Lasius cf. turcicus?

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#9 AW: Lasius cf. turcicus?

Beitrag von Gast » 8. Dezember 2012, 10:51

Zu antshop.ch (# 6):

Wie bereits richtig bemerkt wurde (# 7):
„Wir haben diese Art vor dem anbieten korrekt bestimmen und als in der Schweiz NICHT invasiv bestätigen lassen.“
Eine korrekte Bestimmung ergibt einen Artnamen, nicht den Hinweis auf eine ähnlich aussehende Art, mit der das Shop-Produkt vergleichbar sein soll. Nichts anderes bedeutet das „cf.“
Wie man eine nicht exakt bestimmte Art als „NICHT invasiv“ deklarieren kann, ist mir absolut rätselhaft. Das Schwyzerdütsch hat gewisse Tücken, aber so groß sind die Unterschiede m. E. wohl doch nicht, dass diese Angabe in der Landessprache richtig und nur diesseits (deutschseits) der Grenze falsch sein könnte.

Ganz unverständlich ist mir der Hinweis auf die D/CH-Grenze: Unabhängig von jeglicher landestypischen Einstufung von Arten als invasiv oder nicht invasiv dürfte es den Ameisen selbst herzlich wurscht sein. Nicht ganz so egal dürfte es den Schweizern sein, wenn sie plötzlich mit einer invasiven Ameisenart konfrontiert sind, die bisher nicht in der Liste steht.
Die verlinkte Liste sagt auch absolut nichts über „invasiv“ aus: Es ist lediglich eine Aufzählung der Meldungen tropischer Ameisenarten, die der „Beratungsstelle Schädlingsbekämpfung“ bis 6. Okt. 2012 bekannt geworden sind. Die Meldungen beziehen sich auf den Zeitraum 1997 bis 2012.

„Invasiv“ ist leider ein wachsweicher Begriff, den sich jeder nach Gutdünken zurecht biegen und uminterpretieren kann. Umschrieben als „auffällig und lästig bis schädlich werdend“ wäre vielleicht deutlicher. Dabei kann es, wie auch hier im AF bereits wiederholt vermerkt, von der Einschleppung/Freisetzung einer ausländischen Art bis zum Zeitpunkt des Auffallens durchaus mehrere Jahrzehnte dauern.
Hier gewinnt die Vorsorge eine besondere Bedeutung. Jede ausländische Art, die bei uns Lebensraum findet, ob im Freien oder „nur“ in Wohngebäuden bzw. Warmhäusern kann so zur tickenden Zeitbombe werden. So ähnlich hat das ja auch AIS (#8) formuliert.

Und The_Paranoid (# 7):
„Das Ökosystem Erde hat keinen Status Quo. Es ist ein sich kontinuierlich veränderndes System. Arten gehen unter, neue Arten entstehen, verdrängen andere Arten, usw. Sollen wir als invasivste Art überhaupt uns da wirklich so drüber aufregen?“
Ich werde keinesfalls unsere heftigen Diskussionen über dieses Thema hier nochmals aufwärmen. Sie haben noch immer nicht verstanden, dass der zeitliche Ablauf ganz ungeheuer verschieden ist, wenn Sie die natürlichen, +/- kontinuierlichen Veränderungen von Faunen und Floren über Hunderttausende oder Millionen von Jahren mit den katastrophalen Umwälzungen gleichsetzen, die WIR, der Mensch, innerhalb weniger Jahrhunderte, neuerdings weniger Jahre, verursachen. Sie sind doch Biologe, oder?
Auch das immer wieder hervorgeholte Argument, dass der Mensch die invasivste Art sei, ist nicht überzeugend. Im Gegensatz zu Ratten, Schaben und Pharaoameisen kann der Mensch (angeblich) die Folgen seines Handelns abwägen und steuern.

Unabhängig von aller Diskussion: Was die Ameisenhändler und –Halter betreiben, ist alles völlig legal. Verkauf und Haltung ausländischer Ameisen sind in Deutschland und Nachbarländern nicht verboten (mit Ausnahme von CITES-Arten, für die man eine Genehmigung benötigt, aber solche Ameisen gibt es nicht). Riskante Arten hier zu verteilen ist also kein Verstoß gegen irgendein Gesetz. Es ist nur ein Verstoß gegen die Vernunft.

Merkur



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Europäische Ameisenarten & Allgemeines“