Über 100 Millionen Menschen erkranken jährlich an Malaria. Weil ihre roten Blutkörperchen zusammenklumpen, können Patienten ins Koma fallen. Schwedische Forscher haben nun einen Wirkstoff entwickelt, der die Klumpen löst und - anders als bisherige Therapien - nicht zu inneren Blutungen führt.
Trotz internationaler Bekämpfungsmaßnahmen und Vorbeugungsprogramme: An Malaria erkranken jährlich über 100 Millionen Menschen, jedes Jahr sterben etwa eine Million Infizierte, die meisten von ihnen in Afrika. Auch in Deutschland kann man sich mit der Tropenkrankheit anstecken - wenn Reisende aus Malaria-Gebieten die Unheil bringenden Mücken einschleppen und diese dann hierzulande zustechen. Mediziner forschen also weiterhin intensiv nach Behandlungsmöglichkeiten. Schwedische Wissenschaftler haben nun womöglich eine neue Waffe gegen das Tropenfieber Malaria gefunden.
Anopheles-Mücke: Ein Stich kann reichen, um Menschen mit Malaria-Erregern infizieren
Ein Team um Mats Wahlgren vom renommierten Karolinska Institut in Stockholm hat eine Substanz entwickelt, die zwar nicht gegen die Malaria-Erreger wirkt - aber gegen die Schäden, die sie anrichten.
Vier unterschiedliche Plasmodium-Arten können beim Stich einer Anopheles-Mücke auf den Menschen übertragen werden und so die lebensgefährliche Tropenkrankheit Malaria verursachen. Parasiten der Art Plasmodium falciparum zum Beispiel befallen rote Blutkörperchen und produzieren ein bestimmtes Protein, das von der Oberfläche der Blutzelle absteht. Dieses Protein bindet an Rezeptoren anderer Blutzellen und an die Innenwand der Blutgefäße - das Protein wirkt also wie Leim. Daraufhin verschlechtert sich die Zirkulation in den Blutgefäßen, es kommt nur noch wenig oder gar kein Blut mehr in die feinen Kappillare des Gehirns und anderer Organe. Vor allem Kinder fallen schnell ins Koma.
Heparin in Kurzform: Keine inneren Blutungen mehr
Wie sich die Bindungen in den Blutzell-Klumpen brechen ließen und wie man die kranken Blutzellen zum Abbau in die Milz transportieren könnte - das war der bisherige Forschungsansatz. Wahlgren und seine Kollegen hingegen suchten nach einer Möglichkeit, das Zusammenkleben der infizierten roten Blutkörperchen (Erythrocyten) von vornherein zu verhindern. Bei einer Substanz, die dem Blutgerinnungshemmer Heparin ähnlich ist, wurden sie fündig.
Heparin löst zwar die Blutzellen aus den Klumpen. Da der Wirkstoff bei Malaria-Patienten aber innere Blutungen verursacht, wird die Tropenkrankheit nicht mit Heparin behandelt. Die chemisch verwandte Substanz, die Wahlgren und seine Kollegen entwickelt haben, scheint die blutigen und lebensgefährlichen Nebenwirkungen nicht zu haben. Bei der Substanz handelt es sich depolymerisierte Glykosaminglykane: verkürzte Verbindungen aus Aminozuckern, die die Forscher aus Heparin gewannen und mit dGAG abkürzen.
Tests mit Menschen geplant
Wahlgrens Forschungsgruppe hat die neu entwickelte Substanz sogleich getestet: an Ratten und Primaten - mit Ausnahme der Spezies Homo sapiens. Dazu spritzen sie die dGAGs direkt in die Venen. "Bei den Ratten blockierte die intravenöse dGAG-Injektion 80 Prozent der infizierten Erythrocyten, sich zu verbinden", schreiben die Forscher in dem Fachmagazin "PLoS Pathogens" der frei zugänglichen Public Library of Science. Und die Bindungen zwischen bereits miteinander verklumpten Blutzellen seien sogar wieder aufgelöst worden.
Bei den Test mit der Affenart Macaca fascicularis zeigten sich ähnliche Ergebnisse. Deswegen wollen die Infektionsbiologen und Mediziner des schwedischen Forscherteams die depolymerisierten Glykosaminglykane auch an der Primatenart Homo sapiens ausprobieren. "Die dGAGs scheinen viel versprechende Kandidaten für eine Zusatztherapie bei schwerer Malaria zu sein", schreiben die Forscher.
Original & Quelle -> Spiegel-Online
[SIZE="1"]ps.: NIPIAN ist bestimmt der erste...
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Gruß LilWyte