Kolonie, Haltungsaufbau und Zielsetzung
Hallo zusammen, vor gut einer Woche habe eine kleine Kolonie Myrmica rubra (4
Als Nest dient ein (großer) Yton mit verschieden tiefer Wasserkammer. Um den typischen Anfängerfehler eines zu großen Nestes zu vermeiden (nachdem ich ihn bei meiner Lasius niger Gründungskolonie begangen habe ), habe ich nur zwei Kammern am Anfang zugänglich gelassen und die abzweigenden Gänge mit Sand blockiert, so daß die Ameisen später bei Bedarf selber erweitern können.
Der Yton ist mit einer Arena verbunden (L=10 cm), diese wiederum mit einer Insel (L= 1,2m; Höhendifferenz ca. 30 cm nach oben) . Der Schlauch zwischen Arena und Insel hat in der Mitte ein T-Stück, so daß ich ggf. beliebig erweitern kann, ohne den jetzigen Aufbau verändern zu müssen (plane z.B ein Rasenstück in einer Insel - mal schauen, wie sich das realisieren läßt....)
Das Frischwasser erhalten die Ameisen mittels einer kleinen Vogeltränke (mit Watte sollen sie vor dem Ersaufen geschützt werden). Das Futter wird auf kleinen Uhrmachergläsern und Kronkorken angeboten.
Die geplante Größe von 2.000 Tieren soll nach vier oder fünf Saisonen erreicht sein und ab dann möglichst konstant gehalten werden.
ergänzender Exkurs:
Die Erfahrungen, die ich bei der Anschaffung mit den verschiedenen Internet-Shops gemacht habe, sind es eigentlich wert, in einem gesonderten Post ausführlich veröffentlicht zu werden - in welches Unterforum gehört das denn dann? (bitte kurze PN an mich, der Bericht folgt dann bald...- falls erwünscht oder sinnvoll, kann ich den aber auch hier per "edit"-Funktion noch später einfügen...) Ich glaube, daß diese Erfahrungen auch anderen Einsteigern helfen können - es gibt z.B. jemanden, der mir partout und immer wieder Polyrhachis dives verkaufen wollte (die ich Depp garantiert auch sofort gekauft hätte, wären da nicht zuvor die zahlreichen Postings in diesem Forum eine interessante Lektüre gewesen; all denen, die sich die Mühe gemacht haben und immer wieder neu machen, auf die Probleme mit den Exoten gerade bei Anfängern hinzuweisen, gilt mein Dank!! Ohne Euch hätte ich wahrscheinlich mein Haus in zwei Jahren abreißen lassen können...)
Summarischer Bericht der ersten Woche
Der folgende Bericht gibt rückschauend nur wesentliche Beobachtungen oder Auffälligkeiten (eines Anfängers) wieder:
1. Tag
Ich hatte die Reagenzgläser, in denen die Ameisen geliefert worden waren, noch keine zwei Stunden in die Arena gelegt, da wurde das Ytonnest auch schon bezogen. Eine sehr widerspenstige
Davon war ich wirklich überrascht, denn meine Lasius niger Kolonie hat Ewigkeiten für den Umzug gebraucht...
Auch bei meinen Ameisen trat das in diesem Forum schon oft beschriebene Phänomen auf, daß eine
Ich deute dies so: da für die Ameisen eh gerade Nestschau ist, würde die eine oder andere
Auffällig: Die
Das Frischwasser war stets stark frequentiert. Das angebotene Heimchen sowie die zwei Mehlwurm-
2. Tag
Die
Die Ameisen hatten bis zum Ende des Tages sämtliche Sandbarrieren abgetragen und streunten ab dann vereinzelt durch den ganzen Yton.
Damit stehen ihnen nun neun Kammern und viele verschachtelte Gänge zur Verfügung.
Angebotene Proteine in Form von Mehlwurm-
Stattdessen wieder nur Wasseraufnahme an der Vogeltränke - obwohl der Yton stets angefeuchtet ist. Die feuchteren (weil tiefer in den Yton eingelassenen) Kammern sind nun aber interessanterweise weniger stark frequentiert:confused:
3. Tag
Verdünnter Honig wird ebenfalls nur kurz von einer Ameise probiert, dann links liegen gelassen. Endlich gehen einzelne Arbeiterinnen an überbrühte und aufgeschnittene Mehlis.
Drei
Von den neun Kammern werden nur drei sowie deren jeweiligen Gänge genutzt.
4. Tag bis 6. Tag
Entgegen allen Ratschlägen hier im Forum habe ich mich dazu entschieden, auf der Insel ein großes Gefäß mit Zuckerwasser aufzustellen: ein Riesenansturm ist die Folge. Dies ist insbesondere deshalb auffällig, weil die Ameisen je einen Kronkorken mit purem Honig bzw. Honigwasser direkt am Nesteingang immer noch verschmähen, für das Zuckerwasser aber beachtliche Mengen an Weg zurücklegen.
(Hier hätte ich gerne den einen oder anderen Tipp per PN pder im Diskussionsthread, da ich eigentlich ja kein Zuckerwasser anbieten möchte, die Ameisen aber die Honigkombinationen auch nach mehreren Tagen immer noch verschmähen...Wie bekommen sie eigentlich ihre Kohlenhdrate in der Natur??)
Gerne genommen wurden hingegen an zwei Tagen normale Stubenfliegen, die sich gerade ins Haus verirrt hatten.
7. Tag
Auf der Insel wurden zwei tote Ameisen entsorgt. Das Zuckerwasser wurde entfernt, dennoch finden sich auf der Insel mehr Arbeiterinnen als in der Arena: stets sind zwei bis sechs Arbeiterinnen in der Arena und stöbern (und zerlegen dabei eine kleine angebotene Spinne sowie die eine Hälfte einer mittelgroßen Zweifleckgrille, während sie die Pinkie-
8. Tag
Die
Habe nach weiteren Toten Ausschau gehalten, aber keine gefunden - dafür nun endlich ein weiß-glänzendes Eipaket gesichtet. Eine Arbeiterin hat das Paket in der
Die Protein-Aufnahme leidet nach wie vor unter einer gewissen Pingeligkeit der Ameisen, das gilt noch mehr für das Honigwasser - es wird einfach nicht angenommen.
9. Tag - HEUTE (15.4.2007)
Heute wieder Zuckerwasser angeboten (mit ein bißchen Honig versetzt wegen dessen Vitamine) - und wieder Massenauflauf auf der Insel evoziert. Man könnte meinen, die Ameisen üben sich in "flash mob"-Aktionen.
Da ich die Insel westlich arrangiert habe, gilt also auch hier: Im Westen nichts neues. Der dort befindliche halbe Mehlwurm wurde nicht angenommen
Keine weiteren Verluste zu verzeichnen, dafür ein gewachsenes Eipaket. Gut angenommen wurden in der Arena eine kleine Spinne und eine Fliege (beide überbrüht). Der Müllplatz ist angewachsen (Spinnenbein- und Fliegenteile).
vorläufiges Fazit
Der Umzugsstreß wurde offenbar gut bewältigt; ob die Verluste mit dem Umzug in Verbindung stehen oder mit etwaigen Fehlern meinerseits kann ich derzeit noch nicht abschätzen. Werde die Augen aber offenhalten.
Sorge bereitet mir Tatsache, daß meine Myrmica rubra so gar kein Interesse an Honig haben - ich würde nur ungern bei Zuckerwasser bleiben.
Auch was die Proteinversorgung angeht mache ich mir Kopfzerbrechen:
Wirklich gut kommen nur Fliegen an, dann höchstens noch Spinnen oder Asseln.
Bei Mehlwürmern machen sie schon lange
Werde demnnächst wohl noch Steppengrillen und (vielleicht) Flockenfischfutter anbieten. Irgend etwas muß doch noch auf den Speisezettel, wenn ein bißchen abwechslungsreich gefüttert werden soll...
Allerdings plane ich für morgen einen generellen Fastentag - jetzt, wo ich diesen Bericht zusammengefaßt habe, dämmert mir retrospektiv, daß sie wohl bei der Menge einfach keinen Hunger haben, selbst wenn der soziale Magen 120-130 Imagines zählt....
Noch etwas: Kann es sein, daß die Myrmica rubra keine Duftspur legt? Mir scheint es so, daß die Arbeiterinnen den Weg zu demselben Ziel nur finden, wenn es a.) ihnen schon zuvor bekannt ist b.) sie zufällig darauf stoßen.
Vielleicht weiß ja hier jemand mehr?
Bald gehts weiter, ein ähnlicher Bericht für Lasius niger folgt in Kürze,
Euer Talleyrand
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