Kein endogener Jahresrhythmus bei Camponotus fallax?

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#1 Kein endogener Jahresrhythmus bei Camponotus fallax?

Beitrag von Gast » 4. Februar 2014, 10:15

Man lernt nie aus:
http://www.ameisencafe.de/cafe/index.php?page=Thread&postID=78000#post78000

Vielleicht haben wir allzu verfrüht die Beobachtungen an Camponotus ligniperdus und C. herculeanus auf andere Arten der Gattung verallgemeinert (von anderen Ameisengattungen und –arten ganz zu schweigen)? :confused:

Hier wird jedenfalls ĂĽber Camponotus fallax berichtet, die im Januar/Februar 2014 im Haus aktiv sind!
Vielleicht gibt es doch viel häufiger auch einheimische Arten, die opportunistisch bei geeigneten Temperaturen (und einem Futterangebot im Haus) ihr Verhalten den Gegebenheiten anpassen?

Vermutlich ist es nicht möglich, von dem Threadersteller weitere brauchbare Informationen zu beziehen; aber wer die C. fallax ebenfalls im Haus beherbergt, könnte mal die Augen offen halten (und z. B. ein Thermometer :) benutzen). Ich frage mich nämlich, was die Tiere dann in der warmen Jahreszeit anstellen: Schwärmen sie früher? Sind sie auch im Herbst aktiv? – Da ist „Laienforschung“ möglich und sinnvoll!

Im ĂĽbrigen lohnt es sich auch sonst, den Thread zu lesen. Manche Antworten zeigen nur zu gut, wie man andere User falsch beraten kann. :mad:

MfG,
Merkur



DermitderMeise
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#2 AW: Kein endogener Jahresrhythmus bei Camponotus fallax?

Beitrag von DermitderMeise » 4. Februar 2014, 11:11

Merkur hat geschrieben:Hier wird jedenfalls ĂĽber Camponotus fallax berichtet, die im Januar/Februar 2014 im Haus aktiv sind!
Vielleicht gibt es doch viel häufiger auch einheimische Arten, die opportunistisch bei geeigneten Temperaturen (und einem Futterangebot im Haus) ihr Verhalten den Gegebenheiten anpassen?

Das kann gut sein! Auf der anderen Seite möchte ich zu bedenken geben, dass auch eine endogene Uhr durch äußere Umstände kalibriert wird und dass in der Natur wenig "absolut" ist; wer nicht flexibel ist, stirbt schnell (aus). ;) Und - was man leider nicht so einfach untersuchen kann - während die Arbeiterinnen furagieren können Königin oder Larven immer noch im Ruhemodus sein. Gar nicht so einfach, das alles.

[...] was die Tiere dann in der warmen Jahreszeit anstellen: Schwärmen sie frĂĽher? Sind sie auch im Herbst aktiv? – Da ist „Laienforschung“ möglich und sinnvoll!

Ja bitte! :clap: Wenn man phänologische Kalender für Pflanzen machen kann, warum dann nicht auch für Ameisen.



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#3 AW: Kein endogener Jahresrhythmus bei Camponotus fallax?

Beitrag von Gast » 4. Februar 2014, 12:22

@ DmdM:
„Dann stimmt es mich verwunderlich dass Kipyatkov sie als endogen-heterodynamisch aufführt.“
Ich bin nicht ganz sicher, wie Kipyatkov das aufgefasst hat.
Nach seiner Liste zu urteilen, heißt endogen-heterodynamisch wohl nur, dass eine Winterruhe obligatorisch ist, aber nicht, dass deren Dauer sowie Lage im Jahreszyklus endogen festgelegt wäre.
Hingegen scheint (!) aus der alten Arbeit von B. Hölldobler (1961) über Camponotus ligniperdus und C. herculeanus hervor zu gehen, dass die beiden Arten auch unter gleich bleibend „günstigen“ Temperaturbedingungen (im warmen Treppenhaus des Instituts) zum natürlichen Zeitpunkt (Herbst) in Winterruhe gehen, und diese über mehrere Monate einhalten, bis im Freiland Frühjahrsverhältnisse eintreten.

Bei Kipyatkov sind u. a. Leptothorax acervorum und Harpagoxenus sublaevis als endogen-heterodynamisch aufgelistet. Ich kann bestätigen, dass diese eine obligatorische Winterruhe bei niedrigen Temperaturen benötigen (zumindest um danach weibliche Geschlechtstiere aufziehen zu können). Dauer und Lage im natürlichen Jahreszyklus sind jedoch absolut nicht festgelegt. Nur deshalb konnte ich bei diesen Arten bis zu vier physiologische „Jahreszyklen“ innerhalb eines natürlichen Jahres ablaufen lassen, mit jeweils nur zwei Wochen in „echter Winterruhe“ bei niedrigen Temperaturen (siehe: http://www.ameisenforum.de/technik-bast ... post359403).

Die Thematik habe ich über Jahrzehnte verfolgt, diverse Versuche einer Einteilung in Kategorien gelesen, bin aber noch immer nicht ganz überzeugt, dass die eine oder andere wirklich widerspruchsfrei die natürlichen Gegebenheiten wiedergibt. – Lassen wir es dabei; ich fürchte, wir schaffen es auch hier im Forum nicht, eine endgültige Lösung zu finden! :)

- Jetzt sehe ich gerade, dass Du den oben zitierten Passus entfernt hast! Ich lasse meinen Beitrag dazu aber doch stehen; "Gar nicht so einfach, das alles." - das trifft die Situation schon sehr genau! :)

MfG,
Merkur



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Boro
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#4 AW: Kein endogener Jahresrhythmus bei Camponotus fallax?

Beitrag von Boro » 5. Februar 2014, 11:10

Camponotus fallax wären an sich ein interessantes Forschungsobjekt! Man bekommt immer wieder Meldungen, wonach diese Art nicht selten in Bienenstöcken einzieht. Bei einer relativ seltenen Art halte ich das nicht für reinen Zufall.
Besteht eine gewisse Affinität zu Bienen(stöcken)? Sind es mögliche Abfälle im Bienenstock, die für Ameisen interessant sein könnten? Ist es nur der Geruch des Honigs, den sie sicher aus einiger Entfernung wahrnehmen können? Können die eher fluchtbereiten Insekten am "süßen Saft" in irgendeiner Weise partizipieren? Nutzen die thermophilen Ameisen möglicherweise die Homoiothermie der Bienen?
Viell. gibt es da Erkenntnisse von Imkern.
L.G.Boro



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