Diskussion über kollektive Intelligenz

Alle Themen, die in kein anderes Unterforum passen.
Sahal
Halter
Offline
Beiträge: 1729
Registriert: 16. Februar 2006, 18:18
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#17 AW: Diskussion über Kollektive Intelligenz

Beitrag von Sahal » 14. April 2011, 09:13

sawasdee krub

Ossein krub
was hast Du nur geraucht, dass Du die Menschen so Rosarot sehen kannst :fettgrins:

krub
Der Begriff "Kollektive Intelligenz" für Ameisen ist nmM wohl ebenso obsolet wie kin-ship und der Altruismus mit seiner "selbstlosen Ameise".

Die Kollektive Intelligenz wird definiert: "das Ergebnis ist größer als die Summe der Teile"! Was also kann das Volk, was in der Summe der Arbeiterinnen nicht enthalten ist? Oder wird eine einzelne Ameise im Kollektiv ganglionisch leistungsfähiger?
Es wird auch immer wieder vergessen, das es in einem Volk, oder gar einer Kolonie, keine gemeinschaftlichen Entscheidungen oder Abstimmungen gibt, sondern nur eine Kette bzw ein Baum von individuellen Einzelentscheidungen bzw Switches mit genetisch sehr eng begrenztem Spielraum! (Findet eine Ameise A gut, finden es höchstwahrscheinlich auch alle anderen gut! Denn: jede Arbeiterin ist nur ein Teilspiegel einer Eigenschaft der Mutter)
In Grenzfällen führt diese Kette von individuellen Bewertungen und Entscheidungen zu total albernen Situationen und widerspricht der Theorie des Mehrheitsentscheids:
- Nahrung: ist ein Beutetier gerade an der Grenze zu Lecker oder Abfall, wird es von einer Arbeiterin ins Nest zur Verwertung geschleppt, die nächste rümpft die imaginäre Nase und schleppt es wieder raus. Das kann Stunden so gehen, die das Beutetier endlich unterhalb der "Lecker"-Grenze liegt oder nach Müll riecht.
- Umzüge: eine Arbeiterin bewertet eine neue Höhle als geil und rekrutiert andere Arbeiterinnen, bis ein gewissen Anteil überzeugt ist und den Umzug einleitet, also Brut ins neue Nest geschleppt wird.
Eine andere Arbeiterin stolpert unbedarft in die neue Kammer und findet, oh Panik, Brut außerhalb des Nestes in einem Kammer, die (noch) nicht nach Nest riecht. Sofort wird sie sich eine Larve schnappen und eilig ins Nest bringen, nicht ohne andere Arbeiterinnen zu rekrutieren.
Das Ergebnis: eine 4spurige Autobahn! Eine Gruppe schleppt Brut ins neue Nest, die andere wieder zurück zu Mama :fettgrins: Irgendwann aber "switcht" das Volk und ein Reiz überwiegt! Das heißt aber nicht "Mehrheitsentscheid", wie es augenscheinlich ausschaut, sondern die Parameter sind geändert... entweder riecht die neue Kammer jetzt ausreichend nach Nest, oder sie ist unattraktiv geworden.


Man sollte sich vor Augen führen, dass Ameisen eines Volkes sich nicht freiwillig zusammenschließen, um leistungsfähiger zu sein... sondern die Königin vorsätzlich partiell gehemmte Töchter produziert, also Teilstücke des Ganzen, um sich von ihnen helfen zu lassen.
Da ist nix mehr mit Selbstaufgabe und und Demokratie... ne Horde uninformierter Fachidioten strumpelt mit Scheuklappen durch die Gegend und kommt erst gar nicht auf die Idee, ein eigenes Volk zu gründen.. weil eben die entsprechenden Sequenzen deaktiviert sind! Wohlgemerkt Hemmung, nicht Unterdrückung!

Ein Ameisenvolk ist also keine "Kollektive", sondern eine geclusterte Intelligenz mit sehr aufgabenorientierten Teilstücken.
Auf die Menschen bezogen nennt man es übrigens "Informationspolitik" :D


Nestbau: oft wird der Nestbau als Zeichen der Kollektiven Intelligenz angenommen.
Nun, auch das kann keinen Bestand haben, denn immer ist es eine einzelne Arbeiterin, die unabhängig und ohne Anleitung irgendwo werkelt... auch in Gruppen zusammen werkeln die Ameisen alleine für sich hin.
Zum Beispiel Radnetz-Spinnen, als typische Insekten, sind als strikt solitär lebende Tiere in der Lage, komplizierte und dennoch innerhalb der Art typische Konstrukte zu erschaffen. Sie müssen also das Bild des Konstruktes bereits im Kopf haben und anhand dessen in jedem Abschnitt und an jedem Punkt wissen, wohin als nächstes gebaut wird, das Ganze aber durchaus durch Verzerrung des Bildes an die jeweiligen Umstände eingepasst.


Octicto hat geschrieben:[...]einfach meine Sicht beitragen und meine Murmeln mit in die Dose werfen[...]
Verschone uns mit Deinen Sexualpraktiken und lass Deine Murmeln, wo sie sind :D

Ossein hat geschrieben:Wir erziehen unsere Kinder zu einem gemeinsamen Zusammenleben: das ist bei Ameisen gar nicht so unähnlich und bei beiden ein Zeichen von kollektiver Intelligenz.
OUTCH!
Larven werden nicht übers Knie gelegt und Puppen spielen auf pädagigsch wertvollen Kinderfesten kein Sackhüpfen mit ihren Kokons.
Ameisenlarven werden determiniert bzw aktivieren bestimmte Sequenzen ihres Erbguts, und/oder werden durch Reize und Reizschwellen auf Aufgaben ausgerichtet... erzogen wir niemand!

Ihr könnt Ameisen und Menschen nicht vergleichen, schon gar nicht die Gesellschaftsformen... denn diese sind genau Gegensätzlich!


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

Benutzeravatar
Ameisenstephan
Halter
Offline
Beiträge: 564
Registriert: 6. Februar 2011, 16:03
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 3 Mal

#18 AW: Diskussion über kollektive Intelligenz

Beitrag von Ameisenstephan » 14. April 2011, 18:51

Ich habe mich abgekoppelt, ich lese generell keine langen Beiträge, sorry.
Nur eins noch:
Dennoch kannst du nicht abstreiten das das Verhalten und die Disziplin, Opferungsbereitschaft etc. von staatenbildenden Insekten einzigartig ist. Menschen sind egoistisch und würden nie soo bereitwillig für das Kollektiv sterben...jedenfalls die meisten.
Oh doch, das würden sie.

Okay, dann hab ich von mir auf andere geschlossen, denn ich würde, wenn ich mit meinem besten Freund vor einem Tiger weglaufen würde und ich wüsste, dass er mich fressen wird dem andern ein Bein stellen und überleben.
Denn normalerweise versuchen Tiere zu überleben, wenn dir dieser Überlebenswille fehlt ist da genetisch wohl was schiefgelaufen weil du dann eher aussterben würdest. Man versucht i.d.R. sein eigenes Leben zu erhalten, Selbsterhaltungstrieb genannt. Das Tiermütter ihre Kinder verteidigen und Ameisen ihre Kolonie ist ebenso sinnvoll, da die Ameisen ohne Kolonie sterben und die Mutter schon ihren Sinn erfüllt hat und das Kind durchbringen muss.

Aber, lieber Octicto,
ich denke du bist weder Mutter noch Insekt, aber korrigiere mich wenn ich da irre. Denn errare humanum est.


Mfg, Stephan

Benutzeravatar
Ossein
Halter
Offline
Beiträge: 1605
Registriert: 11. September 2010, 23:32
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

#19 AW: Diskussion über kollektive Intelligenz

Beitrag von Ossein » 14. April 2011, 22:26

@Ameisenstephan: Altruismus ist ein gemeinsames Merkmal verschiedener Tiergruppen. Unter anderem beim Menschen und bei der Ameise.
M.M.n. ist die Neigung bei den jeweiligen Gruppen und innerhalb dieser Gruppen verschieden ausgeprägt.
Die aus altruistischen Gründen gestorbenen Myriaden, Menschen wie Ameisen, drehen sich nicht im Grabe um, weil Du meinst im Ernstfalle anders zu handeln.
Das überraschende ist, dass es sich oft beim Menschen um eine unbewusste Entscheidung handelt. Die Phrase "ich habe gar nicht darüber nachgedacht, als ich versucht habe das Kind aus den Fluten zu retten/den fremden Passagier aus dem brennenden Flugzeug zu befreien/den Reaktor in Fukushima unter Kontrolle zu bringen zu retten!" ist mehr als nur ein Spruch.
Der Selbsterhaltungstrieb ist natürlich stark, aber vielleicht erlebst Du auch irgendwann einmal wie stark die Neigung zu Altruismus ist.
Aber Altruismus ist nicht die Regel. Das wär auch zu blöd, für so ne Spezies, die überleben will ;)

@Sahal, dem Krubbelmonster,

nach so viel Sanuk bei Dir, nun ein wenig Prosa, dieses Mal aber bemühe ich mich um mehr Prägnanz: versprochen.

Mit dem "Mehrheitsentscheid" stellst Du Dir doch selbst ein Bein. Du sagst doch in Deinem Beitrag ausdrücklich, dass es sogar verschieden agierende Gruppen gibt, die zum Teil ein ganz anderes Ziel haben. Die immanente Kohärenz der Kolonie aber erfordert, dass sie sich einigen. Den Weg hast Du auch beschrieben, und dann führst Du zurecht "veränderte Parameter" als Grund für eben diesen fakultativen Mehrheitsentscheid an.
Fakultativ heißt in diesem Zusammenhang am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein. Stimmrecht durch Zufall/Neigung, wenn Du so willst, und schon sind wir bei einer typischen Abstimmung mit den Füßen.

Und was ist so anders bei den Menschen?

Ich stelle mir ein Fußballfeld vor. Eine große Menge Menschen wird gebeten einzeln in das Stadion einzutreten, und den jeweiligen Platz erst aufzusuchen, wenn die Person das Fußballfeld überquert. Während die ersten noch stark divergierende Pfade begehen, werden sich Pfade ausprägen mit der Zeit, die häufiger begangen werden. Der einzelne Mensch wird sich immer eher dem Diktat der Vorherigen beugen und den gleichen Weg gehen. Ob dieser dann auch immer der effizienteste ist, das steht auf einem anderen Blatt, ist aber in diesem Setting recht wahrscheinlich.
Schon hast Du eine fakultative Mehrheit, die über den "richtigen Pfad" abgestimmt hat.

Das ist ausdrücklich keine Demokratie! Hat aber ob ihres "Musters", nämlich durch Mehrheiten entschieden zu werden, durchaus einen Vergleichswert im Bezug auf diese.

Was für einen Einfluss hatten Fukoshima+Tsunami+Erdbeben, "veränderte Parameter", auf unsere "Demokratie"?

Altruismus, eine Verhaltensform, die den Ausübenden mehr kostet als nutzt, zugunsten eines Anderen: Davon weiß die Ameise nichts, aber natürlich verhalten sich Ameisen, ich meine sogar, mit höherem Alter vermehrt/eher, z.T. altruistisch. Sie sind keine Kamikazekämpfer und keine Taliban, denn sie tun, was sie tun, nicht in solchen Kategorien und sterben im Kampf/bei der Verteidigung/bei der Flußbezwingung, haben aber für das Überleben der anderen/der Königin ihr übriges getan.

[size=134]Kollektiv: Du kannst, trotz der Attraktivität Deiner Worte, nicht einfach mal was umdefinieren. Ein Kollektiv ist gar nicht spezifisch definiert. Es bezeichnet zunächst nur mal eine Ansammlung von sozialen Subjekten, mit der Konnotation an einer gemeinsamen Aufgabe zu arbeiten.
Das tun Ameisen unbestritten.

[size=100][size=134]Nestbau: Genau das von Dir beschriebene Verhalten - alle Ameisen arbeiten einzeln und "chaotisch" vor sich hin und ohne Anleitung - zeigt doch, was kollektive Intelligenz bedeutet. Natürlich gibt es "das Team", und bewußtes Zusammenarbeiten in kleinen Gruppen kann Großartiges vollbringen, in größeren Gruppen funktioniert die "kollektive Intelligenz" genauso. Ohne Anleitung, scheinbar chaotisch, jeder vor sich hin. Und erst der Beobachter kann ein Muster erkennen, selten der in der "Mühle".

[/SIZE][/SIZE][/SIZE][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=134][size=84]Und wenn man jetzt sich die unterschiedlichen Verhaltensmuster anschaut, die Ameisen in einem Nest und außerhalb unternehmen, so kommt man doch dahin, dass es kaum Exklusivaufgaben gibt, aber sich Ameisen mit bestimmten Neigungen bestimmten Reizen entsprechend verhalten.

Aus einem ganz einfachen Set an Regeln kann etwas sehr komplexes entstehen. Auch wenn man aus dem Set der Regeln nicht das Ergebnis erahnt, denn es funktioniert eben erst nachdem ausreichend andere dieses Set der Regeln ebenfalls befolgen.
[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]Sieht erstmal willkürlich aus, und ist es auch, wenn man bei der einzelnen Ameise bleibt, doch die Gestalt erkennend, erkennt man die dem Chaos inhärente Ordnung/Logik: Das Nest, z.B., Demokratie z.B., eine Stadt z.B., Pfade der Menschen und der Ameisen.

[size=100][size=100][size=84]Aber auch abseits dessen ist es, glaube ich, bei einer Blattschneiderspezies (frachmichnichnachSonnenschein) belegt, dass sie zu viert tragen können, was sie sonst zu fünft (einzeln und die Last geteilt) nicht tragen könnten.
[size=84]Klassische "Kollektive Intelligenz".[/SIZE]

[size=100][size=134]Erziehung: Niemals habe ich gesagt, dass Ameisen ihre "Kinder" erziehen. Was ich gesagt habe, ist dass bei den Ameisen etwas ähnliches passiert wie bei uns. Sie erlernen den kolonietypischen Duft. Sie lernen wohl auch bestimmte Gesten zu interpretieren und lernen an bestimmten Aufgaben (es ist doch so, dass irgendwer belegt hat, dass Blattschneider mit der Zeit effektiver werden...).

[size=100][size=134]Reize und Reizschwellen: Ein wunderbarer Gedanke. Jede Ameise hat ihre Neigungen, jeder Mensch seine. Sie verändern sich im Laufe ihrer Leben.

[size=134]V[size=84]ergleichbarkeit: Du kannst zwar in der ersten Klasse nicht Äpfel und Birnen zusammenzählen, aber Du kannst als Erwachsener Systeme erkennen und Schnittmengen dieser Systeme. Du kannst Systeme anschauen und Muster erkennen und die Muster miteinander vergleichen.

[size=134]Ameisen und Menschen sind ungleich. Äpfel und Pilze, sozusagen. Und doch sind es Repräsentanten von zwei Lebensformen, die zum Teil gleichen, zum Teil ähnlichen Lebensbedingungen ausgesetzt sind und sich in gewisser Weise analog entwickelt haben (Ameisen, die ihren Schwestern aus den Kokons helfen; Ameisen, die ihre Läuse schützen und hegen und pflegen; Imponierkämpfe und Krieg).
Es würde uns in unserem Begreifen sehr beschneiden, wenn wir nicht eben diese Dinge mit einander verglichen - immer eingedenk der unumstößlichen Tatsache, dass ein Vergleich immer nur dort möglich ist, wo man etwas nicht gleich macht!
Gerade das Gegensetzliche kann man oft mit erstaunlichem Gewinn miteinander vergleichen: Wie wirkt Hitze, wie Kälte? Wie Dunkelheit, wie Helligkeit? Feuchtigkeit und Trockenheit?
Und in aller Regel findet man nach und nach das ganze Spektrum dessen, was sich zwischen dem einstmals Gegensätzlichen findet: Grade, Unterschiede und Ähnlichkeiten.

Ein anderes Beispiel, Dir auf den Leib geschnitten, Sahal :fettgrins:
Du bist einzigartig, Dir selbst im Spiegel jeden Tag eine Freude wie nichts anderes auf der Welt und doch teilst Du mit uns anderen Unvergleichlichen genau diesen Status, wirst meinem Vermuten nach auch meist zwei Beine haben, zwei Arme, der Schwerkraft, widersprüchlichen Gefühlen und anderen Menschen ausgeliefert sein, Dich ärgern, freuen, Sanuk!
Und da kann sich ein anderer Mensch doch mit vergleichen.

[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=134][size=84][size=134]Rosarote Brille im Bezug auf Homo spaiens:[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]


[size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=134][size=84][size=134][size=84]Der Mensch ist ein Wunder der Evolution. Wie alle anderen Lebewesen auch.[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]
[size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=134][size=84][size=134][size=84]Und ich, für meinen Teil liebe den Menschen als Spezies wohl vornehmlich aus evolutionären Gründen, aber rational, weil er Schönheit und Individuum erschaffen hat. Kunst und Jahrtausendgedächtnis. Geschichten und die Erfindung der Liebe.[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]


[size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=134][size=84][size=134][size=84]Der Mensch ist das brutalste landlebende Raubtier dieser Welt. Selbstzerstörerisch in Massen, mörderisch in kleineren Gruppen, egoistisch, gierig, ignorant, süchtig, paranoid, selbstüberschätzend, narzißtisch, manisch, martialisch.[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]


[size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=134][size=84][size=134][size=84]Große Teile seines Großhirns sind damit beschäftigt zu verdrängen, auszufiltern, auszublenden.[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]


[size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=134][size=84][size=134][size=84]Dieser wunderschöne Planet hat uns so nicht verdient.[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]


[size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=134][size=84][size=134][size=84]Welcher Mensch verzweifelt nicht angesichts des menschlichen Dilemmas?[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]


[size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=134][size=84][size=134][size=84]Der, der gelernt hat dieses ab und an mal zu vergessen.[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]


[size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=134][size=84][size=134][size=84]Zwischen den Nachrichten.[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]


[size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=134][size=84][size=134][size=84]Mit den Kindern im Bett und der Frau bei der Seit'.[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]


[size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=100][size=84][size=134][size=84][size=134][size=84]LG, Ossein.[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]



Benutzeravatar
Octicto
Halter
Offline
Beiträge: 2022
Registriert: 9. Dezember 2010, 14:19
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 3 Mal

#20 AW: Diskussion über Kollektive Intelligenz

Beitrag von Octicto » 15. April 2011, 12:03

Sahal hat geschrieben:Verschone uns mit Deinen Sexualpraktiken und lass Deine Murmeln, wo sie sind :D


N` komischer Kauz bist du :baeh:...



Sahal
Halter
Offline
Beiträge: 1729
Registriert: 16. Februar 2006, 18:18
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#21 AW: Diskussion über kollektive Intelligenz

Beitrag von Sahal » 15. April 2011, 15:41

krub

Mit dem "Mehrheitsentscheid" stellst Du Dir doch selbst ein Bein.
Warum sollte ich das, wäre doch blöde von mir! Ist viel amüsanter Dich straucheln zu sehen :D

Stimmrecht durch Zufall/Neigung
Eben hier ist der Unterschied! Ameisen stimmen nicht ab, sondern handeln solange, wie es die Reize gebieten bzw Reize weitergegeben werden!
Um einen Mehrheitsentscheid herbeizuführen, müsste die Mehrheit informiert sein und dann entscheiden, Tätigkeit A auszuführen oder sich lieber mit Met volllaufen lassen! (wieso hat gerade volllaufen lassen so viele L :D)
Ist sie aber nicht, sondern informiert sind immer nur die nächst stehenden Individuen, die dann "selbstständig" entscheiden, ob sie einen Reiz weitergeben/verstärken oder nicht... während dieser Entscheidungsfindung läuft die Tätigkeit A aber bereits!
Das Ganze ist nicht mehr als einen vielstufiger Transistor-Verstärker.

Wo habe ich die Definition von Kollektiv verändert?
Hier noch über Altruismus und kin ship zu theoretisieren wäre zu viel, wie geschrieben haben sie nach meiner Auffassung keinen Bestand mehr!

Nestbau: auch hier bist Du noch nicht auf den Kern gekommen!
Es geht nicht darum, ob viele Individuen chaotisch etwas schaffen, sondern ob ein Individuum das selbe schaffen würde. bei Ameisen ganz klar: JA!
Jede einzelne Ameise arbeitet alleine, und nicht (chaotisch oder geordnet) als Gruppe.
Zudem geht es nicht um "Tätigkeiten" oder Mechanismen, sondern Planung und Entscheidung. Andernfalls müsstest Du auch Wasser eine Kollektive Intelligenz zubilligen: ein Molekül ist dumm und kann nüscht, die Gruppe formt jedoch ideal runde Tropfen und ganze Ozeane mit Strömungssystemen.

Ossein, Ameisen erziehen ihren Nachwuchs nicht und bringen ihm auch nichts bei! Sondern die jungen Imagines lernen alleine, wie sie sich zurechtfinden können und ihre Aufgaben bewältigen! Das ist eine individuelle Leistung, keine kollektive!

Jede Ameise hat ihre Neigungen, jeder Mensch seine
Genau das stimmt nicht! Ameisen agieren in einem sehr engen Bereich von Ja und Nein, Gut und Schlecht, andernfalls könnte der Staat nicht funktionieren. Maximal lassen sich noch Gruppen anführen, die spezielle Neigungen haben.

Es würde uns in unserem Begreifen sehr beschneiden, wenn wir nicht eben diese Dinge mit einander verglichen[...]
Du Mensch! :D
Exakt dieser Versuch und diese menschliche Unart, Ameisen und deren Verhalten mit dem Menschen zu vergleichen, ist die Quelle der wohl allermeisten Missverständnisse und Fehleinschätzungen. Dazu gehört es wohl auch zu begreifen, dass Ameisen keine vollständigen Individuen sind, sondern nur körperliche und "geistige" Teilstücke des Ganzen! Das Kollektiv "Volk" oder "Kolonie" ist also nicht der Zusammenschluss von Individuen zu einem höheren Ganzen, sondern lediglich die Vereinigung der Bruchstücke.


Kollektive Intelligenz: das ganze ist größer als die Summe der Teile!
Ich bin Computerfreak, Du Biologe... ich baue eine Website und präsentiere Dein Wissen. Damit ist das Ganze lediglich die Summe der Teile!
Wenn wir zusammen aber ein Programm entwickeln, was aufgrund Deines Wissen Vorgänge kalkulieren und vorhersagen könnte... erst dann ist das Ganze größer als die Summe der Teile.


Bei Ameisen beeindruckt und die schiere Masse der Individuen, setzen aber falsch Voraussetzungen voraus, nämlich uns bekannte Formen der Interaktion! Schleimpilz-, Fisch- und Vogelschwärme interagieren als Masse. Sie sehen/wahrnehmen alle zusammen Veränderungen und stellen sich sofort darauf ein, dh alle Individuen agieren als sich selbst koordinierendes Ganzes.
Ameisen können das so nicht stemmen! Wenn Du jeder einzelnen Arbeiterin nicht nen trockenen Schlag zwischen die Augen verpasst und ihr Infos mit den Fühlern ins Hirn trommelst oder mit Pheromonen schwindelig vergast, läuft da gar nichts!


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

Benutzeravatar
Ossein
Halter
Offline
Beiträge: 1605
Registriert: 11. September 2010, 23:32
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

#22 AW: Diskussion über kollektive Intelligenz

Beitrag von Ossein » 17. April 2011, 00:16

Ganz zu Anfang merke ich an, dass wir beide die endlosen Belege oder Beleglosigkeit zu unseren Behauptungen nicht aufführen und sicher auch nicht nachrecherchiert haben:
Ich möchte nachdrücklich darauf hinweisen, dass ich einen Eindruck widerspiegele, den ich in meiner Beschäftigung mit Ameisen gewonnen habe. Eine Belegesammlung würde auch meinen zeitlichen Rahmen sprengen. Und sicherlich den ein oder anderen Erinnerungs- und Denkfehler meinerseits zutage fördern - wenn Sahal es nicht sowieso tut.
P.S.: Ich habe jetzt gerade zuende geschrieben und habe gesehen, es ist ein Buch geworden :eek: Wer es also alles liest ist selber Schuld, und ich würde mir nicht die Mühe machen, wenn ich es nicht wirklich spannend fände:

M
ein lieber Sahal,

mit Dir zu schreiben ist eine Party ganz nach meinem Geschmack!

Und "Straucheln" ist die von mir bevorzugte Fortbewegungsart. Nun ja, vielleicht kenne ich auch keine andere?

F
olgendes Gesetz, als grundlegendes Programm von Ameisen, vorweg:
Achte auf Deine Nächste!


E
s gibt meiner Meinung nach keine andere Erklärung für die elaborierten Kommunikationsmechanismen der Ameisen, als v.a. Zustände der Nächsten definieren zu können.
Darin sind wir uns vielleicht einigermaßen einig!

D
ie Verfolgung dieses einen Befehls ist aber Schwankungen im Ausdruck unterworfen.
Man untersucht Ameisen gleichen Alters und stellt fest, dass sie fast alle zunächst den Innendienst versehen, die Königinen-/Brutpflege z.B., und sich im Laufe ihres Lebens immer weiter nach außen arbeiten. Bis sie dann als erfahrene Ameise, und tendenziell dem Lebensende sich nähernde, der Fourage widmen und der Verteidigung des Nests.
Aber es gibt auch Unterschiede in der Reizbeantwortung/Neigung. Es gibt Ameisen, die fast ihr ganzes Leben bei der Brutpflege bleiben, und Ameisen die die meiste Zeit ihres Lebens völlig fexibel wechselnden Aufgaben sich widmen können, sowie Ameisen, die eher furagieren als der Durchschnitt.
Ameisen sind innerhalb einer Kolonie eben nicht vollkommen gleich - auch wenn es eine sehr große Anzahl übereinstimmende Reaktionen auf starke Reize gibt, so heißt das nichts für kleinere Reize.
Und dieses Reizschwellenprofil ist bei Ameisen individuell verschieden, in minimalen Nuancen, manchmal mit deutlichen Wirkungen.

Beobachtet man sie nur ein paar Stunden, könnte man eine Kolonie sozialer Insekten als aus Automaten bestehend begreifen wollen, mit dem gleichen einförmigen Set von Entscheidungsregeln. Aber dies ist nicht der Fall. Jedes Mitglied einer Kolonie ist verschieden in der einen oder anderen Weise, die das Verhalten beeinflußt. Jeder hat seinen eigenen Geist ("mind"). Mit Geist ("mind") meinen wir nicht ein reflektierendes, seiner selbst bewußtes, weitschweifendes Bewußtsein der menschlichen Art, aber eher ein kognitives Bewußtsein, gebildet von einem relativ komplexen Gehirn, welches sowohl Informationen aller sensorischen Modalitäten (Riechen, Schmecken, Fühlen/Tasten, Sehen und Hören) speichern kann, wie auch einiges von den wichtigen Erfahrungen, die es während seiner kurzen Lebensspanne gemacht hat. Tatsächlich wissen wir heutzutage, dass vererbbare Variationen in der Lernfähigkeit/gezeigten Lernleistung die Präferenzen der ArbeiterInnen beeinflußt. In vielen Fällen, zudem, ist das Leben nicht kurz: Während Honigbienen Arbeiterinnen innerhalb weniger Wochen an Alter sterben, können Arbeiterinnen mancher Ameisenarten etliche Jahre leben.
Arbeit wird durch die Prioritäten, die zumindest zum Teil durch vorherige Wahrnehmung beeinflußt sind, getrieben: Die Suche nach dieser Tätigkeit, oder diese laufende Arbeit vollenden, oder die Umgebung nach irgendeiner nötigen Arbeit absuchen, oder Pausieren um Wache zu stehen, oder einfach nur Ausruhen.
(Hölldobler/Wilson, "The Superorganism", p.117p, 2009, eigene Übersetzung)

I
nsofern "entscheiden" die Individuen entsprechend ihrer Reizschwelle.
Eine Ameise kann sich durchaus für den falschen Nestplatz entscheiden.
Solange aber die meisten in einer Kolonie dafür ein besseres Gespür haben, werden sie ein besseres finden - gelangt die Kolonie zum verhältnismäßig [size=84]besten Nestplatz, oder Futter.

M[/SIZE]einer Meinung nach gibt es keine einzelne Ameise, die das schaffen würde, was die Vielen schaffen, denn sie hat nur ein Reizschwellenprofil. Stärken und Schwächen beschränken dieses Individuum, es ist in seiner Produktivität von anderen abhängig, die es unablässig verbessern.
Das gegenseitige, ewige, Verbessern und Weiterarbeiten wo andere angefangen haben, das prägt die kollektive Leistung und erschafft für das einzelne Tier unmögliches.

I
rgendwann löst halt die Position einer Tannennadel auf dem Nest keine Reaktion mehr aus - dann ist es erstmal fertig. Das schafft eine Ameise auch, und sie baut auch u.U. einen Haufen, aber sie lebt schon einfach nicht lange genug, um ein Nest dieser Komplexität zu bauen und ich meine auch, dass es ihre Fähigkeiten überstiege, denn sie ist vielleicht gut darin Tannennadeln zu sammeln, kann aber nicht so arg gut jagen, oder Gänge graben, oder Selbstgespräche führen.

Und ihre Beschränkungen würden die Fehlerwahrscheinlichkeit erhöhen.
Ein Individuum ist ein Anderes im Gleichen, v.a. bei Lebendem, und mehr nicht. Jede Ameise ist ein Individuum, dass ihren Zwillingsschwestern sehr sehr ähnlich, aber nicht gleich ist. Und wenn es demnach mehrere Individuen in einem Nest gibt, dann sind sie zusammen ein Kollektiv nach genannter Definition.

U
nd Du erinnerst Dich an die Arbeit mit den "Zählenden Ameisen"? Da sind es immer Pioniere einer Gruppe von 5-8 gewesen, die den Weg ihrem "Team" erklärt haben? Und diese Versuchsanordnung gründete sich auf das Beobachtete im Freiland: Sie bilden aufgabenorientierte Teams in Einzelfällen. Und schaffen so effektiver, als einzelne, summierte, Ameisen.

Der Unterschied zum Wasser ist offenbar: Auch der größte Ozean ist nicht mehr als die Summe seiner Tropfen Wasser und anderer Moleküle.
Der Tropfen ist klein, der Ozean groß = der einzige Unterschied.
Alles andere ist Klima - ein System, dass tatsächlich in der Summe Phänomene erzeugt, welche sehr komplex, aber nicht aus den Wirkungen der einzelnen Faktoren prinzipiell unberechenbar sind.

D
en Unterschied sehe ich im Verhalten der Springschwänze, die sich, wie Du vorhersagtest, sich rasch vermehren (was mich nicht weiter stört). Springschwänze haben ein Set Regeln nach denen sie sich verhalten.
Sie verhalten sich sozial, scheuen einander weg, suchen Partner, Nahrung, wasweißich. Aber die Leistungen einer Ansammlung an Springschwänzen scheinen mir immer erklärbar anhand des Sets Regeln des Einzelnen, ist die Summe dieser Leistungen.

A
meisen haben ein Set Regeln, dessen wichtigstes Gebot, m.E.n., heißt: Achte auf Deine Nächste und was sie tut.

I
ch glaube, sie haben den Trick entdeckt einander komplementär zu sein - die von mir angesprochenen Neigungen (H/W "Präferenzen)" werden sich ergonomisch in einem gesunden Volk ausbilden. Hier haben wir also ein Kollektiv, in dem, mit zunehmender Differenzierung, immer weniger alles können, aber viele fast alles irgendwie bewältigt bekommen.
Ich glaube, das erst ermöglicht das Ausbilden solch komplexer Gebilde, wie acht Meter tiefe, perfektionierte Lüftungssysteme integrierende, Nester zu bauen - eine einzelne Ameise würde eben nicht den Drang haben mehr zu tun, als ihrer Neigung entsprechend.
Du sagst, dass dies sehr effektiv geschieht und sich aus den Produkten der Einzelteile erklären läßt - das geht ja nur, wenn sie die Baupläne/Landkarten für das ganze, abrufbar, in sich tragen. Das glaube ich definitiv nicht.

Meiner Meinung nach tragen sie alle dasselbe "Grundgesetz", die Grundentscheidungsregeln, mit sich.
Diese Regeln werden aber entsprechend der "Präferenzen"/Neigungen angewendet
So wirst Du mit Sicherheit Arbeiterinnen finden, die wunderbar furagieren können, die sich aber beharrlich weigern auch nur eine Nadel in Richtung Nest zu tragen.

Allerdings vermögen die Kommunikationen vieler anderer Geschwister sie dann vielleicht doch zu bewegen, je nach Signalstärke, und dann schleppt sie halt ziemlich uneffektiv eine Nadel und braucht länger, verbraucht mehr Energie als die anderen, während alle Geneigten schon lange dabei sind die Nestbeschädigung zu beseitigen und sich im Akkord überbieten.
Eine Ameise mit der Mentalität eines Oberfeldwebels kann natürlich bewegt werden am Haus zu bauen, aber er braucht schon einen fetten Reiz, um seinen Posten zu verlassen.

U
nd das ist Dir wieder viel zu menschlich, das verstehe ich gut.

Allerdings frage ich mich eher, ob wir nicht viel weniger komplex sind, als uns unser wunderbar komplexes und kollektiv intelligentes Gehirn vorgaukelt.
Wir reagieren auf (fremdbestimmte) Reize in einem viel stärkeren Maße, als wir uns eingestehen wollen und wir sind der Masse so ausgeliefert, wie wir es ungerne wissen: Ausnahmen bestätigen die Regel.

Wir sind nichts anderes als Tiere, denen (und sich) das Gehirn beständig vorgaukelt es sei etwas Besonderes.
Wenn ich ein relativ zur Körpergröße "teures" Gehirn entwickeln würde, ich würde mir wohl auch eins bauen, das sich gut anfühlt.

A
ber weder das Gehirn einer Ameise, noch das eines Menschen, gibt einen einigermaßen realistischen Eindruck von der Wirklichkeit: Gehirne sind dazu gebaut Wahrnehmungen und deren Interpretation zu ermöglichen, die das Überleben des Einzelnen und damit der Spezies fördern.
Sie interpretieren Daten.

Im Gegensatz zu dem ameisischen Hirn, m.M.n., interpretieren wir aber die Daten eines weiteren Sinns: des Selbstsinns. Dieser Sinn, gemeinhin durch "Denken" ausgedrückt, erschafft sich eine ganz eigene Welt und den Bedarf sich diese zu erklären.
Der intuitivste Weg der Erkenntnis ist der Vergleich.

J
ede einzelne Ameise ist ein Vergleichsfähiges Wesen: Es vergleicht nach Neigung Reizschwelle mit Reiz, dementsprechend reagiert sie.

D
er Mensch muss den Vergleich meist erst denken, es sei denn er ist auf der Jagd, Flucht, im Krieg, Hungernd, in der Balz - da passiert dann auch vieles "instinktiv".
Er vergleicht, denkend, und erfindet dabei und erforscht damit und sucht und findet, dass er nicht findet - jeder Dialog ist ein Vergleich der Partner.
Kein Mensch meint dasselbe mit denselben Worten - Definitionen tun not.

D
u schreibst:
Ossein, Ameisen erziehen ihren Nachwuchs nicht und bringen ihm auch nichts bei! Sondern die jungen Imagines lernen alleine, wie sie sich zurechtfinden können und ihre Aufgaben bewältigen! Das ist eine individuelle Leistung, keine kollektive!
wo ich vorher geschrieben habe:
[size=100][size=100][size=100][size=100][size=134]Erziehung: Niemals habe ich gesagt, dass Ameisen ihre "Kinder" erziehen. Was ich gesagt habe, ist dass bei den Ameisen etwas ähnliches passiert wie bei uns. Sie erlernen den kolonietypischen Duft. Sie lernen wohl auch bestimmte Gesten zu interpretieren und lernen an bestimmten Aufgaben (es ist doch so, dass irgendwer belegt hat, dass Blattschneider mit der Zeit effektiver werden...).
[/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE][/SIZE]
HÄH? :fettgrins:

P
laton fragt: Welche Vorstellung hast Du von den Ameisen?

Und Du wirst sie beantworten müssen mit menschlichen Worten, die Wirklichkeit begrenzend!

D
u sagst, dass Ameisen keine vollständigen Individuen sind, sondern nur körperliche und geistige Teilstücke des Ganzen!
Ich sehe beim besten Willen den Unterschied zum menschlichen Individuum nicht. Nimmt man Dir die menschliche Gesellschaft verkürzt sich, schon rein statistisch, Deine Lebenserwartung, Du veränderst Deinen Charakter und Deine Wahrnehmung verändert sich, die Informationslage wird drastisch schlechter, die Gefahrenlage drastisch erhöht - Du überlebst, aber als ein anderer.

"Die Vereinigung der Bruchstücke." = Besser hätte das Konfuzius nicht ausdrücken können. Wir Menschen sind voneinander abhängig, dauernd. Ob wir das wissen wollen oder nicht.

Auch bin ich nicht von Deiner Vorraussetzung für Schwarmintelligenz überzeugt:
Individuen agieren als sich selbst koordinierendes Ganzes.
In allen mir bekannten Schilderungen und Untersuchungen von dem Verhalten von Menschen in großen Massen ist die absolute Selbstkoordinationsfähigkeit stark in Zweifel zu ziehen. Mir schwant, dass es in der Tat eine Art Massenbewußtsein im Einzelnen gibt, eine erhöhte Bereitschaft bestimmten Signalen zu entsprechen - und zwar auch gegen den erklärten Willen. Warum sollte das bei Fischen oder Vögeln nicht deutlich mehr der Fall sein? Massensignale lösen einen Automatikmodus aus.

Zumindest vorläufig sehe ich nicht, dass die Ameise ein dumpfer Apparat ist, der durch die Gegend dackelt, bis er einen Pheromonschock bekommt und handeln muss, sondern ein Wesen, dass auf kleinste und sehr unterschiedliche Reize sinnvoll zu antworten vermag, und zwar oft umso sinnvoller, je mehr mitziehen.

So, jetzt entschuldige ich mich für mein Philosophieren in forumsunspezifischer Überlänge - es wäre schön, wenn ich das (hier) weiterhin ungestraft tun könnte...

LG, Ossein.



Sahal
Halter
Offline
Beiträge: 1729
Registriert: 16. Februar 2006, 18:18
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#23 AW: Diskussion über kollektive Intelligenz

Beitrag von Sahal » 20. April 2011, 07:16

sawasdee krub

khun Ossein krub,
ich denke wir sprechen zwei unterschiedliche Sprachen.

Du hängst den glorifizierenden Thesen der 70er nach, siehst die Ameisenvölker als altruistischen Zusammenschluss zum Größeren Wohle an und die Individuen formieren sich als denkende Masse. Wunder der Natur bla blubb krabbeldie krub:)
In der Tat wurden in den 70ern einige glorifizierende Thesen aufgestellt und theoretische Mathematik soweit gedehnt und angepasst, so dass das Ergebnis endlich auf die Ameisen passte... oder besser: das die Ameisen endlich in die menschliche Denkstruktur passten und dies "mathematisch" bewiesen werden konnte!

Eine der Leistungen unseres Geistes ist die Qualzucht Tanzmaus!
Der japanischen Hausmaus ließ man einen Gendefekt angedeihen, der das Innenohr verkrüppelte und der Hausmaus Taubheit und fehlenden Gleichgewichtssinn bescherte. In der Folge kreiselt und taumelt die Maus durch ihren Käfig, sie "tanzt so lustig".
Sops, mit den glorifizierenden Augen der 70er sollte es wohl heißen, sie WILL tanzen und hat sich dazu entschieden, weil...tschingbumm!
Mit klaren Augen heißt es aber: sie kann nicht anders, da sie genetisch defekt ist bzw bestimmte Sequenzen nicht aktiviert wurden!

Augen offen? Die Bienen und die Blumen... ach verdammt, falsche Sparte :p
Wie schauts dann bei den Ameisen aus? Die zentrale Frage, die es bei Ameisen, oder besser bei zB Hymenoptera, Isoptera und Aphis, zu stellen gilt, muss doch lauten:
- sind Völker ein freiwilliger Zusammenschluss von Arbeiterinnen zum höheren Wohle der eigenen Gene unter Verzicht auf eigenen Nachwuchs? Halleluja!
- oder sind die reproduzierenden Kasten niederträchtige Sklavenhalter, die einen Teil ihrer Nachkommen derart genetisch reduzieren/manipulieren, das Verhalten, zB der Trieb zur solitären Lebensweise, und bestimmte Körperliche Merkmale gehemmt bzw gefördert werden!


Was hat das mit kollektiver Intelligenz zu tun?
Sehen wir die Ameisen als einen Zusammenschluss gleichentwickelter Tiere an, also unterschiedlicher Arten von vollwertigen Ameisen, die sich im Laufe der Ontogenese lediglich spezialisiert haben und nur durch kollektives Bewusstsein/kollektive Intelligenz Aufgaben stemmen können?

Oder sind es nicht vielmehr von der Gyne aufs wesentliche kondensierte Sklaven, die genau für ihren Zweck zusammengestückelt wurden, und getreu dem Motte "Zerstückeln" auch kompliziert anmutende Vorgänge nichts anderes als in Sequenzen zerlegte Einzelleistungen sind.


Die Frage also erneut: ist ein Ameisenvolk der Zusammenschluss von Individuen, und das Ergebnis mehr als die Summe der Teile?
Oder ist ein Volk nicht praktisch nur eine einzige Ameise, aufgeteilt auf mehrere Gruppen und tausende genetisch versklavter Teil-Individuen.



Achte auf Deine Nächste![...]Darin sind wir uns vielleicht einigermaßen einig!
Nö, eigentlich nicht, oder besser: das trifft es nicht :D
Die Kommunikation und Reizsteuerung ist eine Weitergabe von Reizen, nicht von Befehlen oder Vorgaben. Somit empfängt und sendet jedes Individuum Reize und entscheidet individuell, wie es mit diesen Reizen verfährt. Das muss auch keine Kommunikation zwischen 2 Arbeiterinnen sein, sondern auch Arbeiterin via Rest des Volks, oder Arbeiterin und Sonne oder Wind oder Feuchte oder Nest oder idiothetische Orientierung :)

Ich schrieb oben nicht, das ALLE Arbeiterinnen gleich sind, sondern nur innerhalb einer Gruppe rel. homogen.
Selbstredend ist eine Arbeiterin auch aus Alter und Erfahrung sowie Stimmung durch vorangegengene Reize definiert... aber hier ging es um die Frage, ob sie unterschiedlich Futter oder neue Nestplätze bewerten, nicht ob sie dem Reiz überhaupt folgen!

Solange aber die meisten in einer Kolonie dafür ein besseres Gespür haben[...]
Ossein: es ist kein Mehrheitsentscheid, sondern das Ergebnis einer Kette von Reizweitergaben!

Meiner Meinung nach gibt es keine einzelne Ameise, die das schaffen würde, was die Vielen schaffen, denn sie hat nur ein Reizschwellenprofil. Stärken und Schwächen beschränken dieses Individuum[...]
Prima, da sind wir uns doch in so weit einig, das keine Ameisen ein vollständiges Ganzes ist, sondern nur ein Teil dessen :D

Und Du erinnerst Dich an die Arbeit mit den "Zählenden Ameisen"?
Lebhaft :nono:
Nutze diese Arbeit besser nicht für Diskussionen!!
Es kann auch nicht darum gehen, ob 2 Ameisen effektiver sind als 1 Ameise... sondern um den Vorgang selbst! Was machen sie? Sie empfangen Reize, latschen zum Futter, nehmen es auf und latschen zurück zum Nest. Ja was ist daran kollektive Intelligenz???

[...]das geht ja nur, wenn sie [zB Atta, S.] die Baupläne/Landkarten für das ganze [Nest, S.], abrufbar, in sich tragen. Das glaube ich definitiv nicht[...]
Ok, dann kommst Du aber in Erklärungsnot, warum zB Spinnen immer grundlegend arttypische Nester bauen. Und wie können Millionen Atta-Völker zufällig immer die gleichen, arttypischen Nester bauen? Und wie kann es sein, dass sich eine winzige Arbeiterin nicht in einem Riesen-Nest verläuft, wenn sie nicht den grundlegenden Plan im Kopf hätte?

Wenn Du zB in einen Termitenhügel zwei Löcher an unterschedlich geformte Stellen kloppst, und die sofort reparierenden Arbeiterinnen austauscht :evil: werden sie nach kurzer Orientierung dort das Nest korrekt ausbessern! Dh egal wo im Nest sie sich befinden: sie kennen die Kontur!


Ich sehe beim besten Willen den Unterschied zum menschlichen Individuum nicht.
Naja, Du kannst Schreiben und Lesen :D
Oh, Du meinst... ja ok



Auch bin ich nicht von Deiner Vorraussetzung für Schwarmintelligenz überzeugt.
Wieso beziehst Du immer alles auf den Menschen?
Ich sage: der Apfel hat rote Backen, und Du sagst "Ne, hab ich nicht! Und 79% aller Menschen hat eher schlecht durchblutete Wangen" :braver:
Aber sei es, ein paar Stichworte: Gruppendynamik, Mob, letzte Love-Parade, Fußballstadien.
Alles Beispiele, in denen eine Horde Menschen plötzlich die Individualität und eigenes Denken aufgibt und der führerlosen Masse folgt, die sich selbst durch sich selbst koodiniert.
Es gibt einen ganzen Wissenschaftszweig, der sich nur mit diesem Thema und dessen Begegnung beschäftigt.

ABER: das hat absolut nichts mit dem Thema zu tun :D
Nicht zuletzt sind Ameisen und Menschen objektiv nicht zu vergleichen!
Und Hey, selbstverständlich ist ein Mensch alleine Lebensfähig... im Gegensatz zur Ameise!

Ossein, oder falls überhaupt noch jemand mitgelesen hat :fettgrins:
Betrachte die Dinge versuchsweise aus der von mir beschriebenen Sicht, nd baue ein Volk nicht aus Individuen auf, sondern aus beschnittenen, aufgabenorientierten Sklaven.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

Benutzeravatar
Ossein
Halter
Offline
Beiträge: 1605
Registriert: 11. September 2010, 23:32
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

#24 AW: Diskussion über kollektive Intelligenz

Beitrag von Ossein » 21. April 2011, 21:18

@ Sahal et al,

ich möchte hier nur kurz und prägnant zwei Sachen loswerden (hört, hört!):

Die einzige glorifizierende These der 70er, der ich mit Vergnügen verfallen bin, bin ich selbst.

Meine Gedanken sind auch beeinflußt von Douglas R. Hofstadter (oder hier), und die erste Publikation, die "Kollektive Intelligenz" im heutigen Sinne beschreibt ist, wenn ich nicht irre, die seine 1979. Eine kleine Sub-Quest meiner eigenen Suche, ist die Frage, ob er recht behält, wenn ich mir Ameisen genauer anschaue.

Ansonsten aber gibt es nur zu sagen, dass ich im Gedanken an einer Antwort werkel und noch ein wenig lernen muss, bevor ich sie schreibe.

LG, Ossein.



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Off-Topic“