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Die Ameisen und ich - eine spezielle Geschichte!

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Lewy

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#1 Die Ameisen und ich - eine spezielle Geschichte!

Beitrag von Lewy » 4. Juli 2023, 11:25

Ich habe wirklich lange drüber nachgedacht ob ich ich das erzählen soll, bin mir auch jetzt nicht wirklich sicher…
Ich hatte mein Leben lang Angst vor Ameisen, selbst als ich mir die Messoren gekauft hab war es mir völlig unmöglich, sie anzufassen. Erst vor etwa 3 Monaten hab ich es das erste mal fertig gebracht, meine Hand ins Terrarium zu halten und zu merken: hey, die können mir ja gar nix tun! In zwischen konnte ich diese Erfahrung auch draussen mit Serviformica wiederholen, da bin ich echt Stolz drauf!

Angst ist eigentlich das falsche Wort, ausgewachsene Phobie trifft eher zu!
Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen, muss da etwas über drei gewesen sein: beim Spielen im Wald bin ich in einen Ameisenhügel gefallen und kam alleine nicht mehr raus, bis mich mein Vater raus riss vergingen gefühlte Ewigkeiten! Er riss mir alle Kleider vom Leib und rannte zum nächsten Bach um mir darin, im eiskalten Wasser, die Ameisen ab zu waschen.
Von da an hatte ich riesen Angst vor Ameisen. Als ich dann mit ca 9 Jahren so nen saublöden 80er-Horrorfilm sah, in dem Wanderameisen Menschen jagen und töten (für mich schlimmer als alle Horrorfilme zusammen, die ich je sah!), da hatten die Ameisen mich zum Feind!
Ich wurde zum personifizierten Ameisentod!
Schreibe das jetzt nur sehr ungern aber ich hab 10, wenn nicht 100tausende getötet, auf die Methoden mag ich gar nicht eingehen…
Hab dann immer nur zu hören gekriegt „lass doch die armen Ameisen in Ruhe“,..
Erst mit 12 viel einem Lehrer, der ein echter Ameisenfreak war, mein Umgang mit diesen Tieren auf, der stellte dann eine entscheidende Frage: „WARUM tust du das?“
Ich glaube ich hatte nen kleinen Zusammenbruch als ich ihm von meinen Erfahrungen erzählte.
Er schenkte mir darauf ein Fachbuch über Ameisen für Kinder und eine Raubkopie vom PC-Spiel SimAnt (vom gleichen Hersteller wie SimCity, echt gut für die Zeit!).
So begann ich mich für Ameisen zu interessieren, auch wenn die Berührungsangst stehts blieb und ich sie in Natura nur sehr vorsichtig beobachten konnte, getötet habe ich dann jedenfalls keine mehr. :)
Vorletztes Jahr wurde ich dann auf die App „The Ants- Underground Kingdom“ aufmerksam, schon bald haben mir die elektronischen Ameisen nicht mehr gereicht, hab mich erkundigt, RG‘s besorgt und dann Gynen gefangen, alles lief gut und als die Winterpause kam hatte ich nicht die geringste Lust 5 Monate zu warten, also wurden die Messor orientalis bestellt.(Ich bin mir recht sicher dass die sprunghafte Zunahme an Ameisenhalter in den letzten beiden Jahren stark mit dieser App zu tun hat, man kann es nur in Clans spielen und kommt so fast zwangsläufig mit Halter in Kontakt, man wird regelrecht angefixt ;) )

Vor allem YouTube half mir sehr, die Angst vor Ameisen abzulegen, anfangs musste ich abends im Bett, wenn ich an die Videos dachte, nochmal aufstehen und Licht machen, mich vergewissern dass keine Ameisen im Bett sind, hab die dann am ganzen Körper zu spüren geglaubt.
Aber so konnte ich mich systematisch desensibilisieren, jetzt bin ich regelrecht vernarrt in die Tierchen, würde die Kolonie eingehen wäre ich sehr traurig!

Ich bin diesem Lehrer bis heute dankbar dass er mir diese Welt eröffnet hat!
Vielleicht sollten wir das alle öfter tun, statt den Kindern sagen was sie nicht tun sollen fragen warum sie es tun und darauf eingehen, damit lässt sich weit mehr erreichen, nicht nur bei Kindern…

(Aber als ich vor ner Woche im Wald eine recht grosse Camponotuskolonie in einem hohlen Baum fand kam ich dann doch nicht so nahe ran wie gewünscht, obwohl ich die Hosenbeine in den Socken hatte trafen zu viele Strassen zusammen, da kam ein sehr beklemmendes Gefühl auf und ich hab, etwas beschämt, den Rückzug angetreten)
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#2 Die Ameisen und ich - eine spezielle Geschichte!

Beitrag von AfroIV » 4. Juli 2023, 12:23

Danke für den Bericht! Leider gibt es ja viele Ameisenhasser, und wenn Ameisen die Wohnung befallen, kann man das sogar verstehen.
Doch Ameise ist nicht gleich Ameise: Unter den vielen Arten in Europa sind die wohl auffälligsten die Waldameisen mit ihren oft riesigen Hügeln. Sie sind in einigen Ländern Europas geschützt, u. a. in Deutschland, wo sich die Deutsche Ameisenschutzwarte um ihre Erhaltung bemüht.
Dein Bericht erinnert mich an Veranstaltungen der DASW, wo man auch Kindern bereits ein Verständnis für diese Tiere vermittelt hat. Im Forum der DASW ist noch ein Beitrag zu einer „Ameisenwanderung“ erhalten:
h-ttps://forum.ameisenschutzwarte.de/viewtopic.php?p=718 (Das "minus" zwischen h und t entfernen, dann wird der Link angezeigt :roll: ).
Um die Teilnehmer davor zu schützen, dass sie über und über von den Ameisen bekrabbelt werden, hat man sie angewiesen, Gummistiefel zu tragen, die zu Beginn mit Paraffinöl eingepinselt wurden.
Ein Tipp übrigens, wie man Ameisen auf der Kleidung loswerden kann, ohne die Tiere zu beschädigen: Nicht abwischen oder auf die Ameisen einschlagen, sondern nahe bei den Ameisen mit der Hand flach auf die Kleidung schlagen: Das drückt Luft aus der Kleidung, so dass die Tiere einfach fortgeschleudert werden. Funktioniert auch bei Camponotus!

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#3 Die Ameisen und ich - eine spezielle Geschichte!

Beitrag von Zitrus » 4. Juli 2023, 12:34

Danke, dass du das mit uns teilst. Ich habe mich, mehr oder weniger hobbymäßig, aber vor allem auch, da ich selbst an Manchem zu knabbern habe, mit Psychologie beschäftigt und deine Geschichte klingt für mich, als hättest du dein kindheitliches "Ameisen-Trauma" erfolgreich überwunden. Die Erfahrung, welche du am Ende schilderst, war wohl einfach zu viel des Guten. Solche Dinge verankern sich ziemlich tief im Verstand; vor allem, wenn sie in der frühen Kindheit geschehen und es kann eine Menge Zeit brauchen, bis keine solche Reaktion mehr ausgelöst wird. Wobei es zu einem gewissen Grad auch normal ist, sich etwas beklemmt zu fühlen, wenn man von hunderten Krabblern umgeben ist. Manche sind davon mehr betroffen, andere weniger.
Lewy hat geschrieben: ↑
4. Juli 2023, 11:25
Ich bin diesem Lehrer bis heute dankbar dass er mir diese Welt eröffnet hat!
Vielleicht sollten wir das alle öfter tun, statt den Kindern sagen was sie nicht tun sollen fragen warum sie es tun und darauf eingehen, damit lässt sich weit mehr erreichen, nicht nur bei Kindern…
100%. Oftmals sind Betroffene (vor allem Kinder) sich selbst nicht im klaren, warum sie sich in so einer Weise verhalten; nicht zuletzt, weil sie sich vielleicht gar nicht an das auslösende Ereignis erinnern können. Für dich ging es beim Dezimieren der Ameisen darum, deine körperliche und geistige Unversehrtheit sicherzustellen; du sahst in ihnen eine weit größere Gefahr, als die Menschen um dich herum, was auf entsprechendes Unverständnis stieß, bis jemand sich für den Grund hinter deinem Verhalten interessiert hat.
Lewy hat geschrieben: ↑
4. Juli 2023, 11:25
Als ich dann mit ca 9 Jahren so nen saublöden 80er-Horrorfilm sah, in dem Wanderameisen Menschen jagen und töten (für mich schlimmer als alle Horrorfilme zusammen, die ich je sah!), da hatten die Ameisen mich zum Feind!
Ich bin mir nicht sicher, ob es der selbe war, aber ich hatte auch auch so einen bescheuerten Film gesehen und war danach eine ganze Weile völlig verstört... :lol:

Dir Ameisen zuzulegen, sich um sie zu kümmern und zu sehen, dass sie im Großen und Ganzen friedliche und harmlose Tiere sind (naja, je nach Art :oops: ), ist so ziemlich das Beste, was du hättest tun können. Die Vorteile der Ameisenhaltung sind eben unermesslich. =)*201
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Bastian48
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#4 Die Ameisen und ich - eine spezielle Geschichte!

Beitrag von Bastian48 » 7. Juli 2023, 07:32

Guten Tag!

es freut mich zu hören, dass es Ihnen gelungen ist, Ihre Angst vor Ameisen zu überwinden und sich für sie zu interessieren. Es ist erstaunlich, wie sehr unsere Erfahrungen und unser Verständnis unsere Sicht auf bestimmte Dinge verändern können.
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Rapunzula

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#5 Die Ameisen und ich - eine spezielle Geschichte!

Beitrag von Rapunzula » 7. Juli 2023, 18:33

Hallo Levy,

du hattest also Myrmecophobie, da Du als Kind in einen Ameisenhügel "gefallen bist" weisst Du wie Du zu dieser Art von Phobie gekommen bist (viele wissen nicht wie sie zu einer Phobie gelangt sind).

Ich selbest habe auch eine Phobie (nicht eine Art von Phobie, sondern eine richtig dolle) ich habe Arachnophobie (Angst vor Spinnen), ich weiss fürher als Kleinkind haben mir Spinnen überhaupt nix gemacht, ganz im Gegenteil, ich habe diese Spinnen sogar gejagt und mit ihnen gespielt. Aber als ich ca. 5 oder 6-Jährig war hat mich mal eine ganz kleine Spinne gebissen (die Spinne war ca. 1.5mm gross) ich weiss noch genau wo ich stand als sie mich "gebissen" (eher gezwickt) hat. Es hat gezwickt - ich schaute runter auf meinen Arm - sah diese klitze-kleine Spinne, seit dem komme ich nicht mehr an Spinnen ran, unmöglich, seit dieser Zeit ist für mich nur eine Tote Spinne eine gute Spinne.

Komisch, Schlangen, Ameisen, Krokodile, Mäuse, Ratten machen mir gar nix, aber Spinnen geht gar nicht mehr.

Gruss Rapunzula
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#6 Die Ameisen und ich - eine spezielle Geschichte!

Beitrag von Lewy » 9. Juli 2023, 11:20

Rapunzula hat geschrieben: ↑
7. Juli 2023, 18:33

Ich selbest habe auch eine Phobie (nicht eine Art von Phobie, sondern eine richtig dolle) ich habe Arachnophobie (Angst vor Spinnen), ich weiss fürher als Kleinkind haben mir Spinnen überhaupt nix gemacht, ganz im Gegenteil, ich habe diese Spinnen sogar gejagt und mit ihnen gespielt. …, seit dem komme ich nicht mehr an Spinnen ran, unmöglich, seit dieser Zeit ist für mich nur eine Tote Spinne eine gute Spinne.

Komisch, Schlangen, Ameisen, Krokodile, Mäuse, Ratten machen mir gar nix, aber Spinnen geht gar nicht mehr.

Gruss Rapunzula
Hallo Rapunzula.
Geht mir sehr ähnlich, ausser den Jagd- und Springspinnen sind mir diese Tiere zutiefst suspekt und ich ertrage die Berührung auch nicht (gerade heute morgen bin ich beim Gassi gehen ganz plötzlich wie angewurzelt stehen geblieben, hab dann ganz vorsichtig das Spinnennetz vor mir weg gemacht, da sass ne fette Kreuzspinne drin). Aber sie dürfen bei mir leben, solange sie oben in den Zimmerecken bleiben oder die eine kleine, netzbauende Spinne bei den Ameisen :)
Bei den Messoren rein fassen geht übrigens nicht mehr, die Kolonie ist in den letzten 2 Monaten extrem gewachsen und grosse Majore sind überall, die machen mir dann doch Respekt! Aber sie sind wunderschön, auch ohne Lupe kann man sie prima beobachten =)*202
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Dank der da mag ich die Springspinnen mittlerweile aber anfassen geht gar nicht!
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katzenhai2
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#7 Die Ameisen und ich - eine spezielle Geschichte!

Beitrag von katzenhai2 » 17. Juli 2023, 18:23

Interessantes Thema. Ich erinnere mich, wie ich als kleiner Junge mit einem Taschenmesser bewaffnet einer kleinen Lasius niger-Kolonie den garaus gemacht habe. Habe im Nest rumgestochert, das in einem Blumenbeet war und versucht, jede Ameise die herauskam mit dem Messer zu durchschneiden. Das ging so lange, bis die Königin fluchtartig das Gelände verließ. Die habe ich mir auf ein großes Blatt geschnappt und hinters Haus getragen und dort freigelassen (habe ihnen ihre Königin "entführt"). Kann mich nur nicht mehr erinnern, wieso ich das eigentlich getan habe. Die roten Myrmica hatte ich gern, die habe ich in Ruhe gelassen, aber die schwarzen Lasius konnte ich nicht ausstehen.

Später als ich Erwachsen war lief mir auf dem Balkon eine Myrmica rubra entgegen, ohne Flügel. Damit sie sich nicht in dem Blumenbeet einnistet, habe ich sie schnell eingefangen und mich dann im Netz belesen, ob sowas wie eine Ameisenfarm damit möglich wäre. Habe früher als Kind ALF geschaut und der hatte auch mal so eine kleine Farm, wo er den einzelnen Ameisen Namen gegeben hat. Einmal in die Sonne gestellt und abends waren sie alle tot. Da war bei den "Tanners" aber was los. :mrgreen:

Die Kolonie hatte ich dann über drei Jahre, bis Geschlechtstiere kamen und die im Hausflur im Mietshaus ausgebüchst sind: Alle Wände voll! Habe aber jede Einzelne wieder einfangen können. Dann ist das Sand/Lehm-Gesmisch im Formicarium zusammengebrochen und tausende Opfer zu beklagen. Da habe ich sie dann an jemand anderen abgegeben.

Vor 3 Jahren saß dann am Fenster eine Lasis niger Gyne und da dachte ich: Jetzt ist mal wieder Zeit für eine Ameisenfarm. Diesmal doch die "verhassten" Schwarzen.
Den Hass habe ich inzwischen abgelegt. ;)

Zum Thema Spinnen fällt mir noch ein:
Ich konnte diese vielbeinigen Krabbler auch nie ausstehen, aber als ich einmal an einem Fenster eine Spinne bei der Jagd beobachtet habe, hat das in mir irgendwas ausgelöst, weshalb ich sie nun respektiere. Wenn sich Spinnen in meinem Arbeitszimmer ein Nest weben, dann lasse ich sie dort. Eine habe ich auch öfters mal mit Fliegen gefüttert, die ist dann am Ende aber wortwörtlich "geplatzt". Nach Recherchen im Netz hieß es, dass ich sie überfüttert hätte... :oops:
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#8 Die Ameisen und ich - eine spezielle Geschichte!

Beitrag von Lewy » 5. September 2023, 15:40

katzenhai2 hat geschrieben: ↑
17. Juli 2023, 18:23
.
. Habe früher als Kind ALF geschaut und der hatte auch mal so eine kleine Farm, wo er den einzelnen Ameisen Namen gegeben hat. Einmal in die Sonne gestellt und abends waren sie alle tot. Da war bei den "Tanners" aber was los. :mrgreen:


Vor 3 Jahren saß dann am Fenster eine Lasis niger Gyne und da dachte ich: Jetzt ist mal wieder Zeit für eine Ameisenfarm. Diesmal doch die "verhassten" Schwarzen.
Den Hass habe ich inzwischen abgelegt. ;)
Hallo!
Schön dass du deine Aversion gegen Ameisen auch ablegen konntest! Dass du die Myrmica rubra „verschont“ hast kann ich gut nachvollziehen, schliesslich können die stechen und wenn es Manica rubida sind tut das sogar richtig weh!
Die Alf-Folge hab ich auch gesehen, da hatte ich meine Phobie noch lange nicht überwunden aber ich hab sie auch nicht mehr getötet und begann mich für sie zu interessieren.
Kann mich noch an die Beerdigung erinnern, er hat doch jeder ein Kreuz gemacht :(
Der Gedanke Ameisen zu halten hat mich damals schon fasziniert aber nur bis ich das nächste mal vor nem Haufen wütender Ameisen stand und mir diese in meinem Zimmer vorstellte, da war ich noch lange nicht so weit! =)*204
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