Endlich kann ich mich mal aufraffen und ein paar Bilder von meinem großen Winterprojekt
zusammenzustellen. Nachdem mein Formicarium 2005 ja leider frühzeitig dem
Schimmel zum Opfer gefallen ist, habe ich begonnen mir Gedanken um das nächste
Becken zu machen.
Da ich mindestens genau so gerne Formicarien plane und baue wie ich Ameisen
beobachte, wollte ich mich mal richtig austoben. Ziel war es, ein innovatives Becken zu
entwickeln, verschiedene Materialien & Techniken ausprobieren, alles in die
Tonne zu hauen, wieder von vorn anzufangen und es besser zu machen!
Das Nest
Nach ca. 3 Monaten intensiver Planungsphase und einigen Prototypen hatte sich das
Konzept von einem (innenbeleuchteten) Gipsnest in Modulbauweise durchgesetzt.
*Bild ist leider verloren*
In jedes der ca. 8 x 8 x3 cm großen Module wird mittig ein 3,5 cm großes Loch gebohrt
(im Bild leider nicht zu sehen), in das ein passend geschnittenes Schwammstück
gesteckt wird. Die Bewässerung erfolgt von oben, das Wasser sickert durch. Der
Überschuss wird in einem kleinen, kiesgefüllten Becken unterhalb der Module aufgefangen.
Die Feuchtigkeit im Nest lässt sich durch Isolation einzelner Module (z.B. mit einer dünnen
Silikonschicht im Bewässerungsschacht) beeinflussen. Stellt man die Module nebeneinander
entstehen mehrere Bewässerungsschächte, mit denen sich ein Feuchtigkeitsgefälle oder
trockene Nestbereiche realisieren lassen.
[INDENT] Die Vorteile:
• der Koloniegröße anpassbar
• Feuchtigkeit in einzelnen Modulen regulierbar
• klein, passt in jeden Kühlschrank
• einzelne Module sind bei Schimmelbildung oder Gebrauchserscheinungen leicht
austauschbar. Einfach das betroffenen Modul vorsichtig zwischen den anderen
wegnehmen, direkt neben den Turm legen und nicht mehr bewässern. Die Ameisen
bekommen von dem Eingriff kaum etwas mit. Der bevorstehende „Auszug“
aus dem Modul hat eher den Charakter einer Umlagerung innerhalb vom Nest und
hält den Stress in Grenzen.
[/INDENT]
Ich habe einen Masterrohling fräsen lassen, den ich dann zur Herstellung einer
Gießform herangezogen habe..
Von der Herstellung der Gießform mal ganz abgesehen... die Module sind viel aufwendiger
zu fertigen als erwartet! Jedes Modul nimmt mehrere Stunden in Anspruch und
erfordert eine spezielle Giestechnik, damit keine Blasen, Kanten oder Hohlräume wie
auf dem Bild entstehen.
Ich habe die geplante Innenbeleuchtung vorerst aus technischen Gründen gestrichen!
Das wäre einfach zu viel des Guten gewesen...
ersten Gießversuche...
Die Arena
Die nächste größere Herausforderung war die Gestaltung der Arena. Da die
Beobachtungsmöglichkeit am Nest durch die dauerhaft angebrachte rote Folie
eingeschränkt ist, wollte ich mit der Arena einen kleinen Ausgleich schaffen. Durch
die gezielte Platzierung vonHindernissen konnte ich die Hauptverkehrsstrasse der
Ameisen ganz nah an die Frontscheibe legen, was ein Beobachtungen außerhalb
vom Nest sehr einfach macht!
Vorgesehen war ursprünglich eine Landschaft aus moosbewucherten Steinen,
die jedoch im Winter nur schlecht verfügbar sind. Ich werde diesen Sommer auf jeden Fall
die Augen aufhalten und mir vorsorglich die schönsten Steine am Platz sichern.
Die alternative gebaute künstliche Wand aus Bauschaum und Modelliergips bietet dafür
die Möglichkeiten der freien Gestaltung und sorgt auch noch für ordentlich Bastelspaß.
Da ich nicht die ganze Bauphase dokumentiert habe zeige ich hier einfach mal ein paar
ausgewählte Bilder. Leider ist die Arena hier nicht voll bepflanzt. Mittlerweile sind
die echten Pflanzen raus, denn die Meisen leben natürlich lieber im Seramis als in dem
Gipsnest..... hmmmpf....
Bis zur Fertigstellung der ersten realen Nestmodule sorgte ein Dummy für den nötigen
Größenvergleich.
Die Bewohner
Nach viel tüfteln und fluchen waren dann irgendwann 4 zufriedenstellende
Module fertig. Pünktlich zum Saisonbeginn wurde die ganze dann Arbeit belohnt.
Eine Kolonie Myrmica
Resümee
Im Moment sieht es so aus.... leider sind die Pflanzen nur aus Plastik....
In den 9 Monaten Bauzeit habe ich sehr viel experimentiert. Es sind über 50 CAD-Modelle
entstanden, ich habe 5 Felswände gebaut und über 20 Module gegossen, viele
Sorten Gips getestet und letztendlich über auch über 10 kg davon verbraucht. Sogar
der richtige Schwamm für den Bewässerungsschacht wurde nach ausgiebigen Tests
sorgsam ausgewählt. Mit dem gesamten Materialaufwand hätte man sicherlich
4 oder 5 Formicarien bauen können.
Trotzdem gab und gibt es immer noch Mängel und bin noch lange nicht zufrieden.
Im nächsten Winter werd ich mich wohl wieder an die Arbeit begeben um die Erkenntnisse
der letzten Monate zu verbauen.
Dann aber mit mehr Natur...!
Hier kann diskutiert werden: Diskussion zu "Toblin 's Formicarium '06"