Pascal krub
im Prinzip hast Du natürlich Recht und der Geschwisterfraß mutet als unglaubliche Verschwendung und Schwächung der Kondition an.
Aber sehe es mal aus Sicht der
Gyne:
Dotter und Futtersaft gleichen sich, denn die
Gyne muss eingelagerte Depots angreifen und über die
Hämolymphe zu speziellen Drüsen transportieren, die die Nährstoffe dann zu entsprechenden Proteinen umbauen und in Futtersäfte oder eben Eidotter einbauen.
Da spielt es also keine Rolle, ob nun fertige Eidotter oder Futtersäfte verfüttert werden, im Gegenteil ist es weniger Arbeit für die
Gyne, wenn sie keine Futtersäfte an einzelne
Larven geben muss... sondern diese sich quasi selbstständig an Eiern vergreifen! Auch lungern die Ovariolen der Gynen in der Gründungsphase die meiste Zeit faul in der
Gaster herum und planschen lustlos in der
Hämolymphe, warum also nicht auf spezielle Futterdrüsen verzichten und die Ovariolen zur Arbeit anhalten? Denn Eier sind ja nichts anderes als ein Tropfen hochwertiges Protein!
Gar können Gynen und auch Arbeiterinnen einiger Arten spezielle Futtereier legen, die dann unbefruchtet und oft etwas dicker sind. Das heißt für die
Gyne, dass sie die Spermapumpe "bewusst steuern kann" (auch wenn ich mir bewusst bin, dass Merkur und Ossein mir das Bewusstsein ganz bewusst um die Ohren hauen werden).
Trophische Eier, also unbefuchtete Futtereier, stellen wahrscheinlich auch die älteste Form der speziellen Nahrungsverteilung bei Ameisen dar und wird in rezenten Arten v.a. durch die Arbeiterinnen noch praktiziert. So haben die ursprünglichen Gattungen wie zB
Myrmecia noch keinen Sozialmagen entwickelt und geben Nahrung durch trophische Eier oder Beuteteile weiter.
Der eigentliche Sozialmagen, also die Summe aller speziell ausgebildeten Kröpfe mit Fähigkeit zur Regurgitation, wurde erst sehr viel später in höheren Arten erfunden, wobei Spezialisten wie
Messer jedoch weiterhin auf umgebildete Kröpfe verzichten.
Atta und
Acromyrmex wird ebenfalls die Fähigkeit zur Regurgitation abgesprochen, obwohl ich bei
Acromyrmex häufig typisches Verhalten der
Trophallaxis beobachten konnte.
Nun, die Fütterung und Nahrungsverteilung ist bei Ameisen als eine ganz normal Sache
Du schneidest Nahrungsmangel an, aber den wird es in einem normalen claustralen Gründungsvolk nicht geben! Die
Gyne claustraler Arten hat genügend Depots, um 3 oder mehr Gelege alleine aufzuziehen und die ersten Arbeiterinnen noch mit zu versorgen, und über 1 Jahr ohne jegliche Nahrungsaufnahme zu überleben! Puppenfraß ist hier kein Zeichen von Nahrungsmangel, sondern fehlgebildeten oder abgestorbenen
Puppen.
Bei semiclaustralen Arten würden bei Nahrungsmangel allerdings zuerst die Eier gefressen, nicht die
Puppen!
In größeren Völkern wird der Eifraß nachlassen, da genügend Arbeiterinnen zur Stelle sind und die
Larven vollkotzen, sowie Eier und gefräßige
Larven meist getrennt stapeln. Hier macht es dann Sinn, die Ressourcen der Ovariolen zur ergonomischen Phase voll in die Mehrung der Arbeiterschaft zu investieren.
Am Rande: auf den Videos lassen sich die Borsten der
Larven gut erkennen!
Diese dienen wahrscheinlich mehreren Aufgaben, unter anderem sollen sie verhindern, dass die gierigen kleinen Maden sich gegenseitig auffressen.
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!