Ameisenarten der Buchenwälder

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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kkloete
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#1 Ameisenarten der Buchenwälder

Beitrag von kkloete » 18. Januar 2012, 13:57

Hallo, Freunde der Meisen!

Wie der Titel des Themas schon vermuten lässt, soll es hier um Ameisenarten der Buchenwälder gehen.

Nun, mir ist klar, dass dieses Thema ein wenig umfangreich ist und all die Fragen, die sich mir so auftun eigentlich auch gar nicht so 100%ig beantworten lassen.. aber man kann ja schonmal anfangen :)

Mich würde vorweg interessieren mit welchen Meisen ich im Allgemeinen, hier, in unseren heimischen Buchenwäldern, rechnen kann.

Was ist häufig anzutreffen, was eher selten?

Regionale Unterschiede (Im Süden sind wohl andere Arten verbreiteter als z.B. im Norden..)

Vielleicht auch ein paar Hintergrundinformationen zu diesen Arten, oder ein kleiner Verweis zu diesen... :)

Ich finde das deshalb so interessant, da ich als Duisburger einen garnicht mal so kleinen, sogar teilweise naturbelassenen, Buchenwald direkt um die Ecke habe.

Ich freue mich auf eure Antworten.

Greetz
Daniel



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Boro
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#2 AW: Ameisenarten der Buchwenwälder

Beitrag von Boro » 18. Januar 2012, 14:34

Hallo kkloete!

Was die Holzart an sich angeht, darf man sich wenig Hoffnung machen. SEIFERT (2007) äußert sich dazu wie folgt:
"Die wohl schlechtesten Lebensbedingungen in allen von Ameisen besiedelbaren Naturhabitaten Mitteluropas finden sich in kronendichten Buchenalthölzern. Hier ist alles ungünstig. Die vollständige Beschattung und eine dicke, stark isolierende Laubstreuflage hemmen die Erwärung des Bodens. Buchenborke, Buchenholz und Streu bieten zudem kaum Nistmöglichkeiten für Ameisen".
Ideal sind lückenhafte Wälder, Laubmischwälder (etwa mit Eichen), lückenhafte Mischwälder (mit Föhren usw.) und vor allem Waldränder.
So gesehen wird man sich auf Arten beschränken, die auf weniger Bodenerwärmung und artenreichen Pflanzen-Unterwuchs angewiesen sind. Ich konnte bei uns bisher z. B. Myrmica-Arten, selten Formica fusca und Ponera coarctata antreffen.
Etwas anders sieht es in etwas lückenhaften Buchen-Gebirgswäldern aus (bei uns liegt das Buchenoptimum zw. 800 m und 1500m! Aber das meinst du ja nicht!

SEIFERT zum Abschluss: "In solchen Buchenforsten ist es ganz normal, dass 1000 - 2000 m² abgesucht werden müssen, um auch nur ein Ameisennest zu finden".
Trotzdem: Gratuliere zu deinem Waldbesitz, viell. kann man nach einer Schlägerung andere Holzarten aufforsten, die in die dortige Waldgemeinschaft passen. Jedenfalls ist ein (natürlicher) Buchenwald noch immer weit schöner als die aufgeforsteten Fichten-Monokultur-Schonungen, die man immer noch sehen kann. Solltest du den Wald "nur um die Ecke haben" und nicht dein Eigentum nennen, muss die Gratulation natürlich entfallen.
L.G.Boro



Gast
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#3 AW: Ameisenarten der Buchwenwälder

Beitrag von Gast » 18. Januar 2012, 14:48

In einem reinen Buchenbestand im Odenwald fand ich mal mit viel Mühe einige wenige Nester von Myrmecina graminicola.
Ansonsten sind Hügel bauende Waldameisen (Formica s.str.) in Buchenbeständen sehr selten, wie in den Veröffentlichungen der Dt. Ameisenschutzwarte immer wieder betont wird.

MfG,
Merkur



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kkloete
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#4 AW: Ameisenarten der Buchwenwälder

Beitrag von kkloete » 18. Januar 2012, 14:53

Hallo Boro!

Danke für die schnelle Antwort, damit hast du mich ein ganzes Stück schlauer gemacht :).
Verrückt finde ich vor allem, dass man auch mal 1 - 2 km² in so einem Forst absuchen muss um überhaupt ein einziges Nest zu finden..

Leider ist dieses kleine 600ha Wäldchen nicht in meinem Besitzt, da hab ich mich wohl etwas missverständlich ausgedrückt.
Es handelt sich hierbei um den Duisburger-Stadtwald.

Grüße



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Baumarkthammer
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#5 AW: Ameisenarten der Buchenwälder

Beitrag von Baumarkthammer » 18. Januar 2012, 19:43

Sollte es dich nach dem Zitat von Boro, dem ich übrigens voll und ganz zustimmen kann, noch interessieten welche Arten in Buchenwäldern vorzufinden sind, so kann ich dir etwas helfen. Wie es der Zufall will wohne ich in einem Buchenwald.

Im reinen Buchenwald kannst du nur auf wenige Arten hoffen, vorallem sind Temnothorax nylanderi vorzufinden. Die Nestdichte ist nicht so hoch wie in anderen Wäldern.
Außerdem kommen auch Lasius brunneus vor, diese sind vorallem auf Lichtungen mit viel Totholz vorzufinden, kommen aber auch im dunklen sonstigen Wald vor.
Auf totholzreichen Lichtungen kann die Population sogar recht groß sein.
Einige Kolonien einer nicht weiter von mir bestimmten Myrmica Art habe ich auch schon finden können. Ein mal habe ich im Wald eine Dendrolasius fuliginosus Kolonie finden können, obwohl die einzigen potentiellen Wirtsameisen etwa 500m weiter weg am Waldesrand lebten.
Mitten im Wald ist die Bioversität in Sachen Ameisen also sehr gering, zumindest bei dem Buchenwald, von dem ich hier berichte.

An den Waldesrändern sind, je nach Umgebung, aber verschiedenste Ameisen an Zaunwicken zu beobachten, ich würde also eher zu einem Spaziergang am Waldesrand raten.

Ãœbrigens handelt es sich bei dem beschriebenden Buchenwald um ein Naturschutzgebiet. Ich nehme kaum an, dass sich sehr viel mehr Arten in einem reinen Buchenwald finden lassen.
Nach Myrmecina graminicola habe ich noch nie gesucht um ehrlich zu sein. Wohl aber habe ich Formica fusca an wenigen lichten Stellen gefunden, die Kolonien waren aber klein und die Nestdichte war extrem gering.



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kkloete
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#6 AW: Ameisenarten der Buchenwälder

Beitrag von kkloete » 19. Januar 2012, 14:38

Mmh, also kann die Suche nach den kleinen Strolchen, mit ein wenig Einsatz und dem Wissen um die richtigen Stellen, doch durchaus von Erfolg gekrönt sein..

Danke für die flotten und vor allem sehr informativen Antworten!

Dann bin ich mal aufs Frühjahr gespannt :)

Greetz
Daniel



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