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Aufruf an alle Halter: TOTLAUFEN

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Tabernakel
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#25 AW: Aufruf an alle Halter: TOTLAUFEN

Beitrag von Tabernakel » 22. Juni 2012, 10:09

Mich hat es auch immer beschäftigt was da los ist, nach dem Lesen dieser Publikation nehme ich Ameisen die gerade am Totlaufen sind immer schnellstmöglich aus dem Formicarium.

http://ac.els-cdn.com/S0960982209021551/1-s2.0-S0960982209021551-main.pdf?_tid=0ca2b80f66fe768b59e109f4db3efdd4&acdnat=1340352615_feb354f4d80050da5020cd37027c1bf8
[Current Biology Volume 20, Issue 3, 9 February 2010, Pages 249–252; DOI 10.1016/j.cub.2009.12.031]
Für nicht englisch sprechende der Abstract mal übersetzt:


Moribund Ants Leave Their Nests to Die in Social Isolation
(Todgeweihte Ameisen verlassen ihr Nest um in sozialer Isolation zu sterben)
Jürgen Heinze and Bartosz Walter

Zusammenfassung:

Tier Gemeinschaften liefern perfekte Bedingungen für die Verbreitung von Infektionen und daher wird vermutet, dass solche Gemeinschaften Mechanismen einsetzen, die die Wahrscheinlichkeit der Übertragung von Pathogenen zu Gruppenmitgliedern reduzieren.
Tod in der Natur ist nur selten bedingt durch das Alter, sondern eher durch Krankheit. Die eigene Gruppe zu verlassen um in Isolation zu sterben könnte ein effizienter Weg sein, das Übertragungsrisiko zu eigenen Gruppenmitgliedern zu minimieren. Anekdotische (Kommentar Tabernakel: Genau wie hier im Forum :) ) Beobachtungen von "todgeweihten" einzelnen Individuen, die die Gruppe verlassen, existieren von vielen Spezies, Menschen eingeschlossen, wurden aber nur selten durch eine quantitative Analyse gestützt.
Um zu bestätigen, das das Sterben in Einsamkeit sich auf Grund von altruistischen Vorteilen im Hinblick auf die Gruppe entwickelt hat, muss auch gezeigt werden, dass das Verhalten nicht durch Manipulation durch Pathogene verursacht wird.
In diesem Paper wird gezeigt, dass Arbeiterinnen der Spezies Temnothorax unifasciatus, die von einer Pilz Infektion sterben, nicht infizierte Arbeiterinnen deren Lebenserwartung durch 95% CO2 exposure verringert wurde, und Arbeiterinnen die spontan sterben, alle das gleiche Verhalten der Selbstisolation zeigen - Tage oder Stunden vor ihrem Tod. Sie verlassen das Nest und stoppen alle soziale Interaktion unabhängig davon, ob sie infiziert waren oder nicht.
Soziales Zurückziehen könnte ein häufig übersehende altruistische Merkmal sein usw usw. [...]


Heisenberg has been here.

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NIPIAN
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#26 AW: Aufruf an alle Halter: TOTLAUFEN

Beitrag von NIPIAN » 22. Juni 2012, 12:26

Hoi,


Imago hat geschrieben:Was ich mir nicht vorstellen kann, aber laut den Aussagen und dem was ich gelesen habe ist es so. Die Ameisen sind wohl tatsächlich in dem Duftkreislauf gefangen und veränden. Sie sind wohl auf der Suche nach ihrem Nest und bewegen sich laut dem chemischen Duft auf ihr Nest zu.
Worin hast Du das gelesen?


Blabbi hat geschrieben:Anmerkungen: Ich fand es interessant, das sich die Arbeiterin während des Laufens die Fühler putzen wollte, sie ist dabei nicht stehen geblieben.

Zu keinem Zeitpunkt versucht die Arbeiterin die Fühler zu putzen. Sie streicht mit den Tarsen über die Glasscheibe. Du hast das falsch interpretiert.

Ich denke, dass hier 2 verschiedene Arten des Totlaufens zusammengewürfelt werden. Vermengt werden sollten die beiden nicht. Die eine ist vermutlich lösbar (Finger quer über die Duftspur ziehen), die andere bislang wohl nicht. Deshalb die Frage, ob z.B. die Antennen aktiv genutzt werden, oder nicht.



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#27 AW: Aufruf an alle Halter: TOTLAUFEN

Beitrag von Intro » 22. Juni 2012, 12:47

An NIPIAN: Danke für die Richtigstellung.



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#28 AW: Aufruf an alle Halter: TOTLAUFEN

Beitrag von Imago » 22. Juni 2012, 12:50

Hallo NIPIAN!

Ich dachte es wäre nicht nötig gewesen so konkret darauf einzugehen und einen Quellennachweis einzubinden.

Aber auf Nachfrage natürlich gerne:


Dauerlauf in den Tod

Rätselhaft erschien Forschern bisher das Verhalten von Treiberameisen, die von der Pheromon-Spur ihres Volkes getrennt werden. Statt sich auf die Suche nach der verlorenen Duftmarkierung zu begeben, organisieren sich die isolierten Tiere und laufen hintereinander so lange im Kreis, bis sie erschöpft sterben. Der tödliche Rundenlauf ist offenbar der Preis für eine höchst erfolgreiche Überlebensstrategie, so die These von Frédéric Delsuc, Wissenschaftler an der Universität im neuseeländischen Palmerston North: Erst die Jagd in einer Gruppe ermögliche es den Treiberameisen, auch größere Beutestücke zu überwältigen und zu transportieren. Die Evolution habe die Tiere deshalb schon vor mehr als hundert Millionen Jahren ins Kollektiv gezwungen - und dafür gesorgt, dass sich jede einzelne Treiberameise bedingungslos am Verhalten ihrer Artgenossen orientiert. Solange die Pheromon-Spur intakt ist, die den Tieren Aufgabe und Richtung übermittelt, funktioniert die Gruppendynamik. Fallen die wegweisenden Botenstoffe dagegen weg, wird der evolutionäre Überlebenstrick zur Falle: Die Ameisen suchen sich einen Vordermann und laufen diesem einfach nach, bis sie sterben.

DER SPIEGEL 48/2003

Ebenso hier:

Die Weisheit der Vielen

Google verrät es einem schnell unter dem Suchbegriff: Treiberameisen Kreis

LG Imago



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NIPIAN
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#29 AW: Aufruf an alle Halter: TOTLAUFEN

Beitrag von NIPIAN » 22. Juni 2012, 13:19

Hoi,


der Spiegel hat die Aussagekraft eines Fußballs. Nach außen hin harte Schale und innen hohl. Es geht um die Quelle der Information:
http://www.princeton.edu/~icouzin/Couzin&Franks.pdf [Proc Biol Sci. 2003 Jan 22;270(1511):139-46.]
Das Phänomen der "circular mills". Nachzulesen auf Seite 4 mit Weiterleitung zu anderen Veröffentlichungen.


Eine jüngere Veröffentlichung: http://www.plosbiology.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pbio.0000037. Diese verlinkt unter anderem auf die oben genannte.
[Delsuc F (2003) Army Ants Trapped by Their Evolutionary History. PLoS Biol 1(2): e37. doi:10.1371/journal.pbio.0000037]



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#30 AW: Aufruf an alle Halter: TOTLAUFEN

Beitrag von Imago » 22. Juni 2012, 13:29

Hallo NIPIAN!

Du hast geschrieben:


Worin hast Du das gelesen?


Ich gab Dir die Antwort.

Stelle zukünftig Deine Frage konkreter mit der Bitte der Urspungsquelle, dann brauchst Du Dir die Antwort auch nicht selbst geben, umschmückt mit einem patzigen Beitrag und der Bemerkung:


Es geht um die Quelle der Information


Du legst es so aus, als ob ich einen Fehler gemacht habe. So lässt es sich zumindest lesen.

Konkrete Fragen = Konkrete Antworten.

Ich werde hier nie wissenschaftliche Arbeiten verlinken, weil die meisten nichts damit anfangen können.

Der Beitrag soll kein Angriff sein, sondern einfach mal als Beispiel dienen, wie schnell man sich, höchst wahrscheinlich unbegründet, auf den Schlipps getreten fühlen kann, wenn sein Gegenüber keine Höflichkeitsformeln benutzt, und sich selbst eine Frage beantwortet die er im Vorfeld keinem gestellt hat!

LG Imago



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NIPIAN
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#31 AW: Aufruf an alle Halter: TOTLAUFEN

Beitrag von NIPIAN » 22. Juni 2012, 13:42

Hoi,


ich habe lediglich deine Informationen spezifiziert, Unschärfe aus verallgemeinernden Informationsquellen herausgenommen. Aus den Unterlagen geht hervor, dass diese Verhaltensweise bei Eciton burchelli durch äußere Umstände (z.B. Separation + Regen) bedingt ist. Das ist bei uns nicht der Fall.
Unsere Ameisen verhalten sich in unmittelbarer Nähe zum eigenen Volk auf diese Art und Weise.
Diesen Ausschluss kann man mit deinen Quellen nicht machen, da nicht enthalten. Mit meinen hingegen deutlich eher.

Damit stellt sich unter anderem die Frage: lassen sich unsere Ameisen bei dem von unserer beschriebenen Art des Totlaufens durch Pheromone beeinflussen? Denn Tabernakels Link (-> Publikation!) ist diesbezüglich hilfreich. Leider fehlt eine eindeutige Aussage bezüglich der Nutzung der Antennen zur Kommunikation und Wegerkundung.



Imago
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#32 AW: Aufruf an alle Halter: TOTLAUFEN

Beitrag von Imago » 22. Juni 2012, 13:53

Hallo NIPIAN!

Wie geschrieben, sollte das auch bei weitem kein Angriff sein. Also unter den Tisch damit, wollte nur mal darauf hinweisen, das Höflichkeitsformen wie bitte und danke auch in dem Buchstabensalat von Forenbeiträgen ihren positiven Beitrag leisten.

Ich denke nicht, denn allem Anschein nach meiden sie das vorherige System was ihr Leben bestimmt hat. Sie "koppeln" sich aus. Das tun ja die Eciton burchelli nicht. Bei denen handelt es sich ja nicht um eine (notwendige) im Verhaltsnmuster verstrickte Abfolge des Sterbens, sondern sie müssen eine für sie undurchsichtige Situation meistern, was sie im aktuellen Stadium der Entwicklung noch nicht schaffen. Weil ihnen etwas vorgekaukelt wird, was sie in ihrem Verhaltensmuster nicht kennen. Sonst könnte diese Ameise ja aktiv Probleme lösen und erkennen das sie in die Irre geführt wird. Das wäre dann schon wieder ein Zeichen von höherer Intelligenz.

So sehe ich das zumindest.

LG Imago



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