Vorteile Lasius niger

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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swagman
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#9 AW: Vorteile Lasius niger

Beitrag von swagman » 27. Dezember 2008, 11:19

Hallo.

Ich persönlich bevorzuge die verschiedenen Serviformica Arten.
Sie sind größer, sehr agil wenn es warm genug ist, haben mehrere Königinnen was ich auch interessant finde und sind durchaus auch aggressiv. Zumindest in der Haltung, wenn vielleicht auch nicht im Freiland.

Was ich nicht ganz verstehe ist, warum ihr die so wenig findet? Vielleicht solltet ihr mal gezielt nach ihren Nestern suchen und sie ein wenig im Freiland beobachten/studieren.
Wenn ihr sie erstmal näher kennen gelernt habt, findet ihr die auch überall. Serviformica kommt nicht nur im Wald vor, sondern auch mitten im Siedlungsbereich. Mit steigender Erfahrung klappt das finden so gut, dass man nicht mal auf furagierende Arbeiterinnen egal welcher Ameisenart achten muss. Irgendwann wisst ihr von vornherein wo sie ihre Nester am liebsten anlegen und müsst nur nach solchen Stellen suchen und ihr werden die Ameisen finden.
Oder wie ein altes Sprichwort der nordamerikanischen Indianer besagt: Der Boden selbst besteht aus Ameisen! Glaubst du nicht? Dann grabe ein Loch und du wirst sie schon finden.



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TRIA
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#10 AW: Vorteile Lasius niger

Beitrag von TRIA » 27. Dezember 2008, 11:42

Was ich nicht ganz verstehe ist, warum ihr die so wenig findet? Vielleicht solltet ihr mal gezielt nach ihren Nestern suchen und sie ein wenig im Freiland beobachten/studieren.

Wirst es nicht glauben, aber ich habe hier wirklich keine in Britz. Was ich dafür finde ist Formica cinerea und rufibarbis, warum auch immer hmm.


Eines Tages wird sich die Sonne zum roten Riesen aufblähen, die Erde verschlingen und das Universum wird über uns herzlich lachen.

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Frank Mattheis
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#11 AW: Vorteile Lasius niger

Beitrag von Frank Mattheis » 27. Dezember 2008, 18:12

He Tria, nichts für ungut, aber das sind nahe Verwandte der fusca, ebenso wie sie zur Serviformica-Gruppe zählend.
Es gibt hier eine ganze Menge interessanter Arten, mit unterschiedlichen Aussehen und teilweise sogar sehr unterschiedlichen Verhalten. ZB. die cinerea. Sie ist eine Pionier-Art, besiedelt verwüstete Landstriche als erste, ein Beispiel ist das vom Braunkohletagebau verwüstete Gebiet im deutschen Osten. Cinerea bildet anders als andere Serviformica riesige Superkolonien, ist wehrhaft und hält im Kolonieverband leicht Räuber wie die Raptiformica sanguinea fern oder zumindest unter Kontrolle. Die Art siedelt auch oft in wüstenhaften Biotopen im Stadtgebiet, zwischen Gehwegplatten, an Stassenrändern usw.. Voraussetzung für diese Art ist aber sicher Sandboden, weswegen sie in Ost- und Norddeutschland häufiger anzutreffen ist. Cinerea baut als einzige Serviformica Tunnels und Strassen, die von den Individuen ähnlich belaufen werden wie bei Lasius-Arten. Die Strassen sind oft so stark belaufen, dass sie zu Hohlwegen werden, im weiteren Verlauf werden können daraus wie gesagt Tunnels werden. Oft führen sie zu Bäumen wie Birken, auf denen Rinden- und Blattläuse gehegt werden.
Serviformica rufibarbis und die Schwesternart S. glauca (...die hat einen neuen Namen verpasst bekommen...:(...) leben und auf an Trockenrasen, auf Weiden usw.. Sie werden wie auch Serviformica cunicularia von Polyergus rufescens, der Amazonenameise heimgesucht.
Es gibt weitere Serviformica-Arten, S. lemani, gagates, in der Nähe der Alpen S. selysi, die der cinerea ähnelt.
Interessant noch zu erwähnen wäre die Art S. transkaucasica. Leider selten in D. Ich fand sie auf sehr feuchten Viehweiden in der Nähe Sonthofens im Allgäu. Sie nistet dort tatsächlich an nassesten Stellen. Bei der Art fiel mir immer wieder die für Serviformica untypische Varabilität der Körpergrössen der Arbeiterinnen auf. Eigentlich ist diese Art polymorph.

LG, Frank.



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TRIA
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#12 AW: Vorteile Lasius niger

Beitrag von TRIA » 27. Dezember 2008, 21:19

He Tria, nichts für ungut, aber das sind nahe Verwandte der fusca, ebenso wie sie zur Serviformica-Gruppe zählend.

Das weiss ich ja, es ging ja um F. fusca und die finde ich hier nicht :) Aber wie du schon geschrieben hast, liegt es wohl hier am sandigem Boden das sie sich hier so wohl fühlen und in Massen auftreten. Ich verbringe machmal Stunden bei "meinem" Meganest, einfach toll das gewusel zu beobachten :) Ist auch meine Lieblingsmeise unter den Heimischen.


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#13 AW: Vorteile Lasius niger

Beitrag von Myrmecophaga tridactyla » 28. Dezember 2008, 13:52

TPE hat geschrieben:Hallo,
ich frage mich wirklich manchmal, warum denn so viele Halter mit Lasius niger anfangen und so wenige bei Formica fusca.



Beide wären mir zu schwierig. Wann einwintern? Wie kalt? Langsam runterkühlen oder schnell? Im ganzen Nest die gleiche Temperatur oder nicht? Wann auswintern? Ebenfalls langsam oder schnell aufwärmen? Wie findet man raus, ob die Ameisen auch 'ausgeruht' sind von der Winterruhe? Wieviel im Winter füttern? Nichts? Glaub ich nicht!
Das ist extrem schwer. Vor allem der Test, ob die Winterruhe auch den Erfolg brachte, den sie sollte.

Beide Arten wären mir auch zu langweilig. Ameisen sieht man überall in der Natur. Zu einer Haltung zuhause sollte man doch Arten haben, die ungewöhnlich sind, nicht die Feld-Wald-Wiesenameise.

Ich finde Manica rubida schöner, eben weil sie stechen kann und Lasius flavus, weil sie so große Nester baut und eher unterirdisch lebt. Fragt sich, ob man nicht auch morsches Holz für Lasius flavus anbieten kann, in das sie selbst ein Nest bauen. Aber ich würde keine Allerweltsameise halten wollen, die man draußen auch ständig sieht. Holzameisen sind schon was anderes, weil man sie ja eher selten beobachtet, wie sie im Holz ein Nest bauen.
Faszinierend wäre es, Manica rubida anstatt von Insektiziden gegen Insekten einzusetzen.

Gruß



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TRIA
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#14 AW: Vorteile Lasius niger

Beitrag von TRIA » 28. Dezember 2008, 13:57

Wann einwintern? Wie kalt? Langsam runterkühlen oder schnell? Im ganzen Nest die gleiche Temperatur oder nicht? Wann auswintern? Ebenfalls langsam oder schnell aufwärmen? Wie findet man raus, ob die Ameisen auch 'ausgeruht' sind von der Winterruhe? Wieviel im Winter füttern? Nichts? Glaub ich nicht!


Alles Fragen, die ein echt Interessierter, sich im Forum beantworten kann .Hast du es schon mal mit lesen versucht?


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#15 AW: Vorteile Lasius niger

Beitrag von Schildkroet » 28. Dezember 2008, 14:36

TPE hat geschrieben:Na, na, na so ist das ja auch nicht.
In der Beschreibung Lasius niger steht zwar "sehr aggressiv", aber in der Beschreibung Formica fusca steht "sehr interessant zu beobachten".
Also zwei Gegensätze, die sich gegenseitig wieder aufheben.


Da muss ich eben PHiL mal beistehen ;)

Formica fusca ist in der Tat eine wenig aggressive Art! Sie gehen Konflikten, vorallem mit anderen Arten, lieber aus dem Weg, was sie zu der von PHiL beschriebenen "Lusche der Dominanzhierarchie" macht!

Lasius niger ist dagegen ein wahrer "Giftzwerg"! Wehrhaft und ein absolut harter Knochen!

Es ist klar, dass alle Ameisen bei einer Neststörung aggressiv werden, um das Nest zu verteidigen, aber in der sonstigen Lebensweise gibt es eben unterschiede!
Recht nette Aspekte für die Unterscheidung, auch von nah-verwandter Arten, hat Frank Mattheis genannt!
Es gibt also wirklich die "pazifistischeren" Ameisen, die beliebtere somit Angriffsziele darstellen und aufgrund ihrer Aggressivität eine Opferrolle darstellen!

Inwiefern das nun für einen Einsteiger entscheidend ist, lässt sich denke ich schwer sagen, denn die Erwartungen an die Ameisen unterscheiden sich auch!
Es gibt Einsteiger, die wollen sehen wie Heimchen gejagt und zerlegt werden, es gibt aber auch Einsteiger die sich mit dem Sozialleben der Kolonie beschäftigen wollen!
Somit ist die "Einsteigerart-Schlecht-Hin" sowieso nie gegeben, da es immer von den Wünschen des Einsteigers abhängig ist!
Doch diese Wünsche sind auch davon abhängig, was man bereit ist, zu geben. Lasius niger sind eben relativ anspruchslos und werden trotzdem volksstark, was für viele Einsteiger ein entscheidender Punkt ist!

Polygynie mag schon ein interessanter Aspekt in Bezug auf die Lebenserwartung der Kolonie sein, doch ist nicht bei jedem Einsteiger gesagt, dass er die Ameisen unbedingt lange behalten will, und das seine Kolonie den Hochzeitsflug vollzieht!
Ein Einsteiger beginnt erst sich mit dem Thema Ameisenhaltung auseinander zu setzen und probiert quasi aus, ob es ihm das gibt, was er sich erhofft. Viele Einsteiger hören nach wenigen Wochen/Monaten/Jahren auf, weshalb sie sich nicht unbedingt eine Kolonie anschaffen müssen, die Jahrzehnte übersteht!

Aufgrund der einfachen Haltungsbedingungen, des Preis-Leistungs-Verhältnisses in Bezug auf das Kolonieleben (viele Individuen, aggressive Jäger) und den Aspekt, dass es viele Informationen über diese häufig gehaltene Art gibt, wird denke ich hauptsächlich Lasius niger als Einsteigerart empfohlen!


___Schildkroet


<Eine eigene Meinung ist gut, sie weiter entwickeln zu können, ist besser>
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swagman
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#16 AW: Vorteile Lasius niger

Beitrag von swagman » 28. Dezember 2008, 15:51

Schildkroet hat geschrieben:Formica fusca ist in der Tat eine wenig aggressive Art! Sie gehen Konflikten, vorallem mit anderen Arten, lieber aus dem Weg, was sie zu der von PHiL beschriebenen "Lusche der Dominanzhierarchie" macht!

Das stimmt schon, dennoch spielt dies bei der Haltung meiner Meinung nach keine große Rolle. Die Serviformica leben in ihrem Becken und müssen sich nicht gegen andere Arten verteidigen.
Gegenüber Beutetieren können sie allerdings auch recht aggressiv zu werke gehen. Gerade wegen ihrer Größe. Ähnlich den Waldameisen können durchaus größere Beutetiere, von mehreren Arbeiterinnen in Zusammenarbeit, überwältigt werden.
Und, wie gesagt, wenn es warm genug ist können diese Ameisen, besonders die F. cinerea, ganz schön wuselig und schnell werden. Allerdings lässt sich das im Freiland um einiges besser beobachten. Einfach, weil ein Becken nicht groß genug sein kann damit sich das hier voll entfalten könnte.

Schildkroet hat geschrieben:Polygynie mag schon ein interessanter Aspekt in Bezug auf die Lebenserwartung der Kolonie sein, doch ist nicht bei jedem Einsteiger gesagt, dass er die Ameisen unbedingt lange behalten will, und das seine Kolonie den Hochzeitsflug vollzieht!

Wobei Königinnen polygyner Arten meist eine kürzere Lebenserwartung haben als monogyne. Nicht zuletzt werden Lasius niger Königinnen fast 30 Jahre alt.
Wenn nicht begattete Jungköniginnen adoptiert werden, wird eine Formica Kolonie in Gefangenschaft sicherlich nicht so alt werden.



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