Merkwürdiges Verhalten meiner Lasius niger gegenüber Blattläusen

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WaxWeazle
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#1 Merkwürdiges Verhalten meiner Lasius niger gegenüber Blattläusen

Beitrag von WaxWeazle » 20. Oktober 2006, 23:36

Schönen guten Tag, Ameisenfreunde!
Ich war vor 3 Tagen ein bisschen draußen unterwegs, um eventuell noch ein paar kleine Mücke als Futter zu suchen, dabei bin ich auf einen mit Blattläusen befallenen Busch gestoßen. Bei genauerer Betrachtung entdeckte ich auch mehrere Ameisen (99% Lasius niger), die die Blattläuse wohl molken. Ich wollte mal schauen, was passiert, wenn ich ein paar Blattläuse zu meinen Lasius niger setze...gesagt - getan: das Blatt abgeschnitten (vorher natürlich die Ameisen entfernt), in ein kleines Schälchen gestellt und ins Formicarium gestellt. Nun gut, die 2 - 3 Ameisen, die ständig draußen rumwuseln, haben die Läuse auf den Blättern gar nicht beachtet. Ich erkläre mir das folgerndermaßen: So knapp vor der Winterruhe nehmen die Ameisen ja so gut wie keine Flüssigkeit mehr zu sich, damit sich ihre Körpersäfte eindicken und sie so resistenter gegen Frost werden. Warum die Ameisen draußen in freier Wildbahn trotzdem noch gemolken haben wundert mich dabei allerdings.
Naja ist egal, jetzt wirds spannend :respekt . Vorgestern haben sich 2 Blattläuse dazu entschieden, nicht länger auf dem Blatt zu sitzen, sondern meinten im Formicarium rum...irren :haeh zu müssen. Schon nach kurzer Zeit konnte ich beobachten, wie jeweils eine Ameise sich eine Blattlaus "schnappte" - sie leistete wirklich sehr große Gegenwehr, so weit ihr das möglich war - und ins Nest brachte. Ich ging sehr stark davon aus, dass die Ameisen, statt sie zu melken, lieber etwas Eiweiß nötig hatten und die Blattläuse auffressen wollten. Jedoch schaue ich heute abend in mein Reagenzglas und sehe die Blattläuse dort immernoch alle 2 putzmunter zwischen den Ameisen lebend herumsitzen. Warum werden sie nicht gefressen?
Dienen sie den Ameisen vielleicht als lebenden Eiweißvorrat für das nächste Jahr oder vielleicht noch für dieses Jahr bis zur Winterruhe? (keine Ahnung ob Blattläuse überhaupt den Winter überleben können?!?) Jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass die Ameisen ihre Eiweißreserven zu 100% aufgefüllt haben und nicht einmal 2 so mickrige Blattläuse hineinpassen (Stärke meiner Kolonie: 1 Königin, 8 Arbeiterinnen, 6 Puppen und unzählige Larven, evtl. auch ein paar Eier) Und warum versuchen die Blattläuse nicht zu fliehen? Sie können ja im Ameisennest gar keine Blätter anzapfen... Hat jemand eine Vermutung? :haeh

Mfg Holgi



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Bud Spencer
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#2

Beitrag von Bud Spencer » 21. Oktober 2006, 00:04

Holla,

im Winter haben die Blattläuse sowieso keine Blätter zur Verfügung und wenn (z. B. Brombeere), dann läuft die Photosynthese auf Sparflamme und es wird nur wenige Zucker produziert.
Soweit ich weiß (man korrigiere mich) gibt es Ameisenarten, die die Blattläuse über den Winter bringen und sie im nächsten Jahr wieder freisetzen. Möglicherweise streunen die Läuse deshalb zwischen den Ameisen herum.

Bud


Ich erhob nur einmal meine Stimme gegen einen kleinen Buben, der mir eine Walderdbeere stehlen wollte.
-Don Antonio Coimbra-

Sahal
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#3

Beitrag von Sahal » 21. Oktober 2006, 01:27

Hi und Hallo,

von Lasius niger ist mir ad hoc nur bekannt, dass diese Art gerne mal Lauseier (bevorzugt grüne Pfirsichlaus) über den Winter im Nest lagert, pflegt und in der kommenden Saison die Jungtiere an vielversprechende Pflanzen setzt.
Unproduktive Läuse scheinen dagegen schlicht gefressen zu werden...

Evtl. kann es bei Dir sein, dass die Arbeiterinnen die Läuse nicht mehr als Nahrung (an)erkennen und somit unbehelligt lassen? Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese geschont weden und noch Honigtau produzieren (aus Nahrungsresten)... das Verlassen der Wirtspflanze durch die Läuse zeigt ja an, das die Pflanze nicht mehr ergiebig ist.
Unsicher bin ich mir, ob Lasius niger Blattläuse in "saure-Gurken-Zeiten" kurzfristig ins Nest holen und einlagern... dunkel deucht mich da was...

So knapp vor der Winterruhe nehmen die Ameisen ja so gut wie keine Flüssigkeit mehr zu sich, damit sich ihre Körpersäfte eindicken und sie so resistenter gegen Frost werden.
Das betrifft nur die Zeit direkt vor der Winterruhe, wenn die Kolonien bereits in Stimmung hierzu sind.
Auch wird lediglich Wasser vermindert aufgenommen, bzw zur Winterruhe verstärkt ausgeschieden.
Meine Kolonien stopfen sich geradezu mit Honig voll, wenn es stramm auf die Winterruhe zugeht.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

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