Du schon ein mal ein gewisses Grundwissen mitbringst und Dich schon etwas informiert hast. Dennoch möchte ich Dir einige oberflächlige Informationen anbieten.

Zu Lasius niger:

Eine tolle Ameise sie vermehrt sich schnell, bringt viel Action ist immer interessant anzuschauen genügsam und verzeiht leichte Haltungsfehler. Darum eignet sich diese Ameise wunderbar für Anfänger.
Du hast Recht diese Ameise wird verhältnismäßig sogar innerhalb kürzester Zeit sehr volkstark, beansprucht aber widerum für die Anzahl der Individuen extrem wenig Platz.

Zu Camponotus ligniperda:

Gegenteilig verhält es sich mit Camponotus liginperda die ich selbst halte und auch mit dieser Ameise meine ersten Erfahrungen sammeln durfte.
Diese Ameise vermehrt sich auf Grund ihrer Größe sehr langsam. Das heißt das gesamte Koloniewachstum wird auf Grund der verhältnismäßig langen Spanne vom Ei bis zur Imago sehr stark gebremst. Trotz alledem beansprucht Camponotus ligniperda sehr viel Platz bei wenig Individuen. In der freien Natur furagiert diese Ameise bis zu 40m um das eigentlich Nest herum. Nichts desto trotz eignet sich diese Ameise nach meinen Erfahrungen auch für Anfänger.

Da Du Dich aber nun für Formica fusca entschieden hast was mit Sicherheit auch eine sehr interessante Ameise ist, möchte ich nun gerne auf Deine Fragestellung eingehen.

Bei einer Kolonie von Gyne + 10-50 Arbeiterinnen würde ich Dir ein Y-Tong Stein in der Größe von 15x10cm empfehlen das reicht für das erste Jahr aus.

Jedoch empfiehlt es sich meiner Meinung nach einen größeren Y-Tong anzubieten bei dem, wie Du schon geschrieben hast, überflüssige Kammern mit Sand, Seramis etc. aufgefüllt sind.

Es bietet sich an einen Y-Tong in 3 Etagen zu bauen, wenn Du von oben oder unten Bewässerst hast Du immer einer trockene Etage, eine etwas feuchte und eine feuchte Etage siehe Bild:

http://www.ameisenforum.de/attachments/europaeische-arten/11632d1222001395-camponotus-ligniperda-haltungserfahrungen-img_0804.jpg

Für das erste Jahr bei oben genannter Koloniegröße reicht eine Arena dieser Größe aus:

ANTSTORE - Ameisenshop - Ameisen - Glasbecken 25x15x15 cm mit 10mm Bohrungen Glasbecken 25x15x15 cm mit 10mm Bohrungen 001255

Ein abnehmbarer Deckel empfiehlt sich immer!

Sollte die Kolonie an Individuen zunehmen das bei dem öffnen des Deckels ein Ausbruchsversuch evtl. nicht mehr vereitelt werden kann, empfehle ich Dir folgend Mittel:

Ausbruchsicherung - AmeisenWiki

Es könnte sein, dass das Holz bevorzugt wird, kann man aber nicht genau sagen, wenn der Y-Tong-Stein befeuchtet wird ist es wirklich schwer zu sagen da Holz eher zu ihren Natürlichen Nestmöglichkeit zählt. In diesem Fall entscheiden die Ameisen. Kann ich Dir leider keine Konkrete Aussage machen.

Es gibt Vor- und Nachteile was die Bezugsquelle der Ameisen angeht.
Wenn nicht die Möglichkeit besteht eine begattete Königin aus Deiner Umgebung aus einem Schwarmflug zu bekommen, würde ich sie bei einem Shop bestellen, aufgrund der Garantie und der richtigen Haltungsbedingungen im Vorfeld.

LG Imago

Edit. Oberst Emsig war schneller 2 Finger-Suchsystem:-~



Benutzeravatar
framin
Offline
Beiträge: 15
Registriert: 29. Oktober 2008, 09:43
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#4 AW: Vorüberlegungen / Nest- und Arenagröße

Beitrag von framin » 29. Oktober 2008, 12:38

Herzlichen Dank für die ausführliche Antwort auf alle Fragen, sehr nett von dir.

Die "speziellen Threads" hatte ich schon gelesen, ein vernünftiges Fazit war jedoch nicht zu finden. Es bleiben doch eher Fragen offen finde ich.

Ich wundere mich dass die Größe nicht bekannt ist ("Ob sie in der Haltung tatsächlich so "klein" bleiben, würde mich auch interessieren.").
Das ist nicht negativ dir gegenüber gemeint.
Es ist doch so dass Formica fusca eine der empfohlenen, und daher auch meist gehaltenen Arten ist. Eigentlich müsste doch gerade bei dieser Art absolut bekannt sein wie die langfristige Entwicklung bei der Haltung aussieht.
Als einzige Ursache kann ich mir vorstellen, dass wirklich jeder das Interesse verliert, bevor die Kolonie "ausgewachsen" ist - oder diese nicht überlebt hat. In beiden Fällen frage ich mich schon wie das so oft sein kann.
Wie siehst du das?

Ich hatte mir in etwa einen 60*20cm Ytong Stein vorgestellt, was genau deiner Einschätzung entspricht, allerdings eher ein 60er Standard-"Becken".

Dein Einwand bzgl Ausfall / Säuberung etc ist natürlich auch interessant, vielleicht fange ich mit einem 60er Becken und einem kleineren Nest an und erweitere dann doch in einigen Jahren. Wichtig ist für mich vor allem eins gewesen: Muss ich damit rechnen langfristig mehrere Becken oder Nester anbieten zu müssen oder nicht. Ganz einfach weil ich die Ameisen auch als "Deko" ins Wohnzimmer stelle, und die dort einen gewissen Platzanteil nicht überschreiten sollten. Sonst meckert meine Frau nachher noch :o)
Aber darüber muss ich mir ja anscheinend keine Gedanken machen.

Schön dass das mit dem Holz klappt, in einem Haltungsbericht über Camponotus ligniperda gab es da einiges von Sägespänen und ungewollten Umzügen zu lesen...

Zum Deckel: "auch an geflügelte Geschlechtstiere denken" - hab ich nicht, gebe ich zu. Wie kann ich den denn am einfachsten / günstigsten selbst bauen, hast du da Ideen oder kennst du einen entsprechenden Thread in dem das besprochen wurde?

Danke nochmal soweit!


Edit: Dieser Post bezieht sich auf den Beitrag von Oberst Emsig.Imagos Beitrag wurde mir nicht angezeigt, als ich angefangen hatte zu antworten.
Also auch dir vielen Dank für die Infos, Imago. Das meiste war soweit eigentlich schon klar, das mit dem Holz ist wiederum eine andere Einschätzung als beim Oberst. Also wohl doch besser auf Holz verzichten...



Benutzeravatar
Oberst Emsig
Halter
Offline
Beiträge: 1364
Registriert: 17. Februar 2003, 19:03
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 6 Mal

#5 AW: Vorüberlegungen / Nest- und Arenagröße

Beitrag von Oberst Emsig » 29. Oktober 2008, 15:34

Hi,

bei Leuten, die sich auch ernsthaft Mühe bei dem Thema Ameisenhaltung geben (auch im Vorhinein), schreibt man eben auch gerne mit Mühe eine Antowrt, weil die Mühe hier nicht umsonst ist. Also gerne...

Die "speziellen Threads" hatte ich schon gelesen, ein vernünftiges Fazit war jedoch nicht zu finden. Es bleiben doch eher Fragen offen finde ich.

Ja das stimmt. Man muss wohl für sich selbst eine passende und verantwortungsvolle Lösung finden. Bin gesapnnt wie ich das hinbekomme, allerdings finde ich Ameisen als Fischfutter immernoch am besten.

Ich wundere mich dass die Größe nicht bekannt ist

Die Angaben von max. 2000 Arbeiterinnen stammen aus dem Seifert, einem guten Ameisenbuch.
Fakt ist, dass ich selbst nie einen Halter mit einer großen Formica fusca Kolonie gesehen habe. Aber auch andere Halter weisen nie sehr große Kolonien auf. Wenn dann sind es Kolonien die eh schon bekannt sind für ihre Koloniestärke, bzw. schnelles Wachstum (Crematogaster sp., Messor sp., Blattschneiderameisen, Lasius sp.).
Und ja, es liegt wohl oft daran, dass Halter das Interesse an ihren Tieren verlieren und/oder keine Geduld haben. So einfach ist das wohl (leider).
Ich hatte sowas auch schon teilweise in diesem oder diesem Thread angesprochen. Die Angaben aus dem Seifert sind wohl aber als zuverläsig zu erachten, weshalb ich eine Formica fusca Haltung durchaus wagen würde.

Klar, ein 60er Becken reicht erstmal aus, ich ging ja von der 2000er Koloniestärke aus. Vllt reicht das 60er Becken auch für die 2000 Ameisen aus, weiß leider nicht, wieviel "Auslauf" diese Ameisen benötigen (soll ja bei einheimischen Camponotusarten Probleme geben, bei zu wenig Auslauf).
Nach 3 Jahren kannst du dann ja immernoch Platz für ein weiteres Becken schaffen. Das YTongnest musst du vermutlich schon "irgenwann" mal erneuern, wobei Ameisen Schimmel etc. ja in Schach halten wenn ihnen das Nest nicht allzu groß ist (du hast ja schon von mit Sand gefüllten Kammern gesprochen).

@Holz
Zja ich kann mir nur schlecht vorstellen, dass die Ameisen es schaffen sollten, sich in/durch hartes, trockenes Holz zu beißen/nagen. Sollte dies tatsächlich der Fall sein kann man dies aber bei regelmäßiger Beobachtung immernoch früh genug merken und erst dann das Holz herausnehmen.
Manche Ameisen nagen eben eher mal im Holz rum (bzw. besser), als andere.
Formica fusca nagt in Totholz aus Wäldern, was ja vermutlich eher weich ist.
Normalerweise bevorzugt die Art allerdings offene bis mäßig beschattete, trockene bis frischtrockene Lebensräume.

Übrigens wohnen in einem gr. Formica fusca Nest 1-15 Königinnen (Polygynie), die max. 16 Jahre alt werden (gibt viel älter werdende Königinnen anderer Arten).

Meine Deckel stammen von antstore, ich finde diese gut.
Allerdings bauen sich viele nicht so faule Halter auch eigene Deckel. Threads dazu findest du im Bastelbereich, ich müsste da jetzt auch erst suchen.

Gruß,
Emsig



Benutzeravatar
framin
Offline
Beiträge: 15
Registriert: 29. Oktober 2008, 09:43
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#6 AW: Vorüberlegungen / Nest- und Arenagröße

Beitrag von framin » 29. Oktober 2008, 16:54

Sehr schön.
Dann habe ich jetzt schon eine gute Vorstellung von dem, wie meine Ameisenhaltung aussehen wird. Mit anderen Worten: Jetzt kommt der schlimmste Teil. 5 Monate warten. Traurige Geschichte. Aber eine gute Gelegenheit mich schonmal in Geduld zu üben, was zugegebener Massen nicht eine meiner Stärken ist. Die Ameisen werden mir das wohl bei bringen müsesen die Ärmsten ;)



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Einsteigerfragen“