Frage zu einer Beobachtung von Formica pratensis

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AmeisenFanAlheim
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#1 Frage zu einer Beobachtung von Formica pratensis

Beitrag von AmeisenFanAlheim » 12. Mai 2022, 20:28

Hallo,
ich bin neu in diesem Forum und weiß nicht ganz ob meine Fragestellung hier angemessen ist. Sollte sie das nicht sein, bitte ich darauf hinzuweisen. Ich würde nämlich gerne in diesem Forum verbleiben können. Mit dieser Aussage vorweg nun zu meiner Frage:

Ich konnte eine Gruppe von 30-40 Tieren von Formica pratensis in der Nähe meines Wohnortes beobachten. Die Bestimmung der Art erfolgte mutmaßlich, denn ich habe kein Exemplar unter der Lupe untersucht. Allerdings gibt es im Abstand von zwei- bis dreihundert Metern ein 5 Jähriges Nest, von dem ich eindeutig sagen kann, dass es Formica pratensis angehört. Die mit dem Auge zu erkennende Färbung der Tiere entspricht außerdem meiner Vermutung. Die Umgebung der Beobachtung gestaltete sich wie folgt: Die Tiere befanden sich auf einem nicht begrünten, trockenen Stück Boden (ungefähr 1 Meter im Durchmesser). Das Stück Boden selbst befindet sich auf einem Westwärts gerichtetem Wegrain mit direkter Sonneneinstrahlung. Die Außentemperatur zum Zeitpunkt der Beobachtung betrug 20 Grad Celsius. Die Umgebung des Beobachtungsortes zeichnet sich durch mehrere, zum Zeitpunkt der Beobachtung brach-liegende, Weiden aus. Auf den Weiden kommen vereinzelt Bäume vor, so auch in circa 3 Metern Entfernung zum Beobachtungsort. Ein kleines Waldstück ist 100-200 Meter entfernt.

Die meisten Exemplare waren um eine Gyne gehäuft, während der Rest der Gruppe an den Randstücken oder zwischen Rand und Gyne patrouillierte. Die Tiere auf und um dieGynetasteten sie immer wieder mit Fühlern und/oder Vorderläufen ab. Ich konnte keine Anzeichen für ein Nahegelegenes Nest entdecken. Außerdem ist mir aufgefallen, dass die Arbeiterinnen in ihrer Größe auffällig variierten. Da meines Wissens nach Formica pratensis über keine Soldatenkaste verfügt, gehe ich davon aus, dass es sich um Arbeiterinnen verschiedenen Alters gehandelt haben muss.
Was habe ich dort also beobachtet? Soweit ich informiert bin gründet Formica pratensis sozialparasitär. Also wo war die Wirtsspezies, bzw. was haben dort die Arbeiterinnen zu suchen? Oder entsprachen Gyne und Arbeiterinnen evtl. nur ähnlich aussehenden Gattungen und die Gyne war gerade dabei ein Nest zur Infiltration zu suchen, wobei sie auf diese Gruppe Arbeiterinnen stieß? Welche Möglichkeiten gibt es noch dafür eine Gyne fernab eines Nests zu finden, außer bei der Nestgründung, und welche Rolle könnten die Arbeiterinnen dabei gespielt haben? Oder handelt es sich um ein Nest in einer so frühen Entwicklungsphase, dass es einfach noch nicht zu erkennen war?

Ich werde den Ort die nächsten Tage beobachten, in der Hoffnung mehr Daten (oder auch eine Erklärung) liefern zu können. Meine Fragen gelten aber trotzdem.

Ich bedanke mich für jede Antwort.
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Erne
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#2 Frage zu einer Beobachtung von Formica pratensis

Beitrag von Erne » 13. Mai 2022, 12:58

Willkommen bei uns im Ameisenforum.

Interessante Beobachtung die Du beschreibst, so ein Glück ist eher selten.
Um abzuklären was da abgelaufen ist, vielleicht gibt es dazu weitere Möglichkeiten.
Die Art schwärmt zurzeit, durchaus denkbar, dass es eine Königin war, die in ein Wirtsvolk versuchte einzuwandern.

Es ist durchaus normal, dass Arbeiterinnen einer Art unterschiedliche Größen aufweisen.
Sind Arbeiterinnen geschlüpft, wachsen diese nicht mehr.
Ameisen der Gattung Formica können richtig viel Futter aufnehmen, mit der Folge, dass deren Gaster stark anschwellen.
Könnte so gedeutet werden, das Ameisen größer werden, wachsen.
Haben sie das Futter wieder abgegeben, ist deren Größe wieder normal.

Grüße Wolfgang



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#3 Frage zu einer Beobachtung von Formica pratensis

Beitrag von AmeisenFanAlheim » 13. Mai 2022, 15:24

Hallo, ein Update zur Situation:
Ich habe die Stelle heute nochmals besucht und dabei einen einzelnen Bodenzugang gefunden, der auch von den Arbeiterinnen benutzt wird. Wahrscheinlich ist er mir am Tag der ursprünglichen Beobachtung durch den vielfältigen Betrieb nicht aufgefallen. Der Eingang befindet sich allerdings 10-20cm von der Stelle entfernt, an welcher sich die Arbeiterinnen um die Gyne gescharrt hatten. Damit ist zwar geklärt das es sich um ein Nest handeln muss (wohl tatsächlich ein sehr junges) aber noch nicht warum sich die Gyne so lange an der Oberfläche aufgehalten hat. Vielleicht war es dann doch eine Adoption einer frisch begatteten Königin?
Ich möchte auch anmerken das die Exemplare auf meine Anwesenheit deutlich bewusster reagiert haben als gestern. Während sie mich am Vortag zu ignorieren schienen, sammelten sich heute eine Vielzahl von Arbeiterinnen um meinen Fuß, obwohl dieser, wie am Tag zuvor, einen halben Meter von der Beobachtungsstelle entfernt war. Ich konnte ebenfalls beobachten, dass die Arbeiterinnen den Abbau von Materialien noch einige Minuten lang auf die Stelle konzentrierten, wo sich mein Fuß befand.
Gerade die letzte Beobachtung mag vielleicht trivial erscheinen, aber da man in der Fachliteratur recht wenig über das Verhalten von Ameisen jenseits ihrer artspezifischen Marker ließt, dachte ich, dass die Beobachtung evtl. doch ganz interessant sein könnte.

Ich bedanke mich darüber hinaus für den Hinweis über das Wachstum von Arbeiterinnen. Mir war nicht bewusst, dass Exemplare der Gattung Formica nicht mehr wachsen. Ich hatte einmal von einer (tropischen) Art erfahren bei denen die Arbeiterinnen wachsen bis ihr eigenes Exoskelett zu schwer für sie zum überleben wird, was darin endet, dass sie mit der Zeit immer immobiler werden und schließlich sterben. Darauf beruhte der Gedanke mit dem Wachstum. Danke mich aufgeklärt zu haben.
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