Milben bei verpuppten Insekten

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Toblin
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#1 Milben bei verpuppten Insekten

Beitrag von Toblin » 29. Januar 2008, 18:10

Hallo Zusammen,

speziell bei gekauften Futtertieren besteht immer die Gefahr, dass diese Milben mit sich tragen. Was passiert wenn sich infizierten Larven verpuppen? Ich gehe davon aus, dass die Milben mit eingesponnen werden und im Kokon weiterleben. Was ist nun, wenn es an’s verfĂŒttern geht? Wirkt ein kurzes(!) ĂŒberbrĂŒhen noch? ÜberbrĂŒhen bedeutet fĂŒr mich ein abtöten der oberflĂ€chlichen Parasiten, doch sind die Milben im Kokon vom direkten Kontakt mit heißem Wasser isoliert. Falls die Hitze doch so tief wirkt, wo liegt dann die Grenze zwischen ĂŒberbrĂŒhen und abkochen und wie treffe ich sie? Gut, die Frage ist fast schon philosophisch und eine Puppenhaut ist nicht aus Asbest, trotzdem hoffe ich auf ein paar erleuchtende Antworten ;).


Gruß
Tobi :spin2:

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nethead
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#2 AW: Milben bei verpuppten Insekten

Beitrag von nethead » 29. Januar 2008, 19:09

Hallo Toblin,

hab mich auch schon des öfteren gefragt ob die Parasiten in dem Kokon verbleiben und bin schon vor lĂ€ngerer Zeit auf folgendes gestoßen:

[color=Black]"Das Puppenstadium ist eine Art Ruhepause. WĂ€hrend dieser Phase findet ein kompletter Umbau, sowohl innerer als auch Ă€ußerer Merkmale statt (VerĂ€nderung von Anatomie und Körperbau). In der Tönnchenpuppe wird der gesamte Körper der Larve aufgelöst, dieser Vorgang wird auch als Hystolyse bezeichnet. Es ist lediglich nur noch ein Brei in den Puppen zu finden. Anschließend beginnt eine komplette Neubildung der spĂ€teren Fliege (Histogenese). Zu Beginn dieser Entstehung ist in der Puppe nur noch ein scheibenförmiger Haufen embryonaler Zellen vorhanden (jedoch nur in einem bestimmten Bereich des Tönnchens). Diese Imaginalscheiben

(ca.1000 StĂŒck) sind die Grundlage fĂŒr die neuen Organe der Imago. Diese Zellen mĂŒssen erst determinieren, damit die Ausbildung von Genitalorganen, Gliedmaßen, Kopforganen, Rumpf und anderen Körperteilen beginnen kann. WĂ€hrend dieser Phase kommt es zu keiner Nahrungsaufnahme, jedoch ist aus der Forschung bekannt, dass kleine, unscheinbare Bewegungen festzustellen sind. Nach ca. 8 -10 Tagen schlĂŒpft letztendlich die fertige Fliege, nachdem sie die PuppenhĂŒlle am Hinterleib aufgebrochen hat."


Auch meine ich mich erinnern zu können, daß in der Puppe Substanzen erzeugt werden die antibakteriell sind und Parasiten abtöten. Deshalb nahm ich bis jetzt an, daß die Imagine parasitenfrei sein mĂŒĂŸten, wenn sie sich nicht in der Umgebung (ZuchtbehĂ€lter, Nahrung, ...) wieder irgendwas holen.

Allerdings könnten die Milben theoretisch auch auf der Puppe sitzen...


Ähem ich hoffe das kommt deiner Frage zumindest etwas nahe :)
Nur soviel noch, ich denke, daß das kleine Volumen und die dĂŒnne PuppenhĂŒlle nicht sehr isolierend wirken sollte und ein "kurzes" AbbrĂŒhen (viell. 5s) alles abtöten sollte, falls da doch was drinne ist.

MfG nethead

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Toblin
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#3 AW: Milben bei verpuppten Insekten

Beitrag von Toblin » 11. Februar 2008, 20:19

Hi nethead,

ich wollte mich noch fĂŒr die prima Antwort bedanken. Auf so eine Antwort hatte ich gehofft. Ich wusste bisher nicht was in einer Puppe so vor sich geht, aber mit einer Auflösung bishin zum Brei hĂ€tte ich nicht gerechnet.

Sehr interessant!

Weiter Stimmen sind natĂŒrlich gerne gesehn :spin2:!

Gruß
Tobi


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Sahal
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#4 AW: Milben bei verpuppten Insekten

Beitrag von Sahal » 12. Februar 2008, 07:04

Hola,

nur zwei Dinge angemerkt:
- selbst wenn die Puppe durch Verdauungs- oder sonstige VorgÀnge die im Inneren des Tönnchens lebenden Parasiten zuverlÀssig abtöten/auflösen/verzehren, so bleiben doch die Parasiten auf dem Tönnchen sowie im umgebenden Substrat quicklebendig.
Eine frisch geschluepfte Imago ist also kein Garant fuer Parasitenfreiheit.


- bei z.B. Ameisen verlÀuft die Metamorphose etwas anders, die Puppen "lösen" sich nicht zu einem "Zellbrei" auf, sondern bleiben in ihrer "festen" Form bestehen.
Ueberfluessige Organe werden zuruckgebildet, die Imaginalscheiben wachsen aber zeitgleich in ihre zukuenftige Form.

BRIAN hat diesen Vorgang fuer Myrmica rubra sehr detailiert beschrieben.
Bereits in der PrÀpuppe zieht sich z.B. das Larvengehirn in den larvalen Thorax zurueck und die zukuenftige Kopfkapsel wÀchst drum herum. Die Antennen wachsen dagegen in die larvale Kopfkapsel hinein. Sobald die PrÀpuppe ihre larvale Haut abstreift, sind bereits alle ExtremitÀten vorhanden.
Eine komplette Auflösung findet hier also nicht statt, vielmehr laufen die Ab- und AufbauvorgÀnge parallel ab.

Teilweise scheint der Erhalt z.B. des larvalen Gehirns auch sinnvoll fuer einige Ameisen! So gibt es Hinweise darauf, dass bestimmte Verhalten der Imago bereits im Larvenstadium erlernt werden (können).
In einem Versuch wurde gezeigt, dass die Geschlechtstiere einer sklavenhaltenden Art auf eine völlig untypische Sklavenart geprÀgt werden können, wenn sie nur als Larve von eben dieser untypischen Sklavenart aufgezogen und als Puppe wieder in ein typisches Sklavenvolk verbracht wurden. Das zeigt recht deutlich, dass die PrÀgung als Larve erfolgte.

Interessant nebenbei: bei einigen Arten, so auch Lasius niger, konnte gezeigt werden, dass alle Larven des 1. und 2. Stadiums Anlagen fuer Fluegel besitzen, die dann im Laufe des Wachstums wieder zurueckgebildet werden.
Selbst bei PygmÀen konnten diese Anlagen gezeigt werden.



Auch sind bei den Puppen der Ameisen Parasiten durchaus in der Lage, die Puppen anzugreifen oder die Puppenruhe zu ueberdauern.
So kann ein netter Befall dazu fuehren, das die Puppen wÀhrend der Ruhe vollstÀndig ausgehöhlt oder schwer geschÀdigt werden.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlÀgt!

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