Substrat hinderlich?

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donbilbo
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#1 Substrat hinderlich?

Beitrag von donbilbo » 4. Januar 2009, 22:08

Ich will euch gerne mal von einer Beobachtung berichten, die ich momentan wieder mache. Als kleine Vorgeschichte, ich habe bei meinen Polyrhachis dives den gesamten Bodengrund (Erde, Humus, Holzstückchen usw.) entfernt.

Nun beobachte ich wie auch bei anderen von mir gehaltenen Arten folgendes Phänomen:

Sobald ich kein Substrat im Formicarium habe bewegen sich die Ameisen kaum noch an den Scheiben sondern laufen flink über den blanken Boden. Sobald ich wieder Erde oder ähnliches einfülle verlagert sich die Aktivität extrem auf die Scheiben. Ich beobachte, dass die Ameisen zwar über das Erdreich oder zB. Sand furagieren, nach Nahrung suchen, wenn sie schnell Wege zurücklegen wollen benutzen sie aber immer die glatten Scheiben.

Kann man also nicht schlussfolgern, dass Ameisen lieber auf glatten Flächen gehalten werden wollen sofern darunter nicht zB. die Luftfeuchtigkeit leidet? Ich überlege momentan, ob ich testweise mein Formicarium nicht mit einer hauchdünnen Gipsschicht ausgiessen soll...
zB. meine Crematogaster rogenhoferi hatte ich erst auf Humus und Kies, sie waren ständig an den Scheiben und am Ausbruchschutz. Dann habe ich sie ohne Substrat gehalten und es war zeitweise keine Ameise an den Scheiben und das bei mehreren tausend Individuen.
Habt ihr ähnliche Beobachtungen machen können?



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eastgate
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#2 AW: Substrat hinderlich?

Beitrag von eastgate » 4. Januar 2009, 22:21

Hallo donbilbo,

interessante Beobachtung, die ich auch schon des öfteren gemacht habe.

Anscheinend verhält es sich mit Ameisen wie mit Wasser oder Strom - sie suchen immer den geringsten widerstand und nehmen diesen Weg! Hierbei handeln die Ameisen sicherlich instinktiv und wollen halt einfach nur sowenig ihrer kostbaren Energie verbrauchen wie es geht. Allerdings, und dazu gibt/gab es ja einige Diskussionen in der letzten Zeit, sind unsere "Heimmeisen" sowieso bereits völlig gelangweilt von den kurzen Wegen und wenigen Gefahren, die ihnen beim fouragieren begegnen.

Ich persönlich würde davon absehen, den Boden mit Gips auszugießen. Einfach damit sie etwas zu tun haben und ihnen nicht "langweilig" wird. Das ist aber natürlich nur meine Meinung. Jeder hat hier seine eigene Philosophie.

Gruß

EastGate



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moglie
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#3 AW: Substrat hinderlich?

Beitrag von moglie » 5. Januar 2009, 06:22

Hallo,

die Erklärung dafür ist eigentlich ganz einfach, dadurch das sie auf den Scheiben schneller voran kommen wird dort zwangsläufig die Pheromonspur immer stärker, was wiederum mehr Amesien dazu bewegt diesen Weg zu nutzen.

MfG



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jkiefer
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#4 AW: Substrat hinderlich?

Beitrag von jkiefer » 5. Januar 2009, 07:07

Hallo,
wird wohl stark von der Ameisen-Art abhängig sein. D.h. wie gut sie klettern können, ob sie in der Natur eher in Erdnähe furagieren bzw. ob sie auf Bäumen leben. Z.b. haben meine Odontoponera transversa schon große Probleme auf ebenen Glas- und Plastikflächen zu laufen, während sie auf nicht zu lockerer Erde sehr schnell werden können und auch senkrechte Holzstücke hochklettern können.
Eine Art wie Polyrhachis dives, welche sehr gut klettern können und auch eher in einer gewissen Höhe über dem Erdboden furagieren, bevorzugen dann vielleicht glattere Oberflächen.
Mfg



Imago
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#5 AW: Substrat hinderlich?

Beitrag von Imago » 5. Januar 2009, 17:04

Hallo zusammen!

EastGate:
Anscheinend verhält es sich mit Ameisen wie mit Wasser oder Strom - sie suchen immer den geringsten widerstand und nehmen diesen Weg!
Klingt logisch!

Ebenso besteht aber auch die Möglichkeit, dass die Ameisen die Glasscheiben nutzen, da sie auf diesen Wesentlich schneller vorran kommen. Bei Gefahr wäre eine Flucht wesentlich effektiver. Wenn ich mir jetzt Deinen von mir ziterten satz noch mal so durchlese, hat das ja auch etwas mit dem "geringsten Widerstand" zu tun!:confused:

Ich konnte bei meinen Camponoten beobachten, das Aquariensand komplett gemieden wurde. Also wurden auch die Scheiben genutzt. Die Arbeiterinnen von Camponotus ligniperda haben keine Mühe sich Kopfüber am Glas zu halten und sich zu putzen.

Gerne wurde der Weg auch mal an den Scheiben abgekürzt, jedoch wurden auch Wege duch das Becken gesucht, in dem sie Klettermöglichkeiten nutzten, um den Sand zu meiden. Ich glaube das haben sie gemacht da sie z.B. auf/an einem Kiefernzapfen wesentlich mehr Schutz und Deckung bekommen. Also wer möchte das sie auf dem Grund laufen, könnte auch in Richtung schützendes Geäst, Laub etc. denken.

In der nächsten Saison gibt es einen anderes Substrat, evtl. Rindenmulch. Ich bin gespannt wie sich das auf das Kletterverhalten an den Scheiben auswirkt.

LG Imago



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