2 Kolonien = Krieg?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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#17 AW: 2 Kolonien = Krieg?

Beitrag von Institor » 31. Januar 2012, 16:52

Ich glaube es gibt kein zu großes Formicarien.
Denn ich glaube nicht, das es möglich ist, so große Glasscheibe zu produzieren.



DermitderMeise
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#18 AW: 2 Kolonien = Krieg?

Beitrag von DermitderMeise » 31. Januar 2012, 17:29

Institor hat geschrieben:Ich glaube es gibt kein zu großes Formicarien.
Denn ich glaube nicht, das es möglich ist, so große Glasscheibe zu produzieren.

Diese These ist interessant und wurde an vielerlei anderen Orten in diesem Forum diskutiert; da es hier im Wesentlichen um eine Auseinandersetzung zwischen den Ameisen geht lass uns doch ein bisschen mehr beim Kern des Themas bleiben. Danke. :)

Institor hat geschrieben:EDIT: Alternativ könnte man auch sagen, dass Lebewesen erst aufeinander treffen wenn Nahrungs.- oder Platzmangel herrscht.

Das könnte man sagen, ja; da es aber immer irgend welche einschränkenden Faktoren gibt, sowohl in Haltung als auch "draußen", ist diese Überlegung eher philosophischer Natur. ;)



stefan87
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#19 AW: 2 Kolonien = Krieg?

Beitrag von stefan87 » 31. Januar 2012, 18:05

es gab vor einiger Zeit mal einen Bericht, das eine Kolonie in Gefangenschaft komplett durch Eindringlinge aus dem Garten ausgelöscht wurde. Durch offenes Fenster (oder war es eine Tür? Bin mir nicht mehr sicher) haben wohl Späher die Arena einer gehaltenen Art entdeckt, und rucki-zucki war in Abwesenheit des Halters, die Kolonie vernichtet. Ein unprovozierter totaler Vernichtungsfeldzug, ohne Grund.
WOW, Gilthanaz, stimmt! Habe das hier mal im Forum 2007 oder 2008 gepostet. Du hast ein gutes Erinnerungsvermögen! :)

Es ging damals um eine kleine Kolonie (~100) Temnothorax unifasciatus, die ich in Haltung hatte (Location: Spanien).

Sie wurden innerhalb weniger Stunden (während meiner Abwesenheit) von Pheidolen plattgemacht:

Die Pheidole sp. kamen von draußen durch das geöffnete Fenster und hatten keinerlei Probleme damit, den "Öl-Ausbruchs-schutz(!)" des Formicariums zu entern....

Ein paar Pheidole hat es damals auch gekostet, wenn DIE nicht als "stummes Beweismittel" liegen geblieben wären, würde ich wohl heute noch über die möglichen Ursachen des plötzlichen Todes der Kolonie nachgrübeln.... :D



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#20 AW: 2 Kolonien = Krieg?

Beitrag von Institor » 31. Januar 2012, 18:38

Das könnte man sagen, ja; da es aber immer irgend welche einschränkenden Faktoren gibt, sowohl in Haltung als auch "draußen", ist diese Überlegung eher philosophischer Natur.



Dann ist an sich die Frage, ob Ameisen einander nichts tun würden, wenn sie genug Raum und Ressourcen hätten, auch philosophischer Natur, denn neben dem Drang genug Nahrung und (Brut)plätze zur Verfügung zu haben, gibt es auch noch den Reiz sein Revier zu markieren und zu verteidigen. Eben durch die Begrenzung der natürlichen Ressourcen ist dieser Reiz evolutionär nicht nur intigriert sondern auch gefestigt, sobald die Anzahl der Ameisen zunimmt, nimmt automatisch auch die Größe des Reviers zu. Sollte eine fremdartige Ameise das Revier betreten, wird sie z.B. am Geruch identifiziert und eliminiert. Nicht etwa aus mutwilligem Ermessen, sondern aus geprägtem Verhalten. Es geht also nicht darum, OB genug Raum vorhanden ist, sondern WEM dieser gehört. Aber wir können erkennen, dass bereits bei begrenztem Angebot "kriegerische" Auseinandersetzungen vermieden werden, denn sonst würden unterschiedliche Arten nicht unterschiedliche Nischen besetzen (Konkurrenzvermeidungsprinzip). :spin2:



DermitderMeise
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#21 AW: 2 Kolonien = Krieg?

Beitrag von DermitderMeise » 31. Januar 2012, 19:17

Institor hat geschrieben:Dann ist an sich die Frage, ob Ameisen einander nichts tun würden, wenn sie genug Raum und Ressourcen hätten, auch philosophischer Natur, denn neben dem Drang genug Nahrung und (Brut)plätze zur Verfügung zu haben, gibt es auch noch den Reiz sein Revier zu markieren und zu verteidigen.

Nicht nur das - sie ist bereits ganz grundlegend philosophischer Natur, weil es diese Situation nicht gibt.

Sollte eine fremdartige Ameise das Revier betreten, wird sie z.B. am Geruch identifiziert und eliminiert.

Nur trifft diese Situation eben keineswegs auf alle Arten oder alle Situation zu wo sich Arten begegnen, genauso wenig wie das Gegenteil dass man "friedlich" miteinander umgeht. Der Spruch Pack schlägt sich, Pack verträgt sich passt da ganz gut.

Aber wir können erkennen, dass bereits bei begrenztem Angebot "kriegerische" Auseinandersetzungen vermieden werden, denn sonst würden unterschiedliche Arten nicht unterschiedliche Nischen besetzen (Konkurrenzvermeidungsprinzip). :spin2:

Ich finde es zwar gut, dass du dieses Schlüsselwort in den Raum wirfst, allerdings sind deine Schlussfolgerungen zu absolut.
Arten und gerade Artenzusammensetzungen sind mit den sie umgebenden Parametern sehr komplexe Dinge, die man nicht verallgemeinern kann, s. der AWiki-Artikel zur Dominanzhierarchie.

Weswegen man auf die eingangs gestellt Frage
2 Kolonien = Krieg?

m. E. auch eigentlich nur antworten kann: Vielleicht, vielleicht auch nicht - kommt darauf an!
In den beengten Behältnissen und beim abrupten Aufeinandertreffen von Kolonien die sich grundlegend nicht "freundlich" gesonnen sind, egal ob gleicher oder verschiedener Art, wird die Antwort aber "explosiver" ausfallen; da stimme ich dir auf jeden Fall zu.



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sOn1c
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#22 AW: 2 Kolonien = Krieg?

Beitrag von sOn1c » 16. Februar 2012, 02:13

Hat denn hier noch niemand versucht zwei Kolonien zusammen zu halten? Würde mich wirklich stark interessieren was passiert. Man müsste mal zwei Lasius niger Kolonien mit den selben Nestern sowie selben Futter und der selben Größe mit einer Arena verbinden und mal dokumentieren was mit ihnen geschieht, bzw. wie sie sich verhalten.


http://www.StayPam.de für gute Musik ;)

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Ossein
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#23 AW: 2 Kolonien = Krieg?

Beitrag von Ossein » 16. Februar 2012, 09:01

sOn1c,

doch natürlich gibt es Halter, die das ausprobiert haben und natürlich ist das Verhalten in der Natur beobachtet worden.

Es verläuft meist ähnlich:
Die "Entdeckerin" (eine Arbeiterin die auf die fremde Kolonie trifft) erkundet, scheint die Stärke einer Kolonie einzuschätzen, sendet aber auch schon Pheromone aus, die ihre Schwestern rufen. Da meist eine Einschätzung der Koloniestärke mehrerer Arbeiterinnen bedarf, wird sich weiter gegenseitig abgeschätzt, bevor es dann unweigerlich zum Showdown kommt.
Dieser Showdown kann bei ziemlich genau gleichstarken Kolonien auch zu längeren, sogenannten Kommentkämpfen führen, wo durch Zurschaustellung der eigenen Stärke und Größe durch Imponiergehabe ("symbolische Handlungen") ein direkter Kampf auf Leben und Tod vermieden wird.

I.d.R. wird aber eine Kolonie schwächer sein und von den stärkeren Kolonie völlig vernichtet - die Brut einer unterlegenen Kolonie ist doch ein zu verlockender Beitrag zur Diät.

Es gibt sicher verschiedene Faktoren, die den Ausgang und Verlauf einer Schlacht, auch noch über die bloße Anzahl der Arbeiterinnen hinaus, beeinflußen, z.B. auf wessen Territorium sie stattfindet, oder in welchem Ernährungszustand die Kolonien sind...

Interessant ist, dass vielfach belegt ist, dass gerade die älteren Schwestern in den Krieg ziehen (nicht unlogisch, da auch überhaupt furagierende Arbeiterinnen eher die älteren sind), so dass Hölldobler/Wilson zu dem Ausspruch verleitet wurden sinngemäß zu sagen, dass während die Menschhheit ihre jungen Männer in den Krieg schickt, die Ameisen ihre alten Damen schickt.

Gerade lese ich etwas über Linepithema humile, deren Superkolonien sich über ganze Kilometer lang bekriegen und dabei Grenzlinien aus "gefallenen" Arbeiterinnen bilden die aus mehreren zehntausend Toten bestehen können, mit geschätzten 30 Millionen Toten im Jahr. Jede Sekunde ein Ameisentod. Nur an dieser Front. (Moffett, "Adventures among Ants...").

LG, Ossein.



marcel

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#24 AW: 2 Kolonien = Krieg?

Beitrag von marcel » 16. Februar 2012, 12:50

Also bei mir in der Region im Wald dominiert Raptiformica sanguinea sehr und verdrängt viele Arten, ihre Nester sind überall fast, bis auf schattige kalte Gebiete sowie in der Stadt dort trifft man sie kaum.
Die dominanteste Art der ich jemals begegnet bin ist Linepithema humile. Ich sah einmal eine riesen Straße von ihnen auf Teneriffa, sie gewannen sogar gegen Pheidole sp. welche schon sehr dominant sind, nichtmal Paratrechina longicornis war Ihnen gewachsen ich sah haufenweise Leichen die rumgetragen wurden und ganze Landschaften wurden von keiner anderen Ameisenart besiedelt außer ihnen.



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