Antiquariat der Formikarien

Fotos von Formicarien und anderen Behausungen für Ameisen.
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Ossein
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#1 Antiquariat der Formikarien

Beitrag von Ossein » 28. August 2011, 20:06

[font=Book Antiqua]Die Idee entstand, nachdem ich schon hier etwas zur Geschichte der Ameisenhaltung geschrieben habe, und meine Augen aufhalten wollte nach Formikarien der Vergangenheit.
In diesem Thread will ich jetzt also alle diese sammeln.
Man mag mich für wahnsinnig altmodisch halten, aber ich finde, dass es nur der Blick in die Vergangenheit erlaubt, die Fehler derselben zu vermeiden. Und manchen gegenwärtigen Quatsch als solchen zu entlarven.
Zum einen können diese Vorgänger, i.d.R. aus der Wissenschaft, uns zeigen, welchen Weg die Myrmekologie gegangen ist. Zum anderen aber wird auch deutlich, wie sie sich entwickelt hat und was aus ihr geworden ist - meiner Meinung nach nicht unwichtig, wenn man den Jetztzustand bewerten will.

[/font]
[font=Book Antiqua]Diskussionen und Anmerkungen jeder Art bitte hier!
[/font]

[font=Times New Roman][font=Book Antiqua][size=84]
Wie in einem anderen Thread erwähnt, habe ich mir "Die Koloniegründung der einheimischen Ameisen" von H. Eidmann, ein "Sonderabdruck aus Zeitschrift für vergleichende Physiologie" vom Julius Springer Verlag Berlin, 1926, zu Gemüte geführt.
[/font]
[font=Book Antiqua]
Schon damals wurde erkannt, dass verschiedene Arten verschiedene Nester, auch in der Haltung, bevorzugen.
[/font][/SIZE][/font][font=Book Antiqua]

Für
[/font] [font=Book Antiqua]Camponotus ligniperdus wurde dieses benutzt:[/font]

Bild


[font=Book Antiqua]Dazu schreibt Eidmann: [/font]"Das Nest (Abb. 2) besteht aus einem Gipsblock G von dem Ausmaß 9 : 8 : 1,5 cm, der von drei Kammern durchbrochen ist. Die Anordnung dieser Kammern (v, I u. II) zeigt der kleine Plan rechts oben auf der Abbildung. Die Kammern sind durch Gänge miteinander verbunden und münden durch Kanäle, die die Gipswand durchbohren (1-6), nach außen. Diese Ausgänge wurden sämtlich mit Wattepfropfen verschlossen. DIe beiden Flachseiten des Gipsblocks sind mit Glasscheiben überdeckt, die durch zwei Blechkammern (hier nicht eingezeichnet) festgepreßt werden und die Beobachtung der Vorgänge im Nestinnern ermöglichen. Zur Bewässerung des Ganzen dient ein kleiner Kanal (Wk), der im Gipsblock blind endet, und in ein rechtwinkeling umgebogenes Glasröhrchen (Wr) eingesteckt ist. Dieses Röhrchen wird täglich mit Wasser gefüllt, das langsam von dem porösen Gips eingesaugt wird und eine nach oben abnehmende Feuchtigkeit im Nestinnern gewährleistet. Das Ganze ist in einem Holzgestell (Fb) so aufgestellt, daß es aufrecht steht und daß die beiden unteren Kammern (I u. II) durch Brettchen verdunkelt sind, während der Vorraum (V), der der Erdoberfläche entsprechen würde, hell bleibt. Das auf der Aufzeichnung noch eingezeichnete Futtergläschen (Fgl) wurde erst nach dem Erscheinen des ersten Arbeiters angesetzt. Zur Beobachtung wird das Nest einfach aus dem Holzgestell genommen."

[font=Times New Roman][font=Book Antiqua][size=84]Danach beschäftigt sich Eidmann mit der Gründung der Camponotus ligniperdus, die aber nicht eben glücklich endete. Daß dies ursächlich mit dem Formikarium zusammen hing halte ich für unwahrscheinlich.
Im Übrigen aber berichtet er auch davon, dass Forel eine Camponotus ligniperdus Gyne 9 Monate nicht gefüttert hatte, und dass diese sich während der Zeit erfolgreich mit einem Großteil der eigenen Brut über Wasser hielt und eine Imago durchbrachte. Eidmann führt dann ein eigenes Eyperiment an, wo die C. ligniperdus Gyne über ein Jahr lang hungerte und mehrere Arbeiterinnen hervorbrachte.
[/font]

[font=Book Antiqua]Ein seltenes Foto eines frühen "Haltungsberichts":[/font][/SIZE][/font][font=Book Antiqua]
[/font]
Bild


[font=Book Antiqua]Hier sehen wir jetzt das Nest, mit dem die Haltung von Formica sanguinea bewerkstelligte:
[/font]
Bild


[font=Book Antiqua]Und er schreibt dazu: [/font]"Zu meinem Versuch benutzte ich in diesem Falle ein vertikales Gipsnest, das sich hier wie auch früher aufs beste bewährt hat. Dieses Nest wurde von E. Meyer 1923 im Biologischen Centralblatt beschrieben und abgebildet. Ich habe es noch mit einigen Vereinfachungen versehen, so daß ich eine kurze Beschreibung voranstelle.

Abb. 8 zeigt eine Gesamtansicht des Nestes. Es besteht in der Hauptsache aus einem Gipsblock von dem Ausmaß 2 : 10 : 15 cm, der von mehreren Kammern durchbrochen ist. Die Anordnung derselben ist auf Abb. 9 zu sehen. Die oberste Kammer nimmt die ganze Breite des Gipsblockes ein. Sie dient als Vorraum (V) des eigentlichen Nestes und bleibt hell, während die übrige Partie für gewöhnlich durch Holzbrettchen (Vd) verdunkelt ist. Der Vorraum ist auf jeder Seite durch einen den Gips durchbohrenden Gang und durch Glasröhrchen mit den Futtergläschen (Fgl) verbunden.

Bild


Die eigentlichen Nestkammern (I-iV) stehen untereinander und mit dem Vorraum durch rinnenförmig eingeschnittene Gänge in Verbindung. Jede Kammer besitzt außerdem einen seitlich ausgebohrten Kanal nach der Außenwelt (5-8), Diese Kanäle haben den Zweck die Luftcirculation im Nest zu befördern und sind mit festsitzenden Wattepfropfen verschlossen. Außerdem gewähren sie den Vorteil, daß man bei Bedarf von außen her in jede Kammer gelangen kann, indem man den Wattepfropf herausnimmt und mit einer Pinzette oder einem angefeuchteten Pinsel sich die betreffende Ameise oder Larve herausholt.
Der Vorraum steht durch 2 Kanäle (1 u. 2) mit der Außenwelt in Verbindung, von denen der eine (2) als Eingang in das Nest dient und mit einem Kork verschlossen ist, während der andere ebenfalls durch einen Wattebausch abgeschlossen ist. Unterhalb der untersten Wohnkammer führt ein Kanal (Wk) quer durch den ganzen Gipsblock, der der Wasserzufuhr dient und sich auf beiden Seiten in die rechtswinkelig nach oben abgeknickten Wasserstandsröhren (Wr) fortsetzt. Durch diese Röhren wird von Zeit zu Zeit Wasser eingefüllt, wodurch der Gipsblock in nach oben abnehmender Intensität durchgefeuchtet wird, so daß sich die Ameisen den ihnen zusagenden Feuchtigkeitsgrad nach Belieben aussuchen können. Die Wasserstandsröhrchen kittet man mit dlüssigem Paraffin fest, ebenso kann man auch die Schmalseiten des Gipsblockes mit einer dünnen Paraffinschicht überziehen.
Schließlich geht noch eine weitere Durchbohrung (9) senkrecht zur Fläche unterhalb des Wasserkanals durch den Gipsblock, die es ermöglicht diesen mit einer Schraube (S) auf einem Fußbrettchen (Fb) zu befestigen und dadurch vertikal aufzustellen. Die beiden Glasscheiben (Gl), die die Beobachtung des Nestinnern gestatten, sind nicht einfach auf den Block aufgelegt, sondern in diesen eingelassen, so daß ihre Oberfläche mit seinen Rändern eine Ebene bildet. Damit sie nicht herabfallen, werden sie oben durch eine Blechklammer (Bk1) aufgepreßt, während sie unten durch zwei senkrechte Brettchen gehalten werden.
Die Einrichtung des Nestes wird durch die beiden Verdunkelungsbrettchen (Vd) vervollständigt. Diese sitzen unten in einem Falz und werden außerdem durch zwei seitliche Blechklammern (Bk2) festgehalten. Zur Beobachtung nimmt man die Blechklammern ab und kann dann die Verdunkelungsbrettchen entfernen."

(alle Zitate aus [font=Times New Roman][font=Book Antiqua][size=84]"Die Koloniegründung der einheimischen Ameisen" von H. Eidmann, 1926)

[/font][/SIZE][/font] [font=Book Antiqua]LG, Ossein.[/font]



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#2 AW: Antiquariat der Formikarien

Beitrag von Ossein » 28. August 2011, 23:34

[align=left][font=Book Antiqua]Ein Buch macht noch kein Antiquariat, und so stelle ich noch eine kleine Zusammenfassung der gebräuchlichsten Nester der vorherigen Jahrhundertwende vor, zitiert aus[/font][/align]
[align=center][font=Book Antiqua]"Die Ameise (Schilderung ihrer Lebensweise)", von K. Escherich, 1906.[/font][/align]
[font=Book Antiqua] Der Herr war Privatdozent an der Universität Straßburg.

"Man hat deshalb versucht, die Ameisen unter künstliche Bedingungen zu bringen, welche den natürlichen möglichst nahe kommen, welche aber ermöglichen, das Treiben der Ameisen[/font][font=Book Antiqua] jederzeit, ohne eine Störung zu verursachen, beobachten zu können. Schon Huber hat solche "künstlichen Nester" bei seinen Studien angewandt; später wurde diese Methode mehrfach modifiziert, ergänzt und verfeinert, vor allem durch Lubbock, Forel, Wasmann, Janet und Miß Fielde.

[/font][font=Book Antiqua]Die gebräuchlichsten Nester sind die sogen. "Lubbock-Nester" (Fig.1). Diese zeichnen sich nicht nur durch ihre große Einfachheit aus, sondern auch dadurch, daß sie den natürlichen Bedingungen der Ameisen relativ gut Rechnung tragen.

[/font][align=center][font=Book Antiqua][img]http://img.secretpicdump.com/thumbnail_13474_71611_lubbocknestforum.jpg[/img][/font][/align]
[font=Book Antiqua]
Sie bestehen aus zwei Glasscheiben, welche durch einen Holzrahmen um einen der Größe der Ameisen entsprechenden Zwischenraum getrennt werden. Die untere Scheibe, welche den Boden des Nestes bildet, ist fest mit dem Rahmen verbunden (eingekittet), während die obere Scheibe lose aufliegt. Um das Entweichen der Ameisen zu verhindern und gleichzeitig für Luftzirkulation im Nest zu sorgen, tut man gut, auf die Oberseite des Rahmens eine Schicht Watte oder einen dicken wolligen Stoffstreifen (Flanell) aufzuleimen. In dieses Nest werden nun die zu beobachtenden Ameisen mit etwas Erde gesetzt (s.unten), und es dauert nicht lange, daß sie sich hier wohnlich einrichten, Gänge und Kammern minieren usw.
Es ist sehr wichtig, daß der Zwischenraum zwischen den beiden Glasscheiben nicht zu groß genommen wird, da sonst die Ameisen die Scheiben mit Erde verbauen und sich so den Blicken des Beobachters entziehen. Für kleinere Ameisen (Leptothorax, Tetramorium, Lasius) sind 3 1/2 bis 7mm und für größere (Formica, Camponotus) 7 bis 15mm Zwischenraum vollkommen genügend. Auch mit der Größe des Nestes soll man nicht zu freigiebig sein. Der Umfang eines Nestes fürt die größten Ameisen sollte nicht mehr als höchstens 25 x 25cm betragen, während für die kleineren und mittleren Arten 9 x 12 oder höchstens 13 x 18cm am zweckentsprechendsten ist.
(Ich wähle die Größen 9 x 12, 13 x 18, weil die gängigsten photographischen Platten dieselben aufweisen. Die mißglückten Platten können so noch eine nützliche Verwendung finden.)
Die Darreichung von Nahrung und Wasser kann man auf verschiedene Weise bewerkstelligen; das einfachste ist, daß man die Deckscheibe etwas abrückt und an der offenen Stelle das Nötige direkt einführt. Man kann aber auch im Nestrahmen eine Lücke lassen, so daß die Ameisen frei aus- und einlaufen und sich die Nahrung außerhalb des Nestes holen können. Natürlich ist dann dafür zu sorgen, daß die Ameisen nicht entweichen können, indem man das Nest in einem gewissen Abstand mit einer Wasserrinne oder einem Wall aus Gipsmehl (Forel) umgibt. Diese Methode hat entschieden den Vorzug vor der ersteren, daß den Ameisen größere Bewegungsfreiheit gegeben wird; andererseits aber hat sie auch wieder Nachteile: Die Wasserrinne kann nämlich das Entweichen der Ameisen doch nicht ganz verhindern, da viele schwimmend das andere Ufer erreichen; und der Gipswall ist sehr unbeständig und wird durch jeden stärkeren Luftzug mehr oder weniger abgetragen, abgesehen davon, daß das Zimmer des Beobachters durch den Gipsstaub auch nicht gerade wohnlicher wird.

[/font][align=center][img]http://img.secretpicdump.com/thumbnail_13475_0baf6_wasmannnest.jpg[/img]

[align=left]Im Hinblick darauf hat nun Wasmann eine Nestform konstruiert, die sowohl allseitig geschlossen ist, als auch den Ameisen eine bedeutend größere Bewegungsfreiheit als die einfachen Lubbock-Nester gewährt. Die Grundlage des Wasmannschen Nestes (Fig. 2) bilden zwei "Lubbock-Nester" (H und N) die durch eine Glasröhre miteinander in Verbindung stehen und die das eigentliche Nestinnere darstellen sollen, in welchem die große Masse der Ameisen mit ihren Königinnen, Larven, Puppen usw. sich aufhält.
Das eine der beiden "Lubbock-Nester", das "Hauptnest", ist mit verschiedenen Gläsern verbunden, welche der nächsten Umgebung des natürlichen Nestesentsprechen sollen und den Ameisen Gelegenheit geben, sich freier zu bewegen (s. Fig. 2). Im "Vornest" befindet sich eine Schicht Erde und ferner ein Holzstab (ebenso wie im "Obernest"), um den Ameisen das Hinauf- und Hinabklettern zu erleichtern, besonders wenn die Glaswände beschlagen sind. Vom "Obernest" gehen zwei Glasröhren aus, von welchen die eine zum "Abfallnest" (A) führt. Das nötige Wasser wird durch eine Röhre, welche durch den Holzrahmen geht (W), dem Hauptnest zugeführt.

[align=center][img]http://img.secretpicdump.com/thumbnail_13476_022d2_fieldenest.jpg[/img][/align]
Eine andere Nestform, aber ebenfalls auf dem Prinzip der "Lubbock.Nester" basiert, gibt Miß Fielde (1904) an. Sie empfiehlt, die Rahmen anstatt aus Holz aus Glas (zusammengekitteten Glasleisten) herzustellen; außerdem wird das Nestinnere durch eine Zwischenwand, ebenfalls aus Glasleisten, in zwei Räume geteilt, welche aber auf der einen Seite miteinander kommunizieren (Fig. 3). Jeder der beiden Räume wird durch eine besondere Glasplatte bedeckt. Der eine Raum dient als Futter-, der andere als Wohnraum. Ersterer soll möglichst trocken, letzterer dagegen durch ein kleines Schwammstück, das alle paar Tage mit Wasser getränkt wird, feucht gehalten werden. Dieses "Fielde-Nest" hat vor dem einfachen "Lubbock-Nest" den Vorzug, daß es leicht gereinigt werden kann; denn durch Verdunkelung des einen und Erhellung des anderen Raumes können die Ameisen leicht herüber oder hinüber gelockt werden, so daß die leere Abteilung einer gründlichen Reinigung unterzogen werden kann.

Auf einem ganz anderen Prinzip beruht die von Ch. Janet knstruierte Nestform, die unter dem Namen "Janet-Nest" bekannt ist. Von der Tasache ausgehend, daß die gedeihliche Entwickelung eines Ameisenvolkes sehr viel von dem Feuchtigkeitsgehalt der Nestluft abhängt, daß aber die Regulierung desselben im "Lubbock-Nests" viel zu wünschen übrig läßt, verwendet genannter Forscher für seine künstlichen Nester poröses Material, nämlich Gips.
Das typische "Janet-Nest" besteht aus einem Gipsblock, in welchem sich eine Anzahl durch Scheidewände voneinander getrennter und nur durch kleine Öffnungen (Gänge) in Verbindung stehender Nestkammern befinden (Fig. 4, K1 bis K3).

[align=center][img]http://img.secretpicdump.com/thumbnail_13477_9c0d6_janetnest.jpg[/img]

[align=left]An der einen Seite des Blockes ist ein Wassertrog (Tr), welcher ein- oder zweimal wöchentlich mit Wasser gefüllt wird. Von hier aus durchzieht das Wasser den ganzen Block und verleiht, indem es in den Nestkammern verdunstet, der Luft einen Feuchtigkeitsgehalt, welcher in der dem Troge nächstliegenden Kammer (K1) am größten, in der entgegengesetzten (K3) dagegen am geringsten ist. Da die drei Kammern durch Gänge miteinander kommunizieren, so haben die Ameisen die Möglichkeit, den ihnen am meisten zusagenden Feuchtigkeitsgrad auszuwählen bzw. ihre Brut je nach Bedürfnis nach der trockenen Kammer K3, oder der feuchteren K1 zu bringen. Die Bedeckung des Nestes geschieht mittels Glasscheiben und zwar einer doppelten Lage. Zunächst wird über die drei Kammern eine gemeinsame Scheibe gedeckt, welche in der Mitte jeder Kammer einen runden Ausschnitt besitzt; sodann wird über jede Kammer noch eine besondere zweite Scheibe gelegt, um die Öffnungen in der ersten Scheibe zu schließen. Wie beim "Fielde-Nest" kann man auch hier die Ameisen durch Verdunkelung usw. in bestimmte Kammern locken. Am besten läßt man eine Kammer zum Darreichen des Futters hell, während man die beiden anderen mit Pappdeckel oder schwarzen Tuch bedeckt; es entspricht dies am ehesten den natürlichen Verhältnissen..
Viehmeyer (1905) hat das "Janet-Nest" dadurch noch verbessert, daß er den Gipsblock in einen niederen Zinkkasten brachte, von dessen Seitenwän den aus Messingbügel quer über den Block ziehen. Letztere lassen gerade so viel Platz, daß man die erste (gemeinsame) mit Löchern versehene Glasplatte unter ihnen durchschieben kann. Auf die Bügel sind schmale Messingstreifen aufgelötet, die für einzelne obere Gläser (Deckscheiben) jederseits eine Nut geben. In dieser Fassung ist das Nest ein kompakter handlicher Apparat geworden, so daß man es ruhig in einer Kiste oder einem Koffer transportieren kann.
Der Hauptvorzug des "Janet-Nestes" besteht in der idealen Lösung der Bewässerungsfrage. Andererseits aber besitzt es mehrere empfindliche Nachteile: Zunächst ist die Herstellung ungleich komplizierter, zeitraubender und kostspieliger als die der Lubbock-Nester*. Ein weit größerer Mangel aber ist das Fehlen der Erde in den Kammern, wodurch die Ameisen natürlich unter wesentlich anderen Verhältnissen als in der freien Natur zu leben gezwungen sind. Und endlich scheinen die Gipsnester die Schimmelbildung mehr zu begünstigen als die "Lubbock-Nester", wenigstens haben Viehmeyer sowohl als ich die Erfahrung gemacht, daß die Futterreste auffallend schnell zu schimmeln beginnen.

Wir sehen also, jede der bis jetzt vorgeschlagenen künstlichen Nestformen hat ihre Licht- und Schattenseiten. Man kann auch kaum einer derselben den absoluten Vorzug geben; die eine Form eignet sich eben für diesen, die andere für jenen Zweck besser. Wollen wir z.B. eruieren, wie lange eine jung befruchtete Königin ohne Nahrung zu leben vermag, so leistet entschieden das "Janet-Nest" die besten Dienste, da hier irgendwelche uns verborgene Nahrungsquellen ausgeschlossen sind. Wollen wir dagegen die Bautätigkeit studieren, so werden wir am besten ein "Lubbock-Nest" verwenden. Um den Haushalt der sogenannten "gemischten Kolonien" richtig kennen zu lernen, empfiehlt es sich, zum "Wasmann-Nest" zu greifen usw. Es kommt ferner auch darauf an, wo die Beobachtungen ausgeführt werden sollen, ob zu Hause im Laboratorium oder auf Reisen. Für letzteren Fall ist natürlich natürlich ein so komplizierter Apparat wie das "Wasmann-Nest" vollkommen ungeeignet, und ist allein das einfache "Lubbock-Nest" angebracht.
Man kann sich dieselben eventuell überall selbst rasch herstellen, sie nehmen wenig Platz weg, lassen sich leicht transportieren usw. Ich habe sowohl in Kleinasien als in Nordafrika vielfach eine größere Anzahl solcher Nester - selbst auf weiteren Reisen zu Pferd - mit herumgeschleppt und sie stets aufs beste bewährt gefunden.**

* Viemeyer (1905) gibt folgende Anleitung: Um ein solches Nest herzustellen, wird man am besten zunächst vom Tischler eine Holzform anfertigen lassen. Zu beachten ist dabei, daß das Holz vollkommen glatt gehobelt ist. Die Holzklötzchen, welche die Nestkammern darstellen, müssen aufgenagelt (nicht angeleimt), die Außenwände am besten nur mit Schrauben befestigt werden. Nachdem die Form mit Schellacklösung ausgestrichen und darauf tüchtig eingeölt ist, kann der dick angerührte Gps hineingegossen werden. Letzterer kann - je nach Bedürfnis - mit Farbe, Ocker oder Umbra (1 Teil Umbra zu 4 bis 5 Teilen Gips) versetzt werden. Nach dem Festwerden der Gipsmasse schraubt man die Seitenwände los; wenn das Holz gut eingeölt war, löst sich der Block leicht aus der Form.

** Miß Fielde ließ sich einen besonderen Koffer mit mehreren Etagen bauen, in welchem viele Nester bequem und sicher transportiert werden können."

("Die Ameise (Schilderung ihrer Lebensweise)", S. 5-8., K. Escherich, 1906)

[align=center][font=Book Antiqua]Diskussionen und Anmerkungen jeder Art bitte hier![/font][/align]

LG, Ossein.
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#3 AW: Antiquariat der Formikarien

Beitrag von Ossein » 14. Februar 2012, 22:17

Heute also wieder eine neue Folge in der lockeren Reihe: Wandern im Antiquariat der Formikarien.
Bei der Suche nach bebildertem Referenzmaterial, in Form von eBooks und PDFs, für mein Tablet, bin ich auf "Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile, Teil 37, Hautflügler
oder Hymenoptera, I:Ameisen oder Formicidae, Hermann Stitz, JENA 1939, Verlag von Gustav Fischer" gestoßen.
Man kann sich viel denken, bei dem Datum und allem, aber v.a. ist es ein durchaus ein guter Spiegel des Wissens und der Haltung der Zeit. "Myrmekologie in der Zeit des Nationalsozialismus" ist aber bestimmt auch ein interessanter Aspekt, denn es ergäben sich bestimmt Schnittpukte, wo Ideologie und Beobachtung einander nahe zu kommen schienen oder eben vollkommen widersprachen.
Wie dem auch sei, ich kann die Publikation als Schmökerlektüre empfehlen, hier ist sie im Ganzen zu sehen.

Das Kapitel über die "Beobachtungsnester" ist die bisher ausführlichste ältere Bearbeitung des Themas die mir begegnet ist. Sie zeigt natürlich einige der damaligen Standard-Nester, die auch in den zwei vorherigen Posts gezeigt wurden, aber eben auch viele zusätzlichen Möglichkeiten - kann gut sein, dass das sich was hinzieht ;).

Wie immer hoffe ich dem ein oder anderen hiermit eine Anregung geben zu können, ein wenig was vom Zauber alter Bücher und früherer Forschung zu vermitteln, sowie aufzuzeigen wieviel Tradition in diesem oft so modisch wirkenden Trend liegt.
Denn auch wenn selten Kolonien über Jahre von Privatpersonen gehalten wurden, so gab es auch zu der Zeit Menschen, die mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln den Spagat zwischen Beobachtungsmöglichkeit und ameisengerechter Haltung versucht haben.

Und bereit waren von der Wissenschaft zu lernen.

[size=84][size=100]"Beobachtungsnester[/SIZE][/SIZE]

[align=left]So wichtig die Beobachtung des Lebens und Treibens der Ameisen im Freien und in der Umgebung ihrer Nester ist, so entgeht doch sehr viel dem Auge, besonders von dem, was im Innern im Dunkel der Behausung vor sich geht, und wird diese gewaltsam geöffnet, so wissen sich die aufgeregten Bewohner meist sehr bald in der Tiefe des Nestes zu verbergen. Die Beobachtungen im Freien müssen deshalb durch solche in der Gefangenschaft ergänzt worden, wobei aber zu beachten ist, daß die Lebensbedingungen der Ameisen hierdurch beeinflußt werden und ihr Instinkt sich in mancher Hinsicht anders äußert als in der Freiheit.
Hierzu dienen die Beobachtungsnester, auch als künstliche Nester bezeichnet, von denen hier einige Grundformen beschrieben sind, die sich nach Bedarf leicht ändern und miteinander kombinieren lassen.
Betreffs der Technik ihrer Herstellung muß auf die angeführte Literatur verwiesen werden.
Die einfachste Form ist das LUBBOCK-Nest, ein flaches, viereckiges Kästchen aus Holzleisten mit einem, wie bei dem Rahmen eines Bildes, durch Stifte fest eingesetzten Glasboden, auf den etwas Nestmaterial kommt. Damit im Innern des Nestes Luftwechsel stattfinden
kann, befestigt man auf den oberen Rändern der Seitenwände passende Filz-, Tuch- oder Wattestreifen, die an den Ecken gut aneinander-schließen, und darauf kommt als Deckel eine aufgelegte Glasscheibe, die zum Zweck des Hineinbringens von Wasser durch ein feuchtes Schwammstückchen und von Nahrung sowie des Entfernens von Verunreinigungen und abgestorbenen Tieren so weit als nötig entfernt werden kann. Die Scheibe wird ganz oder zum Teil mit einem glatten Stück Tuch bedeckt und verdunkelt. Um ein Entweichen der Ameisen zu verhindern und um sie in ihrer Bewegungsfreiheit nicht zu sehr zu beschränken, wurde ein solches Kästchen von älteren Beobachtern mit einer seitlichen Öffnung versehen und innerhalb eines ringförmig geschlossenen Gipswalles aufgestellt, den die Ameisen nicht zu übersteigen vermögen (FORELsche Arena). (S. hierzu S. 50.) Zu beachten ist, daß das Kästchen nicht zu hoch ist und zu viel Nestmaterial enthält, in dem die Bewohner sich der Beobachtung entziehen können. Seine Größe richtet sich nach der der Ameisen. Für unsere größten Arten genügen Seitenlängen von 10—15 cm, für die kleineren 8—10 cm. Die Entfernung zwischen Boden und Deckel beträgt im ersten Fall nicht über 15 mm, im zweiten 4-7 mm.

[align=center]Bild

[align=left]Beim FIELDE-Nest (Fig. 26) ist das Kästchen, dessen Wände aus Glas bestehen und auf den Glasboden gekittet sind, länger und durch eine Querwand in zwei Räume geteilt, die an der einen Seite in Verbindung stehen. Die eine Kammer, das Hauptnest, wird verdunkelt; die andere dient zur Darreichung des Futters und zur Zuführung der nötigen Feuchtigkeit.
Das LUBBOCK-Nest hat, um den Lebensbedingungen der Ameisen besser Rechnung zu tragen, verschiedene Verbesserungen erfahren.

[align=center]Bild

[align=left]Nach VIEHMEYER werden drei solcher Kästchen (Längsschnitt Fig. 27 III), die durch Glasröhrenstücke (a) in Verbindung stehen, zu einem Nest zusammengestellt. Der vorher erwähnte aufgelegte Rand von Filz u. a. fällt bei allen drei Kästchen weg. Der Glasdeckel (Fig. 21 IIb) läuft vielmehr wie der Schiebedeckel einer Schachtel in einem Falz (c) der Seitenwände und ist zweckmäßig ein doppelter (Fig. 27 II). Der untere (d) hat in diesem Fall in der Mitte einen kreisförmigen Ausschnitt (e) zum Zweck des Hineingreifens in das Nest für irgendwelche Zwecke; der darüberliegende, ebensogroße (b) dient zum Verschluß und wird auf dem Hauptnest durch eine passende Tuchscheibe verdunkelt. Das Hauptnest ist die größte der drei Kammern und enthält die eigentliche Ameisenwohnung. Für die Zufuhr von Feuchtigkeit dient ein in die Durchbohrung einer Seitenwand gestecktes, knieförmig nach oben gebogenes Glasrohr, das vor seinem oberen Ende zu einer Kugel erweitert ist (Fig. 27 III/f) und dessen unteres Ende durch einen Wattebausch verschlossen wird. Die Kugel füllt man mit Wasser, dessen Zutritt dadurch geregelt wird, daß der Wattepfropf weder zu fest noch zu locker ist. Ein lockerer Verschluß des oberen Endes verhindert ein zu schnelles Verdunsten des Inhalts. Den Glasboden des zweiten Nestraumes kann man mit einer dünnen Gipsschicht ausgießen, von der sich die Ameisen gut abheben, oder mit etwas Erde bedecken; unterläßt man dies, so sorgen sie bald selbst für seine Bedeckung. Dieses Vornest ist den Bewohnern gleichsam die Umgebung ihrer Wohnung. Dahin tragen sie auch Abfälle sowie abgestorbene Nestbewohner, die von Zeit zu Zeit entfernt werden müssen. Das dritte, kleinste Kästchen, das Futternest, dient zur Aufnahme der den Ameisen zu verabreichenden Nahrung in einem kleinen, flachen Tuschnäpfchen (g), zu dessen Rand hin sich die Tiere sehr bald einen Wall aus Erde herstellen. Verdorbene Nahrungsreste müssen aus diesem Teil ebenfalls sorgfältig beseitigt werden. Eine dieser beiden Nestkammern kann schließlich noch mit einem für gewöhnlich verschlossenen Glasröhrchen versehen sein, das z. B. bei der Besetzung des Nestes zu öffnen ist.

[align=center]Bild

[align=left]Bei einem von MEYER beschriebenen Vertikalnest (Fig. 28) steht auf einem Brettchen aufrecht ein schmaler Holzrahmen, der innen im Abstand von 7-—11 mm zwei in Falze eingeschobene Glasscheiben trägt. Der Raum dazwischen ist oben durch eine als Deckel dienende, abnehmbare Leiste verschlossen, die eine durch einen Stöpsel verschließbare Öffnung besitzt, ist bis zu 4/5 seiner Höhe mit Erde gefüllt und bis dahin durch 2 Seitenbrettchen verdunkelt, die durch Blechplättchen angedrückt werden. Der oberste Raum, der Vorraum, bleibt hell und steht jederseits mit einem Futterglas in Verbindung. Etwa 1 cm über dem Boden befindet sich eine Glasplatte, welche verhindert, daß die Ameisen mit ihren Erdarbeiten bis auf den Boden gehen. Eine in der Seitenwand befindliche Durchbohrung mit Stopfenverschluß ermöglicht das Anfeuchten der Erde von unten.

[align=center]BildBild


Leichter herzustellen sind nach den Angaben von DANKLER (Fig. 29) und BRUN (Fig. 30) Beobachtungsnester aus Torf, die aber nicht sehr dauerhaft sind. Man verwendet hierzu die bekannten Platten aus Insektentorf, die zu der gewünschten Größe beschnitten werden und als Unterlage eine Glasscheibe erhalten. Umrandet wird die Torfplatte mit Streifen aus Tuch oder feinster Drahtgaze so, daß sie oben und unten ungefähr 1,5—2 cm weit über den Rand der Torfplatte gebogen werden und an den Ecken genau schließen. Die Befestigung geschieht durch kurze Stifte, wie man sie zum Anstecken von Etiketten in Insektensammlungen benutzt. In die Torf platte werden mit einem feinen,
scharfen Messer die gewünschten Kammern und Verbindungsgänge geschnitten, denen man hier jede beliebige Gestalt geben kann. Als Boden wird eine Torfschicht so dünn ausgespart, daß sich die Bewohner nicht vollständig darin eingraben können. Den Deckel bilden Glasscheiben wie beim VIEHMEYER-Nest. Wie bei diesem, steckt in einer Seitenwand ein Wasserbehälter. Eine oder die andere ein verstopftes Glasröhrchen tragende Öffnung kann nach Belieben angebracht werden. Zur besseren Haltbarkeit kann man die Torfplatte in ein Holzkästchen nach Art eines LUBBOCK-Nestes einschließen. Das poröse Nestmaterial ist vor dem Gebrauch anzufeuchten.

Bild


Für eine andere Art von Beoachtungsnestern wird als Material Gips verwendet. Ein JANET-Nest zeigt Fig. 31 IV im Längsschnitt, III in Ansicht von oben. Es hat vier flache Kammern. Die drei größeren von ihnen (b, c, d), über deren Größenverhältnisse dasselbe gilt, was beim LUBBOCK-Nest angegeben wurde, stehen durch die Gänge e in Verbindung und sind für den Aufenthalt der Ameisen bestimmt; eine vierte, kleinere (a) ist allseitig abgeschlossen und wird beim Gebrauch des Nestes mit Wasser gefüllt. Da die poröse Gipsmasse letzteres allmählich aufnimmt, so werden die Wandungen feucht erhalten, und zwar so, daß die an den Wassertrog grenzenden am feuchtesten sind, die anschließenden in immer geringerem Grade. Die drei Nesträume deckt eine einzige Glasscheibe (Fig. 31 II f, IV g), die in der Mitte über jedem der ersteren eine Öffnung r hat, und auf jede Kammer wird eine besondere Scheibe (Fig. 31 I h, IV h) als Verschluß gedeckt. Wie bei den anderen Nestern wird die erste, an den Wassertrog grenzende Kammer, nach Bedarf auch die folgende, durch einen Tuchstreifen (Fig. 31 IV i) verdunkelt. Der Festigkeit wegen setzt man das Ganze in einen passenden Holzrahmen.
Das JANET-Nest hat, ebenfalls durch VIEHMEYER, einige Verbesserungen erfahren. Der Gipsblock kommt in einen anschließenden Kasten aus Zink. Von dessen Längswänden aus läuft über jede Querwand im Gips ein Bügel aus Messing (Fig. 31 V k) so, daß zwischen ihm und der ersteren ein Abstand f von der Dicke der deckenden Glasplatte bleibt. So läßt sich unter alle Bügel hindurch die aus einem Stück bestehende, durchlochte Scheibe g schieben, die nun dem Nest fest anliegt. Um den oberen Deckscheiben h, die von der Seite her eingeschoben werden, Halt zu geben, trägt jeder Messingbügel auf der Seite, welche einer Kammer zugewendet ist, zwei aufgelötete Messingstreifen (Fig. 31 VI i, m), von denen m der Länge nach etwas aufgebogen ist, so daß Falze entstehen. Am festesten sitzen die Deckscheiben, wenn die aufgelöteten Streifen ein wenig konvergieren, so daß sich die Scheiben etwas einklemmen, o in Fig. 31 III ist eine Verbindung des Nestes nach außen, die bei dessen Besetzung in Anwendung kommt.

Bild

[align=left]Eine etwas abgeänderte Gestalt hat WASMANN dem JANET-Nest gegeben, deren Form und Verwendung aus dem vorher Angegebenen und aus dem Grundriß Fig. 32 ohne weiteres hervorgehen.
Ein Beobachtungsnest wie es EIDMANN bei seinen Untersuchungen über Koloniegründung verwendet, stellt Fig. 33 a und b im Längsschnitt dar. Es besteht aus einem vertikalen Gipsblock von 9:8:1,5 cm, der drei übereinanderliegende, jederseits offene Kammern A, B und C enthält, welche durch Gänge a und b verbunden und von zwei auf den Block passenden, durch Blechkammern k angedrückte Glasplatten S abgeschlossen sind.

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[align=left]Wie der Längsschnitt Fig. 33b zeigt, sind die Schmalwände von kurzen Kanälen 1-6 durchbrochen, die mit den Nestkammern in Verbindung stehen und außen durch Wattebäusche verschlossen sind, mit Ausnahme von 4 und 6. Letzterer endet blind und dient zur Aufnahme eines knieförmig gebogenen Wasserzuführungsröhrchens (Fig. 33 a, 6+W), dessen Inhalt den Gips allmählich durchfeuchtet und nach Bedarf nachzufüllen ist. In dem Kanal in Höhe der ersten Kammer steckt eine Glasröhre, die in das Futterglas Fig. 33 a, 4+F) führt. Der ganze Gipsblock steht auf einem Holzgestell (H), dessen beide Seitenbrettchen (Fig. 33 a, V) die beiden unteren Nesträume verdunkeln, den obersten A, den Vorraum, aber frei lassen. Der Block kann aus den beiden Seitenwänden leicht herausgenommen werden.

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[align=left]Eine einfachere Form eines solchen Nestes zeigt Fig. 34: G Gipsblock, B Füllung mit Bodenmaterial, V Vorraum, 1—4 Durchbohrungen im Gipsblock, W Wasserrohr.
Ein von SANTSCHI verwendetes Beobachtungsnest, das in jeder Größe schnell hergestellt werden kann, wird in folgender Weise verfertigt: Zum Boden des Nestes nimmt man eine rechteckige Glasplatte, auf welcher aus noch weichem Gipsbrei ein Wall geformt wird, der 2—3 Kammern mit verbindenden Gängen einschließt. Noch ehe der Brei erstarrt ist, legt man auf die Wandungen eine andere Glasplatte, welche die oberen Ränder ebnet und nach dem Erhärten des Gipses in die entsprechende Zahl von Deckscheiben zerschnitten wird.
Kleine Gipsnester dieser Art lassen sich ferner anfertigen mit Hilfe einer leicht herzustellenden Form aus Plastilina, die einen Glasboden bekommt und in der gleichen Weise eine Bedeckung erhält wie vorher erwähnt.
Verwandt mit dieser Art von Nestern ist schließlich ein solches in kleinstem Maßstab (z. B. zur Beobachtung einzelner befruchteter Weibchen fertigt: Zum Boden des Nestes nimmt man eine rechteckige Glasplatte, auf welcher aus noch weichem Gipsbrei ein Wall geformt wird, der 2—3 Kammern mit verbindenden Gängen einschließt. Noch ehe der Brei erstarrt ist, legt man auf die Wandungen eine andere Glasplatte, welche die oberen Ränder ebnet und nach dem Erhärten des Gipses in die entsprechende Zahl von Deckscheiben zerschnitten wird.
Kleine Gipsnester dieser Art lassen sich ferner anfertigen mit Hilfe einer leicht herzustellenden Form aus Plastilina, die einen Glasboden bekommt und in der gleichen Weise eine Bedeckung erhält wie vorher erwähnt.
Verwandt mit dieser Art von Nestern ist schließlich ein solches in kleinstem Maßstab (z. B. zur Beobachtung einzelner befruchteter Weibchen bei der Koloniegründung), wie es EMERY empfiehlt. Man schneidet einen Luftstein, wie solche für Wandungen von Erkern usw. vermauert werden, mit einer Säge der Quere nach in Scheiben, glättet die Schnittflächen und gießt die Hohlräume unten zur Herstellung eines Bodens bei der Koloniegründung), wie es EMERY empfiehlt. Man schneidet einen Luftstein, wie solche für Wandungen von Erkern usw. vermauert werden, mit einer Säge der Quere nach in Scheiben, glättet die Schnittflächen und gießt die Hohlräume unten zur Herstellung eines Bodens

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[align=left]mit Gips aus. Den Verschluß bildet ein Glasdeckel. Die Kammern können einzeln benutzt oder durch Rinnen oben miteinander verbunden, auch mittels einer seitlichen Durchbohrung mit einem Glasrohr versehen werden, das die Verbindung mit einem anderen Apparat vermittelt. Um in den Nesträumen den passenden Grad von Feuchtigkeit zu unterhalten, stellt man sie auf feuchtes Moos.
Das WASMANN -Nest (Fig. 35) besteht zunächst aus einem größeren Hauptnest H und einem mit ihm verbundenen kleineren Nebennest N wie bei dem vorher beschriebenen ViEHMEYER-Nest, beide mit verdunkelnden Tuchscheiben belegt. Ebenso steht das Hauptnest bei W mit einem Wassergefäß, auf einer dritten weiterhin mit einer Anzahl von anderen Glasgefäßen in Verbindung. Das eine, das Vornest V, in welches die Röhre c führt, ist am Boden mit einer Schicht Erde bedeckt und enthält ein bis oben reichendes Holzstäbchen oder Zweigstückchen, das den Ameisen erleichtert, in das darüber befindliche, ebenfalls aus Glas bestehende Obernest O zu gelangen, das ebenfalls ein Stäbchen enthält. Vom Obernest führt ein Röhrengang in das Abfallnest A, ein anderer in das Futternest F. Natürlich können die Glasgefäße nach Bedarf anders geformt werden.
Etwas einfacher gestaltet sich das WASMANN-Nest in der Form, die ihm SCHMITZ gegeben bat (Fig. 36). Doch sind solche Nester wegen ihrer Zerbrechlichkeit und der Schwierigkeit beim Reinigen wenig in Gebrauch.

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[align=left]STAERCKE benutzt ebenfalls Beobachtungsnester aus Glas (Fig. 37 II von oben, Fig. 37 I Durchschnitt), über die er folgende Angaben macht: Sie bestehen aus einer Glasplatte (G), vor deren 4 Ecken 4 kreisrunde Löcher von 8,5 mm Durchmesser geschnitten sind (a), etwa 3 cm vom Rand entfernt. Dazu gehören 4 rechtwinklig umgebogene Glasröhren (ö), deren kurzer senkrechter Schenkel genau in die Öffnungen der Glasscheibe paßt, darunter 4—8 mm vorragt und durch eine leichte Verdickung oben am zu weiten Hineingleiten verhindert wird. Ihre längeren, waagerechten Schenkel sind 8—9 cm lang und passen genau in ein kurzes Verbindungsrohr (c). Die Nestkammern sind zwei Petrischalen (P), über welche die Glasplatte (G) mit ihren Röhrenmündungen als Deckel gelegt und durch je eine federnde Klammer (d) angedrückt wird. Die eine Kammer wird durch ein eingelegtes nasses Torfstückchen feucht und durch ein umgeschlagenes Stück Tuch dunkel gehalten. Das Aufsteigen in die senkrechten Röhrenstücke ermöglichen Holz-spänchen. Futter wird in der trockenen Kammer geboten.
Zur Beobachtung kleiner Ameisen verwendet GOETSCH Glasgefäße in Gestalt eines Reagenzgläschens, dessen unterer Teil durch schmale, durchbohrte Korkscheiben in einige kleine Kammern geteilt ist, die kleine Steinchen und etwas Erde enthalten. Den Verschluß bildet ein Korken, dessen Durchbohrung mit einem Wattebausch verstopft ist.
Das BARTHsche Glasnest besteht aus zwei ineinanderstehenden Glaszylindern, von denen der innere kürzer und nur wenig schmäler ist als der äußere. Ihre Größe richtet sich nach der der aufzunehmenden Ameisen. Der schmale Raum zwischen beiden ist fest mit Erde angefüllt bis unter den Rand des Innengefäßes in dem ein oder mehrere Hölzchen stehen, um den Bewohnern die Verbindung zwischen beiden Räumen zu ermöglichen. Das äußere Glas wird oben durch ein Stück Gaze bedeckt, das über einen Eisen- oder Drahtring gespannt ist, und über das Ganze kommt zum Zweck der Verdunkelung ein Zylinder aus dunklem Stoff oder schwarzem Papier. Futter wird in einem kleinen Gefäß gegeben, das auf dem Boden des inneren Glases steht. Es soll sich dieses Nest besonders für die Beobachtung des Zusammenlebens mancher Ameisen mit Wurzelläusen eignen, indem man die Erdschicht dünn mit Grassamen besät und die Vorgänge an den sich entwickelnden Wurzeln leicht beobachten kann.
(...)Das Hineinbringen der Ameisen in das Beobachtungsnest kann auf verschiedene Weise erfolgen. Nachdem man es mit etwas angefeuchtetem Nestmaterial versehen hat, wird die geöffnete Glasröhre des Sammelglases oder eine in die zugeschnürte Öffnung des Säckchens gesteckte Röhre mit dem Zugang in das verdunkelte Beobachtungsnest verbunden. Man hat dabei den Vorteil, sich vorläufig nicht weiter um die Ameisen kümmern zu brauchen, da diese die dunklen Nesträume bald als willkommene Schlupfwinkel ausfindig machen und sie nach und nach mit Larven, Puppen und Nestmaterial beziehen. Etwa zurückgebliebene Tiere lassen sich mit einer Pinzette hineinbringen. Auf einem anderen Wege kann man das Beobachtungsnest unter Anwendung einer sogenannten Arena besetzen, wie sie zuerst FOREL benutzt hat, in Gestalt eines auf einem Brett befindlichen, ringförmigen aus Gipspulver bestehenden Walles, dessen Umfang und Höhe sich nach Zahl und Größe der in Betracht kommenden Ameisen richtet. Um Verunreinigungen der Umgebung durch den Gips möglichst zu vermeiden, stellt man die Arena in einen Pappkarton. In sie hinein wird nun das verdunkelte Beobachtungsnest mit einem geöffneten Zugang gebracht oder außerhalb derselben durch eine den Gipswall durchbohrende Röhre mit ihr verbunden. In die Arena hinein entleert man dann den Inhalt des Sammelbehälters. Die befreiten Ameisen laufen aufgeregt nach allen Seiten auseinander, vermögen aber den lockeren Wall nicht zu übersteigen. Eine oder die andere, der dies gelingt, kann leicht zurückgebracht werden. Nach und nach finden die Tiere den Eingang zu dem verdunkelten Nest und ziehen sich mit ihrer Brut dorthin zurück, was durch starke Belichtung der Arena noch beschleunigt werden kann.
Eine praktische Form hat KUTTER der Arena gegeben (Fig. 38 Querschnitt einer Ecke). Sie besteht aus einem ungefähr 10 cm hohen, offenen Holzkasten a, dessen Seitenwände unterhalb ihres Oberrandes ringsum einwärts eine nach innen abgeschrägte Seite, b im Querschnitt, tragen. Auf diese ist ein Glasstreifen c gekittet, so breit, daß er die Holzleiste immer um etwa 2 cm überragt. Oben und unten wird er mit Öl bestrichen. Die Verbindung der Arena mit dem Beobachtungsnest erfolgt durch eine Glasröhre d. Eine solche Arena kann auch dauernd mit einem Beobachtungsnest in Verbindung bleiben; man bedeckt dann den Boden nicht zu hoch mit Sand oder Erde und besetzt diese mit Gras oder geeigneten Pflanzen, wodurch den Ameisen eine Art natürlicher Umwelt geboten wird.

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[align=left]Haben sich die Ameisen in den neuen Räumen erst beruhigt, so werden sie darin bald heimisch und gehen ihren Beschäftigungen nach. Eine kurze Zusammenstellung von Beobachtungen, die sich in einem solchen Nest mit dem bloßen Auge und mit Hilfe einer Lupe anstellen lassen, gibt VIEHMEYER (1023).
Die Versorgung der Beobachtungsnester mit Wasser ist vorher schon bei deren Beschreibung erwähnt worden. Trockenheit wird im allgemeinen besser ertragen als zu starke Feuchtigkeit, durch die Schimmelbildung begünstigt wird. Eine hiervon betroffene Kolonie muß anderweitig untergebracht, das Nest vor weiterer Verwendung gut gereinigt werden. Die Nahrung bringt man in die betreffende Nestabteilung, um diese möglichst sauber zu halten, in kleinen flachen Tuschnäpfchen. Sie besteht, je nach der Vorliebe der betreffenden Ameisenart, aus zerstückelten Insekten, kleinen Fleischteilchen, aus Sirup, Honig, Zuckerwasser, Obststückchen u. dgl.
Im Sommer dürfen die Beobachtungsnester nicht der intensiven Sonne ausgesetzt werden, da die Tiere in dem flachen Raum verhindert sind, sich und ihre Brut der übermäßigen Wärme zu entziehen, wie es ihnen im Freien möglich ist. Uberwintern lassen sich die Bewohner in den Nestern, wenn man diese in der kalten Jahreszeit in einem kalten Raum hält, wo die Ameisen dann, klumpenartig aneinander-gedrängt, in eine Art Winterstarre verfallen, auch vorübergehend Temperaturen unter 0° ertragen. Auch im warmen Zimmer können sie gehalten werden, wo ihre Tätigkeit zwar in den ersten Wintermonaten nachläßt, aber Ende Januar und Anfang Februar wieder einsetzt, wenn das Weibchen (die Gyne*) beginnt, Eier zu legen. Alsdann muß reichlich Nahrung gegeben werden."

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*Anmerkung des Posterstellers.


So long, im wahrsten Sinne des Wortes, und bis zum nächsten Mal.
Diskutiert werden kann hier.

LG, Ossein.

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