Einwintern von Lasius niger - 3. Winter

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Schnorky
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#1 Einwintern von Lasius niger - 3. Winter

Beitrag von Schnorky » 13. März 2011, 01:57

Hallo zusammen,

ich verfolge euer Forum nun seit gut 2-3 Jahren. Seit Februar 2009 halte ich nun eine Kolonie Lasius niger. Nachdem das Überwintern dieses Jahr eher schlecht als recht funktioniert hat, schreibe ich hier auch einmal ein paar Sätze zu diesem Thema. Vielleicht hat ja jemand einen schlauen Tipp für das nächste Mal...

Die Situation:
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Die Kolonie Lasius niger hat jetzt 3 Winter hinter sich - davon 2 bei mir - und hat eine relativ stattliche Größe erreicht. Die Gyne hab ich seit letztem Sommer in dem Gewimmel nicht mehr gesichtet und ich habe keinerlei Möglichkeit mehr, zu zählen :)
Die Anlage besteht aus einer Arena (30x20), einem separaten Ytong-Nest(30x20), einer Farm (40x30) und so ca. 2,5m Schlauchsystem.
Das Ytong-Nest hab ich im ersten Jahr der Haltung zusammen gestümpert und geht so langsam aus dem Leim - vor allem im Bereich der Schlauchanbindungen.
Viel zu oft geflickt:
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Der Wassertank ist der Haupt-Aufenthaltsraum geworden:
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Deshalb kam im zweiten Jahr die Farm dazu. Die Idee war, den Ytong unattraktiv zu machen und die Ameisen zum Umzug zu bewegen. Zu diesem Zeitpunkt war die Arena schon komplett untertunnelt und die Ameisen einfach überall wohnhaft.
Leider ist Lasius niger nun wirklich sehr stur und hat trotz aller meiner Versuche die Farm den ganzen Sommer über ignoriert - keinen Fuß ham sie reingesetzt :fluchen:
Die Farm - bis knapp unter die rote Folie mit Sand/Lehm gefüllt, der Rest ist Aushub von den Ameisen:
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Ohne Folie:
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Die Arena:

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Das Chaos:

Kurz vor Einleitung der Winterruhe haben sie dann tatsächlich angefangen, in der neuen Farm zu buddeln. Das war aber zu spät, denn jeden Herbst kommen die Ameisen bei mir auf den Balkon zum Einleiten der Winterruhe. Ende September kam die gesamte Anlage ins Freie, als ich dann Mitte November beruflich umgezogen bin hätten sie also längst "schlafen" müssen.
Aber auch das haben sie völlig ignoriert und einfach weitergebuddelt. Als es dann so richtig kalt wurde, war die eine Hälfte des Volks in der Farm, die andere Hälfte im Ytong und viele andere in den Schläuchen und unter der Arena. Im November waren die Tierchen zwar eher steifbeinig unterwegs, aber immer noch unterwegs - überall verstreut!.
Mir blieb also nichts anderes übrig, als die Anlage komplett einzuwintern. Dazu habe ich zwei große Umzugskartons mit Styropor ausgekleidet - in den einen kam die Farm, in den anderen der ganze Rest. Beide Hälften des Volks haben also faktisch getrennt auf der Terasse der neuen Wohnung überwintert.
Die Bauaktivitäten in der Farm haben sich im Winter verlangsamt, wurden aber scheinbar fortgesetzt - zumindest wurden die Scheiben verkleistert. Von Wintertraube keine Spur - die Ameisen waren auch bei tiefstem Frost lose überall verteilt.
Zuguterletzt hat dann auch noch in den letzten Wochen die Arena angefangen, massiv zu schimmeln - Kondenswasser und ein paar warme Tage. Deshalb habe ich die Ameisen diese Woche wieder "ausgewintert".

Das Auswintern:
Wegen all dieser Pleiten habe ich mir wirkliche Sorgen gemacht, aber erstaunlicherweise sind keine nennenswerten Verluste zu beklagen - es sind erst 4 Leichen zur Oberfläche getragen worden. Lasius niger sind wohl tatsächlich unzerstörbar :clap:
Während ich das hier schreibe, findet eine Völkerwanderung statt. Es scheint so, als ob der Nachwuchs wieder zurück getragen wird in den Ytong. Die beiden Völkerhälften verstehen sich also noch immer prima.

Die große Frage:

Wenn die Kolonie dieses Jahr wieder um den Faktor 10 oder 20 wächst - wie letztes Jahr - wie schaffe ich es, alle geregelt einzuwintern? Sprich: ein einziges Nest, nicht die ganze Anlage? Wie macht ihr das bei noch größeren Anlagen?



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Soulfire
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#2 AW: Einwintern von Lasius niger - 3. Winter

Beitrag von Soulfire » 13. März 2011, 12:42

Meine Idee dazu wäre (wirklich nur Idee, da ich keine so große Kolonie habe), bastel ein ausreichend !großes! Y-Tongnest, befeuchte das gut, erwärme es evtl. zwischendurch und lass den Rest komplett austrocknen.
Dann hoffe, dass sie allesamt in den Y-Tong ziehen... :)
Vielleicht schaffst du es auch die Arena so umzugestalten, dass sie dort keine Möglichkeit haben, sich einzubuddeln (z.B. Bodengrund aus Gips o.ä.).
Etwas anderes würde mir spontan nicht einfallen, aber bis zum Winter ist ja noch Zeit :)


Kleingeister brauchen Ordnung, Ein Genie beherrscht das Chaos!

Ich halte Formica sanguinea, Temnothorax cf. nylanderi, Lasius cf. flavus, Lasius cf. niger, Formica rufibarbis, Formica cunicularia, Tetramorium sp., Camponotus vagus

Schnorky
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#3 AW: Einwintern von Lasius niger - 3. Winter

Beitrag von Schnorky » 13. März 2011, 14:32

Hallo Soulfire,

mein Plan für dieses Jahr wäre folgender gewesen:

- Den Ytong und die Arena austrocknen lassen
- Die Farm ein bisschen feuchter zu halten als letztes Jahr (also ca. 2mal die Woche ein bisschen Wasser)
- Falls das Völkchen sich für einen Standort entscheiden sollte diesen Sommer bin ich glücklich. Ich kann auch damit leben, dass sie sich komplett für den alten Ytong entscheiden.

Ärgerlich ist vor allem die Tatsache, dass ich die komplette Anlage einwintern musste. Im Jahr zuvor habe ich einfach den Ytong in den Kühlschrank gestellt und die Sache war gegessen.

Eine zweite Frage wäre: wie leitet ihr die Winterruhe ein? Ich nehme mal an, dass die meisten ihre Kolonien in Wohnräumen lagern, in denen es keine große Temperaturabsenkung geben wird. Wie kühlt ihr die Anlage so weit ab, dass die Ameisen den Winter einleiten?



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Nymphe
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#4 AW: Einwintern von Lasius niger - 3. Winter

Beitrag von Nymphe » 19. April 2011, 03:05

Schnorky hat geschrieben:Eine zweite Frage wäre: wie leitet ihr die Winterruhe ein? Ich nehme mal an, dass die meisten ihre Kolonien in Wohnräumen lagern, in denen es keine große Temperaturabsenkung geben wird. Wie kühlt ihr die Anlage so weit ab, dass die Ameisen den Winter einleiten?


Meine L. niger hatten in ihren beiden bisherigen Wintern ihre Außenaktivität jeweils Anfang Oktober selbständig so weit runtergefahren, dass ich irgendwann mal, als zufällig gerade alle im Nest waren, den Schlauch abklemmen und einen Wattestopfen in den Nesteingang packen konnte. Dann hab ich den Ytong in den Kühlschrank gestellt. Ich habe einen Extra-Kühlschrank für meine diversen Tiere, der sich von ca. 15°C runterregeln lässt. Damit gibt es einmal einen Temperatursprung von ca 5°C von Zimmertemperatur auf Kühlschrank, danach stelle ich das Teil einmal pro Woche ein paar Grad kühler.

Wie ich das mache, wenn die Kolonie größer und u.U. weniger kooperativ ist, weiss ich noch nicht so genau. Der grobe Plan bisher: Nest abklemmen und wie gehabt in den Kühlschrank stellen, die übrigenen Arbeiterinnen aus der Arena einsammeln/-saugen und in einer Dose mit in den Kühlschrank packen, einen kurzen, plötzlichen Wintereinbruch simulieren, bis alle träge sind, Doseninhalt per Trichter und Schlauch ins Nest zu den anderen kippen, dann wieder auf 15°C erwärmen und normal einwintern.

Mich würde allerdings interessieren, ob es nicht auch einfacher geht.


Bestand: Lasius cf. niger von 2009 (Haltungsbericht) - 2x Lasius cf. flavus von 2012
Ausserdem diverse andere Land-Wirbellose und eine Gruppe Blindschleichen (Anguis fragilis).

Sahal
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#5 AW: Einwintern von Lasius niger - 3. Winter

Beitrag von Sahal » 19. April 2011, 11:44

sawasdee krub

Deine Haltung klingt irgendwie nach :irre:

Das die Arena mit 30x20cm erheblich zu klein ist, sollte auf der Hand liegen!
Du solltest jetzt >1000 Arbeiterinnen haben, und entsprechend rege Außentätigkeit!
Tue Dir und den Ameisen ein Gefallen und stelle ein großes Becken zur Verfügung... genug Platz scheinst Du ja zu haben.
In diesem neuen Becken bringst Du einen Bodengrund ein, in den sich die Biester nicht eingraben können... hier zB einfacher trockener Sand aus dem Sandkasten, ohne Lehm, 1/2cm dick aufgetragen. Nebenbei kannst Du die schwarzen Arbeiterinnen auf hellem Bodengrund auch besser sehen :) Zusätzliche Äste werden den Auslauf arg vergrößern!

Leider, für den Halter, legen Lasius niger gerne Satelliten-Nester an, dh sie bauen kleine zusätzliche Nester nahe der Beute bzw in für die Brut günstigere Bereiche und legen sogar Pavillons für ihre Läuse an... Rom hatte ein Vorbild :D
Sie können also im Sommer ohne Probleme drei oder vier separate Nester bewohnen, und den Halter damit in den Wahnsinn treiben, da sie alles besiedeln, nur exakt das vom Halter gewünschte Nest stumpf ignorieren.

Gegen Herbst ziehen sie sich dann allgemein wieder ins Hauptnest zurück und fröhnen dem Nichtstun.
Die von Dir beobachtete Situation kenne ich dann, wenn die Ameisen nicht selbst in die Vorbereitung zur Winterruhe gegangen sind und/oder einfach kein geeignetes Nest finden und versuchen, noch schnell eine Behausung aus dem Boden zu stampfen. (Hab mal schrottgenervt einem Volk den Porenbeton weggenommen :p)

Biete den Kleinen dieses Jahr (neben der größeren Arena) einen großzügigen Porenbeton mit vielen kleinen Kammern an, und forciere den Umzug. Du wirst sehen, dass sie im Oktober dann wieder "normal" in die Winterruhe gehen und sich ins Hauptnest zurückziehen, sobald sie in die Vorbereitung zur Winterruhe gehen und es kälter wird.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

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